THEMA: Foto-Philosophie
24 Feb 2017 22:58 #465528
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  • BerndW am 24 Feb 2017 22:58
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Die Freude am Wildlife photografieren ist das Gesamtpaket. Sicher ist die Schlepperei von ca. 20 kg Fotoequipment von lichtstarken Telelinsen, Weitwinkeln, Kamerabodies, Ladegeräten, Akkus, Speichertanks, großem Dreibein, Einbein und Autoscheibenstativ mehr eine Plagerei als eine Freude. Auch ist eine Ausbeute von ca. 10-15 tollen Photos nach drei Wochen Botswana nicht gerade hoch aber es reicht für einen Kalender, der die Vorfreude auf die nächste Reise hochhält. Genauso spannend ist es auf eigene Faust, mit viel Zeit für Beobachtungen auf Fotofang zu gehen. Wanderwege der Tiere zu finden, Spuren zu lesen, Tiergeräusche zu lernen und sich für die Morgen- und Abendstunden einen perfekten Stellplatz mit oder gegen die Sonne zu suchen und dann das Wildhundrudel zu finden, dass zur morgenlichen Jagd aufbricht oder die Welpen aus dem Bau lässt. Wer einmal Leoparden mit seiner Beute in Baum entdeckt und keine 100 Meter weiter Löwen gesichtet hat, der hofft das der Leo seine Beute weiter wegbringen möchte, sich dann einen Stellplatz uu suchen, den der Leo wohl passieren könnte, den Hintergrund frei von Gebüsch wählen und dann zwei Stunden in der Hitze an der Stelle warten für den einen perfekten Schuss um genau den zu bekommen, der weiß wovon ich spreche.
Wenn man Impalas in der Nähe des Campgrounds aufgeregt schnaufen hört, sich mit dem Stativ am Flussufer postiert und dann plötzlich ein Leo vorbeischleicht, man sich gegenseitig wahr nimmt, für einige Minuten in die Augen schaut, nur getrennt durch ein paar Meter Wasser, beide wie eingefroren verharren und sich bis auf die Schwanzspitze des Leos nichts bewegt, nur die Kamera rattert von Zeit zu Zeit, dann das Stativ über den Kopf heben um sich groß zu machen und der Leo trottet dann beeindruckt von der zu großen Beute zügig ins Unterholz, dann bereut man es nicht 20 kg geschleppt zu haben und viele verrauschte Fotos dieser Begegnung immer wieder anzuschauen.
Einen eher unspektakulären Nimmersatt im Wasser zu sehen und zu denken, in einer halben Stunde, wenn die Sonne tief steht könnte das sensationell aussehen, das Wildhundrudel hinter uns wird auf Mal nebensächlich, dann gibt vielleicht schon ein Kalenderblatt.






Meine Tipp: lichtstarke Linsen, min. zwei Kameras, nur RAW, meist -1/3 unterbelichten (aufhellen kann man später und man hat keine ausgerissenen Lichter). Den Tieren auf den Bildern Platz lassen, mit dem Ausschnitt später arbeiten, nicht immer voll draufhalten, die Umgebung gehört dazu. Freistellen durch Lichtstärke und möglichst wenig Bearbeitung, mit (z.B.) Lightroom, das Bild nur dem natürlichen Sehen von Kontrasten, Farben und Licht anpassen.
Und die Einsamkeit Botswanas, auch bei Minustemperaturen, nachts am Lagerfeuer und Sternenhimmel erleben.
LG
Letzte Änderung: 24 Feb 2017 23:01 von BerndW.
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24 Feb 2017 23:21 #465530
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  • BikeAfrica am 24 Feb 2017 23:21
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... ich habe noch mit komplett manuellen Spiegelreflexkameras und Diafilm fotografiert. Wenn ein Foto misslungen war, war es halt so. War es ok, hat man sich gefreut, aber das Dia zeigte eben das, was und wie man es fotografiert hatte.

Dabei bin ich auch im Zeitalter der Digitalfotografie geblieben. Ich bearbeite gar nichts nach. Vielleicht kann sich ja mal jemand an meinen Bildern versuchen, um mich davon zu überzeugen, dass es sich lohnt.
JPEG mit zusätzlicher Komprimierung ist natürlich kein tolles Ausgangsmaterial, aber vielleicht kann jemand aus den folgenden drei Fotos ja mal bessere machen und mich auf den Geschmack bringen.







