THEMA: Sambia + Malawi: nicht nur gesehen, sondern erlebt
11 Nov 2011 12:14 #212769
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girwal schrieb:
Eine Landkarte zur Nachverfolgung unserer Reiseroute werde ich - sobald ich eine für mich beherrschbare Methode sehe - auch einstellen.

Als Tipp erlaube ich mir mal auf Google Maps zu verweisen. Hier kannst Du alle interessanten Punkt unter einer "eigenen" Karte speichern und diese dann per link anderen zeigen.

Sieht dann zum Beispiel so aus.

Viel Spaß und Gruß
Carl
Madam und Boss Unterwegs (2014/15)

"Bacon and Eggs - A day's work for a chicken; A lifetime commitment for a pig." (Anon)
"I will go anywhere, provided it be forward" (David Livingston)
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11 Nov 2011 22:23 #212842
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Montag, 26.09.2011

Eigentlich war ich vorgewarnt durch das Namibia-Forum, dass die Nächte frisch werden auf höheren Lagen. Und ganz offen gestanden: ich wollte nicht frieren, auch nicht im Dachzelt. Trotz Schlafsack habe ich mir prophylaktisch gleich auch noch Schlafsocken montiert. Als es in der Nacht dann wirklich frischer wurde, haben wir alle Dachzeltfenster geschlossen. Und gegen Morgen habe ich über das Pyjama noch meine Faserpelzjacke gestülpt. So habe ich die Nacht moderat frierend überlebt und wahrlich nicht schlecht gestaunt, als am Morgen ein Rauhreif auf der Sumpfwiese vor unserem Campingplatz lag.
Mit Tageslicht und aufgehender Sonne ist der nächtliche Schlotterspuk jedoch bald wieder vergessen. Und den Rest der Aufwärmung besorgt der Morgenkaffee (diesmal aber nur halbgemütlich und in der Faserpelzmontur genossen).



Kaum habe ich die beiden älteren, sehr reservierten Südafrika-Paare (sie dürften noch einige Jahre mehr auf dem Buckel haben als wir) angesprochen, erwärmen sich auch diese am Gespräch. Es stellt sich bald heraus, dass sie fast genau das gleiche Reiseprogramm wie wir im Sinne haben. Nur, als ich darauf deren Automanöver miterlebt habe, habe ich mich leise gefragt, wie sie die berüchtigte Escarpment vor dem South Luangwa NP schaffen wollen. Wir haben uns dann verabschiedet und ein ehrlich gemeintes „Have a nice and safe trip!“ gewünscht.

Die nächsten 4 ½ h auf dem Weg nach Mutinondo sind ins Thema „Leben auf und entlang der Strasse“ einzuordnen. Aufgrund der angetroffenen Strassenbenützer müsste man verbal-statistisch feststellen „die Strasse ist vor allem zum Marschieren da“, gefolgt von „die meisten Räder sind Veloräder“ bis zu „Touristenautos sind schlicht keine zu vermelden“. Die meisten Begegnungen sind wegen unserer hohen Geschwindigkeit sehr flüchtig. Einzig die holztragende Frau mit Kind auf dem Rücken und begleitet vom zweiten – ebenfalls holztragenden und in bessere Lumpen gekleideten – Kind, lässt sich visuell nicht sofort verdrängen. Dieses Bild bewegt uns und wir fahren zurück, schenken den Holzträgerinnen eine gefütterte Jeansjacke und eine Handvoll Feuersteine. Ein Feuerstein fällt dabei zu Boden. Das kleine Mädchen hebt ihn auf und gibt ihn auch der Mutter. Der fast ungläubige Dankesblick der Mutter wirkt nachhaltig und lässt uns schon fast die nächste Sambia-Reise mit noch mehr nützlichen Mitbringseln planen.





Nach langer Fahrt durch den bereits bunten Wald erreichen wir am frühen Nachmittag Mutinondo Wilderness und sind an unserem Stellplatz wieder so richtig allein. Wir haben genug Zeit um uns einzurichten. Mit Steinen unter den Pneus schaffen wir sogar ebene Betten im Dachzelt.



