THEMA: Air Namibia
02 Mär 2013 07:37 #278838
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Hi Guido,

da Air Namibia ja sozuagen Dein Steckenpferd ist ;-), habe ich mal eine Frage bzw. bitte um Deine Meinung. Denkst Du, dass AN, auch wenn sie endlich mal ein Management hätten, was sich mit Fluggesellschaften auskennt, in der Größe und in der Art keinesfalls überlebensfähig ist?

Das glaube ich nämlich nicht. Sofern man endlich mal fähige Leute (warum gibt man nicht mal lieber 300 der 700 Millionen Finanzspritze für den Manager von Emirates aus - der mal 1 Jahr den Laden schmeisst... Mehdorn würde man sogar für deutlich weniger bekommen ;-))) im Management hat und denen freie Hand lässt (d.h. erstmal 50 % Entlassungen), würde Air Namibia meiner Meinung nach ein Überflieger werden...

Was denkst Du?

Viele Grüße aus dem windigen Windhoek
Christian
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02 Mär 2013 09:48 #278854
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  • Guido. am 02 Mär 2013 09:48
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Hallo Christian,

Hmm, überlebensfähig, d.h. profitabel ohne Subventionen lässt sich meiner Meinung nach nicht erreichen. Das ist nicht ganz vergleichbar, aber Lufthansa und andere Airlines kommen, wenn sie nicht gerade Minus machen, aktuell in guten Jahren auf Umsatzrenditen von 2-5%. Wenn Air Namibia aufgrund der Winzigkeit im Einkauf für Vieles 5-10% mehr zahlen muss, dann ist bei wettbewerbsfähigen Ticketpreisen jegliches Renditepotential schnell verfrühstückt. Die haben das Einkaufspreisproblem ja auch erkannt und versucht u.a. beim Kerosin Einkaufsgemeinschaften mit anderen afrikanischen Airlines zu bilden, aber das hat wohl bislang alles nicht funktioniert.

Entweder öffnet man den Flughafen Windhoek für andere Airlines und macht Windhoek zu einem echten Drehkreuz, dann hat man bessere Chancen, die Regionalflüge voll zu bekommen, wird dem Wettbewerb auf der FRA-Strecke aber nicht standhalten. Oder man schottet Windhoek weiter ab, dann muss AN das nötige Wachstum auf den Regionalstrecken allein stemmen, was man bisher nicht geschafft hat. Irgendwo wird AN immer gebissen. Ich halte die erste Option aber für weitaus besser. Vor allem für das Land aber auch für Air Namibia. Dann hat vielleicht auch mal eine Allianz Interesse an der Aufnahme von AN, damit sie ihren Kunden lokale Anschlussflüge bieten kann. Momentan würde wohl Skyteam am besten passen, weil die noch gar keinen Partner im südlichen Afrika haben. Oneworld hat da ja schon Comair/BA und Star Alliance hat SAA.

Als reine Regionalgesellschaft wie Comair/BA/Kulula wären die Chancen auf Profitabilität vielleicht besser, aber durch die neuen 10-Jahres-Verträge für die A330 hat man die Weichen ja schon dauerhaft anders gestellt.

Mehdorn ist in Deutschland bei Verbrauchern ungefähr so beliebt wie Blinddarmentzündungen, aber ich glaube der wäre wirklich der richtige Mann für den Job. Sparen kann er und er hat ein hinreichend dickes Fell, um sich gegen politische Einflussnahmen und irgendwelche Befindlichkeiten durchzusetzen. 1-2 Jahre Mehdorn und der Laden wäre schlank. Danach kann (und muss) jemand anders übernehmen.

Wie schon 2 Postings zuvor geschrieben, kann man Air Namibia aber vielleicht in einen Zustand bekommen, der für das Land tragfähig ist. Wenn man zu gut 1 Mrd. Umsatz jährlich 5% d.h. 50 Millionen dazu schießen müsste, dann wäre das im Gegensatz zur aktuellen Lage wohl dauerhaft darstellbar - wenn auch zähneknirschend.

