THEMA: Die Eulenmuckels cruisen vom KTP ins Kaokoveld
14 Apr 2020 00:20 #586236
  • Eulenmuckel
  • Eulenmuckels Avatar
  • Beiträge: 2082
  • Dank erhalten: 17515
  • Eulenmuckel am 14 Apr 2020 00:20
  • Eulenmuckels Avatar
Tag 11 – 23. Juli 2019 – Tschüss, KTP

Mata Mata – Mesosaurus Camp

An unserem letzten Morgen im KTP standen wir in Mata Mata wie immer früh auf, Uwe kochte Wasser, und wir packten mit geübten Handgriffen unsere Sachen zusammen. Auf der Campsite war nicht allzu viel los. Wir holten unser Permit und starteten ein letztes Mal für einen kurzen Gamedrive in den Park. Kurz hinter dem Tor entdeckten wir bereits eine Herde von 12 Giraffen, darunter zwei Giraffenkinder.
Am Wasserloch Sitzas ging es vorbei ins Auob-Tal. In einem Baum neben der Straße saß ein Weißbürzel-Singhabicht, der etwas Kleines, Felliges in seinen Fängen hielt. Wir konnten leider nicht erkennen, um was es sich handelte, entdeckten aber in einem benachbarten Baum noch weitere dieser Vögel. Diese Ansammlung ließ eigentlich nur auf einen Honigdachs schließen. Der zeigte sich auch bald.



Er rutschte einen dicken Baumstamm hinab, nur um ihn gleich darauf auf der anderen Seite wieder zu erklimmen. Dann begann er mit seinen langen Krallen in einem Haufen von ineinander gesteckten Ästen und trockenen Blättern herumzuwühlen, dass die Zweige nur so auf den Boden prasselten. Während wir keine Ahnung hatten, was genau dort vor sich ging, schienen das die fünf Singhabichte aber genau zu wissen. Sie ließen den Dachs keine Sekunde aus den Augen und beobachteten seine Anstrengungen genau.



Plötzlich wurde der Dachs noch hektischer, wir vernahmen ein lautes Quietschen aus dem Nest, und dann sauste eine Baumratte in wilder Flucht den Ast hinauf. Sie kam allerdings nicht besonders weit, denn sofort stürzte sich ein Singhabicht auf den armen Nager.







Die Ratte schien jedoch nicht der einzige Bewohner des Nests gewesen zu sein, denn der Dachs ließ nicht locker. Er steckte mittlerweile kopfüber in dem Nest, nur seine Hinterbeine waren noch zu sehen. Wieder hörten wir schrilles Gepiepse, und zwei weitere Nager suchten ihr Heil in der Flucht. Einer wurde sofort gefasst, der andere konnte sich tatsächlich für einen Augenblick verstecken, denn der Singhabicht hüpfte nur frustriert im Geäst herum. Die Zweige standen für den großen Vogel zu eng.
Während zwei Habichte noch ihre Beute verschlangen, kletterte der Honigdachs schon auf den nächsten Ast, um ein weiteres Nest zu zerlegen.







Der Baum war eine wahre Vorratskammer, denn dasselbe Spiel wiederholte sich noch ein paarmal. Der Dachs kletterte unermüdlich und systematisch durch die Äste, ließ sich ein Stück fallen und stieg den Stamm wieder hinauf. So wurde nach und nach der gesamte Baum von Ratten gesäubert.





Wir beobachteten das Spektakel lange Zeit, und Ruth beschloss, nicht als Baumratte wiedergeboren zu werden. Als der Dachs von dannen zog, fuhren auch wir weiter. Wir hatten zweimal Löwengebrüll gehört, konnten aber keine Tiere entdecken.
Bei Craig Lockhart fotografierten wir noch einen kleinen Gabarhabicht,



dann kehrten wir um. Ohne weitere bemerkenswerte Sichtung erreichten wir Mata Mata, checkten aus, tankten und ließen Luft in die Reifen füllen.

Die Seilkonstruktion hielt die abgebrochene Markise zuverlässig fest.



Während Uwe beim Auto blieb, lief Ruth mit dem Fotoapparat noch einmal die Bäume im Camp ab.

Langschnabel-Sylvietta (Long-billed Crombec)





Akaziendrossel



Anschließend fuhren wir hinüber zum namibischen Grenzposten. Das Prozedere ging schnell vonstatten, dann ging es auf der C15 ein paar Kilometer nach Norden. Beim Kalahari Farmstall hielten wir an und freuten uns, dass dieser im Gegensatz zu unserem Versuch vor ein paar Jahren geöffnet hatte. Das kleine Restaurant und der Laden sind sehr geschmackvoll eingerichtet.



Wir kauften ein hübsches Gästehandtuch und setzten und vor das Café in die Sonne. Ruth aß ein Sandwich und trank eine Tasse Kakao, Uwe bestellte ein Stück Apfelkuchen mit Kaffee. Der Kuchen schmeckte zwar eher wie ein Malvapudding, war aber lecker.



Nach dieser Stärkung ging es weiter nach Westen Richtung Keetmanshoop. Quer über die roten Kalaharidünen führte unser Weg auf und ab.



