THEMA: Die Eulenmuckels auf der Nordschleife
17 Dez 2018 21:46 #542808
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  • Eulenmuckel am 17 Dez 2018 21:46
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Kurz vor Binga bogen wir auf die Schotterstraße nach Nordosten, die unterhalb des Karibasees verläuft. Hier hatten wir vor sechs Jahren bei einem Dorf zwei Trommeln gekauft und Fotos gemacht. Heute existierte der kleine Verkaufsstand überraschenderweise nicht mehr. Schade, denn wir hatten zwei Dutzend Abzüge für die Leute dabei, die damals so nett mit uns geplaudert und so schön getrommelt hatten. Also hielten wir einfach beim nächsten Dorf, marschierten kurz entschlossen mit unseren Fotos bewaffnet hinein und fragten nach. Dorfchef Lameck nahm uns in Empfang.



Er war ausgesprochen gastfreundlich, obwohl wir ihn doch unangemeldet überfallen hatten. Sofort wurden aus sämtlichen Hütten ein paar Sitzgelegenheiten für uns herbeigetragen.



Wir wurden neugierig von einigen Kindern beäugt, während sich Lameck genau unsere Fotos anschaute.





Tatsächlich kannte er einige der Personen. Manche lebten noch ganz in der Nähe, andere waren fortgezogen. Besonders traurig fanden wir, dass zwei der jüngeren Mädchen bereits verstorben waren. Lameck bot uns an, uns zu seinen Nachbarn zu bringen, damit wir ihnen die Fotos übergeben könnten. Zunächst wollte er jedoch – ganz Geschäftsmann – die günstige Gelegenheit nutzen und uns ein paar handgeflochtene Körbe zeigen. Sie waren wirklich schön, und natürlich kauften wir ihm je einen ab.



Obwohl wir es recht schwierig finden, Menschen zu fotografieren, fragten wir um Erlaubnis. Niemand hatte etwas dagegen, obwohl eine ältere Frau zunächst in ihrer Hütte verschwand und danach ein wenig Geld von uns wollte. Als Ruth dies aber ablehnte, nahm sie sie lachend in den Arm und fragte auch nicht weiter nach. Wir durften uns noch ein wenig zwischen den Hütten umschauen und den ein oder anderen Schnappschuss machen.







Anschließend druckte Uwe am Auto als Dankeschön für jeden ein Erinnerungsfoto.





Die Leute freuten sich sehr darüber.
Mit Lameck fuhren wir ein paar hundert Meter zum Nachbardorf,



aber leider war niemand dort. Daher ließen wir die Fotos, die wir von damals mitgebracht hatten, bei ihm, und er versprach, sie weiterzugeben.
Nun war schon einige Zeit verstrichen, und wir mussten weiter.



Auf recht holpriger Schotterstraße fuhren wir nach Osten und bogen zum Chizarira-Nationalpark ab.



Die Straße wurde steiniger und vor allem deutlich steiler, sowohl nach oben als auch nach unten.







Beim Tor registrierten wir uns und fuhren noch die letzten sieben Kilometer bis zur Mucheni View Campsite oder zumindest bis zu dem Platz, den wir für Mucheni View hielten.



Die Straße führte durch dichten Wald und endete an einer steilen Abbruchkante mit Aussicht über eine Schlucht.





Obwohl Uwe unseren Platz von Fotos aus dem Internet ein wenig anders in Erinnerung hatte, machten wir uns keine großen Gedanken. Wir hatten die Koordinaten ins GPS gespeichert, wir waren hier gelandet, und die Aussicht gefiel uns, obwohl Ruth und Karin es ein wenig unheimlich fanden. So völlig abgeschieden am Rande der Welt hätten die beiden gerne noch ein wenig mehr Zeit vor der Dämmerung gehabt, um sich mit dem Platz vertraut zu machen. Also klappten wir die Zelte auf und machten Abendessen. Im Potije kochten wir eine große Menge Gemüse und grillten dazu Eland-Filet.



