Tag 12 – 24. Juli 2019 – Hallo, Namib
Mesosaurus Camp – Namib Rand Family Hideout
Heute Nacht wachten wir ein paar Mal auf, weil sich die Schafe unterhielten, die um unser Auto herum liefen. Gegen Morgen standen noch in der Dunkelheit unsere holländischen Nachbarn auf und bauten ihr Lager ab. Die Sonne war nicht aufgegangen, als sie bereits abfuhren, aber sie hatten ja auch einen weiten Weg bis zum Sossusvlei vor sich. Wir schnappten unsere Fotoapparate und liefen durch die Köcherbäume, um im ersten Morgenlicht ein paar Aufnahmen zu machen.
Bei diesen Aloen geht es uns immer wie der Maus in der Vorratskammer. Wir können uns gar nicht entscheiden. Fotografiert man nun diese oder doch besser jene dort? Nein, die dort hinten ist noch viel schöner, oder doch besser ein wenig mehr von links!? Eigentlich ist es auch völlig egal, denn Köcherbäume machen sich immer ganz gut auf einem Foto.
Als wir zurückkamen, war auch die Großfamilie der Weber bereits aufgewacht. Zu kleinen Bällen aufgeplustert ließen sie sich die warmen Sonnenstrahlen auf das Gefieder fallen und blickten noch ein wenig verschlafen drein.
Während wir es ähnlich wie die Webervögel hielten, unseren Tisch für das Frühstück in die Sonne rückten und unser Frühstück mümmelten, war auch die deutsche Familie aufgestanden, die gestern erst im Dunkeln eingetroffen war. Vater, Mutter und Sohn wanderten in einer Reihe – erneut jeden Handgriff und jedes Vorhaben kommentierend – Richtung Ablutions, wo sie sich allerdings nicht in die Duschkabäuschen verzogen, sondern sich im Freien in aller Seelenruhe für ihre Morgentoilette entkleideten. Wir machten große Augen und erklärten unser Frühstück spätestens ab dem Zeitpunkt für gescheitert, an dem diskutiert wurde, ob die Unterhose des Sohnes gewechselt oder vielleicht doch noch einen weiteren Tag verwendet werden könne. Gemeinsam beugten sich drei Augenpaare kritisch über das fragwürdige Kleidungsstück, das man zur Not ja auch noch einen Tag auf links drehen könnte. Ob den Dreien wohl bewusst war, dass wir jedes Wort mitbekamen? Kurz überlegten wir, ob wir wohl auch ein Stimmrecht hätten und uns einmischen sollten, entschieden uns aber dann doch dagegen.
Als wir unsere Sachen einräumten, entdeckten wir drei Zwergfalken, die sich auf nahen Bäumen niedergelassen hatten und sich ähnlich aufgeplustert wie die Weber in der Sonne wärmten.
Und hier etwas versteckter die Dame dazu:
Sie gehören zu den großen Siedelweber-Nestern, die auf der Campsite verteilt sind. Es ist einfach herrlich, sein Zelt in der Nähe eines solchen Nestes aufzustellen und die ganze Nacht über immer mal wieder ein leises Fiepen zu vernehmen, mit dem sich die geselligen Vögelchen vergewissern, dass der Nachbar noch anwesend ist.
Auch jetzt machte es großen Spaß, der Schar zuzuschauen, die sich fröhlich miteinander schwatzend, emsig an die Arbeit machte, ihr Heim Halm für Halm zu erweitern. Auf den ersten Blick erscheinen die Weber recht langweilig und eintönig, betrachtet man sie aber genauer, stellt man fest, dass sie zwar nicht knallig bunt sind, aber doch eine auffallend schöne Gefiederzeichnung aufweisen. Wir finden sie auf jeden Fall sehr sympathisch.
