THEMA: Ein Zebra in Zambia (Reisegeschichten)
03 Dez 2010 10:15 #164567
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Ein "Crazy Zebra" in Zambia (Teil 19)


Heute soll es hinab ins South-Luangwa-Tal gehen - die „O Five“ Route über das Escarpment.
Zu dieser Jahreszeit muss man bereits mit Regenfällen rechnen. Auch die Flüsse im South-Luangwa können Wasser führen. Da es noch keine ergiebigen Regenfälle gab, beschlossen wir, diese „O Five“ zu fahren. Wir hatten schon einiges über diese Route gehört und gelesen - von „No Problem“ bis „Horror“. Wir stellten uns auf Horror ein, um auf der sicheren Seite zu bleiben.

Wir fuhren den Zubringer von Kapyscha über Shiva-Nandu bis zur Teerstraße, die einzige Nebenstraße der gesamten Tour, die als gut zu bezeichnen war. Mit Schwung bogen wir gen Süden fahrend auf die Teerstraße ein. Wir hatten geografisch den nördlichsten Punkt unserer Reise erreicht, auch zeitlich war mehr als die Hälfte des Urlaubs vorbei. Nun ging es gen Süden und langsam zurück in Richtung Namibia. Es stand nur noch wenig auf dem Programm. Der South-Luangwa und der Karibasee waren die letzten Ziele, wo wir etwas im Vorfeld gebucht hatten.

Den Schwung, den wir von der Verbindungstrasse mitbrachten, reichte genau bis zum ersten Schlagloch. Schlaglöcher sind in Sambia immer ein Thema. So haben wir die Schlaglöcher in Kategorien eingeteilt. Von Mpika bis Kapyscha gab es die gesamte Bandbreite an Schlaglöchern, wie wir feststellten durften.
Kategorie 1 - kleine Ausbrüche in der Fahrbahn: Augen zu und durch
Kategorie 2 - mittlere Ausbrüche in der Fahrbahn: passen noch zwischen die Räder
Kategorie 3 – große Ausbrüche: im Schritttempo hinein in die Grube und wieder raus
Kategorie 4 – Fahrbahn fehlt: irgendwie an den Seiten umfahren
Kategorie S – Scheisse, haben wir übersehen!!!

Auf der Fahrt nach Mpika zum Kontrollposten gab es ungefähr fünf Schlaglöcher der Kat. 4, achtzehn der Kat. 3 und vierundachtzig der Kat. 2 und ein Schlagloch der Kategorie „S“ - der Schwingfedersitz katapultierte uns gegen das Fahrzeugdach begleitet wieder einmal von einem fröhlichen „Scheieieisssse“ unserseits. Wir gelangten an das südliche Ende von Mpika. Mpika ist ein Nest mit übersichtlichen Strukturen und Einkaufsmöglichkeiten mit reduzierten Angebot und einer Tankstelle. Und was gab es am Kontrollposten? Eine riesen Kolonne von LKW’s - so um die 30 Brummis standen vor uns am Checkpoint und das in aller Frühe am Morgen. Wir fuhren bedächtig von hinten auf, Motor aus, geduldig warten bis es weiter geht. Nach etwa 20 Minuten, wir kamen nicht merklich vorwärts, schaute ich vorsichtig rechts an der Kolonne vorbei. Just in diesem Moment fuhr ein „normaler“ PKW an uns vorbei. Er fuhr vor bis zum Checkpoint und bog unkontrolliert in eine Seitenstraße ein. Aha, dachte ich, nur die LKW’s müssen hier in langer Schlange warten. Da wir uns ja nicht als LKW fühlten, beschloss ich, es dem PKW gleich zu tun. Raus aus der Kolonne, und auf der falschen Fahrbahnseite zügig auf diesen Checkpoint zu gefahren. Ich hatte ein „Déjà-vu“ als ich den mit den Armen wild fuchtelnden Beamten auf uns zu kommen sah. Mit hochrotem Kopf baute er sich vor unserem Wagen auf. Ganz offensichtlich taxierte er unser Zebra als LKW und nicht als PKW mit Sonderberechtigung. Man kann es ja durchaus auch eng sehen. Wir hielten lieber auf dem Seitenstreifen an. Ich ließ meine Fensterscheibe nach unten gleiten und grüßte den Beamten mit „Good Morning Officer“. Ich setzte mein „ichbinunschuldig“, „ichbindoof“ und auch noch das „ichverstehenix“ Gesicht auf, um die Spannungen abzubauen, die unübersehbar vorhanden waren.

