THEMA: Sicherheit in einigen Städten, Erfahrungen,...
26 Jul 2024 11:28 #691272
  • mitglied19210
  • mitglied19210s Avatar
  • Beiträge: 497
  • Dank erhalten: 935
  • mitglied19210 am 26 Jul 2024 11:28
  • mitglied19210s Avatar
Seyko schrieb:
90-95% der kriminellen Vorgänge in Namibia betreffen keine Touristen.

Dann stimmst Du also zu. Es wurden gerade 110.000 erfasste kriminelle Vorgänge gemeldet. Wenn 5-10% der kriminellen Vorgänge Touristen betreffen, dann wären das 5.500-11.000 Fälle pro Jahr. Wenn wir von 400.000 echten Touristen (davon um die 150.000 deutsche Touristen) pro Jahr ausgehen, trifft es demnach 1,4 bis 2,8%. Das ist relativ viel, auch wenn es absolut betrachtet heißt, dass 98% einen von Kriminalität unbelasteten schönen Urlaub erleben.
Seyko schrieb:
Die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Messerattacke zu werden halte ich übrigens derzeit in Deutschland für höher als in Namibia.

Was Deine Faktenferne noch mal final unterstreicht. Laut BKA, dass Messerattacken seit einigen Jahren separat ausweist, haben wir in Deutschland rund 12.000 Messerattacken im Jahr. An 365 Tagen im Jahr bei 84 Mio. Einwohnern. Wenn 150.000 Deutsche Namibia für durchschnittlich 20 Tage im Jahr bereisen, wäre das statistische Risiko in Namibia schon doppelt so hoch, wenn es auch nur 2 Raubüberfälle mit vorgehaltenem Messer gegen deutsche Touristen gäbe. Pro Jahr. Ich glaube, selbst du möchtest nicht ernsthaft argumentieren, dass es null Raubüberfälle mit Messer gegen Touristen in Namibia gibt.

Bevor der falsche Eindruck entsteht: Ich würde niemanden raten, wegen der Kriminalität auf eine Namibia-Reise zu verzichten. Ich würde aber auch nicht so einen Unsinn erzählen wie "Es kann einen überall auf der Welt treffen", sondern darauf hinweisen, dass die Risiken in Namibia erhöht sind.

Grüße
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: my4seasons
26 Jul 2024 12:06 #691274
  • Seyko
  • Seykos Avatar
  • Beiträge: 930
  • Dank erhalten: 901
  • Seyko am 26 Jul 2024 12:06
  • Seykos Avatar
Ich weiss nicht was für dich „echte“ und „unechte“ Touristen sind. Offiziell gab es 860.000 Touristen in 2023. Bspw. Südafrikaner sind nicht unechter als Deutsche - zumindest in meinen Augen.

Das reduziert die Wahrscheinlichkeit auf 0,6-1,3% Demnach erleben 98,7-99,4% der Touristen einen Aufenthalt ohne Vorfall.
Wenn ich nun noch die vermeidbaren Probleme aufgrund Fehlverhalten abziehe (Anhalten bei vermeintlichen Pannen im Nirgendwo, Anhalten um Menschen Wasser zu geben oder Lebensmittel, zu Fuss in der Dunkelheit unterwegs sein, Parken neben „zwielichtigen“ Fahrzeugen, Anhalter mitnehmen, etc pp) kannst du davon ausgehen, einen unbehelligten Aufenthalt zu erleben.

Der längere Aufenthalt bspw. in Windhoek erhöht halt das Risiko. Ich halte die Hauptstadt mit Abstand für die grösste (und imho einzige echte) Problemzone für Touristen.

Namibier sind im Gegensatz zu bspw. Zulu in Südafrika von Hause aus kein aggressives Volk. Das ist bei der Kriminalität hilfreich. Wie gesagt sind Personenangriffe eher die Ausnahme. Einfacher Diebstahl oder Einbrüche ins Auto sind normalerweise das gängiste Risiko. Das Ganze dann zu oben ermittelten Wahrscheinlichkeiten.

