Kapitel 4
Magische Momente in der stillen Wüste
Mittwoch, 17. Januar 2018
Spitzkoppe - Mirabib
Wieder stehen wir mit den ersten Sonnenstrahlen auf und setzen uns noch ein paar Minuten mit einem leckeren Kaffee hin. Dann aber machen wir uns gleich an den Abbau unseres Camps und fahren vor zur Rezeption und Restaurant des Spitzkoppe Community Camps. Dort gibt es für die Camper einen Ablution Block, wo wir eine Dusche nehmen. Frisch gemacht machen wir uns auf den Weg nach Swakopmund. Schnell sind wir auf der Teerstrasse B2, eine der zwei Hauptverbindungsachsen Namibias und selbst da realisieren wir, wie wenig Verkehr es auch auf dieser gibt. So kommen wir rasch voran und erreichen die kultige Küstenstadt - wie nicht anders zu erwarten mit ziemlich grauem und kühlem Wetter - schon gegen halb zehn Uhr.
Typisches Bild für Swakopmund; historisches Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit.
Als erstes gehen wir zum «Garden Café», wo wir uns ein Frühstück einverleiben. So sind wir dann auch nicht nur frisch geduscht, sondern auch frisch gestärkt und machen uns hernach auf zu «Woermann & Brock», um unsere Einkaufsliste abzuarbeiten.
Hinterhofansicht vom ebenso historischen «Woermann & Brock»-Kaufhaus.
Jetzt noch rasch ans Meer, ein, zwei Fotos schiessen - unser wohl kürzeste Aufenthalt an einem Meer überhaupt -, dann tanken und noch zum Cymot, einen Stecker-Adapter für den Zigarettenanzünder kaufen.
Die berühmte Jetty von Swakopmund. 2003, auf unserer ersten gemeinsamen Reise im südlichen Afrika, haben wir uns dort in der Bar zum Sundowner ziemlich die Kante gegeben. #memories
So können wir um 13:00 Uhr weiter fahren, zunächst noch einmal gut 30km dem Meer und den Sanddünen der Namib entlang bis Walvis Bay. Dort drehen wir wieder landeinwärts und gleiten auf der breiten, bestens geschobenen Piste nach Osten, bis nach einer Weile der Abzweig auf die D2186 folgt. Ab hier ist Permit-Pflicht und wir sind weit und breit die einzigen. Die Wüste ist hier wieder komplett flach und der Blick schweift in eine unfassbar endlose Weite.
An der D2186 in Richtung Gobabeb/ Mirabib im Namib-Naukluft Nationalpark. Endlose Weiten, flirrende Hitze, nur wir, unser Bakkie und sonst keine Menschenseele. Irre!
Ein Traum für alle Misanthropen! Aber auch irgendwie etwas beklemmend, so ganz alleine hier draussen. Wenn man anhält und mal aus dem Fahrzeug aussteigt, kann man sich in dieser unfassbaren Weite und surrealen Stille den hektischen und lärmigen Alltag zuhause in der Schweiz/ Europa schon gar nicht mehr vorstellen.
Trotzdem sichten wir ein paar Springböcke und als dann etwas später die Erhebung des Mirabib-Felsen am Horizont flimmert, können wir sogar Wildpferde ausmachen. Ich dachte, diese können vor allem im Süden der Namib um die Garub Pfanne bei Aus beobachtet werden und so sind wir schon sehr erstaunt, diese hier, so weit nördlich, anzutreffen. Auch Zebras grasen in den weiten Ebenen - wobei man sich schon fragt, von wie wenig diese Tiere hier überleben können. Es ist wirklich knochentrocken und rund um Mirabib gibt es zwar schon Gras, aber dieses ist sehr kurz und nur noch in einzelnen, sehr kleinen Büscheln vorhanden.
Ein surreales Bild. Wildpferde (womöglich auch nicht ganz so wild, mir ist im Nachhinein zu Ohren gekommen, dass sie auch den in der Gegend lebenden Einheimischen gehören könnten?) in der scheinbar lebensfeindlichen Wüste.
Knochentrocken, staubig und leer. Und heiss. So stellt man sich doch eine Wüste vor, nicht?
Am Felsen angekommen suchen wir uns eine Campsite aus und entscheiden uns für eine mit einem schattigen Felsüberhang. Ein paar Meter daneben gibt es eine tolle Toilette mit Plumpsklo, die zwischen zwei Felsspalten gebaut und ist und so hat man einen herrlichen Blick über die Ebene beim Scheissen. Von wegen herrlicher Blick: dieser ist hier wirklich atemberaubend und es ist wiederum einfach unglaublich still. Aber die Sonne knallt und wir verziehen uns in den Schatten. Die Nachbars-Campsite ist auch belegt von einem jüngeren Paar aus Deutschland, welche wir vor Sonnenuntergang für ein Bier und einen Schwatz besuchen.
Ausblick vom Mirabib-Felsen etwas oberhalb unserer Campsite. Was ich sehr schade finde, sind die der Sandpiste entlang zur Abgrenzung oder was auch immer aneinandergehäuften Steine. Das stört die Aussicht und macht die Fotos irgendwie ziemlich zur Sau.
Zum Sonnenuntergang bereiten wir Aufnahmen für ein Zeitraffer-Video und dann auch das Abendessen vor. Heute gibt es einen Beef Stew-Eintopf mit Kartoffeln, was wieder herausragend schmeckt.
Magischer Moment in der Wüste. Was will man dazu noch gross in die Bildunterschrift schreiben?
Nach Einbruch der Dunkelheit erhalten wir Besuch. Ich bin grad irgendwas am Tisch am fuhrwerken und lasse kurz meinen Blick mit meiner Stirnlampe nach links schweifen und gewahre ein rot reflektierendes Augenpaar wenige Meter neben mir unter dem Felsvorsprung. Wegen der markanten Ohren erkenne ich das Tier sofort als Kapfuchs, auch wenn ich bisher nur sehr selten einen zu Gesicht bekommen habe. Zunächst rennt er durch die Felsen davon, aber kurze Zeit später schleicht er zurück und hält sich mehrere Minuten lang ganz unerschrocken in der Nähe von uns auf. Einmal legt er sich sogar kurz auf den Boden und schaut ganz gebannt zu uns rüber.
Ich versuche noch ein paar weitere Sternenfotos und eines von unserer Campsite im Feuerschein, danach geht es gegen halb elf Uhr für unsere Verhältnisse reichlich spät in die Heia.
Camping auf Mirabib unter schützendem Felsvorsprung mit Blick in die Weiten und zauberhaftem Sternenhimmel.
Tageskilometer: 331km
Gesamtreisezeit: 8h
Tageshöchsttemperatur: 33° C