Nach dem bald standardisierten Kaffee+Guetzli+Papaya ist wieder einmal Kleiderwäsche angesagt. Trotz reichlich flüssiger Seife kriegen weder Rosmarie noch ich unsere Klamotten sauber. Aber wir erreichen wenigstens einen vergleichmässigten, und deshalb weniger auffallenden Verschmutzungsgrad von Hemden und Hosen. Dabei hat sogar ein wenig Hightech unsere Wäscherei unterstützt: das Wasser wird mit einer Pumpe, angetrieben durch eine einfache Photovoltaikanlage, vom Bach zur Campsite hochgepumpt. Die Montage dieser Anlage entspricht nicht ganz zentraleuropäischen Vorstellungen (dürfte aber auch deutlich günstiger sein als unsere PV-Anlage zu Hause).



Ein kurzer Spaziergang zum nahen Bach tut gut. Hier oben auf zirka 1400 m ist es angenehm warm. Es scheint bereits geregnet zu haben, denn die Baumblätter spriessen in leuchtenden Farben und erinnern an den Herbstwald zu Hause. Aber nicht minder eindrucksvoll sind die verschiedenen Früchte an den teilweise noch blätterlosen Bäumen.







Rechtzeitig vor der Dämmerung brutzeln unsere letzten Fleischstücke in der Pfanne. Ist es das Henkersmahl vor der ab morgen zwangsweise beginnenden Vegetarier-Askese? Nach dem Schluss unseres Besteckgeklappers wird es fast totenstill um uns herum. Und bald bricht eine stockdunkle Nacht herein und es beginnt aufzufrischen. Jetzt sind wir aber genug erfahren und es gibt nur noch eine Wahl: ab in den Schlafsack! Und dies sage und schreibe um 19 Uhr. Zum Schnarchen ist es aber eindeutig noch zu früh. Lieber betrachten wir noch ein Weilchen unser Lagerfeuer von oben aus der ungewohnten Dachzelt-Perspektive.

Mutinondo Wilderness Camping
Tagesdistanz: 222 km
Letzte Änderung: 12 Nov 2011 11:09 von girwal. Begründung: Druckfehler
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12 Nov 2011 11:21 #212876
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Dienstag, 27.09.2011

Nie mehr werde ich den Fehler machen und vor 20 Uhr ins Bett gehen, Rosmarie hin oder her. Bereits vor Mitternacht erwache ich wieder und ab 3 Uhr bin ich völlig wach und warte nur noch auf den Morgen. Somit habe ich gar kein Problem vor 6 Uhr auf Vogelpirsch an den Bach zu gehen. Die Vogel-Ausbeute erstaunt uns gewaltig: Null Komma Null; kein einziges Vögelein lässt sich blicken. Fürchterlich enttäuscht schwenken wir auf den Plan B um: das Rühreier-Frühstück unter der warmen Sonne entpuppt sich als gut gewählte Alternative.
Aber um 9 Uhr gilt wieder Plan A. Die Wanderschuhe sind bereits montiert zur Besteigung des Mayense Berges. Der Anmarsch entlang dem Bach ist malerisch mit verschieden farbigen Seerosen, anderen leuchtenden Blumen und einer abenteuerlich anmutenden Bengelbrücke.





Der Anstieg zum Gipfel bringt uns ganz hübsch ins Schwitzen und der Wind trocknet zusätzlich aus. Und dennoch fühle ich mich sehr viel wohler als letztes Jahr auf dem bitter kalten Kilimandscharo. Vom Gipfel des Mayense ergibt sich eine kaiserliche Rundsicht auf die kleineren umliegenden Hügel und auf die leuchtend gelb-grün-roten Wälder in den Ebenen. Und wir fühlen uns wie der Kaiser, denn weit und breit ist auch kein König und nicht einmal eine profane Menschenseele zu sehen oder zu hören.



Auch der Abstieg und Rückweg zeigen weitere Beispiele, wie die Natur sofort auf die Regenfälle reagiert und zu spriessen und blühen beginnt.







