Samstag, 24.09.2011
Primäres Ziel für heute: von Punkt A (Lusaka, Pioneer’s Campsite) nach Punkt B (Kasanka Nationalpark, Pontoon Campsite) gelangen.
Auf sehr guten geteerten Strassen ohne Schlaglöcher kommen wir gut voran. Mit eigenen 90 bis 100 km/h werden wir anfangs öfters überholt. Später sind dann aber kaum noch Fahrzeuge auf der Great North Road, schon gar nicht Touristen. Diese scheinen trotz Hauptreisezeit hier eine fast ausgestorbene Spezies zu sein.
In der Region um Kapiri Mposhi wird viel Landwirtschaft betrieben und entlang der Strasse häufen sich die Stände mit Früchte, Tomaten, Zwiebeln, Kartoffeln und Gemüse. Bei einem Halt nach Kapiri Mposhi sind wir sofort umringt von jungen Verkäuferinnen. Wir wählen eine riesige Papaya (welche uns gleich drei Mal ein leichtes Mittagessen – garniert mit trockenen Guetzli und Kaffee – hergibt). Die leer ausgegangenen Verkäuferinnen tun mir leid. Was tue ich? Ich grabe in der Mitbringseltasche bis zuunterst, während Rosmarie neugierig zuschaut. Dann liegt die Überraschung in meinen Händen: ich habe den ersten Sack mitgeschleppte Feuersteine aufgerissen. Und kaum zeige ich, was in meinen Händen ist, reissen die Verkäuferinnen mir fast die Hand ab und die vorwitzigste will sich gleich alle Feuersteine erklauben. Ziemlich imperativ und brachial muss ich für die Verteilung an alle sorgen.
Später fahren wir lange durch trockene Gebiete und uns wir noch klarer wie wichtig das Wasser hier ist, sei es für die Pflanzenbewässerung oder auch für den direkten menschlichen Gebrauch. Und damit hat auch die Wasserstelle eine hohe soziale Bedeutung. Sie ist der tägliche Treffpunkt und gut ersichtlich ein wichtiges Diskussionsforum. Uns ist das Plakat am Pumpenturm besonders aufgefallen, da es die gut spürbare christlich-natürliche Denkweise der Sambier recht deutlich ausdrückt.
Mit der Abzweigung von der – in jüngerer Vergangenheit von den Chinesen erbauten – Teerstrasse in den Kansanka Nationalpark kommen uns unsere Verehrer wieder in den Sinn. Hat es hier wohl auch von diesen Biestern? Leider ja, aber zum Glück nicht allzu viele, und vor allem beim Pontoon Campsite fast keine mehr. Folglich: heute wollen wir mit Wasser duschen und nicht mit weiteren Flaschen von Avon Skin So Soft Original Dry Oil Body Spray.
Bereits der Ersteindruck des Campsites erzeugt ein fast nicht überbietbares Campergefühl: einsamer Stellplatz unter riesigen grünen Mahagoni-Bäumen, gleich am Rand und mit Aussicht auf den Sumpf, ganz nahe am fliessenden Kansanka River, eigene Tierbeobachtungshütte, Buschtoilette und Buschdusche.
Und gleich fragt der Caretaker „“Wann wollt ihr duschen?“ Wir schauen uns ungläubig an uns sagen einfach mal „um halb sechs“. Und tatsächlich schleppen um halb sechs zwei Caretaker je einen offenen Kessel warmes Wasser daher. Damit füllen sie den am Seilzug aufgehängten Duscheimer. Und los kann das Vergnügen gehen!
Unter diesen Umständen ist es doppelt gut, dass Rosmarie und ich ein eingespieltes Team sind. Denn strotzdreckig und zu zweit mit nur einem Duscheimer sauber zu werden, braucht recht grosse Rücksichtnahme und gute Koordination. Dies klappt natürlich hervorragend. Und was auch klappt ist das fast unglaublich befreiende Gefühl des openair Duschens.
Dass uns dann auch die Plätzli, Gschwellti und Tomatensalat (wegen „cook it, peel it or forget it“ äusserlich leicht angekocht und geschält) hervorragend schmecken, dies ist bei dieser Umgebung nur noch eine logische Folge.
Aber die schönste und emotionalste Erinnerung an den heutigen Tag ist ein kleines Schulmeiteli auf dem einsamen Heimweg. Speziell neckisch sind die beiden senkrecht nach oben stehenden Zöpflein. Seine Freude an meiner Handvoll Feuersteinen zeigt es zurückhaltend aber doch deutlich spürbar. Es öffnet, nachdem die erste Hand voll ist zaghaft auch die zweite Hand. Und ich fühle mich plötzlich gute 30 Jahre zurück versetzt als feuersteinverteilender Bräutigam. War ich damals auch so sentimental wie heute?
Kansanka NP, Pontoon Campsite
Tagesdistanz: 537 km