THEMA: Been there. Done it! Got it? - Namibia Okt. 2017
13 Mai 2018 17:03 #521210
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Tag 13 - 18.10.: Elefanten im Glashaus, Wächterkatzen und fremde Bräuche

Unerwartet früh :whistle: klingelt das Smartphone, in unserem kuscheligen Dachzelt, dass auf einem 3.0l Hilux aufgeschraubt ist, der mit allem Luxus aufwarten kann. Klimaanlage, Navi, Media-Entertainment System… wir schälen uns aus dem Bett, statten der Dusche mit fließend Wasser und dem Keramikklo im Felsen einen Besuch ab, während gerade frischer Kaffee aufbrüht. Nachdem wir unsere Kamera-Ausrüstung und Gore-Tex Wanderschuhe angezogen haben stoppen wir noch kurz am Engel-Kühlschrank, um 2 kleine Flaschen eisgekühltes Wasser einzupacken.

Wie befreiend, einfach mal dem ganzen Luxus zu entsagen und sich mit dem Camper durch die “Wildnis“ zu schlagen. :huh:

Keine Sorge, jetzt kommt kein Plädoyer für „Lasst uns mal selbstreflektiert an die Nase fassen!“. Das ist nämlich Quatsch, es ist einfach nur ein kleiner Opener für unsere Morgenaktivität auf Hoada, bei der ich nur sagen kann: Machen! B)



Für heute Morgen steht ein Walk mit Descka zu seiner eigenen Farm an. Also mal ein Einblick, was Leben auf einer Farm in der Wildnis eigentlich bedeutet. Wir treffen uns an der Verwaltung mit 2 weiteren Paaren aus Frankreich und Amerika. Es geht früh los, da es ca. eine Stunde zu Fuß bis zu Desckas Farm ist. Oder besser gesagt, mit Touristen dauert es eine Stunde, alleine schafft er es in 30min und wir brauchen die goldene Mitte und nach knapp 45min kommt die Farm in Sicht.

Schon der Hinweg gestaltet sich interessant, weniger wegen der Umgebung, mehr aufgrund dessen, was Descka erzählt. Die Farmer in der Umgebung sind sehr aktiv wenn es um den Tierschutz geht und sie helfen bei Tierzählungen, halten ein Auge auf die Wildtiere in der Region und nicht ohne Stolz, aber auch gemischt mit etwas Trauer, erzählt er, dass sie vor ein paar Wochen vier Wilderer gestellt haben und diese gefasst werden konnten, leider erst nach der Tat.

“Nur wenn die hier ein Rhino sichten, dass umgesiedelt werden soll, ist verrückt… dann ist das hier wie im Krieg. Hubschrauber, überall Jeeps und viel zu viele Leute.“ stellt er amüsiert fest. :laugh:

Elefantenschulter mit der Farm im Hintergrund


Die Schulter gehört zu einem Problemelefant, der vor ein paar Jahren hier erschossen werden musste. Wir lernen in dem Zuge, dass die Farmer am meisten Angst vor Elefanten haben, die Community alles vom Elefanten behalten und verkaufen darf (außer das Elfenbein natürlich, dass in staatliche „Verwaltung“ über geht) und das Elefantenfleisch nicht schmeckt! ;)

Auf der Farm lebt Descka mit seiner Familie, sprich Vater, seine drei Mütter… äh, ok… ähem… blöd stammeln können wir ja. :pinch: Sein blinder Onkel lebt mit auf der Farm, noch andere Tanten und Onkel, Omma und seine Schwester und natürlich seine eigene Familie. Er arbeitet normalerweise 6 Wochen auf der Campsite und dann 2 Wochen auf der Farm. Diese Touren hat er vor ein paar Wochen vorgeschlagen und für ihn ist es die perfekte WIN-WIN Situation. Sonst kam er 6 Wochen nicht zu Farm, jetzt kann er alle paar Tage nach dem Rechten sehen, verdient noch zusätzlich Geld damit, was er auch dringend braucht, denn er ist der einzige mit einem Job und unterhält die Farm alleine.

