45.Tag (So. 03.02.2019)
Nxai Pan – Khumanga
142km
Unser morgendlicher Gamedrive führt uns als erstes zum zentralen Wasserloch in der Pfanne. Das Licht der tief stehenden Sonne kommt von hinten und leuchtet die Szenerie perfekt aus. Als Akteure haben sich schon viele Zebras eingefunden. Das hört sich erst einmal nicht so spektakulär an, aber der Kampf, den zwei Hengste austragen bietet mehr Dramatik, als man diesen ansonsten so friedlichen Tieren zutraut.
Auch die Springböcke werden von der aggressiven Stimmung angesteckt.
Als wir weiterfahren dringt mir schon nach kurzer Zeit ein sich rhythmisch wiederholendes Geräusch ans Ohr. Hört sich an, als würde ein Reifen Luft verlieren. Ich steige aus, aber es ist nichts mehr zu hören. Bei der Weiterfahrt ist das Geräusch aber sofort wieder da. Als ich erneut aussteige, kann ich es deutlich zischen hören. Rechts hinten verliert der Reifen Luft. Es ist ein Platten mit Ansage. Bereits seit mehr als 3 Wochen hat der Reifen einen Cut im Bereich, wo die Lauffläche in die Flanke übergeht. Der Cut ist im Laufe der Tage immer größer geworden und jetzt verliert der Reifen immer Luft, wenn der Cut unten ist und auseinander gedrückt wird.
Was dann folgt ist der am längsten andauernde Reifenwechsel, den ich je gemacht habe und dass obwohl hier perfekte Bedingungen herrschen. Der Boden ist hart und eben und auch die Temperaturen sind so früh man morgen noch sehr angenehm. Normalerweise wären wir nach 5 Minuten wieder startklar.
Leider muss ich dann aber feststellen, dass der hydraulische original Toyota Wagenheben defekt ist. Der bewegt sich keinen Millimeter. Somit muss der Highlift ran und ich muss feststellen, dass dieser Wagenheber beim LandCruiser Bushcamper an seine Grenzen stößt. Zum einen ist der Wagen wirklich sehr schwer. Zum anderen sind die Ansetzpunkte für den Highlift sehr schlecht angebracht. Man muss von hinten an der Stoßstange ansetzen. Dadurch muss man den Highlift fast bis in Endstellung ausfahren, damit das Rad den Boden verlässt. Für die letzten Hübe muss ich mich mit meinem gesamten Gewicht auf den Hebel stützen. Personen unter 80kg hätten da keine Chance. Als das Rad endlich in der Luft hängt, biegt sich die Haltestange ganz ordentlich durch.
Vertrauenerweckend sieht das nicht aus. Das Rad selbst ist dann schnell gewechselt, aber als ich den Wagen wieder runterlassen will, bewegt sich nichts. Ich denke erst noch, dass ich den Highlift falsch bediene, muss dann aber feststellen, dass die gebogene Haltestange daran schuld ist, dass ich den Wagen nicht wieder runter lassen kann. Jetzt ist guter Rat teuer. Letztendlich bleibt mir nichts anderes übrig, als den Wagen vom Highlift runter zu fahren. Ich hatte dabei große Bedenken den Wagen zu beschädigen, aber zu meiner Überraschung geht alles gut.
Nach 30min. sind wir wieder startklar und machen uns an die Umrundung der Nxai Pan.
In einem großen Schlammloch sehen wir einen alten Elefantenbullen bei der Körperpflege. Mit offensichtlichem Vergnügen verpasst er sich einen neuen „Anstrich“.
Zum Frühstück kehren wir noch einmal auf unsere Campsite zurück. Dabei werden wir von zwei frechen Tokos unterhalten. Ich muss aufpassen, dass sie nicht unsere Scheibenwischer zerlegen. Verärgert, dass ich ihnen ihr Spielzeug wegnehme, kacken sie Kathrin auf den Frühstücksteller.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf direktem Weg nach Khumanga auf. Am Rande der Strecke zum Gate verweilen wir einige Zeit bei einer Straußenfamilie.