OT
Das du die Problematik in D negierst war mir vorher klar, ist mir aber egal. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und zu meiner Zeit hatte niemand Messer. Ich kann mich nur wundern, was heute als „normal“ angesehen wird.
OT Ende

Liebe Grüsse
Guido
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
26 Jul 2024 12:44 #691277
  • my4seasons
  • my4seasonss Avatar
  • Beiträge: 59
  • Dank erhalten: 41
  • my4seasons am 26 Jul 2024 12:44
  • my4seasonss Avatar
mitglied19210 schrieb:
Bevor der falsche Eindruck entsteht: Ich würde niemanden raten, wegen der Kriminalität auf eine Namibia-Reise zu verzichten. Ich würde aber auch nicht so einen Unsinn erzählen wie "Es kann einen überall auf der Welt treffen", sondern darauf hinweisen, dass die Risiken in Namibia erhöht sind.
Diesen Strang habe ich mit großem Interesse mitgelesen. Und gerade deine Beiträge haben mir gefallen.
Ergänzen möchte ich, dass es vermutlich niemanden trösten wird, dass er/sie zu den nur 1-2% Pechvögeln gehört, während 98% ohne Probleme reisen. :S

Wichtig ist es Gefahren korrekt einschätzen zu können. Und zur eigenen Beruhigung, um nicht als Afrika-Anfänger in Panik zu verfallen, ist es vielleicht auch wichtig sich klar zu machen, dass in vielen "exotischeren" Ländern der Welt die Risiken von Verkehrsunfällen höher sind als die Risiken von Überfällen. Das haben wir meist so gar nicht auf dem Schirm.

Es ist wie mit dem Krieg (guter Vergleich Kiew): wer gewohnt ist, ständig Donnergrollen zu hören, wird kaum noch bei einer Explosion zusammenzucken, wenn sie nicht in unmittelbarer Nähe stattfindet. Wer hingegen Frieden und Sicherheit gewöhnt ist, wird in einer solchen Situation womöglich nachts kaum noch ein Auge zutun können. - Aber hat schon mal jemand eine schlaflose Nacht gehabt, weil er am nächsten Tag plante mit dem Auto 1.300 km von Berlin nach Kroatien zu fahren, womöglich in einem Rutsch? Oder weil er plante in Bali ein Auto oder gar ein Moped zu mieten? ;)

Es ist die Vernunft der Natur, dass bei alltäglichen Risiken - welche auch immer das sein mögen: Verkehr, Krieg, Überfälle oder Fressfeinde, äußere oder selbstverschuldete Risiken - nicht ständig der Adrenalinspiegel auf Anschlag sein kann, weil der Organismus das wahrscheinlich nicht lange aushalten würde.

So gehe ich davon aus, dass es ein Unterschied ist, ob man mit gewissen Risiken lebt bzw. häufig damit in Kontakt kommt oder womöglich zum ersten oder zweiten Mal damit konfrontiert wird, dass man z.B. für läppische 850m zwischen Beerhouse und UrbanCamp unbedingt ein Taxi nehmen sollte.
Das gilt jenen alten Hasen nämlich als nix Neues und nicht weiter beunruhigend, während ein ahnungsloser Mitteleuropäer angesichts der vergleichsweisen heilen Welt, an die er gewohnt ist, bei der bloßen Erwähnung einen Schock kriegen dürfte.
Kennt man das schon, dann bleibt man gelassen. Zumindest, solange die Einschläge nicht näher kommen..
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Makra
26 Jul 2024 13:08 #691280
  • my4seasons
  • my4seasonss Avatar
  • Beiträge: 59
  • Dank erhalten: 41
  • my4seasons am 26 Jul 2024 12:44
  • my4seasonss Avatar
Es ist einigermaßen naheliegend, dass in Städten die Kriminalität höher ist als in menschenleeren Landstrichen, auch wenn ich das obige Beispiel (Beerhouse - UrbanCamp, 850m Taxi) schon etwas schockierend finde und auch wenn menschenleere Landstriche sich u.a. dadurch auszeichnen, dass im Zweifelsfall nicht nur Kriminalität sondern auch Hilfe weit weg ist.

Sowas hat mich vor ca. 10 Jahren nämlich davon abgehalten die jetzt wieder geplante große Reise mit eigenem Fahrzeug zu machen; stattdessen bin ich sehr entspannt u.a. nach Russland, Iran, Arabische Halbinsel und Japan gereist, wo wir uns so sicher fühlen konnten wie in Abrahams Schoß bzw wie in Island, wo wir ebenfalls seither waren.

