FORTSETZUNG - Tag 14 - 19.10.: Warten am Zebrastreife auf den Italianicus Ahaicus
Wir machen uns also auf in Richtung Jakkalswater und, die Strecke wird zwar mit knapp einer halben Stunde angezeigt, aber man braucht ja doch immer länger. Gleich vorab sei gesagt, dass wir hier den Fehler gemacht haben, vorher gar nicht genau zu schauen, wann wir eigentlich zurück sein müssen. So hatten wir grob 18:30h gedacht und geplant wollten wir 18:15h anpeilen. Sicher ist sicher.
Die Gates machten aber erst um 18:54h dicht, also
immer drauf achten bevor es los geht!
Wir waren gar nicht lange unterwegs und das Vogelglück blieb uns hold. Neben der Straße entdeckten wir eine glückliche Straußenfamilie. Putzmunter mit 6 Kleinen, zu niedlich. Hier mussten wir natürlich länger stehenbleiben und uns das Treiben anschauen. Da wir uns ruhig verhielten, war auch die Mutter ganz entspannt.
Angekommen bei Jakkalswater und mit den großen Erwartungen auf Rhinos war hier irgendwie nur tote Hose. Immerhin, eine kleine Giraffenfamilie war anwesend und übten sich im Synchrontrinken. Ein Springbock tat sich gütlich an stacheligen Büschen… seine Fressposition sah irgendwie unentspannt aus.
Wir waren nun doch etwas enttäuscht, aber weiter weg vom Camp zu warten machte keinen Sinn, also zurück und auf mehr Glück hoffen bei Okawao. Das Wasserloch ist näher dran und wenn alle Stricke reißen gibt es ja immer noch das hauseigene Wasserloch bei OlifantsRus. Wir biegen also Richtung Okawao ab und als wir um die Ecke kommen werden wir direkt attackiert!
Locker 50-60 Tiere greifen unser Auto frontal an!
…
..
Sie stürmen in unsere Richtung, wie von Sinnen!
..
.
Und drehen ganz knapp vor’m Auto nach rechts ab! – Glück gehabt.
Wir waren so perplex, dass wir mit Vollbremsung angehalten haben und nach dem ersten Schock und der Freude überlebt zu haben nur noch die Nachhut auf’s Bild bannen konnten.
Mal ehrlich, sind Perlhühner immer so drauf, dass die zu Dutzenden über die Straße stürmen
Ich denke mal das hier ist ihr General, der hatte alles genau im Blick!
Am Wasserloch dann wieder ein paar übliche Verdächtige wie Giraffe, die drei Springböcke von der Tankstelle und jetzt konnten wir auch Kuhantilopen von der Liste haken. Also zumindest kam noch etwas abwechselnd in unser Sichtungs-Menü. Es zeigte sich Staub am Waldrand und kaum das wir die Streifengänger sahen war es dann wirklich Zeit zu gehen. Nicht schon wieder Zebras!
Kuhantilope (Red Hartebeest)
Nix wie weg!
So, jetzt müssen wir auch langsam zurück, wir haben zwar noch etwas Luft, aber zu sehen gibt es einfach wenig. Auf dem Rückweg scheuchen wir noch etwas die Straußenfamilie vor uns her. Die sollen einfach abbiegen, wir wollen die ja gar nicht stressen, aber sie ziehen es vor auf der Straße vor uns herzulaufen.
Irgendwann überholen wir sie doch, bzw. biegen Sie ab und während wir so durch die Gegend träumen steht plötzlich ein grauer Riese neben uns in den Büschen.
Genüsslich zerlegt er einen kleinen Baum, wir stehen auf der anderen Straßenseite und können unser Glück nicht fassen. Na das ist doch noch ein echtes Highlight. Also Kamera raus und mal ein paar Fotos machen, das muss wohl der einzelne Bulle sein von dem der Ranger erzählt hat.
Schmeckt so ein Baum, aber…
…könnt ihr mal aufhören immer nur Fotos von mir zu machen, guckt doch mal da drüben…
… da kommt schließlich der Rest der Familie!
