THEMA: Die Eulenmuckels cruisen vom KTP ins Kaokoveld
19 Apr 2020 23:45 #586811
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Tag 12 – 24. Juli 2019 – Hallo, Namib

Mesosaurus Camp – Namib Rand Family Hideout



Heute Nacht wachten wir ein paar Mal auf, weil sich die Schafe unterhielten, die um unser Auto herum liefen. Gegen Morgen standen noch in der Dunkelheit unsere holländischen Nachbarn auf und bauten ihr Lager ab. Die Sonne war nicht aufgegangen, als sie bereits abfuhren, aber sie hatten ja auch einen weiten Weg bis zum Sossusvlei vor sich. Wir schnappten unsere Fotoapparate und liefen durch die Köcherbäume, um im ersten Morgenlicht ein paar Aufnahmen zu machen.





Bei diesen Aloen geht es uns immer wie der Maus in der Vorratskammer. Wir können uns gar nicht entscheiden. Fotografiert man nun diese oder doch besser jene dort? Nein, die dort hinten ist noch viel schöner, oder doch besser ein wenig mehr von links!? Eigentlich ist es auch völlig egal, denn Köcherbäume machen sich immer ganz gut auf einem Foto.







Als wir zurückkamen, war auch die Großfamilie der Weber bereits aufgewacht. Zu kleinen Bällen aufgeplustert ließen sie sich die warmen Sonnenstrahlen auf das Gefieder fallen und blickten noch ein wenig verschlafen drein.









Während wir es ähnlich wie die Webervögel hielten, unseren Tisch für das Frühstück in die Sonne rückten und unser Frühstück mümmelten, war auch die deutsche Familie aufgestanden, die gestern erst im Dunkeln eingetroffen war. Vater, Mutter und Sohn wanderten in einer Reihe – erneut jeden Handgriff und jedes Vorhaben kommentierend – Richtung Ablutions, wo sie sich allerdings nicht in die Duschkabäuschen verzogen, sondern sich im Freien in aller Seelenruhe für ihre Morgentoilette entkleideten. Wir machten große Augen und erklärten unser Frühstück spätestens ab dem Zeitpunkt für gescheitert, an dem diskutiert wurde, ob die Unterhose des Sohnes gewechselt oder vielleicht doch noch einen weiteren Tag verwendet werden könne. Gemeinsam beugten sich drei Augenpaare kritisch über das fragwürdige Kleidungsstück, das man zur Not ja auch noch einen Tag auf links drehen könnte. Ob den Dreien wohl bewusst war, dass wir jedes Wort mitbekamen? Kurz überlegten wir, ob wir wohl auch ein Stimmrecht hätten und uns einmischen sollten, entschieden uns aber dann doch dagegen.
Als wir unsere Sachen einräumten, entdeckten wir drei Zwergfalken, die sich auf nahen Bäumen niedergelassen hatten und sich ähnlich aufgeplustert wie die Weber in der Sonne wärmten.



Und hier etwas versteckter die Dame dazu:



Sie gehören zu den großen Siedelweber-Nestern, die auf der Campsite verteilt sind. Es ist einfach herrlich, sein Zelt in der Nähe eines solchen Nestes aufzustellen und die ganze Nacht über immer mal wieder ein leises Fiepen zu vernehmen, mit dem sich die geselligen Vögelchen vergewissern, dass der Nachbar noch anwesend ist.
Auch jetzt machte es großen Spaß, der Schar zuzuschauen, die sich fröhlich miteinander schwatzend, emsig an die Arbeit machte, ihr Heim Halm für Halm zu erweitern. Auf den ersten Blick erscheinen die Weber recht langweilig und eintönig, betrachtet man sie aber genauer, stellt man fest, dass sie zwar nicht knallig bunt sind, aber doch eine auffallend schöne Gefiederzeichnung aufweisen. Wir finden sie auf jeden Fall sehr sympathisch.
Erst gegen halb zehn verließen wir die Campsite



und machten uns auf den Weg nach Keetmanshoop, nicht ohne zuvor noch ein kleines Pläuschchen mit Giel zu halten, dessen unaufgeregte Art wir auch bei unserem dritten Besuch bei ihm wieder als sehr angenehm empfanden. Bei der Gariganus Farm liefen zwei Geparde unmittelbar an der Hauptstraße entlang. Wir stoppten kurz, finden den Anblick solch schöner Tiere hinter einem hohen Maschendrahtzaun aber immer sehr traurig, so dass es schon bald weiterging. In der Stadt fuhren wir zu der relativ neuen Shopping-Mall, tankten, holten Geld und kauften schnell ein paar Kleinigkeiten ein. Dann holten wir noch eine Portion Pommes bei Hungy Lion. So gestärkt fuhren wir auf der B4 nach Südwesten. Auf der Teerstraße kamen wir schnell voran und erfreuten uns an der tollen Aussicht über die endlose Landschaft, für die wir so gerne nach Namibia reisen. Immer wieder kamen wir über eine Kuppe und konnten den Blick dahinter endlos bis zum Horizont schweifen lassen.
Bei Goageb bogen wir nach Nordwesten auf die C14, die bis Bethanien noch geteert war.