Trotzdem ist Afrika für uns jetzt wieder aktuell. Vielleicht weil der Esel aufs Eis will, wenn es ihm zu gut geht? ;) (Hoffentlich kriege ich jetzt nicht Prügel in diesem Forum).
Vielleicht auch wegen der Rundreise Kapstadt - Karoo - Addo - Gartenroute - Kapstadt, auf die wir uns vor 10 Jahren mit Mietwagen trotzdem "gewagt" hatten, denn die war traumhaft und hat für bleibende positive Erinnerungen gesorgt.

Jetzt soll es jedenfalls (wieder) die volle Packung sein: eigenes Auto runter verschiffen, mehrere Monate herumreisen, Auto unterstellen, wieder kommen.
Hoffentlich klappt das ohne Narben an Körper und Seele.

Konkret würde mich interessieren, wie die Sicherheitslage unterwegs und im touristisch populären Süden Namibias oder auch im weniger bereisten Norden aussieht - und vor allem, worauf man achten muss und wie man sich gegen Risiken schützt.
Gilt natürlich auch für Botswana (wg. Caprivi, Chobe, ..) sowie für Südafrika (Ankunft Kapstadt, Aufenthalt in Stellenbosch + Cedernberge oder Ankunft in Durban, Aufenthalt in Saint Lucia + Hluhluwe-iMfolozi-Park).

Denn wir sind zwar einigermaßen herumgekommen (siehe oben), aber in diesen Regionen die totalen Reiseanfänger, denen man jede "Selbstverständlichkeit" geduldig erklären muss. :silly:
Letzte Änderung: 26 Jul 2024 14:40 von my4seasons.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
26 Jul 2024 13:37 #691281
  • Seyko
  • Seykos Avatar
  • Beiträge: 930
  • Dank erhalten: 901
  • Seyko am 26 Jul 2024 12:06
  • Seykos Avatar
Ich kann dir nur sagen, was wir getan haben - und weiterhin tun - um auf bisherigen ca 115.000 Kilometern im südlichen Afrika ohne Probleme und Behelligung zu reisen.

1. wir planen immer so, dass wir nicht in die Dämmerung und danach fahren müssen um ein Ziel zu erreichen. Die Dämmerung/Dunkelheit ist je nach Region die Zeit für „böse Buben“ und die Zeit für Unfälle mit Eseln/Kühen/Wildtieren. Diese Regel halten wir sehr strikt ein und haben auch schon Pläne umgeworfen weil es nicht machbar war.

2. Halte niemals an, wenn ein Einheimischer eine Panne hat (oder vortäuscht), oder einen Unfall . Bei Touristen ist das etwas anderes. Wenn du das Gefühl hast, dass der Vorfall echt ist, kannst du die Polizei anrufen und sie darüber informieren. Egal was ist, würde ich persönlich nie anhalten.

3. An Orten wo dein Bauch Alarm schlägt: fahre weiter und suche eine Alternative. Das gilt insbesondere für ATMs, Tankstellen und Supermärkte. ATMs nutzen wir nur da, wo wir die Umgebung vorher checken können. PIN-Eingabe abdecken etc. sollte zum Standard in jedem Land gehören.

4. Baue in dein eigenes Fahrzeug Safes ein bzw. erarbeite dir unzugängliche Stellen, wo du Wertsachen deponieren kannst. Für den Fall eines Überfalls, richte dir ein Fake-Portemonnaie ein. In unserem Fall haben wir da etwa umgerechnet 100 USD in Landeswährung drin und Kreditkarten, die vom Datum gültig sind aber entwertet wurden. Für den Fall, dass das Auto gestohlen wird, baue dir 2 Apple Airtags an gut zugänglichen aber versteckten Bereichen ein. Entferne vorher die LAutsprecher (Anleitung gibt es auf Youtube).

5. Wenn du dich verteidigen willst, habe eine Strategie von Dingen, die du auch durchziehst. In unserem Fall ist das Pfefferspray in der Fahrerkabine und im Camper und Kenntnisse in Martial Arts. Was immer bei diesem Punkt herauskommt: alles was hier in der Theorie steht, muss auch praktisch durchgezogen werden, ansonsten ist es nicht nur wertlos sondern auch nachteilig für einen selbst. Sich zu 100% Anweisungen zu fügen kann hier auch eine Strategie sein.

