Matthias fragte:„Wie viel Bearbeitung ist für euch okay? ... Reicht euch die Smartphone- Kamera oder die Miniknipse oder schleppt ihr (wie ich) ne größere Ausrüstung mit rum?“
Es ist nicht so einfach, der Umgang mit einem derart komplexen Thema: Wir benutzen ja noch nicht einmal alle die gleichen Termini und wir haben alle einen anderen Hintergrund.
Was z.B. bedeutet Bearbeitung?
Bearbeitung von was? Wo fängt "viel" an?
Ist das „Original“ ein RAW, muss es erst entwickelt werden. Der eine betrachtet es als Nachbearbeitung, der nächste kennt nur den Namen, aber nicht die Eigenschaften der einzelnen Formate.
Ein „entwickeltes“ RAW kann man als jpg abspeichern – und schon ist man bei der gleichen Situation desjenigen, der mit einer Hersteller-Voreinstellung jpg-Bilder macht.
Ist das „Original“ ein jpg, kommt es ja schon bearbeitet aus der Kamera.
Ein nicht bearbeitetes Bild?
Beides sind bearbeitete Bilder!
Jeder könnte ja auch in seiner Kamera die Hersteller-Einstellung individuell ändern – sogar für jedes Bild... Welch ein Aufwand! Fotografiert man RAW kann man das hinterher gemütlich am Computer machen.
Maputo schrieb: „Ein gutes Landschaftsbild zum Beispiel lebt hauptsächlich von der Stimmung und gut komponiertem Bildaufbau. Viele Bilder hier in diesem Forum sind zwar technisch 100% perfekt bearbeitet, wirken aber trotzdem oft beliebig und langweilig,...“
Vielleicht liegt genau in diesem Bereich das Dilemma.
Denn eines hat sich nie verändert: Das handwerkliche Können und der kreative Blick steht immer noch hinter der Kamera, - und man kann mit den besten Programmen am Bild arbeiten: Aus einem schlechten Bild lässt sich kein gutes Bild machen. Da hilft dann auch die Nachbearbeitung nicht.
Und ein gutes Bild ist nicht das perfekte Bild sondern das Bild, das Stimmungen und Gefühle transportiert, Informationen transportiert, Situationen festhält, Spaß bringt... Jedes Bild hat seine Aufgabe/Bestimmung und ist diese erfüllt, dann ist es ein gutes Bild!
Vielleicht beruhigt es manchen Amateur, dass auch Profis nicht nur gute Bilder machen.
Zur Ausrüstung: Das sehr umfangreiches Equipment ist natürlich vom Beruf beeinflusst, aber auch wir specken im Laufe der Jahre deutlich ab, - aber halbherzig... ist halt nicht so einfach aus seiner Haut zu schlüpfen... - man hat ja seinen Traumberuf auch nicht grad zufällig gelernt.
Gruß lilytrotter
Nachsatz:
Maputo schrieb:„ ...Diafilm. Das war ehrliche Fotografie. Das Motiv mit den Himbas ist mit Kodachrome 200 fotografiert. Und ein Dia war ein Dia und Diskussionen über zu viel oder zuwenig Bildbearbeitung haben sich erübrigt...Die Fotografie ist mit RAW nicht besser geworden, nur halt "perfekter"
Ja,
aber...
den Charakter des Bildes in Farbwiedergabe und Kontrast beeinflusste man durch die Wahl des Filmes.
Und kein Dia-Film war in der Lage die Kontraste so zu verarbeiten, wie die modernen Sensoren, - von so was hat man früher immer geträumt. Belichtungsfehler durfte man sich nicht erlauben!
RAW „verzeiht“ fast jeden Fehler!
jpg nicht.
das ist durchaus ein Fortschritt...
aber auch deutlich mehr Arbeit zuhause...
...o.k. wenn ich dem Ele den Kopf abschneide, kann ich das natürlich nicht mal eben ausgleichen...