Die Häuser oder kleinen Siedlungen liegen immer ein paar Hundert Meter voneinander entfernt, als erstes besuchen wir die kleine Ansiedlung, wo auch seine Omma lebt. Hier gibt es Radio, aber da laufen nur Nachrichten den ganzen Tag, weil Omma diese Musik nicht mag erzählt er die Augen verdrehend. Sogar einen Fernseher wollte er mal holen, aber Omma hält das für Teufelszeug. Wenigstens Glühbirnen hat die aus feinem Sand und Kuhmist erbaute Lehmhütte, aber die werden praktisch nie benutzt… das grelle Licht tut Omma in den Augen weh. :woohoo: … es ist einfach herrlich schräg, wie Descka jede dieser Storys mit einer Spur Verzweiflung zum Besten gibt.

Das AKTUELLE Familienauto, also das eine das funktioniert.


Müll?


Stromversorgung


Und das EHEMALIG, beste Auto der Familie. Blau scheint ihre Farbe zu sein


Natürlich spielt sich vieles draußen ab und so sind die Küchen nach außen verlagert und hier hat es auch einen kleinen Kräutergarten. Descka wird von Omma dazu verdonnert sich drum zu kümmern, dass der Arbeiter nicht da war, der den Hof aufräumt… generell verstehen wir nicht so ganz, wieso nicht nur hier, sondern auf der ganzen Farm, nicht mehr Ordnung herrscht. Da der Rest nicht arbeitet, könnte man doch zumindest nicht überall Müll rumfliegen haben, aber es scheint hier keiner so wahrzunehmen. :blink:







Auf der Farm verteilt hat Descka mehrere Ziegenställe. Die sind leichter zu halten erklärt er, da die Dürre der letzten Jahre einen hohen Tribut gefordert hat. Nur noch 5, der ehemals 70, Rinder in seinem Besitz haben überlebt. Wasser war kein Problem, aber es war einfach kein Futter mehr für die Tiere vorhanden. Die hiesigen Großfarmer haben das besser weggesteckt, aber er kann ein Rind für 4.000-7.000 N$ verkaufen, was ok ist, wenn man eine Herde hat… sein Problem ist, dass er gut 10.000 N$ für neue Rinder an die Großfarmer zahlen müsste.

Also sind es jetzt Ziegen, die sind genügsamer, aber es kommt nur 1 von 6 Jungtieren durch. Die meisten werden von Hyänen etc. erwischt. (das hat uns doch gewundert, wir wären nicht auf die Idee gekommen, dass dort in der Nähe Hyänen sind??!)





In den einfachsten Hütten des Anwesens leben Desckas blinder Onkel und seine Schwester, allerdings baut er auch hier gerade an. Das „Gerippe“ eines weiteren Gebäudes steht schon und ist gerade im Bau. Die Schwester backt gerade Muffins in der Außenküche, “Für Lunchpakete, die sie an der Schule verkaufen.“ erklärt Descka. Sein blinder Onkel sitzt vor der Hütte. Er orientiert sich an tiefen Furchen im Boden um von A nach B zu kommen und in und um sein Haus hat es immer Katzen… Katzen hassen Schlangen und greifen diese sofort an. Da sein Onkel die Schlangen selber nicht sehen würde, übernehmen die Katzen die Wächterrolle für ihn. B)

Descka erzählt uns, dass selbst wenn die Katzen gebissen werden, sie manchmal überleben, weil sie das Gift, fein-literarisch gesprochen, wieder auskotzen können. Naja, bei späterer Recherche habe ich nichts dergleichen gefunden, also lassen wir das mal so stehen. ;)





Ein typischer Kühlschrank mit Verdunstungs-Prinzip






Milchgefässe (Kalebassen - danke KarstenB) aus Kürbissen, wenn man draufklopft hart wie Stein




Hochzeits-Kuhschädel


Zum letzten Bild muss ich kurz ausholen. Bei einer Heirat schenkt der Bräutigam der Brautfamilie eine Kuh. Da muss aber alles dabei sein. Jeder Tropfen Blut wird aufgefangen, alle Knochen müssen vorhanden sein etc., sonst bringt es Unglück. Desckas Frau kommt aus Uis und er musste gleich 2x die WELTREISE! antreten um alles für die Hochzeit unter Dach und Fach zu bringen. Geheiratet wurde dann aber bei ihm… “Dann sind nicht sooo viele Gäste da und es wird nicht zu teuer.“ :lol:

Und was hat das jetzt mit dem Schädel auf sich? – der bringt Glück und den bewahrt man auf. Das ist aber nicht seiner, sondern der Hochzeits-Schädel seiner Eltern, der seit 30 Jahren in der Hütte dort baumelt. *ein bisschen creepy ist das schon*

Weiter geht es zum größten Haus der Siedlung, mit Gemüsegarten und da werfen wir auch keinen Blick rein. Zweifellos ist es sein Haus und wir schauen uns in erster Linie den Garten an. Der Zaun ist eigentlich nur Attrappe verrät uns Descka, aber die ganzen Dosen und reflektierenden Objekte sollen die Elefanten abhalten, die gerne alles zertrampeln, überall Schäden anrichten und jegliches Grünzeug wegfressen. Elefanten mögen sie hier wirklich nicht…

Wir bekommen noch frische Peri-Peri aus eigen Zucht geschenkt, verabschieden uns von der Familie und gehen noch zum Herzstück der Farm weiter, der Wasserpumpe.











Eine der Wächterkatzen… die hatte schon nen fiesen Blick drauf


…auch eher außer Betrieb


Angekommen bei der Wasserpumpe (inkl. Elefantenschutz = Stahlturm rund um die Pumpe) fragen wir Descka, ob er nicht eher in der Stadt wohnen würde, da es ja schon hart ist, gerade mit der Dürre, die Farm fast in Eigenregie am Laufen zu halten. Die Antwort hatte was:
„Ich habe mal gehört, wenn du in der Stadt arbeitest und dann deinen Job verlierst und mal kein Geld hast, dann schmeißen die dich aus deiner Wohnung raus!!!- das ist doch verrückt. Nein, ich habe hier ja keine Ausgaben, wir können uns fast autark versorgen, ich brauche nur Diesel um den Generator für die Wasserpumpe am Laufen zu halten, das ist alles.“

Wir gehen da so her und man denkt sich, dass die Hütten etc. für unsere Augen eher so aussehen, als wäre hier vieles zerfallen. Aber wenn man sich mal vor Augen hält, dass er seine ganze Familie vor Ort unterhält, knapp ein Dutzend Gebäude sein Eigen nennt und autark leben kann… das ist viel mehr, als die meisten von uns hier von sich behaupten können. Also Hut ab und Respekt. B)







Komisch, das hier noch das Lebenselixier aus dem Boden quellt…


… und gleich nebenan die Opfer der Dürre liegen.


Wir verlassen die Farm nicht über den Weg, sondern gehen etwas direkter durch den Busch und hier sehen wir, was Descka uns vorher erzählt hat… die Dürre hat Opfer gefordert und die Knochen der verendeten Rinder begleiten unseren Weg zurück. :(




Zurück an der Campsite ist es mittlerweile wieder heiß geworden. Die Mopanefliegen sind auch wieder aufgewacht, also machen wir uns nach einer kurzen Dusche und einem kleinen Frühstück fertig für die Weiterfahrt. Es steht nur eine sehr kurze Etappe bis Kamanjab an, in der Nähe dort verbringen wir den Tag im Onjowewe Filmhaus, zum Ausspannen und mal alles für den Etosha neu zu sortieren.

Das bisschen Zeit auf der Campsite wird aber noch dazu genutzt, ein paar der gefiederten Besucher abzulichten.

Glanzstar… aber welcher?


leicht bekiffter Mahaliweber?


Maskenbülbül



FAZIT: Farmtour mit Descka
Ein toller Einblick in das „wahre Leben“ vor Ort. Wir hatten uns schon vor’m Urlaub geeinigt, dass so etwas wie ein bewirtschaftetes Eingeborenen-Dorf nichts für uns ist. Deswegen waren wir erst skeptisch, aber dieser sehr nahe und authentische, weil echte, Einblick hat sich absolut gelohnt und so lange das angeboten wird, wiederhole ich gerne für Alle die da sind mein Credo vom Anfang: Machen!


