jaw schrieb:Hallo!
Ich fliege in 46 Tage mit Air Namibia nach Windhoek. Bezüglich der Technik mache ich mir keine Sorgen, da die Wartung der Maschinen in Frankfurt durch die Lufthansa erfolgt. Die Vertretungsmaschinen waren ja notwendig, weil der Airbus einem großen Check unterzogen werden musste (regelmäßig nach Flugstunden und / oder Zahl der Starts und Landungen.
Air Namibia hat aber enorme Personalprobleme. Piloten, die in der EU mit Verkehrsmaschinen starten oder landen wollen, müssen die notwendigen Papiere vorweisen können. Das würde keine Airline so ohne weiteres riskieren hier zu tricksen.
Anders sieht dies bei Flughäfen innerhalb Afrikas aus. Was Henk Mudge aber sicher belegen kann, ist die frühe Hochstufung der Piloten auf diesen Flugmustern. In Deutschland ist dafür die Reglementierung der Joint Aviation Authorities (JAA) maßgebend. Danach wird zwischen Verkehrspiloten (Airline Transport Pilot Licence ATPL = theoretische Ausbildung + 1500 Flugstunden Erfahrung) und Berufspiloten (Commercial Pilot Licence CPL) unterschieden, die zwar die theoretische Ausbildung haben, aber noch keine 1500 Flugstunden haben. Mit CPL kann einPilot als Kopilot eingesetzt werden. Für diese Lizenz braucht ein Pilot bei uns mind. 500 Flugstunden Erfahrung, die er mit einer Privatpilotenlizenz (PPL) erworben hat. Auch damit darf er privat, aber eigentlich nicht gewerblich Transportflüge durchführen.
Entscheidend ist dabei oft, wie geduldig das Papier ist, auf dem die entsprechenden Nachweise dokumentiert sind.
Die grö0ten Probleme hat Namibia aber beim technischen Personal. Qualifizierte Leute werden vom Ausland abgeworben. In Vorbereitung der Fußball-WM verschwinden jetzt Mitarbeiter, die vorher nicht bereit waren nach Europa oder Australien zu gehen. Die Löhne sind in RSA oft ein mehrfaches von dem, was in Nam bezahlt wird.
Inzwischen hat insbesondere die Luftfahrtbehörde (die für die ganzen Prüfungen und Lizenzen zuständig sind) bei weitem nicht mehr das Personal mit allen notwendigen Qualifikationen. Aus ideologischen Gründen werden ausgebildete Weiße nicht eingestellt, statt dessen nicht ausreichend qualifizierte auf verantwortliche Posten gesetzt. Hier greift Henk Mudge bei allen Gelegenheiten die Vergabe von Posten gemäß der Regimenähe zur SWAPO an. Es bezieht sich dabei aber nicht auf fliegerisches oder flugtechnisches Personal sondern vor allem auf die wirtschaftliche Leitung und auch auf die verantwortlichen Aufsichtsbehörden. Dies hat also keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Sicherheit bei einem heutigen Flug, aber dies sind übliche Posten, die Piloten anstreben können, die wegen Alter oder gesundheitlicher Probleme aus dem aktiven Flugdienst ausscheiden müssen. Die SWAPO bevorzugt hier aber schwarze Kampfgenossen vor erfahrenen Weißen. Rassismus ist eben nicht nur eine Eigenheit von Weißen. Über Korruption bei den Lizenzerteilungen habe ich keine Informationen. Aber es geht bei den Jobs um viel Geld und Prestige:woohoo:
Namibia schafft sich hier ein größeres Problem. Es gäbe wohl genügend einheimische Weiße und auch europäische Fachleute, die in Nam leben wollten, aber eine Berufung ist für Weiße fast unmöglich.
Im Moment ist das noch kein so großes Problem. ImZweifel ist mir ein etwas wenig erfahrener, aber sehr konzentrierter junger Pilot lieber, als ein erfahrener, dessen Alkoholproblem mangels Aufsicht noch niemanden aufgefallen ist.
Ich bin zwar kein Pilot, gehörte aber einige Zeit zum fliegenden Personal der Bundeswehr. Ich war dabei auch in der Betreuung und Lizenzierung von Piloten und Technikern tätig.
Ich selbst fliege weiterhin mit Air Namibia. Meistens auch ganz entspannt.
Viele Grüße
jaw
CPL und ATPL sind allerdings zwei unterschiedliche Lizenzen, genauso wie PPL. PPL darf nicht kommerziell genutzt werden, nur gegen Erstattung der Aufwandsgebühren. CPL-Piloten dürfen nur Flugzeuge unter 20 Tonnen fliegen.
Ausserdem müssen die ATPLer einen internationalen Standard haben wenn sie diesen Flugschein besitzen wollen. Dazu müssen sie auch jedes Jahr 1 bis zwei Mal in den Simulator (und Air Nam hat keinen eigenen, die werden nach Deutschland bzw. Joburg müssen) und müssen eine internationale Typenberechtigung, Typerating, erwerben.
Und die IATA schaut überall genau hin;)
Dass Piloten schnell ihren Rang erweitern, sprich vom First Officer zum Captain, gibts nicht nur in Afrika, auch bei Air Berlin kann man oft in nur wenigen Jahren als Kapitänsanwerter auf der Liste stehen und gleich links sitzen;)
Im Übrigen ist der Personalmangel in Afrika auch so, dass diese Posten nicht sehr beliebt bei europäischen Piloten sind, sondern viele Afrikaner gehen nach Europa, Amerika, Asien oder in die Arabischen Staaten. Dort haben sie verschiedene Strecken, gute Zeiten und bekommen sehr viel Geld - nicht so wie in Afrika. Ich kenne einen ehemaligen Air Nam-Piloten, ein Deutsch-Namibier (Flog die Regionalrouten mit Turboprop) der Namibia dann verlassen hat und jetzt in Deutschland lebt und für eine luxemburgische Frachtgesellschaft für viel mehr Geld um die Welt fliegen kann.
Mich persönlich reizt es dennoch und ich hoffe, dass sich die Lage die nächsten Jahre etwas entspannt und ich trotz meiner Hautfarbe mal zum Vorstellungsgespräch nach Windhoek reisen kann:)