Was soll das? Papiere zeigen! - so in etwa die Worte des immer noch aufgebrachten Beamten.
Also locker schien dieser etwas übergewichtige Beamte so früh am Morgen nicht drauf zu sein.
Er riss mir die Papiere aus den Händen und verschwand in Richtung LKW Kolonne. Nun durfte auch jeder der LKW-Fahrer die schlechte Laune dieses Beamten auskosten, was sich in Windeseile auf die LKW-Fahrer übertrug. Diese wiederum riefen nun mir ein paar Freundlichkeiten zu.

Nach einer Weile, der Motor war inzwischen abgekühlt, kam der Officer wieder zurück. Jetzt waren plötzlich unsere Papiere, die zuvor in gut einem Dutzend Kontrollen nie beanstandet wurden, nicht mehr in Ordnung. „You are in Mpika not in Livingstone” sagte er mit sichtlich erregter Stimme zu mir.
Mpika, ist mir gar nicht aufgefallen, wollte ich sagen, ließ es aber sein. Ich wollte die Situation nicht weiter aufheizen. Er schwafelte etwas von Strafe und Gebühren – gleich denke ich wieder an das FoMi, das mal schrieb: „bezahlt die Straßengebühr nur bis Livingstone, das rechnet sich“ und ahnte Böses. Ich versuchte dem pralinenförmigen Beamten - nicht so süß aber so rund - zu erklären, dass ich ja bei der Einreise nicht wissen kann, wo ich überall hinfahren werde und man diese Gebühr auch Streckenweise bezahlen können müsse.

Nun legte der Beamte seinen „ichbindoofwaswillstduvonmirblick“ auf und nahm seinen Kugelschreiber aus der Brusttasche. Er schrieb zwei Zahlenreihen auf seine Handfläche. Schneller als jede Rechenmaschine erschien das Total auf seiner Handfläche. 500 000 Kwacha sollten wir als „Strafe“ bezahlen. Ich wusste genau, dass konnte nicht stimmen, doch ist man etwas hilflos, wenn man die Vorschriften und Gesetzte eines Landes nicht kennt. Widerwillig zückte ich die Geldbörse und zählte meine Kwacha. Wir hatten nur rund 400 000 bei uns, auch bei mehrmaligem Nachzählen wurde es nicht mehr. Der Beamte wurde auf einmal freundlich und bot an, die Kwacha selbst zu zählen. Er nahm sie in die Hand, schätze das Gewicht der Scheine und befand, es sei genug. Anders kann ich mir nicht erklären, dass diese Scheine flugs in seiner Brusttasche verschwanden, sich der Beamte verabschiedete - auf nimmer Wiedersehen.

Nun war ich echt sauer. Der hat mich abgezockt und ohne jeden Beleg stehen gelassen. Keine Quittung und kein Beweis dafür, dass ich diesen Betrag bezahlt habe. Wir fuhren weiter. Von nun an sollte mir jede Polizeikontrolle Unbehagen bereiten. Diese Aktion warf ein ganz anderes Licht auf Sambia und seine Staatsdiener, die mir bislang als freundlich und korrekt in Erinnerung waren. Bis heute weiß ich nicht, wie das mit den Straßengebühren wirklich funktioniert. Auf der Heimreise mussten wir von Livingstone nach Sesheke einfach eine Gebühr zahlen und gut war’s. So hätte es auch in Mpika sein müssen. Auf der weiteren Reise hörte ich noch, dass dieser Posten in Mpika allen Reisenden Probleme bereitete.

Kurz nach Mpika bogen wir rechts ab. Wir waren auf der „O Five“.