Nach gut 3 h und strammem Endspurt zur Campsite sind wir rechtschaffen müde. Ein kühles Schweppes bzw. ein Bier aus dem Autokühlschrank sind im Moment wichtiger als der spätere, dafür doppelte Kaffee.
In die folgende „Entdreckungskur“ schliessen wir Geschirr, Kleider, Haar und Füsse in lockerer Reihenfolge ein. Einen zweiten Waschgang brauchen dabei lediglich die Füsse, um wenigstens von vollschwarz auf irdenfarbig zu wechseln.
Aus dem geplanten Kanu-Trip auf dem Bach wird leider nichts, das Kanu ist verschwunden. Scheinbar gibt es trotz leerem Campingplatz doch noch andere Touristen auf Mutinondo. Eine vollwertige Entschädigung dafür ist Rosmarie’s Reis-Peperoni-Eintopf. Ich schöpfe mir gleich drei Mal und schwupps! … ist auch die für morgen geplante Portion weg.
Ironie des Tages: beim Nachtessen fliegen uns gleich mehrere wunderschöne gelbe und grüne Vögel vor unseren Augen von Baum zu Baum, als wollten sie sich lustig machen über unsere krampfhafte Vogelpirsch heute Morgen.

Mutinondo Wilderness Campsite: 60000 Kwacha pppn ( = 12 ½ USD)
Fahrdistanz: 0 m (das Auto ist auf Steinen eben aufgebockt)
Fussdistanz: einige km
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12 Nov 2011 17:02 #212917
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Hallo liebe Tagebuchleser

Hier die Antworten auf eure netten Kommentare:

@Dummi Yummi
Ich verkehre gerne mit Leuten, welche die Wörter Anstand und Toleranz kennen und leben. Darum bin ich dir nicht böse, wenn du dich in diesem Thread nicht mehr meldest.

@Lillytrotter
Erst mal Gratulation zu deinem 800. Beitrag in diesem Forum.
Dein Beitrag hat schon fast etwas Pastorales: er schielt mit lieben Worten, grenzt sich gegen die Bösen ab, bringt die eigene wertvorstellung ein, sucht den Konsens und das richtige Verständnis beim Adressaten und schliesst mit einem Lob oder einer Aufmunterung.
Ja, auf diese Weise vorgebracht, ist Kritik sogar aufbauend.

@Habumi
Du musst keine Angst haben: eine einzelne negative Kritik haut mich nicht um. Ich werde demnach meine Tagesberichte wie versprochen fortsetzen. Und Fragen oder gar Anregungen für noch besseres Reisen, Verhalten oder Berichtschreiben nehme ich weiterhin gerne an.

@Carl
Vielen Dank für deinen Verweis auf Google Map und dein einleuchtendes Beispiel. Ich gehe davon aus, dass die Beispielpunkte Orte sind, welche du besucht hast. Weil einige davon mit unseren Orten übereinstimmen oder noch Wunschorte (z.B. Mosambik) sind, hier meine Frage: gibt es zu dieser Reise von dir einen Reisebericht?

Gruss von Girwal
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13 Nov 2011 10:32 #212977
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Mittwoch, 28.09.2011

„Beginne den Tag früh und einfach; dann kannst du dich lange steigern bis am Abend“.
Getreu diesem Motto sind wir sogar vor Sonnenaufgang aufgestanden und haben schnell und einfach gefrühstückt (wobei Rosmarie bereits den Kunstaroma-Konfitüren-Koller hat). Start ist vor 7 Uhr, denn heute steht die vermeintlich schwierigste Fahretappe an: die berühmte Escarpment runter Richtung South Luangwa. Exakt um 8 Uhr zweigen wir von der geteerten Great North Road ab Richtung South Luangwa, nur noch 178 km Ungewissheit. Gemäss Reiseführer Hupe und gemäss Berichten im Namibia-Forum dürfen wir jetzt ein x-stündiges Fahrabenteuer erwarten. Ich freue mich fast bübisch darauf.