Und tatsächlich haben wir es nicht mit einem Einzelgänger zu tun, sondern einer ganzen Herde. Linkerhand kommen sie alle aus den Büschen und kreuzen hinter uns die Straße. Ein Elefant übernimmt dabei anscheinend die Aufpasser-Rolle, er ist immer der letzte der Gruppe und hat uns genau im Blick… und ist ein bisschen nervös.
Der Aufpasser hat uns immer im Blick
Wir rollen Rückwärts neben der Herde her, die jetzt neben der Straße durch die Büsche läuft und der Aufpasser trötet uns an. Klares Zeichen. Unser Fehler! Wir fahren ein Stück vorwärts, wenden den Wagen und fahren auf der anderen Straßenseite wieder langsam näher mit gebührendem Abstand. Das stimmt ihn zufrieden und die Herde zieht friedlich weiter, vermutlich zum Wasserloch.
Hier sieht man einmal fast die ganze Herde zusammen
Wir folgen noch etwas und erhaschen immer mal wieder Blicke durch die Büsche. Ein Halbstarker präsentiert sich dann doch noch mal in aller Pracht und verabschiedet uns.
Macht es gut!
Da wir
1. Eh schon denken keine Zeit zu haben und
2. Jetzt auch viel Puffer eingebüsst haben bei der Herde..
..entschließen wir uns dennoch zum Camp und nicht noch einmal zum Wasserloch zurück zu fahren. Man sollte sein Glück ja nicht überstrapazieren und wir wissen ja, dass wir gerne mal zu spät unterwegs sind.
Wir sind auf jeden Fall überglücklich. Da rechnet man mit nichts und insgesamt haben wir bei der Herde so ca. 15 Elefanten gezählt, gut gemischt mit ein paar Jüngeren und Halbstarken. Wie schön!!!
Wieder nehmen wir die Straße unter die Räder und sind kaum 2 Minuten unterwegs, als links schon wieder etwas durch die Büsche stapft. Diesmal ohne Vorhut, dieses Mal kommt die ganze Familie auf einmal Richtung Straße getrottet.
Jetzt können wir unser Glück nun wirklich nicht mehr fassen. Der Ranger am Schalter später im Camp schaut mich mehr als misstrauisch an, als ich 2 Elefantenherden direkt bei Okawao ins Sichtungsbuch schreibe. Irgendwie schien er uns das nicht recht glauben zu wollen, hatten sie doch kaum Sichtungen die letzten Wochen.
Diesmal können wir besser zählen, die Herde besteht aus 11 Tieren, es kommen nämlich noch ein paar Nachzügler…
Guckt der verschmitzt oder freundlich?
Wir werden wieder inspiziert, aber diese Herde ist deutlich entspannter unterwegs. Sie trotten ihrer Wege, ruhig und gemächlich. Wir schießen noch ein paar letzte Fotos…
… und dann wird es schlussendlich doch langsam Zeit, dass wir mal ankommen. Mit einem freundlichen Wink bekommen wir die korrekte Richtung angezeigt und auf dem Weg zurück ins Camp hört man fröhlichen Gesang aus unserem Auto dringen:
…wenn die Frühpatrouille naht, wenn die Frühpatrouille naht. Munter schreiten durch die Flur Elefanten mit Bravour,…
Zurück im Camp:
Es hat schon seine Vorteile, wenn man nicht so recht den Zeitenplan kennt. Man ist wenigstens mal früh genug zurück um im Hellen noch den Wagen aufzubauen und alles etwas entspannter angehen zu lassen. Genug Zeit also um zu einem kleinen Plausch zur Nachbarcampsite zu schlendern. Mir ist ein Camper aufgefallen mit einem Aufbau der sich wie eine Art Muschel auseinanderklappt.
