Severin Safari Camp. Tsavo West NP, 20. Januar 2015
Nach dem Frühstück fangen Harrison und ich an, einige Dinge ins Auto zu packen, denn morgen werde ich ja diesen Ort endgültig verlassen.
Meine gefiederten Freunde warten wie immer auf ein paar Brotkrümel.
Dem TCS melde ich, dass ich morgen nach Arusah fahren werde um dann so bald wie möglich nach Nairobi weiter zu fliegen. Die Antwort kommt postwendend. Man teilt mir mit, diesen Entschluss sehr zu begrüssen und ich solle wegen der Rückerstattung der Unkosten alle Quittungen aufbewahren.
Sobald ich in Nairobi eingetroffen sei, und der Patient von den Ärzten für „flugfähig“ befunden werde, würde man für uns beide den Rückführung in die Schweiz organisieren
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In der Zwischenzeit telefoniert Jürgen mit dem Chef-Ranger in Mtito Andei um ihm mitzuteilen, dass ich morgen den Park über das Maktau Gate verlassen werde. Um mir die Fahrerei zum ca. 50 km entfernten Hauptgate zu ersparen, übernimmt Jürgen das für mich und bezahlt dort die restlichen Tage Parkeintritt und kriegt eine Quittung dafür, die ich dann bei der Ausreise am Maktau-Gate vorweisen muss, wobei mir ein Tag, sowie die Fahrzeuggebühren von dem netten Ranger geschenkt werden
Es ist schon unglaublich, wie hilfsbereit und freundlich all diese Leute sind.
Heute haben wir hier grosse Mühe mit dem Internet und Telefonempfang. Dabei muss ich noch so vieles erledigen. Mit dem TCS korrespondieren, unsere Gastgeber in Arusha wegen eines Zimmers anfragen, Dr. Hooker mein Kommen ankündigen usw. Andauernd fahre ich zur Werkstatt, dann versuch ich‘s wieder im Küchenschrank oder per Email, aber nur nach vielen Versuchen krieg ich jeweils Verbindungen zustande, was sehr nervt
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Am Nachmittag kehrt Manja, die für ein paar Tage mit einer fahrbaren Klinik unterwegs war, ins Camp zurück. Wir ziehen uns in eine stille Ecke zurück und erzählen und erzählen….. Manja bietet mir an, für mich möglichst in der Nähe des Aga Khan Hospitals in Nairobi eine Unterkunft zu organisieren und einen Fahrer an den Flughafen zu schicken, der mich zur Unterkunft bringt. Sobald ich wisse, wann ich in Nairobi ankomme, werde sie alles in die Wege leiten. Ich bin einfach sprachlos über diese Hilfsbereitschaft.
Wie kann ich das je wieder gut machen?
Nach einigen vergeblichen Fahrten zur Werkstatt, kann ich irgendwann zwischen der Gitterwand und dem alten Landcruiser doch noch Toni telefonisch erreichen.
Ich brenne nämlich darauf ihm mitzuteilen, dass ich morgen nach Arusha fahren werde
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Seine Freude ist unbeschreiblich und meine natürlich auch.
Obwohl er‘s mir nicht so richtig zeigen möchte, merke ich doch sehr gut, dass er sich wegen dieser Fahrt ziemliche Sorgen macht. Wir wissen aber beide, dass das der einfachste und beste Weg ist, unser Fahrzeug nach Tansania zu bringen. Es war nämlich auch noch die Rede davon, dass ich nach Nairobi geflogen werden könnte und dann ein Fahrer unser Auto nach Arusha bringt, aber diese Variante kommt für mich überhaupt nicht in Frage.
Diesen Wagen fährt entweder Toni oder ich und sonst niemand.
Wie angeboten, in der Lodge stehen lassen geht auch nicht, da er ja laut Gesetz nur höchstens drei Monate in Kenia verbleiben darf, und man weiss ja, wie rasch drei Monate verstreichen
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Egal, ich schaffe das, bald werden wir wieder vereint sein. Ich kann es kaum erwarten.
Am Abend kommt dann noch die Meldung aus Arusha rein, dass man mir für morgen eine gute Fahrt wünsche und das Zimmer für mich bereit sei.
Paul, mein Copilot und Weggefährte ist auch schon eingetroffen. Eigentlich läuft alles wie am Schnürchen.
Als ich beim Kellner nur was Kleines zum Abendessen bestelle, verdreht dieser wieder die Augen
und schüttelt den Kopf. Ich kann einfach kaum was runter würgen. Langsam schlottern mir meine Kleider am Leib, die Hose kann ich runterziehen, ohne sie zu öffnen
. Ich falle bald aus dem Leim
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Manja hat in der Zwischenzeit eine Pension ganz in der Nähe des Aga Khan Hospitals ausfindig gemacht und bereits angefragt, ob für mich ein Zimmer frei wäre. Man wird mir eines reservieren, ich muss nur noch melden, wann ich eintreffe. Auch ein Fahrer, der mich vom Flughafen Nairobi zur Unterkunft bringen wird, ist bereits kontaktiert worden und wartet darauf, dass er mich abholen kann. Diese Leute machen mich einfach sprachlos. Ich kann gar nicht in Worte fassen, welches Glück ich habe, ihnen begegnet zu sein.
Nach dem Abendessen sitze ich auf meiner Veranda am Internet und lese wieder über dieses Guillain-Barré-Syndrom. Ich sollte das eigentlich nicht mehr tun, denn es trägt dazu bei, dass ich mir wieder den Kopf zermartere. Wird mein Mann je wieder gehen können? Wird er einen bleibenden Schaden davon tragen? Was ist, wenn plötzlich die Atmung aussetzt, was ja bei diesem Syndrom hin und wieder vorkommt, und er einen Luftröhrenschnitt benötigt? Müssen wir wegen der vielen Treppen unser Haus verkaufen und in eine rollstuhlgängige Wohnung ziehen? Ich durchforste das Netz nach Foren und Berichten von Betroffenen, aber je länge ich lese, desto mieser fühle ich mich
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Fortsetzung folgt..................