Donnerstag, 22. Februar 2018
Immanuel Wilderness Lodge
Unser letzter, ganzer Ferientag in Afrika. Wer den Bericht bis hierhin verfolgt hat, weiss, was jetzt kommt. Genau: wir machen heute einfach mal gar nichts. Nein, halt, stimmt nicht ganz; wir packen und räumen das Mietauto aus/ auf. Das machen wir aber schön in Tranchen über den ganzen Tag verteilt, wir wollen uns ja schliesslich nicht überarbeiten.
Mein Bruderherz steht leider mit Kopfschmerzen auf. Aber das tolle Frühstück hier lässt er sich natürlich auch nicht entgehen. Es gibt jeden Morgen frisch gebackene, selber gemachte Brötchen, feinen namibischen Käse, Rauchfleisch vom Kudu, Zebrasalami und Aufschnitt vom Oryx. Dazu natürlich verschiedene Cerealien, Früchte, hausgemachte Konfitüren, Saft, Eier. Also eigentlich lohnt sich ein Aufenthalt auf Immanuel schon alleine wegen dem Frühstück.
Beenie mit Kopfschmerzen und wir beide zusammen mit eher melodramatischer Stimmung, irgendwie haben wir grad überhaupt keine Lust, wieder nach hause zu müssen. Dieses Mal fühlte ich mich praktisch von Anfang an so richtig angekommen, ich wusste einfach, dass ich am richtigen Ort bin, ja, dass ich hierher nach Afrika gehöre. Umso schwieriger ist es, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass es morgen wieder zurück in die kalte, nasse, neblige Schweiz geht. Aber es hilft alles nix und wir fangen nach dem Frühstück an, unsere Sachen aus dem Auto zu holen, im Zimmer zu sortieren, wegzupacken, wegschmeissen und vorbereiten zum Einlagern.
Dann ist eine Pause angesagt und wir hängen in echt depressiver Stimmung auf unseren Betten im klimatisierten Zimmer rum. Gegen Mittag esse ich im Restaurant einen Griechischen Salat, dann machen wir weiter mit dem Auto, putzen die Kisten und Coolerbox, prüfen, ob alles noch da ist für die Rückgabe an den Vermieter morgen.
Am späten Nachmittag, natürlich nach einer weiteren, eher ausgedehnten Pause, schnüre ich ein letztes Mal meine Laufschuhe und drehe nochmals eine ganz lockere, 40-minütige Runde in der näheren Umgebung. Anschliessend ist auch schon wieder Zeit für den Sundowner.
Rock Shandy-Time!
Zum Abendessen heute auf dem Programm:
1. Gang: Gemüsecrèmesuppe
2. Gang: Blattsalat
3. Gang: Kuhantilopensteak mit Kartoffelgratin
4. Gang: Crèpe mit Puderzucker und Sahneschaum
Mmmnomnomnom…
Ein so leckeres Essen macht das mit der Melancholie schon weit weniger schlimm und so gehen wir dann doch ganz zufrieden zu Bett.
Tageskilometer: 0km
Tageshöchsttemperatur: 36° C
Freitag, 23. Februar 2018
Heimreise
...
Tageskilometer: 49,9km
Total Kilometer: 6997,8km
So schaut der Eintrag in meinem Reisetagebuch aus. Ich habe diesen leider nicht mehr nachgeführt und deshalb lasse ich das jetzt einfach mal so mehr oder weniger unkommentiert im Raume stehen. Es war halt das so, wie ein Urlaub in Namibia immer endet für die meisten von uns hier; Frühstück, Fahrt zum Mietwagenverleiher Safari Car Rental, Auto zurück geben, mit dem Shuttlebus zum Flughafen, Einchecken, ein letzter Drink in der unsäglichen Bar dort in der unsäglichen Wartehalle, der Gang über den Flugplatz zum Flieger, der lange, lange Flug zurück nach Zürich.
Aber, ich will euch natürlich nicht ohne ein kleines Fazit ziehen lassen. Darum:
Fazit
#safaribrothers on Tour
Wie eingangs und im Titel erwähnt, war das bereits unsere sechste gemeinsame Reise durch vornehmlich das südliche Afrika. Nach der Heimkehr habe ich jemandem, ich weiss grad nicht mehr wem, gesagt, dass es dieses Mal für mich eine unserer besten und schönsten Reisen auf unserem Herzenskontinent war. Irgendwie hat einfach alles gepasst, von der Route her, den einzelnen Etappen, der Abwechslung aber auch Kontinuität her, vom Wetter, von unseren Erlebnissen, von unserer gemeinsamen Zeit. Es ist eine nicht ganz alltägliche Konstellation, aber im Moment ist es die für uns allerbeste. Wir sind beide Single, haben beide einen coolen Arbeitgeber, der uns eben auch mal ermöglicht, für sechs Wochen am Stück (oder auch mal länger wie 2012 oder 2016) zu verreisen und wie mehrfach erwähnt, ergängzen wir uns einfach sehr gut. Für mich persönlich ist mein Bruder mein #1 Reisepartner und weil das so ist, haben wir bereits unsere nächste gemeinsame Reise für den Januar 2019 («KTP Total») dingfest gemacht.