Aus einem Gate raus, kurz Asphalt und dann gleich wieder durchs nächste Gate in den nächsten Nationalpark. Am Puduhudu Gate erfahren wir, dass die Fähre über den Boteti derzeit nicht fährt. Darüber mache ich mir zunächst keine größeren Gedanken, da mir bekannt ist, dass die Fähre bei Niedrigwasser nicht fährt und man dann mit dem Auto durch den Fluss fahren kann/muss.
Die Strecke vom Puduhudu Gate zum Boteti ist eine zum Teil tief eingeschnittene einspurige Tiefsandpiste. Ausgerechnet hier kommt uns ein Wagen entgegen. Das Ausweichen war durchaus eine kleine Herausforderung.
Bevor wir auf der Campsite einchecken, schauen wir uns die Situation bei der Fähre an. Entgegen meiner Erwartung ist der Fluss viel zu tief, um ihn mit dem Wagen zu durchqueren. Ich erfrage bei den Einheimischen, die ich hier an der am Ufer vertäuten Fähre treffe, dass die Fähre im Februar grundsätzlich nicht fährt. Was soll denn das? Wo liegt der Sinn, dass man für einen ganzen Monat den Zugang von Süden in den Nationalpark kappt?
Wir fragen beim Gate nach und erhalten die Antwort, dass man nur über das Puduhudu Gate und den Weg außen um den Nationalpark nach Khumanga kommt. Eine passierbare Furt gibt es nach Auskunft am Gate nicht. Das wäre ein Umweg von rund 160km! Zum Glück habe ich mir schon seit langem abgewöhnt irgendwelchen Aussagen in Afrika blind zu vertrauen. Auf dem Hinweg hatte ich vom Hochufer aus eine Fahrspur gesehen, die hinunter zum Boteti führte und am gegenüber liegenden Ufer führte an gleicher Stelle eine Fahrspur zum Fluss.
Wir richten uns zunächst auf der Campsite häuslich ein und machen uns dann auf den Weg zum Gamedrive entlang des Boteti. Zunächst überprüfe ich aber die Furt, welche es angeblich nicht gibt. Der Fluss ist hier gerade einmal Knietief und der Untergrund besteht aus festem Sand. Überhaupt kein Problem, den Boteti hier mit dem Fahrzeug zu durchqueren. Man sieht auch viele frische Reifenspuren und als wir weiterfahren kommt uns ein Staffwagen entgegen, der ebenfalls durch den Fluss fährt. Damit ist die morgige Weiterreise gesichert.
Nachdem das geklärt ist, kann es endlich mit dem eigentlichen Gamedrive losgehen. Dominierend sind hier am Boteti die vielen solitären alten Elefantenbullen. Alles gewaltige Tiere und bis auf einen auch alle sehr entspannt. Dieser eine Bulle hat es aber auf uns abgesehen und verfolgt uns sogar.
Am Hippopool machen wir eine schöne Pause. Ich genieße es, dass es in den botswanischen Nationalparks mit dem Verlassen des Fahrzeugs nicht so ernst genommen wird. Da macht das Fotografieren gleich viel mehr Spaß, als wenn man immer nur aus dem Autofenster fotografieren kann.
Hier im Tal des Boteti verschwindet die Sonne schon recht früh hinter dem Hochufer und so fällt heute der klassische Sundowner aus. Trotzdem stoßen Kathrin und ich mit Bier und Savannah auf den schönen Tag an, bevor wir uns auf den Heimweg machen.
Heute war der seit längerer Zeit wärmste Tag und auch am Abend kühlt es kaum ab. Ich liebe es, wenn man sich nach Sonnenuntergang nicht überziehen muss.
Nach dem Abendessen entdecken wir einen
Perlkauz Kapkauz im Baum über uns. Beim Versuch ihn abzulichten entwickelt sich ein lustiges Katz und Maus Spiel. Die kleine Eule fliegt ständig von Ast zu Ast und wir laufen mit Taschenlampe (Kathrin) und Fotoapparat (Thomas) hinterher um ihn wieder zu finden und auf den Chip zu bannen. Eine der vielen Aufnahmen ist dann auch tatsächlich etwas geworden.