Nett verabschiedet wurden wir dann auch noch, von einem sehr aufmerksamen, kleinen Gesellen. :woohoo:



FORTSETZUNG FOLGT…


Gruß,
Robin
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13 Mai 2018 17:29 #521214
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  • KarstenB am 13 Mai 2018 17:29
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Hallo Robin,
sehr raffiniert, Dein Test, ob wir denn auch sorgfältig mitlesen: Die Kalebassen sind natürlich nicht aus Melonen, sondern aus Kürbissen. B)
LG aus dem sonnigen und heißen HH,
Karsten
Infos NordTZ 22 www.namibia-forum.ch...juli-22.html?start=0
RB Kenia 2020 www.namibia-forum.ch...pt-2020.html?start=0
Reisebericht Südtanzania 2013 www.namibia-forum.ch...lft-nicht-immer.html
Kurzbericht 7 Wochen Nam-Bots 2012 www.namibia-forum.ch...wochen-nam-bots.html
Bericht Zimbabwe 1995: ... 30 Tage Gefängnis www.namibia-forum.ch...tage-gefaengnis.html
Reisebericht 2008: 18 Nights in the Bush - ha-ha-ha www.namibia-forum.ch...e-bush-ha-ha-ha.html

Nordtansania Feb. 2015 - Kein RB www.namibia-forum.ch...imitstart=0&start=12]
Walking Safari Zimbabwe 97 www.namibia-forum.ch...ri.html?limitstart=0
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13 Mai 2018 17:48 #521216
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KarstenB schrieb:
Hallo Robin,
sehr raffiniert, Dein Test, ob wir denn auch sorgfältig mitlesen: Die Kalebassen sind natürlich nicht aus Melonen, sondern aus Kürbissen. B)
LG aus dem sonnigen und heißen HH,
Karsten

:ohmy: , stimmt natürlich... und thx for Info bzgl. Kalebassen. Der Name war mir nicht geläufig.


Gruß,
Robin
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14 Mai 2018 09:17 #521288
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Guten Morgen Robin,
du entführst uns in Welten, von denen man zwar hört oder liest, die man aber in aller Regel nicht mit eigenen Augen sieht. Interessant deine Erfahrungen. Deine Beobachtungen und Anmerkungen gefallen mir sehr. Lachen muss ich über die "Omma". Ich hatte als Kind zwei Ommas und Obbas. Ich selbst bin heute Oooma ;) , weil aus NRW nach BW immigriert. Das klingt nicht halb so vertraut wie Omma, aber ich habe mich daran gewöhnt. Danke für den Erinnerungsschub!
Liebe Grüße
freshy
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16 Mai 2018 00:22 #521481
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FORTSETZUNG - Tag 13 - 18.10.: Eine Villa für Zwei unter Belagerung



Wir nehmen ein kleines Stück PAD unter die Räder zu unserem nächsten Ziel. In der Planung hatten wir zwei Wunschziele, um die herum wir unsere Route aufgebaut haben. Das Dune-Star Camp und das Onjowewe Filmhaus. Vorher machen wir aber noch einen kurzen Stopp in Kamanjab um Vorräte aufzufüllen und zu tanken, wir wollen ja am nächsten Tag keine Zeit Richtung Etosha verlieren. ;)

Kamanjab
Schon der Weg über die C40 ist fraglich… wir sind nirgends so oft vom Straßenrand zum Anhalten aufgefordert worden. Kamanjab entpuppt sich im Endeffekt als Kreuzung, wenn man über die C40 reinkommt ist direkt eine Tankstelle mit kleinem Supermarkt daneben am Ortseingang. Wir halten vor Tür und wollen nur kurz reinschauen und schon haben wir den „Dorf-Vollsten“ (das dachten wir zumindest) neben dem Auto stehen. Er passt drauf auf… aha. Voll nett, weil wir ja immerhin 2m daneben im Shop sind. :S

Was soll man machen, wir gucken uns um, aber der Laden bietet fast nichts. Wir kaufen etwas Wasser und werden von einer Schnapsfahne vor der Tür erwartet. Für 3min. „aufpassen“ drücken wir ihm das Wechselkleingeld in die Hand und werden beschimpft. Unangenehm hier, wir nehmen Reißaus und schauen ob es nichts anderes im Ort gibt, da auch an der Tankstelle viele komische Gesellen lungern.