Als es bereits dunkel war, näherten sich die Scheinwerfer eines Autos, welches zielstrebig auf unsere Campsite zusteuerte. Das Auto blieb aber in einiger Entfernung stehen, und während wir uns wunderten, wer da so spät noch auftauchte und was er wohl von uns wolle, berieten die Insassen des Fahrzeugs vielleicht in ähnlicher Weise. Wir waren auf jeden Fall erleichtert und nicht unglücklich darüber, als die unbekannten Besucher wieder rückwärts fuhren und sich entfernten.
Bei hellem Halbmond saßen wir noch etwas am Feuer, das seinen Rauch heute unkontrolliert in alle Richtungen verteilte. Wohin man sich auch setzte, wurde man eingeräuchert, und so gaben wir es nach mehrmaligem Umziehen mit Tisch und Stühlen auf. Während wir in die Zelte kletterten, rief in weiter Entfernung eine Hyäne.



Kilometer: 240
Letzte Änderung: 18 Dez 2018 22:40 von Eulenmuckel.
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18 Dez 2018 09:13 #542822
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  • chris p am 18 Dez 2018 09:13
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Liebe Eulenmuckels,
vielen Dank für das Erzählen und Bebildern Eurer Reise.
Es ist immer wieder schön mit Euren Erlebnissen den dunklen und kalten Winter zu überbrücken.
Wieder tolle Bilder dabei und ganz besonders gefällt uns natürlich der Besuch im Dorf, schön das Ihr Euch da so drauf eingelassen habt und mit diesen tollen Begegnungen belohnt wurdet.

LG und wir freuen uns auf die Fortsetzung
Christian +
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18 Dez 2018 10:46 #542828
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  • lilytrotter am 18 Dez 2018 10:46
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Liebe Eulenmuckels,
ihr Beiden habt wirklich besonderes Sichtungsglück! Das kriegen wir ja schon seit Jahren mit.
So hoffen wir mittlerweile eine halbe Ewigkeit auf die (erneute) Sichtung eines Bushbabys, - immer liegen sie im Südwinter schlafend in ihren Kobeln. Auch in der NataLodge... – wieso hat sich da für euch einer bewegt, in der Kälte, Mitte Juli... ?? :blink: :cheer:
Das ist nicht fair... B) :laugh:
...wir dachten schon, vielleicht darf man sie nur ein mal im Leben sehn... ;)
Nun, denn, wir bleiben dran...

Herzlichen Dank für euren erlebnisreichen Bericht!!
Und natürlich auch eure schöne Bilder – sehr informativ für uns ist z.B. das Bild mit den Klipschleifern, die alle einen hellen Scheitel tragen, - so was ist uns noch nie aufgefallen!
Man lernt immer wieder dazu! :)

Wir spicken grad sehr genau... :whistle:

LG lilytrotter
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 18 Dez 2018 11:59 von lilytrotter.
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18 Dez 2018 17:51 #542865
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  • Champagner am 18 Dez 2018 17:51
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:laugh: Da musste ich lachen - Karin und Peter sollten dringend an einer afrikanisch entspannten Sitzhaltung arbeiten (wie war das nochmal mit den Füßen auf dem Tisch? :whistle: B) :silly: ).

Davon abgesehen: ein wunderbares Kapitel voller Leben und schöner Bilder - danke :kiss: !

Liebe Grüße von Bele
Letzte Änderung: 18 Dez 2018 17:52 von Champagner.
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18 Dez 2018 18:33 #542868
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  • tigris am 18 Dez 2018 18:33
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Liebe Eulenmuckels,

Eure Tour gefällt mir bisher außerordentlich gut und Ihr habt mir einen kleinen Floh ins Ohr gesetzt... :side:
2021 ist ja quasi um die Ecke :woohoo:

So schön beschriebene und bebilderte menschliche Begegnungen und tierische Momente.
Dazu wundervolle Aufnahmen (wie immer ;) ) Das Bügeleisen ist ja der Hammer!

Dankeschön dafür, dass Ihr mir etwas Farbe in die kürzesten und dunkelsten Tage des Jahres bringt!

