Als wir Sylvester nach den Karminspinten fragten, erklärte er, dass diese erst im Herbst zur Brutzeit in der Gegend seien. Das hatten wir leider schon geahnt. Trotzdem tat er uns den Gefallen, nach ihnen zu sehen. Wie erwartet war die riesige Kolonie der roten Bienenfresser noch leer, aber ein paar Dutzend Vögel saßen bereits in den Bäumen und flogen ihre Runden. Wir waren begeistert, da wir noch nie so viele dieser Spinte gesehen hatten. Sylvester hingegen winkte ab und meinte, dass er ja gesagt habe, dass sie noch nicht da seien. So freuten wir uns eben über die, die noch nicht da waren!
Danach ging es rasch zurück ins Camp, denn statt der vereinbarten drei Stunden waren wir mittlerweile fast vier Stunden unterwegs.
Diese Schwalbe können wir nicht eindeutig zuordnen. Matthias aber schon: Braunkehl-Uferschwalbe (Brown-throated Martin)
Zurück am Camp fragten wir die Angestellten nach dem Nistplatz der Turakos. Sie zeigten uns das Nest, die Vögel waren jedoch nicht anwesend. Einmal sahen wir sie noch ganz kurz im höchsten Wipfel eines Baumes, bevor sie zwischen dichtem Geäst verschwanden. Einige Schmetterlinge waren zwar nicht weniger flatterhaft, zeigten sich aber deutlich kooperativer.
Common Grass Yellow (Danke an Matthias)
African Common White (dito)
Wir packten unsere Autos und machten uns auf den Weg nach Katima Mulilo.
Bei Pick and Pay hielten wir auf dem Parkplatz, holten Bargeld und gingen einkaufen. Viel brauchten wir nicht und waren auch recht schnell im Supermarkt fertig. An der Kasse dauerte es jedoch deutlich länger. Jedes Teil wurde mit Bedacht über den Scanner gezogen und dann einzeln von der Kassiererin in einer Plastiktüte verstaut. Dabei vergewisserte sie sich mehrfach, dass die Ware auch in der richtigen Tüte gelandet war. Evtl. wurde die eine noch gegen eine andere Ware ausgetauscht oder ein wenig hin und her gedreht, um eine optimalere Lage zu haben. So ging es mit jedem gekauften Stück, und wir wurden bald verrückt. Während die Kassiererin angeregt mit der Kundin schnackte und weiter eifrig ein Teil nach dem anderen in die Tüte bettete, bekamen wir Atemnot und hätten gerne mit angefasst. Ungeduldig trippelten wir von einem Fuß auf den anderen und sahen uns schon nach einer anderen Kasse um, da Karin und Peter, die sich deutlich nach uns angestellt hatten, den Laden bereits verlassen hatten. Irgendwann mussten wir aber über die ganze Situation lachen und mal wieder feststellen, dass die Uhren in Afrika eben manchmal anders ticken. Wir ergaben uns in unser Schicksal und sahen zu, wie innerhalb der nächsten 5 Minuten auch noch die letzten beiden Artikel an den richtigen Platz in der Einkaufstüte wanderten. Trotzdem übernahm Ruth das Verstauen unseres Einkaufs selbst, denn wir wollten heute noch das Mukolo Camp erreichen.
Nach dem Einkauf setzten wir uns nochmal in das kleine Restaurant, wo wir bereits gestern gewesen waren. Nach einem Mittagsimbiss waren wir gestärkt und begaben uns auf den Weg aus der Stadt. Richtung Westen fuhren wir eine gute Stunde bis Kongola.
Dort bogen wir auf die C49 ab und erreichten das Mukolo-Camp kurz darauf.
Wir erhielten Campsite Nummer 1, die am Fluss gelegen ist und eine schöne Aussicht hat. Wir bauten unser Lager auf, sicherten Fotos und aßen Blaubeermuffins. Peter kochte leckeren Kaffee.
Trauerdrongo
Guinea Fowl
Im Schilf vor dem Camp entdeckte Ruth ein Purpurhuhn – für uns eine Erstsichtung. Daraufhin schlich sie bestimmt eine Stunde in gebückter Haltung am Ufer entlang, kauerte sich hinter dichte Halme und hoffte, dass das scheue Tier sie nicht bemerken und etwas näher ans Ufer kommen würde. Aber das blöde Huhn tat ihr den Gefallen nicht. Obwohl es ständig im Schilf herumraschelte, ganz in der Nähe mit den Flügeln schlug und merkwürdige hupende oder schnatternde Laute von sich gab (zumindest dachte Ruth, dass die Geräusche von der Henne kamen), konnte man nur durch die Bewegung der Halme schemenhaft ein Tier wahrnehmen. Ansonsten holte sich Ruth lediglich nasse Füße und ersetzte die Challenge „Purpurhuhn“ für heute kurzentschlossen durch „Purpurreiher“.
Das Licht wurde immer weicher und leuchtender.
Wir sahen zu, wie die Sonne verschwand und der Himmel etwas später noch einmal aufleuchtete.
Während die ersten Frösche ihre Stimmbänder in Betrieb nahmen, duschten wir, machten Feuer und bereiteten das Abendessen: Boerewors, Kartoffeln und Salat. Wir hörten ein paar Nightjars rufen. In einem Baum in unmittelbarer Umgebung fiepte ein Flughund. Wir machten uns auf die Suche, aber immer wenn wir uns näherten, hörte er auf, und wir standen etwas verloren zwischen den Bäumen herum. So konnten wir ihn niemals entdecken.
Auch wenn wir heute nur eine kleine Etappe zu fahren hatten, waren wir abends hundemüde. Die viele Guckerei und die ganzen Eindrücke strengen an. Trozdem genießen wir jeden einzelnen Moment.
Kilometer: 156