Fortesetzung folgt
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03 Dez 2010 13:15 #164577
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Ein "Crazy Zebra" in Zambia (Teil 20)

Die ersten Kilometer der „O Five“ Route fühlten sich erstaunlich gut an. Vielleicht lag es auch daran, dass wir die Qualitätsanforderung an Pisten, die zum Urteil befahrbar führten, mit Fortdauer der Reise täglich nach unten schraubten. Straßen, die am Anfang noch als mies beschrieben wurden, waren nach einigen Tausend Kilometer in die Kategorie befahrbar gerutscht. Dieser Umstand machte das Fahren zwar nicht erträglicher, aber fördert den Glauben, dass die nächste „Straße“ besser sein könnte. Wir fanden diese Piste so klasse, dass wir beschlossen, dies zu feiern. Wir gönnten uns eine der seltenen Pausen, die diesen Namen auch verdiente. Wir packten Tisch und Stühle aus dem Wagen für eine ausgiebige Verpflegungspause.

Es schien, als würden wir auf der rotbraunen Piste nur so dahinfliegen. Doch es wurde langsam steiler. Aus dem sandigen Untergrund wurde allmählich Schotterstraße und aus Schotterstraße Geröllpiste. Wir hatten den Punkt erreicht, wo es vom Hochland in das tiefer liegende Luangwa-Tal hinab ging.

SL-NP Pause Reifendruckablassen
Vorsicht Gefälle Escarpment

Ein paar hundert Höhenmeter waren zu bewältigen - enge Serpentinen auf teilweise seitlich abschüssiger Piste. Horror war diese Straße nicht, anspruchsvoll aber auf jeden Fall. Manchmal mussten Felsplatten überwunden werden und ab und an Passagen mit bedrohlicher Seitenneigung.
Durch die Höhe unseres Wagens werden Seitenneigungen durch das Popmeter extrem wahrgenommen und ein leichtes Unbehagen kam gelegentlich in uns auf. Wenn es dann mal wirklich etwas schwieriger wurde, stieg Heidi aus, um den Weg abzuschreiten. Komisch dachte ich, das tut sie erst seit ich eine Lebensversicherung abgeschlossen habe. Nun gut, ich legte diesen Gedanken beiseite und wir fuhren Kilometer um Kilometer bergab.

Escarpent Road

Ich durfte beinahe alle 24 Gänge des Schaltgetriebes auskosten und manchmal legte ich sogar ein paar Gänge auf einmal ein, was mir das Getriebe mit einem knirschen der Zahnräder bestätigte.

Ach, war es jetzt vorbei mit den heißen Tagen? Nein, je tiefer wir kamen desto höher stiegen die Temperaturen - es wurde Sauheiß! Und so kletterten die Temperaturen von 38 auf 40 Grad, 41, 42, 43, 44 Grad und so weiter bis zum Rekord von beinahe 45 Grad Celsius.



Nach unendlich erscheinenden Kilometern Geröllstraße erreichten wir die Talsohle. Dann ging es erstaunlich flott vorwärts und meine „ichhabgeradenixbessereszutunhochrechnung“ sagte mir, wir kommen noch vor Einbruch der Dunkelheit an. Ich hatte mich um ein paar Sekunden bei meiner Schätzung verrechnet. Wir waren früher am Eingang des South-Luangwa Nationalparks als erwartet. Es war erst 14 Uhr.

Am Kontrolltor erledigten wir die Formalitäten und bezahlten die Gebühren. Die rund 100 US$ für 24 Stunden Parkaufenthalt mögen jedem recht hoch erscheinen. Wenn man aber bedenkt, dass man für dieses Geld gerade mal eine Durchfahrt durch Mpika als Gegenleistung bekommt, sind diese 100 US$ doch geradezu ein Schnäppchen. Wir erhielten das Angebot, für zusätzlich 20 US$ in Begleitung eines bewaffneten Rangers direkt im Park zu übernachten. Dieses Angebot nahmen wir an. Als erstes musste ein kleiner Fluss durchfahren werden - einer Furt, die mit Sandsäcken befestigt war. Etwas mehr Regen und ein höherer Wasserstand - wir hätten umkehren und einen kleinen Umweg von weit über 100 Kilometern in Kauf nehmen müssen. Zum Glück hatte die Regenzeit noch nicht richtig begonnen. Wir überquerten den Fluss mühelos und suchten auf der anderen Seite unser Nachtquartier.