Und die Realität? Die Anfahrt bis zur Escarpment ist streckenweise ruppig, aber erfordert kein 4x4. Von Nervenkitzel ist noch wenig zu spüren. Am Checkpoint oberhalb des steilsten Abschnittes kommt wenigstens für uns und für die Dorfbewohner ein wenig Abwechslung hinzu. Nach langer einsamer Fahrt sicher unvermutet und fast unglaublich: ein Verkehrskontrollpunkt mit Schranke in diesem weit abgelegenen Dörflein. Die Hütten sind armselig, die Hanglage erlaubt kaum einen grösseren Gemüse-Garten, von Dorfinfrastruktur ist nichts zu sehen, nicht einmal ein Velo ist brauchbar bei diesen Stock-und-Stein Strassen, ein Schulhaus oder eine Kirche ist nicht erkennbar, möglicherweise ist der Gatekeeper die einzige bezahlte Beschäftigung; aber die Leute scheinen fröhlich zu sein und die Kinder sogar sauber gekleidet. Wo nur gehen diese Kinder zur Schule? Da erstaunt es nicht, dass die Freude an den verteilten Kugelschreibern und Schreibheftlein gross ist. Und natürlich fliegen mir alle Hände (der Kleinen und der Erwachsenen) entgegen, als es oben drauf noch einige Feuersteine absetzt. Dann ist das Tagesereignis für die Einheimischen wahrscheinlich vorbei, denn pro Tag fahren hier nur zwischen 0 und 2 Fahrzeuge durch (gemäss ausgiebigem Blick in das Verkehrskontrollbuch). Eigentlich bin ich ja wegen der Escarpment hier, aber das Faszinierendste sind doch die Menschen.







Jetzt folgt gemäss (hypermoderner oder gut improvisierter) Signalisation das steilste Stück, die eigentliche Escarpment, welche in wenigen km von 1200 m auf 700 m abfällt.



Nur allzu schnell ist für mich diese Stock-und-Stein Abfahrt zu Ende. Sicher hat sie einiges an Fahrgefühl und Lagebeurteilung gefordert. Ich habe aber keine einzige Stelle als kritisch beurteilt. Steil war es, aber nirgendwo furchterregend. Somit hat bei mir eindeutig der Fahrspass überwogen; nur Rosmarie hatte einige Male das Gefühl, dass wir seitlich umkippen würden. Aber bald sinkt auch bei ihr der Adrenalinspiegel wieder ab, denn kaum im Talboden angekommen, beginnt wieder der fahrerische Alltag im Mopanewald.
Im Nu – das bedeutet hier in weniger als einer Stunde - sind wir beim Chifungwe Gate, dem Nordeingang zum South Luangwa Nationalpark. Auch hier wartet ein Gatekeeper den ganzen Tag auf die durchschnittlich ein bis zwei Fahrzeuge. Dafür darf er dann das Zollhaus aufschliessen und die Eintritte – hier sogar nicht nur mit einfachen, sondern mit mehrfachen Kohlepapierdurchschlägen – verbuchen. So ganz billig ist der Parkeintritt nicht mit 30 USD pro Person und Tag und weiteren 15300 Kwacha pro Fahrzeug und Tag (30 USD entsprechen fast einem Monatseinkommen eines Lehrers).
Anschliessend gilt unsere Aufmerksamkeit aber wieder der Strasse und den Tieren; wir sind ja jetzt innerhalb des geschützten Parkes und haben bezüglich Tiersichtung einige Entzugserscheinungen eingehandelt in den letzten Tagen. Kommt jetzt der erste Elefant gleich hinter dem nächsten Baum oder gar ein hungriger Löwe? Vorerst ist jedoch nur die Strasse interessant. Und diese ist noch sehr, sehr lange bis auf die andere Seite des Nationalparkes, wo wir hin wollen.Imposant ist bald einmal die Querung des breiten wasserführenden Mupamadzi. Dies ist jedoch fahrerisch dank der Sandsack-Furt relativ einfach. Oder habe ich gar schon fast jeglichen Respekt vor trockenen und nassen Flussbetten verloren?