Das alles ist natürlich nur meine rein subjektive Meinung und ich wäre überhaupt nicht traurig, wenn man mich in der Praxis widerlegt. Ich leiste dann gern Abbitte für all meine Kritik.

Beste Grüße

Guido
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02 Mär 2013 10:48 #278864
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Hi Guido,

danke für Deine Meinung. Ich frage mich ob es tragfähige Fluggesellschaften gibt, die ähnlich wie Air Namibia agieren, d.h. im Prinzip nur eine Langstreckenverbindung und dann National-/Regionalstrecken.

Ich kenne zum Beispiel MIAT Mongolian Airlines. Die arbeiten von der Idee her wie Air Namibia, sind auch staatlich und machen von Tag 1 an Gewinn. Sie bieten Flüge von Ulaanbaatar nach Berlin (einzige Langstrecke) und dann regionale Strecken. Und die haben auch Konkurrenz auf der Langstrecke, dennoch ist jeder Flug voll (und das mit Mongolen und weniger Touristen...) und v.a. auf den Regionalstrecken nach Peking etc. Die wiederum haben ihre nationalen Strecken vor kurzem eingestellt, da nicht profitabel. Und ich denke da ist vor allem das Management an dem Erfolg schuld...

Also scheinbar funktioniert so ein Konzept.

Fragen über Fragen.... und keiner hat die ultimative Lösung ;-)

Sonnige Grüße aus Windhoek
Christian
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02 Mär 2013 11:00 #278865
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Also eigentlich kann einer Fluglinie ja gar nichts besseres passieren als dass sie staatlich ist, subventioniert werden darf und ihr ein Monopol zugeschanzt wird, jetzt müsste sie eigentlich nur mehr fliegen, das wäre das Wesentliche, aber solange dies nicht passiert erübrigt sich jede Diskussion was daraus werden könnte. Wenn sie fliegen würde (und damit meine ich nicht zufällig irgendwann einmal sondern nach fixem Flugplan) kann man sich überlegen, wie man an den Ticketpreisen schraubt. Da die Air Namibia fast ausschliesslich Touristen nach Namibia bringt, kann sich eine Subvention durchaus auszahlen, da die meisten ein Vielfaches des Flugpreises in Namibia ausgeben und damit Mehrwertsteuer abliefern, Arbeitsplätze absichern usw., da lohnt es sich durchaus sich eine eigene Fluglinie mit eigenen Arbeitsplätzen auch subventioniert "zu halten". Immerhin liefern auch die Gehälter der Angestellten wieder Steuern nach Namibia ab. Mit einer eigenen, funktionierenden Fluglinie habe ich als Tourismusland einfach viel mehr Spielraum, nicht nur gegenüber Individualtouristen sondern insbesondere auch gegenüber Reiseveranstaltern. Darüberhinaus bin ich auch bei Import/Export mittels Luftfracht nicht ausschliesslich von Drittländern abhängig.

lg

Ronny
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02 Mär 2013 11:36 #278871
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Hallo Christian,travelNAMIBIA schrieb:
Ich kenne zum Beispiel MIAT Mongolian Airlines. Die arbeiten von der Idee her wie Air Namibia, sind auch staatlich und machen von Tag 1 an Gewinn. Sie bieten Flüge von Ulaanbaatar nach Berlin (einzige Langstrecke) und dann regionale Strecken.

Guter Punkt. Wenn es so stimmen würde. :evil:
Ich kenne die nicht, aber offenbar macht MIAT seit Jahren Verlust. Und offenbar aus sehr ähnlichen Gründen wir Air Namibia. Man zahlt im Einkauf z.B. für Kerosin viel mehr als größere Marktteilnehmer und man hat für eine Airline dieser Größe viel zu viel Personal.
MIAT Struggles to Become Profitable

yyy777yyy schrieb:
Da die Air Namibia fast ausschliesslich Touristen nach Namibia bringt, kann sich eine Subvention durchaus auszahlen, da die meisten ein Vielfaches des Flugpreises in Namibia ausgeben und damit Mehrwertsteuer abliefern, Arbeitsplätze absichern usw., da lohnt es sich durchaus sich eine eigene Fluglinie mit eigenen Arbeitsplätzen auch subventioniert "zu halten".