Dann ging es auf Gravel weiter bis Helmeringhausen. In dem winzigen Ort machten wir eine kurze Pause im Helmeringhausen Hotel. Wir setzten uns in den Garten und probierten ein Stück des angepriesenen Apfelkuchens. Er schmeckte wirklich lecker, aber wir mögen den aus Solitaire lieber. Außerdem haben sie ganz ordentliche Preise in Helmeringhausen.
Zügig fuhren wir weiter, da wir immer noch über 150 Kilometer vor uns hatten.



Auf der C27 ließen wir die Tirasberge südlich liegen und fuhren weiter nach Westen. Da wir früher immer entlang der D707 gereist waren, kannten wir diese Strecke noch nicht, und sie gefiel uns sehr gut.



Ab Spes Bona wurde die Straße extrem schlecht. Das Wellblech war so hart, dass der Wagen sehr durchgeschüttelt wurde. Das Auto tat uns wirklich leid. Bei Betta bogen wir nach Westen ab, und bald zweigte die Zufahrt zum Namib Rand Family Hideout ab. Bis dahin hatten wir schon 13 Löffelhunde entlang der Straße gesehen. Manche waren weit entfernt, drei jedoch auf der falschen Seite des Farmzauns. Die Tiere liefen panisch vor unserem Auto davon und kreuzten dabei mehrfach die Fahrbahn, so dass wir uns aus Angst, einen zu erwischen, gar nicht richtig an ihnen vorbei trauten. Wenn wir anhielten, weil wir sie nicht zu sehr jagen wollten, blieben sie auch stehen. Fuhren wir weiter, hetzten sie ebenfalls los und versuchten im Davonstürmen eine Lücke im Zaun zu finden. Zwei von ihnen gelang es bald, der dritte rannte vor Verzweiflung gegen den Zaun. Es tat uns wahnsinnig leid, und wir waren sehr erleichtert, als wir endlich an dem armen Löffelhund vorüber waren. Wir hofften, dass sobald kein weiteres Auto hier entlang kommen würde, damit das Spiel nicht von neuem beginnen würde und das kleine Kerlchen genug Gelegenheit hätte zu verschnaufen. Außerdem wünschten wir ihm sehr, dass er seine beiden Kumpels, die er ein ganzes Stück weiter vorne verloren hatte, bald wiederfinden würde. Wir wissen wirklich nicht, wie man sich in so einer Situation am besten verhält, außer möglichst schnell an den Tieren vorbeizufahren.



Die letzten Kilometer zum Family Hideout fuhren wir sehr langsam durch ausgesprochen schöne Landschaft. Auch hier wuselten immer wieder die knuffigen Tiere mit den großen Ohren umher. In kleinen Familientrupps streiften sie auf Nahrungssuche umher und flitzten sofort davon, wenn wir ihnen zu nahe kamen.





Außerdem sahen wir viele Oryx auf den endlosen Flächen weiden. An vielen Stellen stand das Gras hier deutlich höher als im KTP.







Zirplerche



Oryx gab’s auch mit Baum.



Oder Baum ohne Oryx.



Letzte Änderung: 19 Apr 2020 23:47 von Eulenmuckel.
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19 Apr 2020 23:49 #586812
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Wir hatten eine Reservierung für die Campsite Venus, die wie die anderen Stellplätze exklusiv und einsam in der Namib liegt. Kurz bevor wir diese erreichten, wurden wir von einem Fahrer und Guide abgefangen, der uns anbot, direkt eine kleine Rundfahrt über das Gelände mit uns zu machen. Zu gerne hätten wir dieses Angebot angenommen, wollten aber gerade hier ein wenig Zeit für uns haben und lehnten deshalb ab. Ohne den Ort zu kennen, wären wir gerne für zwei Nächte geblieben, hatten damals aber lediglich eine Nacht buchen können. Wir hatten schon überlegt, auch diese eine Nacht zu canceln und waren umso glücklicher, dies nicht getan zu haben, als wir die wunderschöne Campsite erblickten. Zwischen geschwungenen roten Dünen lag sie weit entfernt von den anderen beiden Sites, der Sand rollte sich wie ein Teppich in einem unberührten Riffelmuster vor uns aus, und nur ein paar schwarze Toktokies sowie ein einsames Oryx zogen ihre Spuren.







Weit und breit war niemand zu sehen und kein Muckser zu hören. Wir waren sofort schwer begeistert. Der Platz war sehr schön angelegt. Es gab ein eigenes Ablution-Häuschen, heißes Wasser, Licht und eine Braaistelle.



Wir schnappten uns unsere Kameras und liefen ein wenig durch die umgebenden Dünen. Egal in welche Richtung wir schauten, die Aussicht war fantastisch.







