48.Tag (Mi. 06.02.2019)
Central Kalahari Game Reserve (Passarge Valley – Piper Pans)
169km
Über Nacht hat es wie üblich aufgeklart und wir erleben einen traumhaften Sonnenaufgang auf unserer Campsite. Bevor wir losfahren, frühstücken wir in Ruhe auf unserer Campsite und beobachten dabei eine riesige Springbockherde auf der weiten Grasebene des Passarge Valleys.
Heute ist der Weg das Ziel, sprich der Gamedrive. Mal sehen, was wir so alles entdecken werden.
Auf den ersten 15km merkt man noch deutlich den Wolkenbruch von gestern Nachmittag. Es steht noch immer jede Menge Wasser auf der Piste und auf der Ebene sind zahlreiche Pfützen. Danach ist aber alles Trocken. Die Passarge Pan ist so trocken und staubig, als wäre hier seit Tagen kein Tropfen Regen gefallen. Auch auf der weiteren Strecke des heutigen Tages wechseln immer wieder Passagen wo es kräftig geregnet hat mit staubtrockenen Bereichen ab. Die Gewitterschauer scheinen regional sehr begrenzt zu sein.
Unsere Strecke führt uns von der Passarge Pan über San Pan, Tau Pan und Phokoje Pan zu den Piper Pans.
Unterwegs sehen wir Unmengen an Herbivoren. Vor allem Springböcke, Oryxe und Gnus. Als Highlight auch eine Gruppe Giraffen. Bei den Jägern entdecken wir allerdings nur die Kleinen: Schakale und Löffelhunde.
Die Piper Pans zeigen sich ohne Grasbewuchs. Hier scheint es bislang noch nicht geregnet zu haben. Ein Blick in dem Himmel lässt aber bereits erahnen, dass sich dies in Kürze ändern wird.
Wir installieren uns auf Campsite Nummer 1 und klappen auch gleich die Markise aus, denn es kommt eine bedrohlich aussehende Regenwand auf uns zu. Keine Minute zu früh, denn kurz darauf geht es auch schon los und es zeigt sich recht schnell, dass bei diesem Wolkenbruch auch die Markise nicht weiterhilft. Zwar bekommt man den Regen nicht direkt von oben ab, aber allein das vom Boden wieder hoch spritzende Wasser reicht aus, um uns zu durchnässen. Schon bald sind wir gezwungen in die Fahrerkabine zu flüchten.
Eine Stunde lang prasselt der Starkregen aufs Fahrzeugdach. Dann ist das Gewitter genauso plötzlich vorbei, wie es begonnen hat. Als ich aussteigen will, steht der Wagen in einem kleinen See und direkt unter der Fahrertür fällt mir ein roter Gegenstand im Wasser auf. Wie ich zu meinem großen Ärger feststelle, handelt es sich um meinen E-Reader. Der muss mir unbemerkt aus der Tasche gefallen sein, als ich ins Auto geflüchtet bin. Der Tolino soll zwar spritzwasserdicht sein, für eine volle Stunde unter Wasser ist er aber anscheinend nicht ausgelegt; jedenfalls gibt er keinen Mucks mehr von sich. So ein Scheiß!!! Nach dem Fotoapparat ist der E-Reader für mich der wichtigste Gegenstand auf Reisen. Gerade hier in Afrika. Was gibt es schöneres, als mit einem guten Buch in der Natur zu sitzen. Nur hin und wieder unterbrochen von einer kurzen Fotopirsch oder Beobachtungen mit dem Fernglas.
Am besten erst einmal gar nicht drüber nachdenken und sich mit den naheliegenden Dingen beschäftigen. Als erstes brauchten wir einen neuen Stellplatz. Wir verlegen nach vorne an den Pfannenrand. Hier wurden wir beim letzten Mal von einem Ranger zurück hinter die Büsche gescheucht, aber heute hätten wir eine gute Ausrede, weshalb wir dort nicht stehen können.
Die Pfanne ist durch den Regen komplett geflutet. Es ist, als würden wir an einem See stehen.
Eine Gruppe Südafrikaner kommt vorbei. Sie sind auf dem Weg zur Passarge Pan 2 Campsite. Die Fahrzeuge kämpfen sich schwer durch den Schlamm, sind am schlingern und schliddern. Für uns steht fest, dass wir auf unseren abendlichen Gamedrive verzichten werden und den Wagen heute nicht mehr bewegen.
Plötzlich erschallt lautes mehrstimmiges Löwengebrüll. Das hört sich an als wären die Großkatzen ganz in der Nähe. Trotz intensiver Suche mit dem Fernglas kann ich sie aber nicht entdecken. Ich vermute, dass sie sich auf einer in der Pfanne befindlichen und mit dichtem Gebüsch bestandenen Insel befinden. Das Gebrüll wird uns bis zum Zubettgehen begleiten. Hin und wieder hören wir auch Schakale schreien.
Nur wenig später überquert eine Gruppe Gnus die Pfanne. Das Getrappel der Hufe im Wasser erscheint ohrenbetäubend laut.
Kurz vor Sonnenuntergang sehen wir einen Hilux, der sich mühsam durch den Schlamm pflügend auf uns zu bewegt. Es sind zwei junge Franzosen, die eine Reservierung für die Xade Campsite haben und denen der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Aufgrund der Pistenverhältnisse waren sie deutlich langsamer unterwegs als geplant. Sie fragen, ob sie sich an den Rand der Campsite stellen dürfen. In solch einer Notsituation ist das für uns selbstverständlich. Die beiden sind dann auch so ruhig und unauffällig, dass wir sie überhaut nicht wahrnehmen.
Das Lagerfeuer und der Braai ziehen sich heute ziemlich in die Länge, denn auch unser Feuerholz ist nass geworden.
Die Gedanken an die morgigen Pistenverhältnisse lassen mich nachdenklich einschlafen. Ich bin gespannt, wie wir voran kommen und wie wir aus dem Park rauskommen.