Erst gegen halb zehn verließen wir die Campsite
und machten uns auf den Weg nach Keetmanshoop, nicht ohne zuvor noch ein kleines Pläuschchen mit Giel zu halten, dessen unaufgeregte Art wir auch bei unserem dritten Besuch bei ihm wieder als sehr angenehm empfanden. Bei der Gariganus Farm liefen zwei Geparde unmittelbar an der Hauptstraße entlang. Wir stoppten kurz, finden den Anblick solch schöner Tiere hinter einem hohen Maschendrahtzaun aber immer sehr traurig, so dass es schon bald weiterging. In der Stadt fuhren wir zu der relativ neuen Shopping-Mall, tankten, holten Geld und kauften schnell ein paar Kleinigkeiten ein. Dann holten wir noch eine Portion Pommes bei Hungy Lion. So gestärkt fuhren wir auf der B4 nach Südwesten. Auf der Teerstraße kamen wir schnell voran und erfreuten uns an der tollen Aussicht über die endlose Landschaft, für die wir so gerne nach Namibia reisen. Immer wieder kamen wir über eine Kuppe und konnten den Blick dahinter endlos bis zum Horizont schweifen lassen.
Bei Goageb bogen wir nach Nordwesten auf die C14, die bis Bethanien noch geteert war.
Dann ging es auf Gravel weiter bis Helmeringhausen. In dem winzigen Ort machten wir eine kurze Pause im Helmeringhausen Hotel. Wir setzten uns in den Garten und probierten ein Stück des angepriesenen Apfelkuchens. Er schmeckte wirklich lecker, aber wir mögen den aus Solitaire lieber. Außerdem haben sie ganz ordentliche Preise in Helmeringhausen.
Zügig fuhren wir weiter, da wir immer noch über 150 Kilometer vor uns hatten.
Auf der C27 ließen wir die Tirasberge südlich liegen und fuhren weiter nach Westen. Da wir früher immer entlang der D707 gereist waren, kannten wir diese Strecke noch nicht, und sie gefiel uns sehr gut.
Ab Spes Bona wurde die Straße extrem schlecht. Das Wellblech war so hart, dass der Wagen sehr durchgeschüttelt wurde. Das Auto tat uns wirklich leid. Bei Betta bogen wir nach Westen ab, und bald zweigte die Zufahrt zum Namib Rand Family Hideout ab. Bis dahin hatten wir schon 13 Löffelhunde entlang der Straße gesehen. Manche waren weit entfernt, drei jedoch auf der falschen Seite des Farmzauns. Die Tiere liefen panisch vor unserem Auto davon und kreuzten dabei mehrfach die Fahrbahn, so dass wir uns aus Angst, einen zu erwischen, gar nicht richtig an ihnen vorbei trauten. Wenn wir anhielten, weil wir sie nicht zu sehr jagen wollten, blieben sie auch stehen. Fuhren wir weiter, hetzten sie ebenfalls los und versuchten im Davonstürmen eine Lücke im Zaun zu finden. Zwei von ihnen gelang es bald, der dritte rannte vor Verzweiflung gegen den Zaun. Es tat uns wahnsinnig leid, und wir waren sehr erleichtert, als wir endlich an dem armen Löffelhund vorüber waren. Wir hofften, dass sobald kein weiteres Auto hier entlang kommen würde, damit das Spiel nicht von neuem beginnen würde und das kleine Kerlchen genug Gelegenheit hätte zu verschnaufen. Außerdem wünschten wir ihm sehr, dass er seine beiden Kumpels, die er ein ganzes Stück weiter vorne verloren hatte, bald wiederfinden würde. Wir wissen wirklich nicht, wie man sich in so einer Situation am besten verhält, außer möglichst schnell an den Tieren vorbeizufahren.
Die letzten Kilometer zum Family Hideout fuhren wir sehr langsam durch ausgesprochen schöne Landschaft. Auch hier wuselten immer wieder die knuffigen Tiere mit den großen Ohren umher. In kleinen Familientrupps streiften sie auf Nahrungssuche umher und flitzten sofort davon, wenn wir ihnen zu nahe kamen.
Außerdem sahen wir viele Oryx auf den endlosen Flächen weiden. An vielen Stellen stand das Gras hier deutlich höher als im KTP.
Zirplerche
Oryx gab’s auch mit Baum.
Oder Baum ohne Oryx.