Wie schon geschrieben stellen wir fest, dass es ja nur eine andere Straße gibt, nämlich die C35. Und siehe da, hier ist ein weiterer Supermarkt, der ist besser sortiert und wir kaufen ein was gebraucht wird oder lecker aussieht als kleiner Safari-Snack für zwischendurch. Zurück am Auto hält auch nur ein Wagen neben uns und der Fahrer würde gerne US-Dollar für einen guten Kurs eintauschen… nachdem er aber versteht, dass wir den Trick durchaus kennen wünscht er nur einen guten Tag und fährt. :whistle: - Direkt neben dem Supermarkt ist auch noch eine Tankstelle, hier sind alle viel freundlicher und man fühlt sich wohl. Und die Tankstelle selber ist auch noch ein großer Shop… auf einen kurzen Blick evtl. sogar der am besten sortierte Supermarkt der Stadt. (sollte man sich merken)

Ich hatte hier im Forum vom Impala-Meat-Market gelesen und für den letzten Abend im Etosha brauchen wir noch ein gutes Stück Fleisch. Auch der liegt direkt neben dem Supermarkt und wir parken den Wagen. Wir steigen aus dem Auto und ein junger Typ kommt auf mich zu „You are a nice guy… I can see that!“ Die ganze Straße guckt zu mir rüber, überall stehen Leute und in allen Gesichtern sehe ich Mitleid und Schelm aufblitzen. Zwei Dinge sind mir sofort klar:
1. Ich habe einen neuen Freund
und 2. JETZT wissen wir wer der „Dorf-Vollste“ ist! :laugh:

Ich schaffe es ihn abzuschütteln. Mara bleibt am Wagen und ich gehe nach Fleisch gucken. Die Auslage sieht wenig einladend aus, aber auf Nachfrage was noch so da ist…

fliegt die Tür auf und mein neuer Freund torkelt lallend und singend in die Metzgerei, die er in hohem Bogen fliegend Sekunden später wieder verlässt

…und ob er dicker geschnittene Steaks hat zaubert der Metzger eine große Kiste aus dem Kühlhaus hervor mit tiefgefrorenen Oryx T-Bone Steaks. ***OH GLÜCKSELIGKEIT!***

Als ich mit stolzgeschwellter Brust, nach meinem Jagdausflug mit der Beute ins Tageslicht trete wird Mara von mehreren Männern umlagert und ist am Feilschen. Es geht um geschnitzte Makalani-Nüsse und da wir noch keine mit unserem Namen drauf haben, werden kurzerhand unsere 4-5 Buchstaben auf nackte Unterarme geritzt und angefangen die Nüsse zu beschriften. Diese verrückten Kerle, wir gucken glaube ich ziemlich blöde aus der Wäsche, aber die Nüsse sind toll! B)





Jetzt geht es aber endlich zum Filmhaus, wir kommen pünktlich zur Übernahme des Hauses an, aber niemand ist zu entdecken. Es ist heiß, wir laufen ums Haus, aber es ist keiner da. Auf der Bestätigung gab‘ es eine Telefonnummer fällt uns ein. Irgendwo müssen die ja liegen, aber im wüsten Chaos im Auto suchen wir erst mal. Fündig geworden holen wir das Namibia-Handy raus und wählen… NEIN VERDAMMT. Habt ihr gewusst, dass ein Handy sich komplett entleeren kann, wenn man das mal eine Woche nicht am Strom hat? – So was Verrücktes! :blush:

Bringt ja wirklich viel sich ein Telefon für den Fall der Fälle zuzulegen und es dann einfach nie aufzuladen. K-L-U-K, wir sind so klug! – naja, wer den Schaden hat und so, also hole ich unser Solar-Panel raus und wir picknicken in Bruthitze während in unser Handy mit einem schmalen, roten Balken einen kleiner Hauch Leben zurückkehrt. Wir rufen unseren Kontakt Debbie an. Es geht auch nach mehrmaligen Versuchen niemand dran. So ein Mist und jetzt?

Mir fällt ein, dass wir auf dem Weg zum Haus an einem Overlander-Camp vorbeigekommen sind. Vielleicht kann man uns dort helfen. Hin da und wir finden ein leeres Camp vor und ein kleines, gemauertes Haus. Nachdem wir uns lautstark bemerkbar machen kläfft uns ein kleiner Bello entgegen und einige Zeit später taucht eine schläfrige, englische Dame auf, die, wie sich rausstellt, auf den Namen Debbie hört. Sie ist etwas säuerlich, dass wir ihren Mittagsschlaf stören, wie kann man denn nur als angekündigter Gast pünktlich sein. Frechheit sowas! :silly:

Sie schickt uns vor und holt auf dem Weg noch Mr. Kambahe ab, den Hausmeister/Verwalter des Filmhaus. Der wohnt nur einen Felsenhügel weiter und bekommt eine theatralische Abreibung verpasst, dass er uns nicht gesehen hat und „Misses Schlafmütz-Unhöflich“ entschuldigt sich bei uns ob der Unfähigkeit ihres Lakaien. Dann zieht sie von dannen und wir sind froh diese Person los zu sein und werden vom sehr netten Kambahe kurz rumgeführt und bekommen das Gröbste erklärt… er muss noch ein paar Sachen organisieren und kommt gleich noch mal vorbei. Dann nehmen wir euch mal mit auf den ersten Teil der Tour!