Am Nachmittag wanderten wir in Begleitung des Rangers etwas lustlos durch die an Tieren recht arme Gegend und warteten auf die kühlende Abenddämmerung. Nach dem Abendessen - es gab Jubiläumskudu, weil dieser vermutlich 100 Jahre alt war, bevor er an Herzversagen starb - Büchsengemüse und Fruchtsalat, gingen wir erschöpft zu Bett. Ich träumte noch ein wenig von meinem Freund in Mpika und ließ ihn 100 Tode sterben. Ich verzichtete auf das Zählen der Sterne, es war bewölkt. Gegen 5 Uhr in der Früh wachte ich kurz auf. Ich versuchte weder den Wachmann zu wecken, noch ein Nilpferd anzupinkeln beim Erleichtern an einem Busch. Das Thermometer zeigte derweil erfrischende 30 Grad an und dies um 5 Uhr 02 morgens.



Fortesetzung folgt…
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03 Dez 2010 14:31 #164582
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  • Erika am 03 Dez 2010 14:31
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Hallo Kurt

Langsam aber sicher steigt die Hoffnung, dass wir uns zumindest den grössten Teil deines Reiseberichts noch vor unserem Abflug zu Gemüte führen können.

Was mich aber so ziemlich betrübt, ist die Tatsache, dass ihr in Mpika beschissen worden seid, woran ich wahrscheinlich nicht ganz unbeteiligt war mit meinem Tipp wegen Livingstone… na, du weisst schon. Trotzdem hätte der Kerl natürlich nicht das Recht gehabt, ohne Quittung einen so hohen Betrag einfach einzustecken.

Solche Vorkommnisse sind gerade im Zeitalter des Internets für den Tourismus nicht gerade förderlich, zumal sich der eine oder andere Leser doch aus Angst vor unberechenbaren Polizisten überlegen wird, ob er das Land überhaupt besuchen soll.

Schade, dass sie die Touristen, welche oft sehr hohe Summen im Lande ausgeben, mit ihrer Abzockerei so vor den Kopf stossen.

Grüessli und schönen Winter
Erika
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
www.namibia-forum.ch...g-war-die-huelle.htm
2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
www.namibia-forum.ch...n-mal-haesslich.html
2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
www.namibia-forum.ch...-durch-tansania.html
2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
www.namibia-forum.ch...rd-zum-alptraum.html
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03 Dez 2010 14:42 #164583
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Hallo Erika,

ich mache ja niemanden verantwortlich für den Tip :laugh:
ich hatte ja nur in Mpika etwas Pech :angry:

Nur wäre es interesant, für mich und auch andere, wie das ist mit den Gebühren, wenn ich spontan Reise weis ich ja nicht wo ich überall hin möchte.

Weist du wie das gehandhabt wird? In Livingstone wurde mir einfach die Benutzung nachberechnet, das sollte auch wo anders so gehen?

Grüsse und vorallem schöne Zeit in euren Ferien wünsch ich Euch!!

Grüsse Kurt
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03 Dez 2010 15:15 #164592
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Hallo Kurt

Wir werden dieses Mal wohl oder übel auf unserem Rückweg nach Namibia von Tansania oder Malawi her in Zambia einreisen müssen. Auch wir werden nicht genau voraussagen können, welche Strecke wir fahren werden. Ich bin jetzt schon gespannt, was den Polizisten einfallen wird.

Das letzte Mal, als wir Zambia bereisten, gab es diese Regelung betr. Zielangabe noch nicht.