Highlights
«Die Höhle» Omandumba Guestfarm
Die Omandumba Gästefarm in den Erongo Mountains ist ein wahres Kleinod und die Campsite in der Felsenhöhle einfach ein echter Knaller. Offenbar noch nicht allzu bekannt, aber sicher auch kein Geheimtipp mehr, aber ich kann jedem, der dort in der Gegend vorbei kommt, dringend empfehlen, dort mal Halt zu machen.
Mirabib Campsite im Namib Naukluft National Park
Abgelegen, einsam, wild, «ohrenbetäubende» Stille mitten in der Wüste. Einfach ein magischer Ort. Mehr brauche ich dazu nicht mehr zu sagen.
Kalahari Transfrontier Park / Mabuasehube
Der KTP geniesst insbesondere in diesem Forum ja einen aus unserer Sicht absolut herausragenden Ruf. Für Beenie und mich einer unserer absoluten Lieblingsparks, wenn nicht
der Lieblingspark (ich schwanke da immer etwas zwischen Moremi und KTP). Es ist sicher eher ungewöhnlich, wie wir fast zwei Wochen am Stück dort zu verbringen, aber für uns ist das perfekt so und wir lieben es einfach, die beiden Täler auf und ab zu fahren und nach Tieren ausschau zu halten. Wir wurden dieses Mal sehr mit ganz besonderen Sichtungen verwöhnt (Löffelhunde, Kapfüchse, Schlangen, Braune Hyänen), dazwischen war aber für einmal recht mau, weil sehr viele der Huftiere abgewandert waren. Dafür aber haben wir es endlich auch in die Mabuasehube geschafft und da sind wir augenblicklich grosse Fans geworden. Eine derart fantastische Gegend, dass wir beim nächsten Mal planen, gleich für vier Nächte zu bleiben.
Moremi Game Reserve
Was soll ich sagen? Also wenn man an Afrika denkt, denkt man ja sofort an die Bilder aus der Serengeti mit den weiten Grasebenen, den Akazien, den Zebras und Giraffen. Wenn ich an Afrika denke, denke ich fast immer als allererstes an den Moremi. Diese raue, ursprüngliche Wildnis mit dem Gras, den vielen Tümpeln, den grossen Bäumen, den abgestorbenen Bäumen, dem unwahrscheinlichen Tierreichtum, ach... Ein extremer, für mich persönlich ein ganz besonderer Ort, der mir Kraft gibt und den ich oft, als es mir vor ein paar Jahren sehr schlecht ging, «hervorgeholt» habe in meinen Gedanken. Wäre es nur nicht so saumässig teuer, würde ich dort wann immer möglich wieder hin. Auf der nächsten Reise leider nicht, aber ich/wir werde(n) ganz bestimmt wieder im Moremi auf Pirsch gehen.
«Wo Problem?»
Ich weiss nicht, wie das für euch als Leser so war. Viele Namibia-/Südafrika-Reisende hier haben oft ein ziemlich volles Programm und unternehmen an den einzelnen Stationen meist viele Sachen wie Gamedrives, Guided Walks, Wandern, Besichtigungen, etc., etc. Unseres ist das nicht so beziehungsweise haben wir unsere Reisen in dieser Hinsicht ziemlich «entschleunigt». Ich hoffe, dass das in meinem kleinen Bericht hier nicht als irgendwie langweilig empfunden wurde oder so. Okay, auch wenn, es ist ja unser Ding. Aber trotzdem. Unser Ding ist Gamedriven und dazwischen die Ruhe, die Geräusche, die Natur zu geniessen. Das lieben wir und ich hoffe, das ist auch so rübergekommen. Ich denke, wir beide sind ziemlich in sich gekehrte Typen, die so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Aus irgend einer Situation ziemlich am Anfang der Reise hat sich dann dieses «Wo Problem?» ergeben und das wurde dann so zu unserem internen Running Gag. Aber es wiedergibt ganz einfach auch generell unsere Haltung. Wir lassen uns nicht stressen, wenn etwas passiert, das unsere Pläne durchkreuzt, lamentieren wir nicht lange und machen es halt andersrum (Zeltstangen, z.B.) und wenn wir keine Mokamaschine finden, basteln wir halt unseren eigenen Coffemaker. Also, wo Problem?
Dankeschön!
Allen treuen Mitlesern, Dankebuttondrücker und Mitkommentierer danke ich von ganzem Herzen sehr für's dabei sein in diesem kleinen Bericht! Es war das erste Mal, dass ich einen Reisebericht in dieser Form und auch in dieser Öffentlichkeit gemacht habe und es hat mir sehr viel Spass gemacht. Was alle anderen Berichteschreiber in diesem Forum es auch erleben, kann ich nun bestätigen: es ist einfach eine wunderbare Art, seine eigene Reise noch einmal nachzuerleben, revue passieren zu lassen. Und es motiviert nämlich auch sehr, dran zu bleiben und den Bericht auch fertig zu machen, weil man weiss, dass es durchaus Leute gibt, die das mitverfolgen und offenbar auch gerne lesen. Das ist etwas ganz besonderes und es ist auch sehr schön, das alles mit Gleichgesinnten zu teilen. Ich schätze mal, dass es auch beim nächsten Mal wieder einen Bericht geben wird - vorausgesetzt, die Leserschaft hier interessiert sich dafür.
Merci!
Beenie & Sam