THEMA: Namibia 2019: Zwischen Spitzkoppe und Sambesi
19 Feb 2020 08:59 #580487
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  • Beatnick am 19 Feb 2020 08:59
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Guten Morgen ihr Lieben!

Martina56 schrieb:
also ich entfavorisiere Deinen Bericht nicht! Versprochen! :laugh: Dazu ist er viel zu unterhaltsam.

Das beruhigt mich sehr, Martina ;)

regsal schrieb:
Wir waren ca. 10 Tage nach euch sowohl in der Spitzkoppen-Lodge wie auch im Mowani Moutain Camp. Wir sind leider nur eine Nacht in der Spitzkoppen-Lodge geblieben, aber wir werden sicher ein weiteres Mal auf einer Namibia-Reise diesen wunderbaren Ort mit einplanen.

Wir wollen auch dorthin zurückkehren, Regina. Beides sind definitiv ganz wunderbare Orte...

regsal schrieb:
Deine Bilder sind ja einfach umwerfend und wenn man diesen Ort in der Realität miterlebt hat, dann fühlt man sich gerade wieder dorthin versetzt.

Es freut mich, wenn ich schöne Erinnerungen wecken kann! Das geht mir beim Schreiben ganz ähnlich. Vielen, vielen Dank für das tolle Lob und dafür, dass du uns auf dieser gedanklichen Reise begleitest!

Gestern habe ich es leider nicht mehr geschafft :( , aber heute Abend geht es auf jeden Fall weiter!

Hoffentlich bis dahin,
liebe Grüße,
Bettina
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19 Feb 2020 20:02 #580540
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  • Beatnick am 19 Feb 2020 08:59
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Im Reich der Wüstenelefanten

Die Wüstenelefanten haben wir bislang fast schon sträflich vernachlässigt. Elefanten sind schließlich Elefanten. Dachte ich. Sicher, es gibt asiatische und afrikanische Exemplare, bei denen sogar mir die Unterscheidung auf den ersten Blick gelingt. Doch Wüstenelefanten - so mein Kenntnisstand - bilden eigentlich keine eigene Art, sondern haben sich an ihre entbehrungsreiche Umgebung angepasst und im Zuge dessen über Generationen bestimmte Merkmale entwickelt. Ein bisschen schlanker, die Füße größer - spannend, na klar. Und natürlich lieben wir Elefanten (wer nicht?). Aber der Anblick der Tiere in den Nationalparks hat uns bislang genügt. Ist ja praktisch kein Unterschied. So unsere Annahme. Naive Stadtkinder, die wir eben sind.

So schön unser Domizil im Mowani Mountain Camp ist, wir müssen es früh verlassen. Mit gepackten Taschen, die wir bei der Rezeption zwischenlagern, denn die Tour kann etwas länger dauern, je nachdem, wo sich die Elefanten aufhalten. Außer uns sitzen noch zwei Niederländer im Jeep, in den wir nach einem schnellen Tee und Kaffee klettern. Schon kurz nach Sonnenaufgang sind wir unterwegs.



Rosy, unser Driverguide und ein echtes Original, hat schon am Vortag auf einen frühen Start gedrängt. Sie hat keinen Bock auf andere Autos und will deshalb die Erste sein. Da haben wir schon mal was gemeinsam!

Nur ein einziger anderer Wagen ist weit und breit zu sehen, Rosy hängt ihren Kollegen vom benachbarten Camp Kipwe locker ab. Am Vortag hat sie einige Kilometer hinter ihm festgehangen und jede Menge Staub geschluckt, oh nein - sie wiederholt es mehrfach-, das hat ihr nicht gefallen! Wir fliegen über das Wellblech bei Twyfelfontein und werden ganz schön durchgerüttelt.

Unser Ziel ist das Aba-Huab-Tal, die Gegend wird immer einsamer, karger, weiter. Bei uns in aller Regel am Steuer, gefalle ich mir in der Rolle des Beifahrers und lasse mir den Fahrtwind genüsslich um die Ohren wehen.



Es ist noch frisch, doch die Hitze des Tages lässt sich schon erahnen.



Bei einer winzigen Siedlung mit einfachen Hütten verteilt Rosy Essen und Überbleibsel aus der Lodge. Viel haben die Menschen hier nicht. Magere Rinder, ein großer Brunnen, vor allem Staub. Ich bin ratlos, wie die Farmer überhaupt zurechtkommen können, und auch ein wenig beschämt bei dem Gedanken an all den Luxus, der uns in unserer Welt gewöhnlich umgibt.