Das stimmt nur dann, wenn man davon ausgeht, dass es ohne Air Namibia am Markt keine Flüge nach Namibia gäbe. Das ist eine sehr unrealistische Annahme.

Und rechnen wir mal: Air Namibia wird dieses Jahr etwa 65.000 Menschen von Deutschland nach Windhoek fliegen. Gehen wir mal davon aus, dass das alles Touristen sind (was in der Praxis definitiv nicht der Fall ist). Mit den bereits bewilligten Geldern für den Businessplan und dem Bailout wird Air Namibia dieses Jahr wohl über eine Milliarde N$ an Subventionen bekommen. D.h. jeder herbeigeflogene Tourist muss vom namibischen Steuerzahler mit umgerechnet 1.300 EUR subventioniert werden. Da willst du nicht ernsthaft argumentieren, dass das Sinn macht und sich über die Mehrwertsteuer rechnet?! Dazu müsste ein durchschnittliches Paar bei 15% VAT dann 200.000 N$ in Namibia ausgeben.

Da können die lieber zu Lufthansa sagen: Ihr fliegt die Leute ganzjährig für 600 EUR Ticketpreis und wir geben Euch 200 EUR pro Ticket dazu. Namibia als Tourismusziel würde boomen und Namibia als Staat käme deutlich billiger weg.

Das ist ja genau der Punkt, weshalb ich das so stark kritisiere. Wir sprechen da eben nicht über einen kleinen Zuschuss für Air Namibia. Wir sprechen über Subventionen in völlig absurden Dimensionen die für den Staat Namibia absolut null Sinn machen.

yyy777yyy schrieb:
Immerhin liefern auch die Gehälter der Angestellten wieder Steuern nach Namibia ab. Mit einer eigenen, funktionierenden Fluglinie habe ich als Tourismusland einfach viel mehr Spielraum, nicht nur gegenüber Individualtouristen sondern insbesondere auch gegenüber Reiseveranstaltern.

Auch das stimmt nur begrenzt. Einfluss nehmen heißt vor allem Subventionen zahlen. Derartigen Einfluss kannst Du auch bei externen Airlines wie Lufthansa oder Turkish nehmen. Marketingabkommen, bei denen externe Airlines Zuschüsse erhalten, um bestimmte Destinationen verstärkt zu vermarkten oder überhaupt erst mal anzufliegen, sind auch in der Praxis nicht gerade selten. Eine gängige Praxis ist es z.B. Flughafengebühren auf null zu reduzieren, was Spanien z.B. auf den Kanaren nach dem Tourismuseinbruch in 2008/2009 gemacht hat. Ryanair hat in der Folge massenhaft Verbindungen auf die Kanaren aufgemacht und schaufelt da nun mehr als 1 Million Besucher pro Jahr hin.

Beste Grüße

Guido
Letzte Änderung: 02 Mär 2013 11:47 von Guido..
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02 Mär 2013 11:59 #278874
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Hi Guido,

das mit der VAT ist eine Milchmädchenrechnung und der kleinste Anteil. Jeder Tourist schafft Arbeitsplätze bei Unterkünften etc die Unternehmenssteuer & Bettenateuer zahlen, die Arbeitnehmer zahlen Einkommenssteuer, die Touristen trinken Alkohol und zahlen Liquor-Steuer usw.

Ich denke schon, dass man sich Gedanken macht ob und wie Air Nam für das Land wichtig ist. Und die "Subventionen" im neuen Finanzjahr sind tlws. für einmalige Neuanschaffungen von Flugzeugen etc. Das Geld ist ja eine Investition und keine Subvention. Zum Tagesbetrieb notwendige Subventionen sind deutlich niedriger!

Aber macht nix, denn NBC (öffentlich-rechtlicher Rundfunk) bekommt in den nächsten 3-4 Jahren um die 4 Milliarden an Zuschüssen :-)

Gruß aus Windhoek
Christian
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