FORTSETZUNG - Tag 13 - 18.10.: Eine Villa für Zwei unter Belagerung
Wir nehmen ein kleines Stück PAD unter die Räder zu unserem nächsten Ziel. In der Planung hatten wir zwei Wunschziele, um die herum wir unsere Route aufgebaut haben. Das Dune-Star Camp und das Onjowewe Filmhaus. Vorher machen wir aber noch einen kurzen Stopp in Kamanjab um Vorräte aufzufüllen und zu tanken, wir wollen ja am nächsten Tag keine Zeit Richtung Etosha verlieren.
Kamanjab
Schon der Weg über die C40 ist fraglich… wir sind nirgends so oft vom Straßenrand zum Anhalten aufgefordert worden. Kamanjab entpuppt sich im Endeffekt als Kreuzung, wenn man über die C40 reinkommt ist direkt eine Tankstelle mit kleinem Supermarkt daneben am Ortseingang. Wir halten vor Tür und wollen nur kurz reinschauen und schon haben wir den „Dorf-Vollsten“
(das dachten wir zumindest) neben dem Auto stehen. Er passt drauf auf… aha. Voll nett, weil wir ja immerhin 2m daneben im Shop sind.
Was soll man machen, wir gucken uns um, aber der Laden bietet fast nichts. Wir kaufen etwas Wasser und werden von einer Schnapsfahne vor der Tür erwartet. Für 3min. „aufpassen“ drücken wir ihm das Wechselkleingeld in die Hand und werden beschimpft. Unangenehm hier, wir nehmen Reißaus und schauen ob es nichts anderes im Ort gibt, da auch an der Tankstelle viele komische Gesellen lungern.
Wie schon geschrieben stellen wir fest, dass es ja nur eine andere Straße gibt, nämlich die C35. Und siehe da, hier ist ein weiterer Supermarkt, der ist besser sortiert und wir kaufen ein was gebraucht wird oder lecker aussieht als kleiner Safari-Snack für zwischendurch. Zurück am Auto hält auch nur ein Wagen neben uns und der Fahrer würde gerne US-Dollar für einen guten Kurs eintauschen… nachdem er aber versteht, dass wir den Trick durchaus kennen wünscht er nur einen guten Tag und fährt.
- Direkt neben dem Supermarkt ist auch noch eine Tankstelle, hier sind alle viel freundlicher und man fühlt sich wohl. Und die Tankstelle selber ist auch noch ein großer Shop… auf einen kurzen Blick evtl. sogar der am besten sortierte Supermarkt der Stadt.
(sollte man sich merken)
Ich hatte hier im Forum vom Impala-Meat-Market gelesen und für den letzten Abend im Etosha brauchen wir noch ein gutes Stück Fleisch. Auch der liegt direkt neben dem Supermarkt und wir parken den Wagen. Wir steigen aus dem Auto und ein junger Typ kommt auf mich zu
„You are a nice guy… I can see that!“ Die ganze Straße guckt zu mir rüber, überall stehen Leute und in allen Gesichtern sehe ich Mitleid und Schelm aufblitzen. Zwei Dinge sind mir sofort klar:
1. Ich habe einen neuen Freund
und 2. JETZT wissen wir wer der „Dorf-Vollste“ ist!
Ich schaffe es ihn abzuschütteln. Mara bleibt am Wagen und ich gehe nach Fleisch gucken. Die Auslage sieht wenig einladend aus, aber auf Nachfrage was noch so da ist…
…
fliegt die Tür auf und mein neuer Freund torkelt lallend und singend in die Metzgerei, die er in hohem Bogen fliegend Sekunden später wieder verlässt…
…und ob er dicker geschnittene Steaks hat zaubert der Metzger eine große Kiste aus dem Kühlhaus hervor mit tiefgefrorenen Oryx T-Bone Steaks.
***OH GLÜCKSELIGKEIT!***
Als ich mit stolzgeschwellter Brust, nach meinem Jagdausflug mit der Beute ins Tageslicht trete wird Mara von mehreren Männern umlagert und ist am Feilschen. Es geht um geschnitzte Makalani-Nüsse und da wir noch keine mit unserem Namen drauf haben, werden kurzerhand unsere 4-5 Buchstaben auf nackte Unterarme geritzt und angefangen die Nüsse zu beschriften. Diese verrückten Kerle, wir gucken glaube ich ziemlich blöde aus der Wäsche, aber die Nüsse sind toll!
