Tag 11 – 23. Juli 2019 – Tschüss, KTP
Mata Mata – Mesosaurus Camp
An unserem letzten Morgen im KTP standen wir in Mata Mata wie immer früh auf, Uwe kochte Wasser, und wir packten mit geübten Handgriffen unsere Sachen zusammen. Auf der Campsite war nicht allzu viel los. Wir holten unser Permit und starteten ein letztes Mal für einen kurzen Gamedrive in den Park. Kurz hinter dem Tor entdeckten wir bereits eine Herde von 12 Giraffen, darunter zwei Giraffenkinder.
Am Wasserloch Sitzas ging es vorbei ins Auob-Tal. In einem Baum neben der Straße saß ein Weißbürzel-Singhabicht, der etwas Kleines, Felliges in seinen Fängen hielt. Wir konnten leider nicht erkennen, um was es sich handelte, entdeckten aber in einem benachbarten Baum noch weitere dieser Vögel. Diese Ansammlung ließ eigentlich nur auf einen Honigdachs schließen. Der zeigte sich auch bald.
Er rutschte einen dicken Baumstamm hinab, nur um ihn gleich darauf auf der anderen Seite wieder zu erklimmen. Dann begann er mit seinen langen Krallen in einem Haufen von ineinander gesteckten Ästen und trockenen Blättern herumzuwühlen, dass die Zweige nur so auf den Boden prasselten. Während wir keine Ahnung hatten, was genau dort vor sich ging, schienen das die fünf Singhabichte aber genau zu wissen. Sie ließen den Dachs keine Sekunde aus den Augen und beobachteten seine Anstrengungen genau.
Plötzlich wurde der Dachs noch hektischer, wir vernahmen ein lautes Quietschen aus dem Nest, und dann sauste eine Baumratte in wilder Flucht den Ast hinauf. Sie kam allerdings nicht besonders weit, denn sofort stürzte sich ein Singhabicht auf den armen Nager.
Die Ratte schien jedoch nicht der einzige Bewohner des Nests gewesen zu sein, denn der Dachs ließ nicht locker. Er steckte mittlerweile kopfüber in dem Nest, nur seine Hinterbeine waren noch zu sehen. Wieder hörten wir schrilles Gepiepse, und zwei weitere Nager suchten ihr Heil in der Flucht. Einer wurde sofort gefasst, der andere konnte sich tatsächlich für einen Augenblick verstecken, denn der Singhabicht hüpfte nur frustriert im Geäst herum. Die Zweige standen für den großen Vogel zu eng.
Während zwei Habichte noch ihre Beute verschlangen, kletterte der Honigdachs schon auf den nächsten Ast, um ein weiteres Nest zu zerlegen.
Der Baum war eine wahre Vorratskammer, denn dasselbe Spiel wiederholte sich noch ein paarmal. Der Dachs kletterte unermüdlich und systematisch durch die Äste, ließ sich ein Stück fallen und stieg den Stamm wieder hinauf. So wurde nach und nach der gesamte Baum von Ratten gesäubert.
Wir beobachteten das Spektakel lange Zeit, und Ruth beschloss, nicht als Baumratte wiedergeboren zu werden. Als der Dachs von dannen zog, fuhren auch wir weiter. Wir hatten zweimal Löwengebrüll gehört, konnten aber keine Tiere entdecken.
Bei Craig Lockhart fotografierten wir noch einen kleinen Gabarhabicht,
dann kehrten wir um. Ohne weitere bemerkenswerte Sichtung erreichten wir Mata Mata, checkten aus, tankten und ließen Luft in die Reifen füllen.
Die Seilkonstruktion hielt die abgebrochene Markise zuverlässig fest.
Während Uwe beim Auto blieb, lief Ruth mit dem Fotoapparat noch einmal die Bäume im Camp ab.
Langschnabel-Sylvietta (Long-billed Crombec)
Akaziendrossel
Anschließend fuhren wir hinüber zum namibischen Grenzposten. Das Prozedere ging schnell vonstatten, dann ging es auf der C15 ein paar Kilometer nach Norden. Beim Kalahari Farmstall hielten wir an und freuten uns, dass dieser im Gegensatz zu unserem Versuch vor ein paar Jahren geöffnet hatte. Das kleine Restaurant und der Laden sind sehr geschmackvoll eingerichtet.
Wir kauften ein hübsches Gästehandtuch und setzten und vor das Café in die Sonne. Ruth aß ein Sandwich und trank eine Tasse Kakao, Uwe bestellte ein Stück Apfelkuchen mit Kaffee. Der Kuchen schmeckte zwar eher wie ein Malvapudding, war aber lecker.
Nach dieser Stärkung ging es weiter nach Westen Richtung Keetmanshoop. Quer über die roten Kalaharidünen führte unser Weg auf und ab.