Dabei wehte ein kräftiger Wind aus Norden und blies uns den Staub um das Auto. Als wir hinter den Dünen Richtung Koës fuhren und die Ebene erreichten, war so viel Staub in der Luft, dass man gar nicht bis zum Horizont sehen konnte.





Leider ließ der Wind auch bis zum Mesosaurus Camp nicht nach. Wir kamen dort um viertel nach drei an und trafen Giel, der uns wie immer freundlich und gut gelaunt begrüßte. Wir wechselten ein paar Worte und bezahlten unsere Campsite.
Drei Kilometer weiter im Bushcamp war es uns immer noch zu windig, um unser Lager aufzuschlagen, und so folgten wir Giels Rat und fuhren den schönen 4x4-Trail, der uns an vielen Köcherbäumen vorbei führte. Der Trail war nicht schwierig zu fahren, nur an manchen Stellen war es etwas eng, so dass wir aufpassen mussten, mit den Reifen keine scharfen Steine mitzunehmen. So konnte Uwe schon mal ein bisschen fürs Kaokoveld üben.





An der ein oder anderen Stelle stiegen wir kurz aus dem Auto, hatten aber nur wenig Lust, in den Steinen herumzuklettern, da der Wind ganz ordentlich pfiff und uns den Staub um die Ohren pustete.



Selbst die Klippschliefer suchten sich ein möglichst geschütztes Plätzchen.







Siedelweber



Anschließend stellten wir das Auto neben dem großen Webervogelnest und als Windschutz auf und klappten das Zelt auf. Der Wind rüttelte an den Zeltwänden, und das ganze Auto schwankte. Obwohl wir es sehr schade fanden, diesen schönen Platz, der mit zu unseren Lieblingsplätzen gehört, nicht richtig nutzen zu können, schätzten wir unser luxuriöses Vorratskammer-Aufenthalts-Schlafmobil heute umso mehr. Wir entschieden uns gegen ein Feuer, da Sandschnitzel nicht zur ersten Wahl gehörten und bereiteten stattdessen einen Käse-Wurstsalat im Bushcamper zu.
Weitere Camper trafen ein, eine nette Familie aus Holland, die seit einer Woche in Namibia war und bereits in Lüderitz, in Außenkehr und in Keetmanshoop war, morgen weiter Richtung Sesriem fahren und in den verbleibenden zweieinhalb Wochen auch noch in den Caprivi möchte. Sie hatten nichts vorgebucht und fuhren für unseren Geschmack eine recht abenteuerliche Zick-Zack-Route mit vielen unnötigen Kilometern, waren aber guter Dinge.
Im letzten Abendlicht fotografierten wir die schönen Köcherbäume









und aßen dann im Windschatten des Autos zu Abend.



Der Wind hatte zum Glück ein wenig nachgelassen, so dass es nicht mehr ganz so ungemütlich war. Die Holländer waren deutlich weniger fimschig als wir. Sie sprangen im Shirt und mit kurzen Hosen draußen herum und hatten ein lustig flackerndes Braai-Feuerchen entfacht.



Als es schon längst dunkel war, trafen unabhängig voneinander zwei weitere Fahrzeuge ein. Schnell war es mit der Ruhe vorbei. In einem Höllenritt war die eine Familie nach einem Tausch des Mietwagens an einem Tag von Windhoek bis hierher geprescht und mittlerweile völlig gestresst und mit den Nerven am Ende. Da hätten wir wirklich nicht mit ihnen tauschen mögen, und sie taten uns ein wenig leid. Während der Vater nun versuchte, genaue Anweisungen zu geben, wie das erste Mal das Dachzelt aufzustellen sei und dabei wirklich jeden einzelnen Handgriff kommentierte, startete das Pärchen auf der anderen Campsite den Motor. Und dieser musste in der nächsten halben Stunde laufen und laufen. Es erschloss sich uns nicht, was die Gründe dafür waren, aber es nervte ungemein. Bisher waren wir auch sehr verwöhnt gewesen, da wir die Mesosaurus Campsite immer exklusiv für uns alleine gehabt hatten. Nach einer halben Stunde hatte sich vor allem Ruth so sehr in den röhrenden Motor verliebt, dass Uwe sie nur mit Mühe davon abhalten konnte, den Nachbarn einen Besuch abzustatten. Sie ließ es sich aber nicht nehmen, ihr Laserschwert auszupacken und mit dem Taschenlampenstrahl direkt in Richtung der Doofen zu leuchten. Da an Schlaf so eh noch nicht zu denken war, spazierten wir im Dunklen vom Camp weg in die andere Richtung und starteten unsere ersten Zeitraffer-Aufnahmen dieses Urlaubs. Bis wir dafür alles eingestellt hatten, war auch auf unserem Platz Ruhe eingekehrt, und wir verkrochen uns ins Zelt.