Jetzt geht es aber endlich zum Filmhaus, wir kommen pünktlich zur Übernahme des Hauses an, aber niemand ist zu entdecken. Es ist heiß, wir laufen ums Haus, aber es ist keiner da. Auf der Bestätigung gab‘ es eine Telefonnummer fällt uns ein. Irgendwo müssen die ja liegen, aber im wüsten Chaos im Auto suchen wir erst mal. Fündig geworden holen wir das Namibia-Handy raus und wählen…
NEIN VERDAMMT. Habt ihr gewusst, dass ein Handy sich komplett entleeren kann, wenn man das mal eine Woche nicht am Strom hat? – So was Verrücktes!
Bringt ja wirklich viel sich ein Telefon für den Fall der Fälle zuzulegen und es dann einfach nie aufzuladen. K-L-U-K, wir sind so klug! – naja, wer den Schaden hat und so, also hole ich unser Solar-Panel raus und wir picknicken in Bruthitze während in unser Handy mit einem schmalen, roten Balken einen kleiner Hauch Leben zurückkehrt. Wir rufen unseren Kontakt Debbie an. Es geht auch nach mehrmaligen Versuchen niemand dran. So ein Mist und jetzt?
Mir fällt ein, dass wir auf dem Weg zum Haus an einem Overlander-Camp vorbeigekommen sind. Vielleicht kann man uns dort helfen. Hin da und wir finden ein leeres Camp vor und ein kleines, gemauertes Haus. Nachdem wir uns lautstark bemerkbar machen kläfft uns ein kleiner Bello entgegen und einige Zeit später taucht eine schläfrige, englische Dame auf, die, wie sich rausstellt, auf den Namen Debbie hört. Sie ist etwas säuerlich, dass wir ihren Mittagsschlaf stören, wie kann man denn nur als angekündigter Gast pünktlich sein. Frechheit sowas!
Sie schickt uns vor und holt auf dem Weg noch Mr. Kambahe ab, den Hausmeister/Verwalter des Filmhaus. Der wohnt nur einen Felsenhügel weiter und bekommt eine theatralische Abreibung verpasst, dass er uns nicht gesehen hat und
„Misses Schlafmütz-Unhöflich“ entschuldigt sich bei uns ob der Unfähigkeit ihres Lakaien. Dann zieht sie von dannen und wir sind froh diese Person los zu sein und werden vom sehr netten Kambahe kurz rumgeführt und bekommen das Gröbste erklärt… er muss noch ein paar Sachen organisieren und kommt gleich noch mal vorbei. Dann nehmen wir euch mal mit auf den ersten Teil der Tour!
Das Filmhaus
”Rezeption“
Küche und hintere Tür
Ein Baum wächst mitten durch’s Haus und innen gibt es eine schmale Steintreppe nach oben ohne Handlauf oder Absicherung
Und jetzt geht es hoch zum Oberdeck!
Uns verschlägt es fast den Atem und hier muss erwähnt sein, dass wir bei der Buchung gefragt haben welche Zimmer wie ausgestattet sind und was noch frei ist. Die Antwort war, dass das Filmhaus immer nur „Single-Party“ vermietet wird, es hier außer uns keine anderen Gäste für die Nacht hat.
Das Haus ist einfach riesig. Es finden sich alleine 10-12 Schlafplätze im Haus, zusätzlich stehen noch 3 oder 4 ausgestattete Safarizelte auf dem Gelände. Also 20 Personen sind hier echt kein Thema. Wir haben also absolut freie Platzwahl und wenn der Blick von außen schon cool war, dann ist das Oberdeck und damit das eigentliche Haus einfach nur…
… WOW!
Das Oberdeck, links geht es zum Pool runter
Und auch innen hat es einiges zu bieten
Doch bevor es weitergeht werden wir von Eindringlingen bei unserer Runde gestört. Debbie sagte uns, dass die Ziegen immer die Beete abfressen und durch ein nicht richtig schließendes Tor ist die Bande plötzlich im Hof des Hauses unterwegs. Jäger und Beschützer steht ja in meiner Stellenbeschreibung also die Treppe wieder runter.
Ich versuche mich als Ziegendompteur und unter lautstarkem Brüllen, Klatschen und Elefanten-Scheinangriffen
(ich habe eine große Nase und Segelohren…) schaffe ich es die Rüpel in die Flucht zu schlagen, doch kaum drehe ich mich rum sind ein paar ganz freche auch schon wieder durch das Tor geschlüpft. Es geht von vorne los, aber diesmal bin ich schlauer und schnappe mir einen Tisch das nahegelegensten Safari-Zeltes um die Bruchstelle im äußeren Wall zu verschließen, das sieht dann so aus, aber war von dauerhaftem Erfolg gekrönt!
Die Tour geht weiter mit ein paar Details der Hütte, alles ist sehr liebevoll eingerichtet, mit vielen kleinen Details, Eulen leben unter dem Dach… nur kriege ich die nur einmal nachts für Millisekunden zu Gesicht. Auch die heimlichen Hausbesitzer lernen wir auf dem Rundgang kennen. Ein Pärchen Maskenbülbüls gehört das Filmhaus in Wirklichkeit. Die beiden sind wahnsinnig dreist und sitzen schneller an einem unbewachten Longdrink als man fast nur mal kurz wegschauen kann!