Tschüss Erika
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04 Dez 2010 12:38 #164644
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Ein "Crazy Zebra" in Zambia (Teil 21)

Der nächste Tag brach an und wir frühstückten zusammen mit dem Ranger. In dieser Nacht musste er nur sich selber beschützen, da wir ja im Auto schliefen. Ein Kollege von ihm gesellte sich noch kurz zu uns und genoss einen wärmenden Kaffee. Es hatte gerade schlaffe 34 Grad um 07:00 in der Früh. Wir verabschiedeten uns und begaben uns wieder auf die O-Five. Sie sollte uns geradewegs durch den South-Luangwa NP an dessen nördliches Ende führen. Die Fahrt war unspektakulär und weitgehend monoton, weshalb ich hier auf eine detaillierte Beschreibung verzichte.

Nur am Anfang der Strecke galt es, an einer Uferböschung eine kleine Entscheidung zu treffen. Leider können Fotos dies nicht so gut dokumentieren. Diese Böschung war kurz und heftig, endete in einem schmalen Flussbett, das noch etwas Wasser führte. Wir konnten nicht abschätzen, ob der Grund für unser Zebra tragfähig genug war. Das kleine Problem bestand darin - wenn man die Böschung runter fuhr, stand man sofort im Wasser und musste auf der gegenüberliegenden Seite die Böschung erklimmen - oder man saß in der Falle. Entweder wir kommen durch oder eben nicht, so die einfach Analyse von uns. Kommen wir nicht durch, müssen wir uns auch keine Gedanken mehr machen, ob wir auf der anderen Seite wieder hoch kommen würden oder vielleicht zurück. Im schlimmsten Falle säßen wir einfach fest. Ich legte die Splitgruppe des Fahrzeugs ein und wählte die Gruppe mit den Gängen 13-18. Es ging hinunter. Der Untergrund im Wasser trug, das war die gute Nachricht. Die Böschung auf der anderen Seite war aber zu steil und die Hinterräder drehten durch. Nun durften wir auch die Gruppe mit den Gängen 19-24 und die Hinterachssperre benutzen. Wir kamen "gottseidank" ohne besondere Schwierigkeiten diese kleine, aber giftige Böschung hoch.

Dies sollte die einzige kleine Wasserdurchfahrt des Tages bleiben. Ab und an fuhren wir durch ein ausgetrocknetes Flussbett mit sandigem Grund. Es war aber keine große Herausforderung. Zum Glück hatte es noch nicht geregnet, was zu dieser Jahreszeit nicht unbedingt üblich ist. Dann würde die Sache sicherlich eine Nummer schwieriger. So fuhren wir Stunde um Stunde auf Rüttelpisten durch lichte Wälder. Nichts war zu entdecken, alles schien wie Tot. Nicht einmal Tse-Tses ließen sich hier nieder. Dieser Teil des Parks wurde am heutigen Tage von den Tieren gemieden. Wir waren froh über jeden zurückgelegten Kilometer. Diese Gegend war so trostlos, dass sich sogar der einzige Löwe weit und breit mit dem Gedanken, aus dem Leben zu scheiden, beschäftigte und sich dabei quer auf die Fahrbahn legte. Mit einer Vollbremsung durchkreuzte ich seine Suizidpläne, erschrocken über unser Zebra, überlegte sich der Löwe wohl alles noch einmal. Vielleicht brachte auch mein Anblick den Löwen zur Erkenntnis, dass es schlimmeres gibt, als sein Leben in diesem Park. Etwas verstört zog er mit seinen neu gewonnenen Erkenntnissen von dannen. Es war gegen 14:00, als wir den nördlichen Teil des Parks erreichten. Für einen Gamedrive war es noch zu früh. Wir verließen den Park, um im nahegelegen Flatdog-Camp Quartier zu beziehen. Verschwitzt wie wir waren und etwas eingestaubt, steuerten wir das Restaurant an und gönnten uns einige, und ich meine wirklich einige, kalte Getränke. Die durchgestylten Fly-in Gäste nahm ich kaum war. Umgekehrt wunderten sie sich wohl schon etwas über das seltsame Pärchen, das so aussah, als kämen sie von einer zweimonatigen Expedition aus dem Busch zurück. Auf jeden Fall vermieden sie es tunlichst, in unseren Dunstkreis zu gelangen, "Eau de Bush" scheint doch eine etwas herbe Note zu haben.

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Letzte Änderung: 28 Aug 2011 12:18 von Crazy Zebra.
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