Gruß
Wolfgang
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25 Feb 2017 00:23 #465536
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  • Blende18.2 am 25 Feb 2017 00:23
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Hi Wolfgang,

also zu allererst mal bewundere ich, dass du mit dem Bike unterwegs bist. B)

Ob man nachbearbeitet oder nicht ist denke ich tatsächlich eine Philosophie-Frage. Ich halte es dabei ganz gerne mit einem Vergleich, den ich mal in einer ähnlichen Diskussion gelesen habe:

"Früher konnten Meister ihres Fachs sehr viel aus den Fotos bei der Entwicklung in der Dunkelkammer herausholen oder durch verschiedene Techniken und Arbeitsschritte unterschiedliche Bildgestaltungen erzeugen. Im digitalen Zeitalter entwickelt man entsprechend auch digital seine Bilder."

@ deine 3 Testfotos
Ich glaube kaum, dass man da etwas "verbessern" kann, da man selber nicht eine bestimmte Stimmung mit dem Bild verbindet oder die Szene in "echt" vor Augen hat.

Von der rein technischen Seite ist es eh' nicht sinnig aus einem JPG heraus zu entwickeln, da dies ja schon Kameraseitig vorentwickelt und angepasst wurde. Ich habe dennoch mal versucht in Maßen dran zu gehen. Was ich teils nicht sehr gelungen finde. ;)

Bei dem Bild kommen mir die Farben im Original zu intensiv vor. Ich war aber nicht vor Ort und kenne das Motiv nicht. Daher basiert die Änderung auf dieser Annahme. Ich habe also die Farben etwas zurückgenommen, ausgeblichen und vorne im Kotflügel die Beulen hervorgehoben.


Hier kann man eigentlich gar nichts ändern. Irgendwie unnötig. Evtl. ist das ganze Bild ganz grob gelbstichig. Das habe ich ganz dezent versucht rauszunehmen. Fast identisch.


Hierbei ist nur Quatsch entstanden. :laugh: Ich hab's dennoch drin gelassen. Mir gefiel die Stimmung des Bildes vorher nicht. Das ist aber auch nicht wirklich zu bearbeiten aus dem JPG raus, ich glaube in der RAW hätte man Optionen. Für mich gehört das Bild einfach in eine etwas spätere (blaue) Stunde. Ist es aber nicht, also der Ansatz es dahin zu bewegen ist minimal fraglich...



Unter'm Strich. Kann man die Bilder verbessern?

Ich denke nicht, dass das pauschal geht. Du müsstest eher dazu sagen ob dir etwas an den Bildern nicht passt, weil du es im Moment vor Ort anders wahrgenommen hast. Dann kommt für mich eine Nachbearbeitung ins Spiel und macht auch Sinn.
..
.
Nicht um etwas künstlich herbeizuführen was nicht da war, sondern um die Darstellung näher an das Bild zu bringen, dass ich mit dem Auge wahrgenommen habe.

FAZIT:
Bild 1 - gefällt mir unter den von mir gesetzten Annahmen besser
Bild 2 - kann man, aber MUSS?
Bild 3 - ist Quatsch (zumindest so wie ich es gemacht habe)


Prost,
Pils
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25 Feb 2017 01:12 #465540
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... Danke für Deine Mühe.

Das Herausheben der Beulen im ersten Foto finde ich tatsächlich prima. Die Farben des Autos sind aber wirklich noch so intensiv (das war wahrscheinlich noch "echter" Lack). Das hat mir aber schon ein bisschen die Möglichkeiten gezeigt, die es so gibt.

Beim dritten Bild kam ich ganz spät an. Eine Viertelstunde später war es dunkel. Deine Variante kommt tatsächlich dem näher, wie ich es in echt wahrgenommen habe. Ich habe es aber nicht geschafft, es direkt so zu fotografieren.

Ich habe mit Absicht drei ganz unterschiedliche Motive gewählt, um mal die Möglichkeiten auszuloten.
Ich bin hin- und hergerissen. Auf der einen Seite mag ich die Fotos so, wie sie im Original sind, aber auf der anderen Seite kann ich auch den geänderten etwas abgewinnen.

Auf weitere Antworten kann ich nun geraume Zeit nicht reagieren ...

Gruß
Wolfgang
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25 Feb 2017 01:26 #465541
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  • lilytrotter am 25 Feb 2017 01:26
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Matthias fragte:
„Wie viel Bearbeitung ist für euch okay? ... Reicht euch die Smartphone- Kamera oder die Miniknipse oder schleppt ihr (wie ich) ne größere Ausrüstung mit rum?“


Es ist nicht so einfach, der Umgang mit einem derart komplexen Thema: Wir benutzen ja noch nicht einmal alle die gleichen Termini und wir haben alle einen anderen Hintergrund.