Dabei wehte ein kräftiger Wind aus Norden und blies uns den Staub um das Auto. Als wir hinter den Dünen Richtung Koës fuhren und die Ebene erreichten, war so viel Staub in der Luft, dass man gar nicht bis zum Horizont sehen konnte.
Leider ließ der Wind auch bis zum Mesosaurus Camp nicht nach. Wir kamen dort um viertel nach drei an und trafen Giel, der uns wie immer freundlich und gut gelaunt begrüßte. Wir wechselten ein paar Worte und bezahlten unsere Campsite.
Drei Kilometer weiter im Bushcamp war es uns immer noch zu windig, um unser Lager aufzuschlagen, und so folgten wir Giels Rat und fuhren den schönen 4x4-Trail, der uns an vielen Köcherbäumen vorbei führte. Der Trail war nicht schwierig zu fahren, nur an manchen Stellen war es etwas eng, so dass wir aufpassen mussten, mit den Reifen keine scharfen Steine mitzunehmen. So konnte Uwe schon mal ein bisschen fürs Kaokoveld üben.
An der ein oder anderen Stelle stiegen wir kurz aus dem Auto, hatten aber nur wenig Lust, in den Steinen herumzuklettern, da der Wind ganz ordentlich pfiff und uns den Staub um die Ohren pustete.
Selbst die Klippschliefer suchten sich ein möglichst geschütztes Plätzchen.
Siedelweber
Anschließend stellten wir das Auto neben dem großen Webervogelnest und als Windschutz auf und klappten das Zelt auf. Der Wind rüttelte an den Zeltwänden, und das ganze Auto schwankte. Obwohl wir es sehr schade fanden, diesen schönen Platz, der mit zu unseren Lieblingsplätzen gehört, nicht richtig nutzen zu können, schätzten wir unser luxuriöses Vorratskammer-Aufenthalts-Schlafmobil heute umso mehr. Wir entschieden uns gegen ein Feuer, da Sandschnitzel nicht zur ersten Wahl gehörten und bereiteten stattdessen einen Käse-Wurstsalat im Bushcamper zu.
Weitere Camper trafen ein, eine nette Familie aus Holland, die seit einer Woche in Namibia war und bereits in Lüderitz, in Außenkehr und in Keetmanshoop war, morgen weiter Richtung Sesriem fahren und in den verbleibenden zweieinhalb Wochen auch noch in den Caprivi möchte. Sie hatten nichts vorgebucht und fuhren für unseren Geschmack eine recht abenteuerliche Zick-Zack-Route mit vielen unnötigen Kilometern, waren aber guter Dinge.
Im letzten Abendlicht fotografierten wir die schönen Köcherbäume
und aßen dann im Windschatten des Autos zu Abend.
Der Wind hatte zum Glück ein wenig nachgelassen, so dass es nicht mehr ganz so ungemütlich war. Die Holländer waren deutlich weniger fimschig als wir. Sie sprangen im Shirt und mit kurzen Hosen draußen herum und hatten ein lustig flackerndes Braai-Feuerchen entfacht.
Als es schon längst dunkel war, trafen unabhängig voneinander zwei weitere Fahrzeuge ein. Schnell war es mit der Ruhe vorbei. In einem Höllenritt war die eine Familie nach einem Tausch des Mietwagens an einem Tag von Windhoek bis hierher geprescht und mittlerweile völlig gestresst und mit den Nerven am Ende. Da hätten wir wirklich nicht mit ihnen tauschen mögen, und sie taten uns ein wenig leid. Während der Vater nun versuchte, genaue Anweisungen zu geben, wie das erste Mal das Dachzelt aufzustellen sei und dabei wirklich jeden einzelnen Handgriff kommentierte, startete das Pärchen auf der anderen Campsite den Motor. Und dieser musste in der nächsten halben Stunde laufen und laufen. Es erschloss sich uns nicht, was die Gründe dafür waren, aber es nervte ungemein. Bisher waren wir auch sehr verwöhnt gewesen, da wir die Mesosaurus Campsite immer exklusiv für uns alleine gehabt hatten. Nach einer halben Stunde hatte sich vor allem Ruth so sehr in den röhrenden Motor verliebt, dass Uwe sie nur mit Mühe davon abhalten konnte, den Nachbarn einen Besuch abzustatten. Sie ließ es sich aber nicht nehmen, ihr Laserschwert auszupacken und mit dem Taschenlampenstrahl direkt in Richtung der Doofen zu leuchten. Da an Schlaf so eh noch nicht zu denken war, spazierten wir im Dunklen vom Camp weg in die andere Richtung und starteten unsere ersten Zeitraffer-Aufnahmen dieses Urlaubs. Bis wir dafür alles eingestellt hatten, war auch auf unserem Platz Ruhe eingekehrt, und wir verkrochen uns ins Zelt.
Kilometer: 269