Ihr schreibt:
Am Abzweig Richtung Binga füllten wir an der Tankstelle Diesel auf und kauften Brot und Tomaten. Auffällig war, dass der Treibstoff nahezu so teuer war wie bei uns zu Hause.

Wie war das denn grundsätzlich mit der Treibstoffversorgung? Erst vor kurzem habe ich gelesen, dass es hier große Engpässe gibt.

Freu mich auf weitere Geschichten aus Sim und Sam

Liebe Grüße
Simone
Historie meiner 15 bisherigen Reisen ins südliche/östliche Afrika => 11/2001: NAM die Erste * 12/2003 - 01/2004: NAMIBIA Südtour * 03/2005: NAMIBIA ein runder Geburtstag in Windhoek/Tour mit Witti + Landy * 12/2007 -01/2008: NAMIBIA Südtour zum 2. mit Familie * 10-11/2008: Kurztrip nach NAM/wieder ein runder Geburtstag * 03/2011: NAMIBIA ~ Hochzeit der Schwägerin in Windhoek und kleine Tour * 09-10/2013: TANZANIA ~ 4 Wochen Familienbesuch * 12/2014 - 01/2015: NAM zum ersten Mal mit Dachzelt unterwegs * 07-08/2016: SÜDAFRIKA ~ 4 Wochen Kap und Gardenroute/Familienbesuch * 05/2018: KTP und mal wieder der Süden von NAMIBIA * 01-02/2020: NAMIBIAS Norden, Caprivi und ein bißchen BOTSWANA * 08-09/2021: BOTSWANA ~ Private Campingtour mit Bushways * 09/2O22: 3 Wochen SÜDAFRIKA mit Fokus auf Familie und Drakensbergen * 08-09/2023: BOTSWANA ~ 2. Private Campingtour mit Bushways * 02-03/2024: NAMIBIA ~ KTP und Südtour *
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19 Dez 2018 23:02 #542985
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@Christian+: Es war tatsächlich ein merkwürdiges Gefühl, einfach in das kleine Dorf zu spazieren. Man steht sofort im Mittelpunkt, was ich nicht so gerne habe. Aber die Leute waren so freundlich, und wir konnten uns in aller Ruhe unterhalten. Es hat großen Spaß gemacht, mal etwas mehr Kontakt zu haben. Diese Erfahrung werden wir im Laufe der Reise noch öfter machen.
Schön, dass ihr dabei seid. Liebe Grüße an die Damen.

@lilytrotter: Auf die Bushbabies waren wir auch ganz scharf. Bei der Nata Lodge hatten wir eigentlich gar nicht mit ihnen gerechnet. Schließlich hatten wir sie dort vor über 10 Jahren gesehen, und zwischenzeitlich war die Lodge ja abgebrannt. Selbst als die Dame an der Rezeption auf unsere Frage sagte, dass wir sie ganz sicher auf dem Campingplatz sehen würden, glaubten wir noch nicht daran. Und es waren mehrere, die dort durch die Bäume huschten. Also darf man sie offensichtlich nicht nur einmal im Leben zu Gesicht bekommen. Und mal schauen, vielleicht sehen wir ja im Laufe der Reise noch eins . . . ;-)
Die Scheitel der Klippschliefer sind uns auch zum ersten Mal aufgefallen. Dadurch sehen sie ein bisschen wie Sparschweine aus. :-)

@Bele: Soweit ich das beurteilen kann, waren Karin und Peter total entspannt. Aber bei Fremden legt man ja nicht die Füße auf den Tisch. ;-)

@Simone: Beim Anblick des Bügeleisens haben wir uns auch gewundert. In unseren Köpfen ist eben das Vorurteil, dass Leute, die in einfachen Hütten im Staub wohnen, wohl kaum ihre Anziehsachen bügeln.
Von den aktuellen Engpässen bei der Treibstoffversorgung haben wir auch gelesen. Im Juli gab es damit noch keine Probleme. An allen Tankstellen bekamen wir Diesel.

Liebe Grüße
Uwe
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