Es handelt sich bei den temporären Besitzern um ein junges, italienisches Paar und wir fachsimpeln über die Vor- und Nachteile unserer Fahrzeuge. Wir sind wendiger und haben mehr Bodenfreiheit und Spiel, dafür muss man über die Leiter ins Zelt. Ihr Schlafbereich bietet viel mehr Platz und alles hat viel Stauraum. Mitten im Gespräch, direkt vor meinen Augen verwandelt sich der nette, junge Mann in den
„Italianicus Ahaicus“. Er spricht weiter, denn einzig seine beiden Staubklappen sind etwas zu klein geraten. Da hätte er sich mehr oder größere Einlässe gewünscht, damit der ganze feine Sand besser aus dem Innenraum gezo…………….
…….
FLASHBACK!!!!!!!!
Es ist Tag 04 unserer Reise, wir sind im Sossusvlei, also geschmeidige 10 Tage her, vielleicht erinnert sich jemand:
Bei der Gelegenheit entdecke ich einen Sonnenstrahl im hinteren Aufbau. Anscheinend hat sich eine kleine Klappe auf unserem Dach geöffnet. Vermutlich durch die Rumpelstrecke, zumindest ist mir das bisher nicht aufgefallen. „Das wäre ja doof wenn es regnet und dann das ganze Wasser in den Innenraum läuft!“, denke ich mir bei ca. 32 Grad!, mitten in der Namib!!, einer der trockensten Wüsten der Welt!!!
Es fällt der Groschen, eigentlich fällt Dagobert Ducks gesamter Geldspeicher.
Ich verabschiede mich nett, frage noch ob wir uns gleich beim Sundowner sehen, gehe verstohlen zum Auto, immer auf der Hut, dass mich auch bloß keiner bei dieser Schmach entdeckt… klettere ins Alu-Canopy und drücke mit etwas Aufwand unsere Staubklappe wieder auf. Kein Wunder, dass seit dem Sossusvlei die Karre sowas von zugesandet ist. Und wir haben uns schon gwundert was plötzlich los ist. Da ja eine Hand schon nicht mehr reicht, die gerade Richtung Stirn schlägt, stellt euch einfach einen Elefantenrüssel vor der mir vor den Kopf klatscht.
Jetzt brauche ich aber wirklich ein Bier und so begeben wir uns zum Sundowner. Auf halber Strecke zum Aussichtsturm im Wasserloch ist eine weitere Plattform mit Sonnenschutz errichtet, die dem Camp als zentraler Sundowner-Point gilt. Hier trifft man sich mit einem kühlen Getränk und verabschiedet den Tag. Sehr chillig, toll gemacht und eine nette Atmosphäre. Ich packe die Kamera aus und versuche mich bei dem spektakulären Himmel inkl. Bonbonfarben und Wolken am Horizont auch mal an einer Belichtungsreihe.
Da ganz rechts wo ein paar stehen ist die Plattform
Meine einzige Mehrfachbelichtung des Urlaubs
Und noch ein Werbebild für SCR… muss ich denen wohl noch schicken.
Heute gibt es bei uns fleischlose Kost, das erste Mal auf seit über einer Woche. Wir sind dem Grillen etwas überdrüssig und so gibt es passend zur Geräuschkulisse Pasta mit Tomatensauce. Welche Geräuschkulisse? – naja, der „Italianicus Ahaicus“ scheint eine Art Formwandler zu sein. Nachts wird er zum
„Italianicus Rumwüttikus“. Ich höre mir das Gezeter und Geschreie eine zeitlang an. Mara und ich amüsieren uns prächtig. Typisch italienisches Temperament halt.
Irgendwann höre ich ein wütendes und noch viel lauteres
Vaffanculo!!!!
Langsam hört es sich ernst an und ich beschließe mal nachzusehen. Die beiden stehen an ihrem Kühlschrank und er wütet rum. Der Engel ist ausgefallen und das hat er dem Vermieter auch gesagt, aber der meinte ja es ist schon alles gut. Ja
*“(‚“?!*# auch, nix ist gut.
Wir versuchen mit ein paar Sicherungen auszuhelfen, aber das bringt nichts. Der Kühlschrank bleibt tot. Es bleibt uns nur die beiden zum Essen und einem Schluck Wein einzuladen und wir bieten ihnen Platz in unserem Kühlschrank zumindest bis morgen früh an. Das stimmt ihn etwas ruhiger, so können wenigstens die wichtigsten Dinge den defekten Kühlschrank überleben.