Die warmen Farben im späten Nachmittagslicht, der Geruch von Sand, Erde und Staub, die Sonnenstrahlen auf der Haut, der Blick, der sich in der endlosen Weite verliert, sich nur ab und an einem knorrigen Kameldornbaum verfängt und dann weiterwandert, die Schatten von Hügeln, Bäumen und Gräsern, die langsam immer länger werden und die totale Stille, die durch kein Handypiepen oder Motorenbrummen gestört wird, sind ein unbeschreiblicher Luxus. In solchen Momenten überkommt es uns dann ganz plötzlich, wir bleiben ehrfurchtsvoll stehen, nicht selten mit einer Träne im Auge und wagen nur noch zu flüstern, obwohl uns doch niemand hören könnte.











Wir genossen jeden Augenblick unserer kleinen Wanderung, selbst als wir plötzlich von abertausenden Termiten umkrabbelt wurden. Huch! Wo waren wir denn hier hinein geraten? Überall um unsere Füße herum wurden Grashalme abgesägt und in irgendeine Richtung transportiert. Was für ein Gewusel! Wir blieben lieber nicht so lange an einem Fleck stehen, sondern machten, dass wir davonkamen, bevor uns die Krabbeltiere noch in die Latschen krochen.







Nach unserem Spaziergang duschten wir und machten Feuer. Während bereits die ersten Sterne am Himmel erschienen, trafen wir in aller Ruhe unsere Vorbereitungen für unser Abendessen.



Heute sollte es Potjie-Pizza geben. Uwe knetete den Teig, und Ruth schnibbelte den Belag und rieb fleißig Käse. Der große Tisch mit der hohen Arbeitsplatte war ideal, um alles vorzubereiten.
Auf einmal sauste etwas Kleines, Flinkes an uns vorüber und verschwand sofort wieder unter den Palisaden einer Ablage. Wir mussten nicht lange warten, bis sich der niedliche Campbewohner wieder zeigte. Es war eine Maus mit ausgesprochen großen Augen und Hinterfüßen.





Sie beschützte uns von nun an die ganze Nacht und blieb immer in unserer Nähe. Vielleicht war es deshalb so besonders friedlich hier.



Die Pizza gelang uns wirklich gut und schmeckte passend zu diesem schönen Abend hervorragend.



So fiel es uns auch nicht schwer, für das ganze Prozedere mit Zubereitung und Kohlegeschaufele ein zweites Mal genügend Motivation aufzubringen. Während die Pizza backte, tobten wir uns mit Fotoapparat und Taschenlampe aus. Ruth schrieb einen Gruß für ein paar Freunde und malte ein wenig im Dunkeln.



Später fotografierte Uwe die unzähligen Sterne am Nachthimmel. Es war ein unglaublich schöner Abend, den wir in der Einsamkeit der Wüste für uns ganz alleine hatten.







Kilometer: 433
Letzte Änderung: 19 Apr 2020 23:51 von Eulenmuckel.
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20 Apr 2020 08:47 #586816
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WAHNSINN! :woohoo:

Hach, zuerst die so tolle Mesosaurus mit der unvergleichlichen Köcherbäumelandschaft und den Webervogelkolonien und dann der Family Hideout... Da wird mir grad wieder warm ums Herz. Zwei meiner absoluten Lieblingsplätze im südlichen Afrika.

Ich glaube, die «Venus»-Site ist die neueste. Das sieht ja super aus mit dem Tisch und dem Schattendach/Windfang.

Wie gerne wäre ich jetzt gerade dort.

Liebe Grüsse
Sam
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20 Apr 2020 11:27 #586830
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  • franzicke am 20 Apr 2020 11:27
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Einfach traumhaft!
Da treibt's mir grad auch fast ein Tränchen ins Auge ...
Ganz herzliche und ausgeschriebene Danke-Grüße
Ingrid
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20 Apr 2020 12:25 #586837
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  • busko am 20 Apr 2020 12:25
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Liebe Ruth, lieber Uwe,

erstmal.....eure Bider generell sind mal wieder aller-aller-erste Sahne!
Zweitens; so viel Glück (oder aber geübte Augen?!), am gleichen Tag ein Karakal, wunderbar belichtet und aus allen Perspektiven abgelichtet; dann ein Honigdachs und zuletzt noch ein Gabarhabicht-Kill!
Das schaffen viele nicht in 10 Namibiareisen!

Ganz besonders gut gefallen mir auch (als bekennender Landschafts-"Fetischist") eure Bilder vom Namibrand.
Weiter so, wir sind dabei!

liebe Grüsse,
busko
Der Übergang vom Affen zum Menschen sind wir! - Konrad Lorenz
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20 Apr 2020 13:32 #586849
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  • CuF am 20 Apr 2020 13:32
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......wie schade, daß man hier den Dankebutton nicht mehrfach drücken kann.............
......einfach überwältigend schöne Namibbilder und ein entzückender Rücken............
Gruß
Friederike
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