Neh neh! Die fahrerische Steigerung kommt heute schon noch: eine klar grössere Herausforderung folgt zirka 2 h später mit der Querung des breiten tiefsandigen Mushilashi Flusses. Hier sind die Fähigkeiten des 2-Rad-Antriebes trotz der breiten Pneus deutlich überschritten. Mit 4-Rad-Antrieb, mit Ästen unterlegen, und mit zweimal Vor-und-Zurück kommt heute doch noch eine Prise Nervenkitzel auf.



Der grösste Teil der Strecke vom Chifungwe Gate Richtung Mfuwe ist knochentrocken, dürr oder abgebrannt und völlig tierlos. Erst zirka 30 km vor Mfuwe treffen wir auf erste Tiere (ausser Moskitos): einige jüngere und ältere Kudus. Und erst wenige km vor dem Luangwa Fluss beginnt dann der Zoo: Impalas, Kudus, Buschböcke, Pukus, endlich mal Zebras, und kurz vor der Brücke sogar noch Giraffen.
Was fehlt da für die Steigerung noch? Die eigene Abendpirsch liefert gleich auch noch Hippos à gogo im sogenannten Hippo Pool im Luangwa, Wasserböcke und ein grasendes Hippo auf keine 20 m Distanz. Rosmarie flippt fast durch (sie weiss aber noch nichts vom ungeplanten abendlichen Höhepunkt).



Im Halbdunkel richten wir uns im Croc Valley Camp ein und kochen selbst, zirka 20 m neben dem Kochunterstand eines Overland-Busses. Trügt mich jetzt mein müdes Fahrerauge? Da steht doch ein ausgewachsener Elefantenbulle in deren Kochunterstand. Die Leute versuchen ihn mit Pfannendeckellärm und Lichtstrahlen zu vertreiben. Mit Erfolg für sie, aber mit steigendem Adrenalinspiegel für uns. Der grosse Kerl kommt direkt auf uns zu. Rosmarie flüchtet voller Panik weg vom Kochtopf ins Auto. Ich versuche noch den Eli mit der Taschenlampe von uns und unserem Abendessen fern zu halten. Resultat: der Eli kommt raschen Schrittes auf mich zu, sodass auch ich ins Auto springe. Puuuhhh! Keine 5m neben uns und unserem Futter geht der Koloss vorbei und verschwindet hinter dem Toilettengebäude. Dabei sollte ich doch jetzt dort mein Angstbrünneli los werden! Fazit: Rosmarie und das Nachtessen sind gerettet. Aber ich muss mir noch vorwurfsvolle Worte von Rosmarie anhören, dass ich so lange draussen blieb. Dabei wollte ich doch nur unser Essen retten! Neben derartigen Dicksäcken, welche bis zu 200 kg pro Tag fressen, will ich selbst nicht verhungern. Und ich bin ja so froh, dass ich mir gestern bereits auch die heutige Portion einverleibt habe. Jetzt werde ich dies (in weiser Voraussicht?) heute gleich wieder so handhaben!

Mfuwe, Croc Valley Camp: 7,5 USD pppn
Tagesdistanz : 243 km
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14 Nov 2011 20:17 #213185
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Donnerstag, 29.09.2011

Juhui! Jetzt sind sogar die ganzen Ferien gerettet! Mindestens für Rosmarie und mindestens bezüglich Tiersichtung. Rosmarie hat heute endlich „ihre“ Löwen gesehen. Und dies gleich am Anfang unserer Morgenpirsch und auch gleich in Neun-Zahl. Und auch der bärtige imposante Löwenmann fehlt nicht dabei (das bärtige Menschenmännchen hat sie ja auf Dauer und fast immer in ihrer Nähe). Und obendrein liegen die Löwen gleich neben dem Weg auf nur gut 5m Distanz zum nächsten Auto. Logisch, dass wir dort lange Zeit fasziniert beobachten, obwohl die meisten Löwinnen und der Herr Löwe die meiste Zeit schlafen und nur sporadisch die Augen öffnen oder seltenerweise sogar den Kopf kurz anheben. Sie scheinen sich keinen Deut um die Autos und die Menschen zu kümmern. Ob wohl alle Sambiatouristen von den Löwen als zu wenig fett eingeschätzt werden?