Allerlei anderes Getier findet sich natürlich auch noch, Vögel hat es, wieder sehr viele Echsen… Mara sieht eine extrem Große weghuschen. Eher Katzengroß; gibt es dort evtl. kleinere Warane? Und zu guter Letzt flitzen überall diese großen schwarzen Wespen rum, bei denen ich immer an den Film –Das große Krabbeln- denken muss, wenn die Heuschrecken losfliegen mit den Worten:
„Los Jungs, KNATTERN!“
Huldigt dem Giraffengott
Einer der Hausbesi(e)tzer!
Gemütliche Sofaecke mit Fenstern ohne Glas (Glas gibt es generell nirgends, ebenso keinen Strom… es war halt nur eine Filmkulisse)
Maskenweber
männl. Felsagame
In der Zwischenzeit haben wir schon den Pool genutzt, Drinks zubereitet und chillen auf den Liegen auf dem Oberdeck als wir 2 Gestalten zum Haus kommen sehen. Sie kündigen sich nicht an, sondern verschwinden im Untergeschoß? – Ich sehe auch Kambahe gerade wiederkommen und gehe runter mal sehen was die hier wollen. Die beiden stehen in der Küche und interessieren sich amüsiert für unsere aufgestapelten Essensvorräte.
(wir hatten mal den ganzen Wagen ausgeräumt um alles neu zu sortieren)
Die beiden sind Handwerker und wollen die „Reling“ reparieren. Wir denken an die umlaufende auf dem Oberdeck und verneinen, da wir ja nur den einen Tag hier haben und das dann doch störend wäre. Die beiden ziehen von dannen und wir laden Kambahe auf ein Bier und nach einem untrüglichen Blick auf Maras Zigarette auch eine solche ein.
Es wird eine nettes, kurzweiliges Gespräch. Ich weiß nicht mehr wie wir drauf gekommen sind, aber irgendwann versuchen wir ihm zu erklären was ein Stau ist und er guckt uns nur ungläubig an. Er macht den Job seit 5 Monaten und wohnt nebenan mit seiner Mutter und Großmutter zusammen. Auf die Frage ob ihm der Job gefällt und wie lange er den machen möchte antwortet er am liebsten für immer. Ich will es für ihn hoffen. Er ist sehr freundlich und sagen wir mal engagiert bemüht. Bevor er wieder geht zeigt er uns noch das „Penthouse“, da ich auch wissen will, wie man auf die Felsen raufkommt, es geht also weiter mit der Tour.
Das Penthouse
Unsere Residenz für die Nacht
Und mal wieder Ablutions der besonderen Art… rechts steht auch noch eine Badewanne
Im Penthouse findet sich eine Tür durch die man, nachdem der davor stehende Schrank aus dem Weg geschoben wurde, auf einen abenteuerlichen Kletterpfad hoch auf die Felsen kommt. Kambahe zeigt mir den Weg, Mara bricht nach einem kurzen Stück ab, weswegen ich zur goldenen Stunde mit Kamera und Stativ bewaffnet noch mal hochkletter, damit sie den Ausblick zumindest als Foto mal sehen kann...
Von oben sehe ich einen der Handwerker, den Pumpertyp mit Goldkettchen, diesmal mit einem anderen Gesellen im Schlepptau durch ein Tor auf der Rückseite des Hauses das Gelände betreten, wieder unangemeldet. Sie gehen durch den Hintereingang in die Küche und verlassen wenig später das Haus dann wieder. Gerade der eine ist mir nicht geheuer und ich mag‘ es gar nicht, dass hier anscheinend jedermann, jederzeit einfach über das Gelände laufen kann…
…egal, es ist kurz vor’m Sundowner und die perfekte Stelle dafür haben wir uns schon ausgeguckt. In der Sofa-Ecke wird eines der Möbel vor das Fenster geschoben, Wein bereitgestellt und auf den Sonnenuntergang angestoßen.
Und PLÖTZLICH wird die Sonne dunkel. Hunderte und Tausende von Vögeln ziehen am Haus vorbei, aus unseren Fenstern betrachtet von rechts nach links. Ein Schwarm folgt dem anderen und es hört gar nicht mehr auf, wir wissen nicht wo die alle hinwollten, aber morgens früh geht das Spektakel dann wieder los, nur morgens in die andere Richtung von links nach rechts???
Es erwartet uns, oder besser mich, noch eine spezielle Nacht…
FORTSETZUNG FOLGT…
Gruß,
Robin