6. Unterstütze Einheimische, die bspw. als Autowächter arbeiten. Wir nutzen sie quasi immer und überall. Wenn jemand wirklich gut schaut, bekommt er von uns das übliche Trinkgeld, manchmal ein klein wenig mehr.

7. An Supermärkten wo ihr euch unwohl fühlt, bleibt einer im Auto und verriegelt, während der andere einkauft. Je nach Fahrzeug kann es auch sinnvoll sein, eine Möglichkeit zu schaffen, die Einkäufe schnell einräumen zu können um den Platz zu verlassen und die Dinge später, an einem „besseren“ Ort zu verräumen.

8. Sei freundlich und entspannt und geniesse die Menschen, die in der überwältigenden Mehrzahl sehr freundlich sind und wenn überhaupt eventuell manchmal nerven und aufdringlich sind. Meine Strategie: ich spreche sie dann lachend auf französisch an und grinse über das ganze Gesicht. Wenn sie dann weiter betteln, sage ich mit leichtem Akzent in gebrochenem Englisch, dass ich kein Englisch spreche und frage sie ob sie französisch sprechen. Die allermeisten lachen dann auch und gehen einfach weg. Die Strategie habe ich in Lusaka perfektioniert, da die Stadtdurchfahrt dort ca 1.5 Stunden dauert und an jeder Ampel zig Menschen durch die Reihen laufen und von Gürteln über Schweibenwischer alles verkaufen wollen. Hat immer geklappt.

Fun fact zum Abschluss:
In Deutschland gab es im Jahr 2023 5.900.000 Straftaten. Das sind 0.07 je Einwohner
In Namibia waren es 110.000 (laut Mitglied 19210). Das sind 0.03 je Einwohner. :laugh:

Liebe Grüsse
Guido

Nachtrag: In Südafrika bewährt es sich auch, an Ampeln zum Vordermann eine Fahrzeuglänge Abstand zu halten. Sollte jemand mit einem Backstein kommen und bspw. eine Scheibe einschlagen wollen, kannst du a Vordermann vorbeizirkeln und versuchen loszufahren. Der Modus ist nervig aber hat seine Berechtigung. Leider geht das in Kapstadt auch los. Machen wir allerdings nur in Südafrika und neuerdings in Windhoek.
Letzte Änderung: 26 Jul 2024 13:50 von Seyko.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Pascalinah, Logi, my4seasons, Makra
26 Jul 2024 13:48 #691282
  • mitglied19210
  • mitglied19210s Avatar
  • Beiträge: 497
  • Dank erhalten: 935
  • mitglied19210 am 26 Jul 2024 11:28
  • mitglied19210s Avatar
Seyko schrieb:
Ich weiss nicht was für dich „echte“ und „unechte“ Touristen sind. Offiziell gab es 860.000 Touristen in 2023. Bspw. Südafrikaner sind nicht unechter als Deutsche - zumindest in meinen Augen.
Statistisch zählt jeder Ausländer, der die Grenzen nach Namibia überschreitet, als Tourist. Wenn Angolaner von nördlich des Kunene Verwandtschaft südlich des Kunene besuchen und da für eine Nacht bleiben, dann zählen die für die Touristikstatistik. Das ist aber weder das, was wir hier im Allgemeinen mit "Tourist" meinen noch sind die dann im Fokus von Kriminellen, weil die nicht eine Anhäufung von Wertgegenständen durch die Gegend fahren. Als "echte" Touristen zähle ich vor allem die Übersee-Touristen plus einen erheblichen Teil der Südafrikaner - laut dem von Shifeta vorgestelltem Tourist Report haben 2023 160.000 Südafrikaner in Namibia Urlaub gemacht.

Das du die Problematik in D negierst war mir vorher klar, ist mir aber egal.
Du hast eine sehr spezielle Wahrnehmung von Fakten. Was genau negiere ich, wenn ich (und nicht Du) explizit 12.000 Messerattacken für Deutschland konstatiere??? Ich setze das dann ins Verhältnis, weil es ja eben darum geht, wo es gefährlicher ist. Das versuchst Du dann mit gefühlten Fakten und Umdeutungen zu kontern.

Grüße
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.