Was z.B. bedeutet Bearbeitung?
Bearbeitung von was? Wo fängt "viel" an?
Ist das „Original“ ein RAW, muss es erst entwickelt werden. Der eine betrachtet es als Nachbearbeitung, der nächste kennt nur den Namen, aber nicht die Eigenschaften der einzelnen Formate.
Ein „entwickeltes“ RAW kann man als jpg abspeichern – und schon ist man bei der gleichen Situation desjenigen, der mit einer Hersteller-Voreinstellung jpg-Bilder macht.
Ist das „Original“ ein jpg, kommt es ja schon bearbeitet aus der Kamera.
Ein nicht bearbeitetes Bild?
Beides sind bearbeitete Bilder!
Jeder könnte ja auch in seiner Kamera die Hersteller-Einstellung individuell ändern – sogar für jedes Bild... Welch ein Aufwand! Fotografiert man RAW kann man das hinterher gemütlich am Computer machen.

Maputo schrieb:
„Ein gutes Landschaftsbild zum Beispiel lebt hauptsächlich von der Stimmung und gut komponiertem Bildaufbau. Viele Bilder hier in diesem Forum sind zwar technisch 100% perfekt bearbeitet, wirken aber trotzdem oft beliebig und langweilig,...“

Vielleicht liegt genau in diesem Bereich das Dilemma.

Denn eines hat sich nie verändert: Das handwerkliche Können und der kreative Blick steht immer noch hinter der Kamera, - und man kann mit den besten Programmen am Bild arbeiten: Aus einem schlechten Bild lässt sich kein gutes Bild machen. Da hilft dann auch die Nachbearbeitung nicht.
Und ein gutes Bild ist nicht das perfekte Bild sondern das Bild, das Stimmungen und Gefühle transportiert, Informationen transportiert, Situationen festhält, Spaß bringt... Jedes Bild hat seine Aufgabe/Bestimmung und ist diese erfüllt, dann ist es ein gutes Bild!

Vielleicht beruhigt es manchen Amateur, dass auch Profis nicht nur gute Bilder machen.

Zur Ausrüstung: Das sehr umfangreiches Equipment ist natürlich vom Beruf beeinflusst, aber auch wir specken im Laufe der Jahre deutlich ab, - aber halbherzig... ist halt nicht so einfach aus seiner Haut zu schlüpfen... - man hat ja seinen Traumberuf auch nicht grad zufällig gelernt.

Gruß lilytrotter


Nachsatz:
Maputo schrieb:
„ ...Diafilm. Das war ehrliche Fotografie. Das Motiv mit den Himbas ist mit Kodachrome 200 fotografiert. Und ein Dia war ein Dia und Diskussionen über zu viel oder zuwenig Bildbearbeitung haben sich erübrigt...Die Fotografie ist mit RAW nicht besser geworden, nur halt "perfekter"

Ja,
aber...
den Charakter des Bildes in Farbwiedergabe und Kontrast beeinflusste man durch die Wahl des Filmes.
Und kein Dia-Film war in der Lage die Kontraste so zu verarbeiten, wie die modernen Sensoren, - von so was hat man früher immer geträumt. Belichtungsfehler durfte man sich nicht erlauben!
RAW „verzeiht“ fast jeden Fehler!
jpg nicht.
das ist durchaus ein Fortschritt... :)
aber auch deutlich mehr Arbeit zuhause...


...o.k. wenn ich dem Ele den Kopf abschneide, kann ich das natürlich nicht mal eben ausgleichen... B)
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 25 Feb 2017 01:33 von lilytrotter.
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25 Feb 2017 01:27 #465542
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... noch vergessen ...
Blende18.2 schrieb:
also zu allererst mal bewundere ich, dass du mit dem Bike unterwegs bist. B)

... das ist kein Hexenwerk. Manchmal strengt es natürlich an, manchmal ist es auch ein Scheißtag (Regen, Wellblech, Hitze, Pannen, Sand, Schlamm) und macht in dem Moment auch keinen Spaß und alles andere wäre gelogen. Aber gerade diese Momente sind sehr intensiv und hinterher sind es genau die Momente, die im Gedächtnis bleiben. Und überall auf der Welt sind die Menschen neugierig, auf so komische Typen zu treffen, die mit dem Rad unterwegs sind.
Früher habe ich mal gedacht, mit 40 könnte ich solche Touren nicht mehr machen. Nachdem ich die 50 überschritten habe, habe ich die Latte mal auf 60 gelegt. Die kann man ja auch noch überspringen.

Ich weiß von einer Frau in den 80ern, die jedes Jahr einmal rund um den Bodensee geradelt ist und dabei gezeltet hat. Fand ich klasse ...

Gruß
Wolfgang
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