More Magic Moments
Man muss kein ausgesprochener Romantiker sein, um Sonnenauf- und -untergänge zu mögen. Ich bin der beste Beweis dafür. Und weil's am Vortag so schön war, fahren wir auch an unserem zweiten und letzten Morgen an der Spitzkoppe - zwar nicht ganz so früh wie zuvor, aber immer noch sehr zeitig - durchs Tor zum Campground. Bis auf ein junges Paar ist weit und breit niemand zu sehen. Wir warten und warten, doch vergeblich: Gegen den verhangenen Himmel kommt die Sonne nicht an.
Die Atmosphäre stimmt allerdings auch bei trübem Licht. In der milden Morgenluft steigen wir zu den Rockpools hoch, die einen wunderbaren Ausblick über das Gelände bieten. Es muss fantastisch sein, darin zu baden, doch nun sind sie bis auf wenige Tropfen ausgetrocknet.
Zurück an der Lodge hat nach dem Frühstück ein mäßig motiviertes Abschiedskomitee bereits Aufstellung genommen...,
...dann gehen wir ein letztes Mal zu unserem schönen Chalet, packen unsere Sachen und werden per Golfcart zum Parkplatz kutschiert.
Das Gute am Reisen ist ja, dass auf einen Höhepunkt zumindest theoretisch schon sehr bald der nächste folgen kann. Und so mischen sich in den Abschiedsschmerz auch immer gleich Vorfreude und Spannung. Ein berauschender Cocktail, der ebenfalls süchtig macht, am Ende einer Reise aber zwangsläufig aufgebraucht ist. Weshalb ich immer gleich die nächste Reise aus meinem großen inneren Topf fische und plane. Das beste Rezept gegen Entzugserscheinungen neben Reiseberichten im Forum.
Rund 220 Kilometer Schotterpiste liegen vor uns, und ab dem Brandberg sehen wir auch wieder Sonne.
Die Strecke ist zu Beginn herrlich einsam, später dann trubeliger mit mehr Touristen und Einheimischen, die an ihren Shops und Ständen um Kundschaft werben. In unseren Unterlagen war vor dem Zustand einiger Passagen gewarnt worden, doch wir hätten uns die Wege deutlich schlechter vorgestellt. Trotz Wellblech kommen wir problemlos und gut voran.
2012 waren wir schon einmal in der Gegend und wohnten in der Damara Mopane Lodge, was völlig in Ordnung war. Ich liebe die Landschaft mit ihrem roten Sand und den Steinhaufen, die aussehen wie das Spielzeug eines Riesen, und so musste zumindest eine Übernachtung als Zwischenstopp sein.
Wir wollten es besonders schön und wir wollten was Neues, die Wahl fiel auf das Mowani Mountain Camp, das mittendrin liegt in dieser phantastischen Welt aus Felsen und Formen.
Mittags sind wir da, unser reetgedeckter, großzügiger Zeltbau ist ein ziemlicher Hammer, wunderbar gestaltet und dann dieser Blick...
Schade, dass wir nur eine Nacht bleiben, so richtig eintauchen und auch mental einziehen in unsere neuen vier Wände können wir deshalb nicht. Die Taschen bleiben gepackt.
Apropos Wände, die gibt's nicht überall, wie zum Beispiel im zusätzlichen grandiosen Außenbad zwischen den Felsen. Anscheinend haben wir ein Familienzimmer erwischt, jedenfalls findet sich auf dem Holzdeck hinter dem Bungalow außerdem ein Zelt "for the Kids" (sofern vorhanden, aber dann natürlich super
). Alles in allem der pure Luxus, schon beinahe übertrieben, doch wenn er nun schon mal da ist, genießen wir ihn auch. Thomas jedenfalls schwärmt noch tagelang vom Blick in den Sternenhimmel bei seiner abendlichen Freiluftdusche.
Wir gehen auf Erkundungstour und werden dabei aufmerksam beäugt...,
...registrieren einen kleinen, aber schönen Pool mit weitem Blick hinunter in die Ebene und verziehen uns schließlich im gemütlichen Lounge-Bereich in den Schatten. Tee- und Kaffestation sind gut gefüllt und ein Stück Kuchen gibt's auch - läuft!
Dann die Frage, ob wir eine Aktivität buchen wollen. Nein, eigentlich nicht. Versteinerter Wald, Verbrannter Berg, Twyfelfontein, hatten wir alles schon vor Jahren in Eigenregie gemacht. Vielleicht eine Tour zu den Wüstenelefanten am Morgen? Hm. Hatten wir nicht recht auf dem Zettel. Kurz überlegt, dann sagen wir zu. Wir sollten es nicht bereuen...
Für heute kommt das Beste zum Schluss: Nur wenige Schritte bergauf, dann sind wir am Sundowner-Spot oben auf den Felsen. Dieser Rundumblick, eine Kulisse zum Niederknien, schon wieder.
Es könnte schlimmer kommen
Die Farben sind erst sanft und dann intensiv, die Sonne ist zurück auf der Showbühne und entschädigt angemessen für den morgendlichen Ausfall.