Samstag 01.09. bis Montag, 03.09: Umwege erhöhen die Ortskenntnis
Samstag, 01.09.:
Der Spreetshoogte Pass ist noch genauso steil wie vor sieben Jahren
, doch die Beschädigungen von damals sind Geschichte. Am Fuß des Passes diskutieren wir, ob unser nächster Schlafplatz Mirabib links- oder rechtsrum liegt. Leider siegt die Wegbeschreibung von C&T. Einziger Pluspunkt: In Solitaire essen wir in memoriam Moose einen Apfelkuchen.
Herberts Navi hätte Recht gehabt! Er drückt aufs Gas, so dass wir kurz vor der Dunkelheit unter einem Felsüberhang des Felsens Mirabib unseren Camper aufschlagen können.
Sonntag, 02.09.: Von Mirabib an die Küste
Der Felsen Mirabib ist es Wert, ihn näher zu erkunden. Herbert sucht einen Geocache und ich klettere umher. Wir fahren über Gobabeb, einer Forschungsstation in der Wüste nach Walvis Baai. Die Strecke ist abwechslungsreich. Im Westen begleiten uns die Dünen der Namib in sanftem Rot vor knallblauem Himmel. Kurz vor Walvis Baai rufe ich unsere Agentin Birgit an, mit der wir uns am frühen Nachmittag auf dem Campingplatz Alte Brücke in Swakopmund verabreden. Das Treffen verläuft in reger Unterhaltung und dauert viel länger als vorgesehen. Sie bringt uns die Unterlagen für die Sandwich Harbour-Tour. Es ist ihr sichtlich peinlich, dass sie uns für Mirabib eine falsche Wegbeschreibung gegeben hat.
Kleiner Wermutstropfen: In Swakopmund ist heute Tag des Herrn, und der „Old Steamer“ am Platz hat geschlossen.
Montag, 03. September: Sandwich Harbour-Tour
Bevor wir abgeholt werden, geben wir an der Rezeption den ersten Stapel Schmutzwäsche ab und melden uns im „Old Steamer“ zum Dinner an.
Unser Tourguide kommt pünktlich und bringt im Landrover ein englisches Ehepaar aus Cambridge mit, das wir schlecht verstehen. Ich sitze hinten in der Mitte und weiß zum Schluss nicht mehr, wohin mit meinen Beinen, obwohl diese nicht besonders lang sind.
Südlich von Walvis Baai geht es an die Küste, wo sich im Niedrigwasser Hunderte rosa und weiße Flamingos niedergelassen haben, bevor sie zurückfliegen ins Okavango Delta. Wir haben Gelegenheit auszusteigen und zu fotografieren. Viele Kilometer weit fahren wir an den weltgrößten Salinen vorbei, schlingern über einen breiten weichen Sandstrand, während im Gegensatz zu gestern die steilen Dünen der Namib links von uns aufragen. Noch einmal anzuhalten, um zu fotografieren, ist im Programm leider nicht vorgesehen, und die Engländerin zeigt sich nicht kooperativ, wenn ich an ihr vorbei aus dem Fenster fotografieren will. Dann wird die Fahrspur zwischen Düne und Meer so schmal, dass rechts immer mal wieder ein Rad von den heranrollenden Wellen des Atlantiks angeleckt wird. Wo der Strand breiter wird, halten Kormorane Versammlung ab und schwärzen kilometerweit den Sand. Am Ziel der Fahrt gibt es Lunch mit viel zu viel zu essen! Auf der Rückfahrt treffen wir auf einen riesigen Schakal, der sich an einem Robbenkadaver zu schaffen macht, davon aber ablässt, als er uns kommen hört. Ich muss mich trotz mehrmaliger Bitte an meine Nachbarin verrenken, um von meinem Sitzplatz aus zu fotografieren.
Fazit: Wir hätten uns wohler gefühlt, wenn wir nur zu zweit (mit oder ohne Fahrer) unterwegs gewesen wären. So hatten wir das Gefühl, zweiter Klasse dabei zu sein.
Um halb Sieben sitzen wir im Restaurant „Old Steamer“, das mit Gegenständen der christlichen Seefahrt aufgehübscht ist. Ein umfangreiches Büffet ist auf ausladenden Tischen angerichtet. Wir können uns an den Köstlichkeiten nicht sattsehen, deshalb schlagen wir zu! Der Besitzer des Restaurants ist gleichzeitig ein guter Koch. Nach zwei Gläsern Chardonnay bzw. Bier wandern wir beschwingt zum Camper zurück und erleben eine böse Überraschung. Der Schlüssel und das neu eingebaute Schloss zur Kabine können nicht miteinander. Wir probieren es mit Gefühl, gutem Zureden, Flüchen und Gewalt, es klappt nicht. Anruf bei Stefan in Windhoek, der auch keinen Rat weiß. Ich drohe ihm, dass wir ein Chalet mieten werden, wenn wir die Tür nicht öffnen können. Wir laufen zur Rezeption zurück, die aber inzwischen geschlossen ist. Beim Restaurant treffen wir auf einen Kellner, der seinen Chef herbeiruft. Dieser kommt mit einem Wunderspray, sprüht Schlüssel und Schloss damit ein und siehe da, die Tür öffnet sich. Der Mann ist nicht nur ein guter Koch, sondern auch ein freundlicher, hilfsbereiter Mensch. Welch ein Glück, dass uns das Missgeschick nicht in Mirabib passiert ist!
Fortsetzung folgt