Das Filmhaus


”Rezeption“


Küche und hintere Tür


Ein Baum wächst mitten durch’s Haus und innen gibt es eine schmale Steintreppe nach oben ohne Handlauf oder Absicherung


Und jetzt geht es hoch zum Oberdeck!


Uns verschlägt es fast den Atem und hier muss erwähnt sein, dass wir bei der Buchung gefragt haben welche Zimmer wie ausgestattet sind und was noch frei ist. Die Antwort war, dass das Filmhaus immer nur „Single-Party“ vermietet wird, es hier außer uns keine anderen Gäste für die Nacht hat. :huh:

Das Haus ist einfach riesig. Es finden sich alleine 10-12 Schlafplätze im Haus, zusätzlich stehen noch 3 oder 4 ausgestattete Safarizelte auf dem Gelände. Also 20 Personen sind hier echt kein Thema. Wir haben also absolut freie Platzwahl und wenn der Blick von außen schon cool war, dann ist das Oberdeck und damit das eigentliche Haus einfach nur…

… WOW! :woohoo:


Das Oberdeck, links geht es zum Pool runter


Und auch innen hat es einiges zu bieten


Doch bevor es weitergeht werden wir von Eindringlingen bei unserer Runde gestört. Debbie sagte uns, dass die Ziegen immer die Beete abfressen und durch ein nicht richtig schließendes Tor ist die Bande plötzlich im Hof des Hauses unterwegs. Jäger und Beschützer steht ja in meiner Stellenbeschreibung also die Treppe wieder runter.



Ich versuche mich als Ziegendompteur und unter lautstarkem Brüllen, Klatschen und Elefanten-Scheinangriffen (ich habe eine große Nase und Segelohren…) schaffe ich es die Rüpel in die Flucht zu schlagen, doch kaum drehe ich mich rum sind ein paar ganz freche auch schon wieder durch das Tor geschlüpft. Es geht von vorne los, aber diesmal bin ich schlauer und schnappe mir einen Tisch das nahegelegensten Safari-Zeltes um die Bruchstelle im äußeren Wall zu verschließen, das sieht dann so aus, aber war von dauerhaftem Erfolg gekrönt! :P



Die Tour geht weiter mit ein paar Details der Hütte, alles ist sehr liebevoll eingerichtet, mit vielen kleinen Details, Eulen leben unter dem Dach… nur kriege ich die nur einmal nachts für Millisekunden zu Gesicht. Auch die heimlichen Hausbesitzer lernen wir auf dem Rundgang kennen. Ein Pärchen Maskenbülbüls gehört das Filmhaus in Wirklichkeit. Die beiden sind wahnsinnig dreist und sitzen schneller an einem unbewachten Longdrink als man fast nur mal kurz wegschauen kann! ;)

Allerlei anderes Getier findet sich natürlich auch noch, Vögel hat es, wieder sehr viele Echsen… Mara sieht eine extrem Große weghuschen. Eher Katzengroß; gibt es dort evtl. kleinere Warane? Und zu guter Letzt flitzen überall diese großen schwarzen Wespen rum, bei denen ich immer an den Film –Das große Krabbeln- denken muss, wenn die Heuschrecken losfliegen mit den Worten: „Los Jungs, KNATTERN!“

Huldigt dem Giraffengott :silly:






Einer der Hausbesi(e)tzer!