Furchtlos, edel und gut, mein Ritter heißt an diesem Tag Rosy. Die Natur, die Unabhängigkeit weit weg von der Routine der Lodge, das ist ihr Ding. Ihr Enthusiasmus ist ansteckend, ihr Engagement einmalig. Sie freut sich, uns Dinge zu zeigen, schwärmt unterwegs vom "besten Aussichtspunkt der Welt". Wir denken, sie übertreibt. Doch ganz unrecht hat sie nicht.



Die einsame Landschaft haut mich um: ursprünglich, unberührt, unwirtlich.



Unser erster größerer Fund: Giraffen. Sie machen sich in diesem Setting ausgesprochen gut.





Dann taucht Rosy ab. Hängt kopfüber aus der Fahrertür, die Nase im Sand. Einhändig und mit Blick auf den Boden steuert sie im Zickzack durch das weiche Bett des Huab. Die andere Hand deutet auf riesige Fußspuren und Elefantendung, die Ergebnisse ihrer Ermittlungen überliefert sie ohne Punkt und Komma, allerdings nicht immer leicht verständlich, so tief ist ihr Kopf gebeugt. Frei übersetzt sagt sie in loser Reihenfolge etwa das:
"Eineristhierruntergekommenundistdalanggegangenwoisserdennhinmalssehenahadasindnochzweiaberdannwiederhierhochnureineristzurückgekommenundgeradeausgegangendanachnachrechtsneinnachlinksaberjetztisserwiederwegaberderdungistfrisch..."

Das ist ziemlich lustig und auch spannend, vor allem aber von Erfolg gekrönt. Ein dickes graues Hinterteil lugt aus der Uferböschung, Rosys Redeschwall versiegt - wir sind da!



Ein Elefant kommt selten allein, immer mehr Tiere tauchen im Flussbett auf, in dem das Wasser auch bei großer Trockenheit unterirdisch fließt.





Es ist ein tolles Bild, diese gigantischen Überlebenskünstler inmitten der herrlichen, aber auch gnadenlosen Umgebung, und traumhaft friedlich.



Vor mehr als 100 Jahren hatten Großwildjäger die Tiere im Damaraland praktisch ausgerottet. Erst Mitte der 1990er-Jahre kehrten sie zurück.







Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und steigen aus, es gibt Tee, Kaffee und Sandwiches. Rosy mahnt uns eindringlich, die Elefanten im Blick zu behalten und uns ihnen keinesfalls zu nähern.





Ich bin immer wieder erstaunt, wie lautlos sich diese Kolosse bewegen, sie wandern von Baum zu Baum, scheinen uns als vorübergehende Nachbarn jedoch zu akzeptieren.



Die Zeit verfliegt, ich könnte ewig bleiben. Doch Rosys Timing ist perfekt, auf dem Weg zurück begegnen uns einige Autos. Auf sandigen Pisten cruisen wir gemütlich und in großen Schleifen durch eine pastellfarbene Dünenlandschaft, schon wieder bin ich frisch verliebt.





Mittags sind wir zurück im Mowani Mountain, dankbar verabschieden wir uns schließlich nach einem späten Brunch von der Lodge und von Rosy, die uns ganz besondere Momente in einer einzigartigen Umgebung beschert hat.

Wieder selbst am Steuer, rollen wir auf rumpliger Strecke an Twyfelfontein vorbei zur einzigen Tankstelle weit und breit. Die einsame Zapfsäule im gefühlten Nichts gehört zur Twyfelfontein Country Lodge und schließlich finden wir in einer kleinen Werkstatt auch jemanden, der sie für uns entsperrt.



Nur rund 125 Kilometer sind es bis zu unserem nächsten Ziel. Selbst auf dieser kurzen Strecke ändert die Landschaft, die uns an den Südwesten der USA erinnert, wieder völlig ihr Gesicht. Einfach toll, was für eine Bandbreite wir auf dieser Reise geboten bekommen.





Die Schotterstraßen C39 und C43 sind gut zu fahren, die Gegend mit ihren Tafelbergen ist ausgesprochen schön.





Für die letzten Kilometer biegen wir nach rechts auf die etwas ruppigere C40 in Richtung Kamanjab ab und stehen schließlich unten an der Zufahrt zur Grootberg Lodge. Die ist zwar machbar, aber ziemlich steil und schmal, und da wir den Wagen oben auf dem Plateau ohnehin nicht brauchen können, lassen wir ihn unten auf dem Parkplatz zurück. Per Shuttle geht es hinauf.