Kilometer: 269
Letzte Änderung: 14 Apr 2020 00:24 von Eulenmuckel.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: kalachee, Hanne, Tanja, gepard63, tigris, casimodo, Fluchtmann, aos, Topobär, erdferkel und weitere 26
14 Apr 2020 13:21 #586269
  • CuF
  • CuFs Avatar
  • Beiträge: 4029
  • Dank erhalten: 7376
  • CuF am 14 Apr 2020 13:21
  • CuFs Avatar
Hallo Eulenmuckels,
über den Honigdachs und seine Rattenaktion sind wir wirklich platt! Schon toll, worauf Ihr achtet - eine Ansammlung von Singhabichten hätten wir niemals mit einem Honigdachs in Verbindung gebracht!
Von den Fotos sind wir übrigens auch platt!
Bei Giel waren wir im Frühjahr 2019 auch und sahen dort einen Verreauxs Eagle (Kaffernadler/Felsenadler) sehr nah auf einem riesigen Webervogelnest sitzen und die dicksten Klippschliefer ausgucken.....
Viele Grüße
Friederike + Claus
Letzte Änderung: 14 Apr 2020 13:25 von CuF.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Eulenmuckel
14 Apr 2020 16:00 #586274
  • Dandelion
  • Dandelions Avatar
  • Beiträge: 433
  • Dank erhalten: 477
  • Dandelion am 14 Apr 2020 16:00
  • Dandelions Avatar
Hallo Ruth und Uwe,

die Fotos des kraxelnden Honigdachses begeistern mich ebenfalls sehr. Welch seltene und spannende Sichtung :woohoo: Auch auf die Gefahr hin mich etwas lächerlich zu machen, auf Bäumen hätte ich diese Kerle nicht vermutet und somit auch niemals danach gesucht. Wieder einmal der Beweis, Reiseberichte lesen bildet oder salopp gesagt „again what learned“ :whistle:

Bei Abendstimmung mit Köcherbäumen bekomme ich eh immer glänzende
Augen - soooo schön. :kiss:

Zwischendurch ein herzliches Dankeschön für euren Bericht und die gewohnt sensationellen Fotos.

Ganz liebe
Grüße
Kordula :)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Eulenmuckel
15 Apr 2020 20:32 #586399
  • Lois
  • Loiss Avatar
  • Life begins behind the tar road
  • Beiträge: 209
  • Dank erhalten: 135
  • Lois am 15 Apr 2020 20:32
  • Loiss Avatar
Eulenmuckel schrieb:
@Sandra: Wir freuen uns, dass ihr nun auch dabei seid. Hoffentlich fahrt ihr auch weiter mit, wenn wir nun euren Lieblingspark verlassen.

Aber selbstverständlich :) Wir freuen uns schon sehr auf all Eure Erlebnisse, natürlich auch die außerhalb unseres Lieblingparks ;)

Mensch, die Dachssichtung war ja sensationell! Wir finden inzwischen an den kleineren Gesellen (wie auch die kleine Elefantenspitzmaus :kiss: ) oftmals mehr Gefallen als an den dauerschlafenden Löwen.

Liebe Grüße
Sandra

PS: Eure Fotos sind wie immer hammermäßig!
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Eulenmuckel
16 Apr 2020 16:53 #586465
  • lisolu
  • lisolus Avatar
  • Beiträge: 883
  • Dank erhalten: 672
  • lisolu am 16 Apr 2020 16:53
  • lisolus Avatar
Ihr Lieben,

die Dachsgeschichte ist wirklich spannend. Ich wäre schon froh, wenn wir überhaupt mal einen zu Gesicht bekämen. Ausser vor vielen Jahren in Halali bei Nacht ist uns das noch nie passiert, ans fotografieren war da gar nicht zu denken.
Und im Kalahari Farmstall wäre ich jetzt auch gern, dort schmeckt der Kaffee (immer wichtig) und man findet nette Mitbringsel.

Schreibt mal schön weiter, bevor Ruth sich wieder voll reinhängen muss.

Einen lieben Gruss aus dem Norden.

Lisolu
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Eulenmuckel
19 Apr 2020 23:42 #586810
  • Eulenmuckel
  • Eulenmuckels Avatar
  • Beiträge: 2082
  • Dank erhalten: 17515
  • Eulenmuckel am 14 Apr 2020 00:20
  • Eulenmuckels Avatar
@Friederike und Claus: Dass wir von den Habichten auf den Dachs geschlossen haben, lag daran, dass wir so eine Konstellation in der Vergangenheit schon einmal beobachtet hatten. Aber auch ohne dies ist es sehr ungewöhnlich, gleich mehrere dieser Greifvögel so nah beieinander zu sehen.
Ein Besuch bei Giel lohnt sich immer.

@Kordula: Honigdachse sind sehr gute Kletterer.
auf Bäumen hätte ich diese Kerle nicht vermutet
Dann hast du vermutlich unseren letzten Reisebericht aus dem Moremi verpasst. ;)

@Sandra: Gerade diese beiden Sichtungen (insbesondere auch die Elefantenspitzmaus) haben uns auch sehr gefallen.

@Lisolu: Wir freuen uns auch schon auf den nächsten Kaffee, den wir gemeinsam mit euch trinken können.

Viele Grüße
Uwe
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.