Gemütliche Sofaecke mit Fenstern ohne Glas (Glas gibt es generell nirgends, ebenso keinen Strom… es war halt nur eine Filmkulisse)




Maskenweber


männl. Felsagame


In der Zwischenzeit haben wir schon den Pool genutzt, Drinks zubereitet und chillen auf den Liegen auf dem Oberdeck als wir 2 Gestalten zum Haus kommen sehen. Sie kündigen sich nicht an, sondern verschwinden im Untergeschoß? – Ich sehe auch Kambahe gerade wiederkommen und gehe runter mal sehen was die hier wollen. Die beiden stehen in der Küche und interessieren sich amüsiert für unsere aufgestapelten Essensvorräte. (wir hatten mal den ganzen Wagen ausgeräumt um alles neu zu sortieren)

Die beiden sind Handwerker und wollen die „Reling“ reparieren. Wir denken an die umlaufende auf dem Oberdeck und verneinen, da wir ja nur den einen Tag hier haben und das dann doch störend wäre. Die beiden ziehen von dannen und wir laden Kambahe auf ein Bier und nach einem untrüglichen Blick auf Maras Zigarette auch eine solche ein. :)

Es wird eine nettes, kurzweiliges Gespräch. Ich weiß nicht mehr wie wir drauf gekommen sind, aber irgendwann versuchen wir ihm zu erklären was ein Stau ist und er guckt uns nur ungläubig an. Er macht den Job seit 5 Monaten und wohnt nebenan mit seiner Mutter und Großmutter zusammen. Auf die Frage ob ihm der Job gefällt und wie lange er den machen möchte antwortet er am liebsten für immer. Ich will es für ihn hoffen. Er ist sehr freundlich und sagen wir mal engagiert bemüht. Bevor er wieder geht zeigt er uns noch das „Penthouse“, da ich auch wissen will, wie man auf die Felsen raufkommt, es geht also weiter mit der Tour.

Das Penthouse


Unsere Residenz für die Nacht


Und mal wieder Ablutions der besonderen Art… rechts steht auch noch eine Badewanne


Im Penthouse findet sich eine Tür durch die man, nachdem der davor stehende Schrank aus dem Weg geschoben wurde, auf einen abenteuerlichen Kletterpfad hoch auf die Felsen kommt. Kambahe zeigt mir den Weg, Mara bricht nach einem kurzen Stück ab, weswegen ich zur goldenen Stunde mit Kamera und Stativ bewaffnet noch mal hochkletter, damit sie den Ausblick zumindest als Foto mal sehen kann...





Von oben sehe ich einen der Handwerker, den Pumpertyp mit Goldkettchen, diesmal mit einem anderen Gesellen im Schlepptau durch ein Tor auf der Rückseite des Hauses das Gelände betreten, wieder unangemeldet. Sie gehen durch den Hintereingang in die Küche und verlassen wenig später das Haus dann wieder. Gerade der eine ist mir nicht geheuer und ich mag‘ es gar nicht, dass hier anscheinend jedermann, jederzeit einfach über das Gelände laufen kann…

…egal, es ist kurz vor’m Sundowner und die perfekte Stelle dafür haben wir uns schon ausgeguckt. In der Sofa-Ecke wird eines der Möbel vor das Fenster geschoben, Wein bereitgestellt und auf den Sonnenuntergang angestoßen. Und PLÖTZLICH wird die Sonne dunkel. Hunderte und Tausende von Vögeln ziehen am Haus vorbei, aus unseren Fenstern betrachtet von rechts nach links. Ein Schwarm folgt dem anderen und es hört gar nicht mehr auf, wir wissen nicht wo die alle hinwollten, aber morgens früh geht das Spektakel dann wieder los, nur morgens in die andere Richtung von links nach rechts??? B)





Es erwartet uns, oder besser mich, noch eine spezielle Nacht…

FORTSETZUNG FOLGT…


Gruß,
Robin
Letzte Änderung: 16 Mai 2018 00:24 von Blende18.2.
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16 Mai 2018 07:12 #521487
  • Esthi71
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  • Esthi71 am 16 Mai 2018 07:12
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Nein, nein, nein, lieber Robin, so geht das nicht!!
Da lese ich beim Frühstück schmunzelnd, lachend, gefesselt und gespannt wie ein Regenschirm (passt gerade zum CH -Wetter) deinen sensationellen Bericht und dann das........

.....Es erwartet uns, oder besser mich, noch eine spezielle Nacht…





Spann und nur ja nicht zu lange auf die Folter!!!!

Herzlichen Dank für deine unvergleichlichen Texte und liebe Grüsse
Esther
Letzte Änderung: 16 Mai 2018 07:12 von Esthi71.
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