Seit Jahren wollte ich zur Grootberg Lodge und den Blick vom Etendeka Plateau hinunter in den Canyon mit eigenen Augen sehen. Aus gutem Grund. Von der Lodge-Terrasse, vom Pool, vom Bett, vom Balkon, sogar aus der Dusche: Die Aussicht ist atemberaubend!

Letzte Änderung: 20 Feb 2020 09:15 von Beatnick.
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19 Feb 2020 20:36 #580549
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  • Kaeptn Haddock am 19 Feb 2020 20:36
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Hallo Bettina,
die Tour zu den Wüstenelefanten war ja wirklich ein toller Ausflug, gut das Ihr „Ritter Rosy“ mit ihrem Ehrgeiz hattet. Solche Guides machen den Unterschied bei den Game Drives aus, wir hatten da auch schon Licht und eben auch Schatten erlebt.

Der Genießer mit seinem herrlich verträumten Blick gen Himmel ist mein Favorit, süß der Kleine.

Die Grootberg-Lodge liegt wirklich genial, wir waren da auch zweimal, aber nur jeweils für einen Zwischenstopp.

Grüße, Burkhard
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19 Feb 2020 20:59 #580551
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  • bayern schorsch am 19 Feb 2020 20:59
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Guten Abend Bettina,

Du schreibst:
.....und stehen schließlich unten an der Zufahrt zur Grootberg Lodge. Die ist zwar machbar, aber ziemlich steil und schmal, und da wir den Wagen oben auf dem Plateau ohnehin nicht brauchen können, lassen wir ihn unten auf dem Parkplatz zurück. Per Shuttle geht es hinauf.

Oh - jetzt hab ich Euch Zwei zu meinen persönlichen Helden gemacht, und dann sowas! Mit dem Shuttle ....

Nehmt Euch mal ein Beispiel am bayern schorsch. Der ist nämlich vor ein paar Jahren mit dem Renault Duster mutigst und waghalsigst die steile Zufahrt nach oben sauber raufgefahren. Zwar hat der staff unten am Parkplatz schon etwas zweifelnd gefragt, ob das mit unserer Kiste überhaupt möglich sei, aber es war möglich. Nu ja ...

Wie sehr sich doch Eure Reise ähnelt. Wir waren damals im Camp Kipwe und die Landschaft, ja eigentlich alles drum herum, das hat uns regelrecht umgehauen. Es war ein tolle Zeit dort, und Grootberg war ebenfalls ganz große Klasse. Auf der Grootberg Lodge hatten wir die beste Gesangseinlage aller Zeiten. Köchin, Koch & Co haben sich mächtig ins Zeug gelegt.

Schöner Bericht, vielen Dank dafür! :kiss:

der bayern schorsch
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20 Feb 2020 07:13 #580564
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  • yp-travel-photography am 20 Feb 2020 07:13
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Sehr interessant, wie sich die Ausflüge zu den Wüstenelefanten unterscheiden.
Vielleicht liegt es daran, dass wir 2 Nächte hatten?
Wir sind auch zum Sunrise los und konnten die Elefanten an 3 Standorten beobachten:
Auf dem Berg, schlafend unter Mopane Bäumen, im Flussbett.
Auch gab es ein ausgiebiges Frühstück mit Blick auf vorbeiziehende Elefanten.
Als unser Guide fragte : "enough?" und wir noch länger bleiben wollten,
willigte er ein und wir waren erst gegen 13 Uhr zurück an der Lodge.
Außer uns waren nur 1-2 andere Jeeps dort.

Das Tal bei Grootberg sieht ziemlich grün aus?

LG yvy
Letzte Änderung: 20 Feb 2020 07:14 von yp-travel-photography.
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20 Feb 2020 08:42 #580570
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  • franzicke am 20 Feb 2020 08:42
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Good Morning und Danke für diese wunderbaren Momente!
Ist es nicht seltsam, welcher Zauber sich mit den Wüstenelefanten verbindet - auch wenn man schon so viele an vielen anderen Orten gesehen hat, bleibt die Begegnung in den Flussbetten doch was ganz Besonderes.
Hab ich's schon mal gesagt - ich freu mich sooo! Auch auf einen kurzen Rückkehrer-Stopp auf der Grootberg Lodge ...
Gute Restwoche euch beiden und viele Grüße
Ingrid
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