Aber plötzlich springt die wachende Löwin auf und springt in Riesensätzen über das offene Feld. Erst jetzt sehen wir das arme Warzenschwein vor ihr. Dieses sprintet einige Meter vor ihr in unglaublichem Schweinetempo ab Richtung Dickicht. Und siehe da, das Warzenschwein hat Schwein gehabt und gewinnt den Sprint um to-be-or-not-to-be (und erhält deshalb als Lieblingstier von mir noch einige weitere Lieblingsbonuspunkte).
Als wir uns endlich von den Löwen trennen brauchen wir keine 500 m zu fahren bis eine völlig andere Umgebung uns auch völlig andere Tiere und anderes Verhalten zeigt: ein grosser grüner Tümpel. Erst fallen nur die leuchtenden und friedlich grasenden Vögel auf, aber beim genaueren Betrachten faszinieren dann eher die schlammfarbenen Krododile. Reglos im Sonnenbad meinen wir, bis es dann nur so zischt und spritzt, als ein Konkurrent zu nahe kommt. Der Kampf ist schnell vorbei und das - höchst aufmerksame - Sonnenbad geht weiter .... bis zur nächsten Attacke.







Nachdem wir an diesem Morgen fast das ganze verfügbare Tierspektrum gesucht, gefunden, bestaunt und fotografiert haben, brauchen wir selbst ein coffee recharging ebenso wie der Fotoapparat ein battery recharging. Und wir brauchen ob dem Gesehenen auch eine längere Nachlese. Nachlese ist hier auch wörtlich zu verstehen: im Reiseführer und in speziellen Tierbüchern versuchen wir die gesehenen Tiere eindeutig zu identifizieren und auch mehr über ihre Lebensweise nachzulesen. Zeit zur Lektüre haben wir für einmal nach Belieben.

Am späteren Nachmittag lassen wir uns auf einem Evening-Game-Drive chauffieren wie einige andere Croc Valley Camp Touristen auch. Dabei hören wir im Originalton von den Ängsten von drei österreichischen Studentinnen, welche gestern Abend im Bodenzelt ausharren mussten, als der Elefant haarscharf an ihrem Zelt vorbei stapfte. Da fühle ich mich auch im Nachgang beruhigt: vergleichsweise war ich gestern ja meilenweit (sprich meterweit) vom Mehrtönner weg und erst noch über dessen direkten Stapfhöhe. So flach und schutzlos im Bodenzelt wäre es mir wahrscheinlich auch gar nicht mehr wohl gewesen. Nun, bei der heutigen Abendpirsch bleiben die Elefanten auf mindestens 100 m Distanz und wir alle auf dem hohen Fahrzeug. Wir fühlen uns alle sicher.

Die Pirsch bestätigt die phänomenale Tierdichte im Radius von zirka 10 km um das Mfuwe Gate. Neben Hunderten von Antilopen und Affen kommen für uns als neue Sichtungen hinzu: die Zibetkatze und die Eule. Dennoch ist nur der Tag-Teil dieser Abendpirsch ertragsreich und stimmungsvoll. Der Nacht-Teil ist - abgesehen von weidenden Impalas und Pukus, welche kaum noch angeleuchtet werden vom Scheinwerferschwenker - wenig ergiebig. Die erhofften reflektierenden Katzenaugen gibt es heute Abend nicht zu sehen.

Und bei der Rückkehr zu fast ungewohnt später Stunde um 20:30 Uhr sind auch unsere Äuglein müde und funkeln auch nicht mehr unwiderstehlich. Wie doch Ferien müde machen! Wir haben nur noch ein einziges Ziel: lange und tief zu schlafen.

Tagesdistanz: selbst gefahren 25 km, chauffiert ca. 20 km
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