Die beiden drücken uns 2 kleine Flaschen Wasser und eine Schale Erdbeeren in die Hand.
-- „…ääähh, ja klar. Kühlen wir für euch.“
-– „Super, ohne kaltes Wasser geht gar nicht über den Tag!“
Ist dem klar, dass mal davon ab, dass er uns die einzigen 2 Sachen in die Hand drückt aus seinem Kühlschrank die definitiv nicht gekühlt werden müssen, so ne kleine Flasche Wasser sowieso in 30 Minuten nur noch Zimmertemperatur hat am nächsten Tag. Das Abendessen schlagen Sie aus, auf den Wein kommen wir noch zurück und wir spazieren bewaffnet mit Wasser und Erdbeeren zurück zu unserer Campsite und genießen unsere Pasta bei schöner Ruhe.
Plötzlich ein Schrei, eher ein Triumphgebrüll. Der Italiener taucht im Schein unseres Lagerfeuers auf und erzählt stolz, dass der Kühlschrank wieder läuft. Der dumme Vermieter hat gesagt er solle bei der Elektrik nie auf den Knopf „
DANGER“ drücken, aber das hat er jetzt einfach gemacht und siehe da, der Kühlschrank geht wieder. Ist auch ne Methode, funktioniert aber anscheinend.
Allen Unkenrufen zum Trotz haben wir mit den beiden dann noch einen sehr schönen Abend bei einer Flasche Weißwein im Hide beim Wasserloch verbracht und auch unser Rhino haben wir dann doch noch gesehen.
Die Highlights des Abends zusammengefasst:
- Generell die Stimmung am Wasserloch bei nächtlicher Beobachtung, man ist so nah dran
- Eine Giraffe beim Trinkversuch, schon mühsam wie sie gut eine halbe Stunde lang das Trinken nur andeutet um evtl. Fressfeinde aus der Reserve zu locken. Und dann hat sie doch nicht ihre Angst überwunden und gar nix getrunken.
- Eine Eule die immer ihre Bahnen über dem Wasserloch zog.
- Und ein weiteres Rhino mit vollem Horn und inkl. Jungem
(da hab ich aber wegen des roten Lichts schon das Fotografieren aufgegeben… beim Foto oben, habe ich einfach komplett nur rot entsättigt… daraus ist dann ein SW geworden)
Obligatorisch für das Ende eines Abends, oder in diesem Falle eher das Ende einer frühen Nacht, der Versuch den Sternenhimmel abzulichten. Der Vordergrund war allerdings etwas arg hell dafür.
Nachts musste ich irgendwann mal raus aus dem Zelt und auch wenn man eingezäunt ist, hat man schon ein mulmiges Gefühl, wenn man nachts um 3.30h alleine Richtung Ablutions marschiert, da im Camp die Generatoren nachts aus sind. Kein Geräusch mehr, kein Licht. Ich habe irgendwie hinter jeder Ecke mit einem Löwen gerechnet.
Und mit diesem Schlusswort ziehen wir ein sehr positives...
FAZIT OlifantsRus
Hier hat es uns sehr gut gefallen. Das Wasserloch mit dem Turm drin ist toll. Das Camp ist sehr klein und somit noch deutlich beschaulicher als die großen Camps im Park. Personal war nett, die Ranger sehr hilfreich und interessiert
(da kommt noch was am nächsten Tag), also rundherum zu empfehlen soweit es uns betrifft.
Ein Tipp noch zum Hide. Er hat 2 Ebenen. Oben kommt man an, man kann aber auch runter gehen auf Augenhöhe zu den Tieren. Lasst das, speziell nachts. Erstens sieht man viel schlechter, da es unten Scheiben hat und diese viel zu dreckig sind, zweitens ist ein Bewegungsmelder angebracht im Treppenhaus der das Licht einschaltet. Wir wollten die Rhinomama mit Jungem auch unten betrachten und das Licht hat sie sofort in die Flucht geschlagen.
Last but not least, was sonst könnte es sein, das heutige…
Gruß,
Robin