FORTSETZUNG - Tag 13 - 18.10.: Eine Villa für Zwei unter Belagerung
Wie angekündigt kommt mit den letzten, zaghaften Strahlen der Sonne Kambahe noch einmal vorbei. Er schlendert mit einem Kanister bewaffnet von Fackel zu Fackel und taucht das Oberdeck in ein tolles Lichtspiel der flackernden Flammen auf den Felsen. Und auch die Nase hat was zu tun, wird doch Benzin als Brennstoff verwendet.
(das ist aber wirklich mehr als Anekdote zu verstehen, wirklich gestört hat es nicht, der Geruch hängt ja nicht fest dort)
Nachdem er noch den Grill vorbereitet und den Tisch schick eingedeckt hat verabschieden wir uns für die Nacht und machen uns daran zu kochen. Da Licht in der Küche unten Mangelware ist bemühen wir auch hier die beliebte Regel:
„Kochen ohne Stirnlampe ist kein richtiges Kochen!“ Es gibt SCHON WIEDER Fleisch, noch ein Stück aus Swakopmund und Mara kann es langsam nicht mehr sehen. Sie bereitet uns ein ganz fantastisches Butternut-Püree zu und sogar ich muss zugeben, dass mir das Püree besser schmeckt als das 15. Stück Grillfleisch diesen Urlaub. Wir beschließen spontan, dass es morgen Abend mal kein Fleisch geben wird!
Während wir oben am Tisch sitzen, unseren Wein und Kürbis genießen scheppert es in der Küche. Verdammt, wir hatten ja eh‘ schon so ein ungutes Gefühl wegen der ständig, unangemeldeten Besucher über den Tag. Ich schnappe mir die Stirnlampe und springe den Einbrechern über die Steintreppe im Innern des Hauses entgegen. Mara nutzt die breite Treppe außen um sie zu stellen…
… ich stolpere mit meinen Flip-Flops, kann mich gerade noch halten und während ich schon merke, dass ich mir gerade leicht den Fuß verknackse… SO ein Mist!… sehe ich in die tiefdunklen Augen eines ca. wieselgroßen, schwarzen Nager mit einem länglichen, geschmeidigen Körper der ein für ihn viel zu großes Stück Kudu-Billtong versucht aus einer der Vorratskisten zu ziehen.
Verdammter kleiner Dieb. Es erschreckt sich so, dass ihm das Billtong aus dem Maul fällt und unter lautem Getöse die Flucht angetreten wird. Mara kommt um die Ecke und sieht das Chaos. Gott sind wir auch bescheuert alle Lebensmittel draußen rumstehen zu lassen!!!
Anhand zweier Abdrücke von kleinen, spitzen Zähnchen im Billtong erläutere ich Mara was passiert ist und wir beschließen gemeinsam, dass man das Billtong dennoch guten Gewissens essen kann.
(gefühlt wird einem ja echt alles egal mit der Zeit)
Eine Ziegenbande belagerte das Haus, Maskenbülbüls tranken aus unseren Gläsern, Leute stromerten über’s Gelände und ein Nachtschwarzer Dieb versuchte unser Billtong zu klauen… lauter ungebetene Gäste den ganzen Tag, jetzt reicht es langsam mit der ganzen Aufregung und es wird Zeit für’s Bett.
Die Nacht
Ich kann mich auf meine jahrelange Erfahrung verlassen und Mara ist nach wenigen Minuten tief und fest eingeschlafen… ich stehle mich wieder aus dem Bett. Ihr erinnert euch bestimmt, in meiner Stellenbeschreibung steht auch
„Beschützer“ drin und ich schiebe mittlerweile eine mittelschwere Paranoia, dass man hier oben im Penthouse schläft, aber überall Leute ins Haus können, die Tür zum Penthouse sich nicht abschließen lässt, was auch sinnfrei wäre ohne Fenster die man schließen könnte.
Ich schleiche mich also auf leisen Sohlen mit meiner Stirnlampe durch’s Haus und fange an die wichtigsten Wertsachen wie zu Ostern im ganzen Haus zu verstecken. Meine Paranoia verstärkt sich und ich suche mir aus unserem Kochbesteck die stumpfe Machete, die ich mit ins Penthouse nehme. Vor die Tür wird ein Beistelltisch geschoben, damit es zumindest sofort laut ist wenn jemand einzudringen versucht und da man direkt neben der Tür theoretisch nur über eine kleine Mauer klettern muss und im Bad steht baue ich aus aller Deko und Badutensilien eine Stolperfalle hinter die Mauer. Perfekt, wenn da jemand drüber steigt scheppert es auch ganz gewaltig.
Zufrieden lege ich mich hin und trotz meines üblicherweise tiefen Schlafs werde ich Nachts durch verdächtige Geräusche wach. Es knarzt vom Weg zum Penthouse hoch. Ich tappse aus dem Bett, schiebe den Tisch zur Seite und schleiche mich nach draußen. 2 paar Augen starren mich an, breiten ihre Flügel aus und flattern in die Nacht davon. Da sind die Eulen!
(wir leben seit etwas über einem Jahr neben einem Vogelschutzgebiet in dem es Steinkäuze geben soll und Eulen stehen oben auf meiner Wunschliste)
Auf Zehenspitzen geht es zurück in den Schlafraum. Ich öffne so leise es geht die große Kiste mit dem schweren Deckel in dem die Zusatzdecken liegen. Unter den akkurat gefalteten Decken und mehreren Laken und Bezügen finde ich... meinen Fotorucksack.
Ich beziehe Stellung gegenüber dem Eingang zum Eulennest im Penthouse und nur das Objektiv ragt durch die Planen vor den Fenstern hervor. Ich warte bestimmt 1 Stunde in der Hoffnung, dass die Eulen wieder da auftauchen wo ich sie gerade aufgeschreckt habe, aber leider lassen sie sich nicht mehr blicken. Naja, dann kann ich, wo ich eh‘ wach bin noch etwas machen, dass ich bislang verpasst hatte… ein Sternenfoto.
Am nächsten Morgen bin ich trotz meiner etwas kurzen Nacht früh wach… ich muss ja noch einige Spuren beseitigen. Den Tisch wegschieben, das Bad herrichten und wie ein Eichhörnchen die Winterverstecke alle wieder finden… achja und die Machete neben dem Bett hätte auch zu blöden Fragen geführt.
Wir packen morgens unseren ganzen Kram wieder ein. Kambahe lassen wir eine große Kiste Vorräte, frisches Fleisch und.. und.. und.. vor Ort. Er freut sich sehr und findet auch direkt ein paar Dinge er seiner Mutter und Omma mitbringen kann. Wir freuen uns jetzt auf 2 Tage Etosha und Tiere satt, mal sehen ob uns das auch so gefällt wie der bisherige Landschafts-Trip durch Wüste und tolle Landschaften. Seit dem Erlebnis mit den Wüsten-Elefanten hat sich unsere Skepsis schon deutlich gelegt.
Ein, alle Striche grün leuchtend, voll geladenes Handy liegt im Handschuhfach, man weiß ja nie, wann man mal einen wichtigen Anruf tätigen muss, daher merkt Euch:
Gruß,
Robin