Hallo,
da es draußen so Saugrau und eklig ist, mache ich lieber mit dem Reisebreicht weiter.
Noch ein Wort zu den Gästen der Auob Lodge. Die Lodge wird wie erwähnt gerne von größeren Reiseveranstaltern als zweite Übernachtung nach Windhoek gebucht auf dem Weg zum Fishriver oder auch auf dem Rückweg. Wir hatten während unseres Aufenthaltes vier größere Gruppen (je etwa 25 bis 30 Teilnehmer) zu Gast. 1. Franzosen mittleren Alters: sehr ruhig und angenehme Zeitgenossen, von denen man nur wenig mitbekommen hat. 2. Eine ältere deutsche Reisegruppe: Sie waren nach langer Busfahrt ziemlich erschöpft, schon etwas lauter als die Franzosen, aber noch akzeptabel. 3. Eine junge deutsche Reisegruppe für die die wichtigste Einrichtung das Wlan war und die wohl auf Partyfahrt waren. Einen tollen atmosphärischen Sonnenuntergang auf einer roten Düne in der Kalahari haben sie zur Partymeile umfunktioniert und mit viel Hallo und Helau und Bierbüchsen in den Händen massenhaft Selfies gemacht. Nur ein einzelnes Mädchen, saß abseits mit Blick auf die untergehende Sonne im warmen Wüstensand und versuchte die Atmosphäre einzusaugen. 4. Eine mittelalterliche deutsche Reisegruppe, die einen Höllentrip als Pauschalreise hinter sich hatten. Sie belegten nach guter deutscher Mallorca -Manier erst einmal alle Liegestühle um den Pool mit Handtüchern. Sie versuchten auch in keinster Weise ihre Dialekte zu verbergen, sondern schrien sie geradezu in die Welt hinaus. (Mehr sag ich nicht!). Sie haben uns viel Negatives von ihrer Pauschal- Tortour erzählt, das ich im Detail gar nicht wiedergeben will. Es war ihr vorletzter Abend der Tour und der Veranstalter (gebucht bei Meiers, durchgeführt von „Sense of Africa“) hat sie für die Mängel der Fahrt dazu eingeladen, dass sie an diesem Abend auf Kosten des Veranstalters in der Bar trinken dürfen so viel sie wollen. Dazu muss ich dann wohl nichts mehr schreiben, wie das abgelaufen ist. Kölner Karneval in der Kalahari! „Heidewitzka Herr Kapitän“ in der Kalahari!
Die negativen Seiten des derzeitigen Massentourismus in Namibia sind leider alle zutage getreten.
Wir haben sie nicht mit Zorn ertragen, sondern uns eher darüber amüsiert, weil wir meist entweder auf Wanderungen unterwegs waren oder auf historischen Spuren, denn das war der eigentliche Zweck meiner Wahl dieser Lodge.
Dazu mit nur wenigen Worten den Hintergrund, denn die meisten werden wohl nicht so mit der Kolonialgeschichte bewandert sein:
Ganz kurz den historischen Hintergrund. Im Januar 1904 brach der Hereroaufstand im Norden aus, im August ist das entscheidende Gefecht am Waterberg, nach dem die Herero in Massen in die Omaheke fliehen. Hendrik Witbooi, der in dieser Auseinandersetzung der Deutschen unterstützt hatte, sagt sich von diesen los. Daraufhin wird im Süden der Bezirkshauptmann von Gibeon v. Burgsdorff ermordet, was der Beginn des Krieges gegen die Nama im Süden ist. Auch hier werden zu Beginn Farmen überfallen und die männlichen Besitzer ermordet. Daraufhin schickt die Schutztruppe mehrere Abteilungen in den Süden. Die Gesamtleitung hat oberst Deimling. Dieser teilt die Truppen in drei Einheiten auf und möchte die Nama einkreisen und somit mit einem Schlag den Krieg beenden. Dieses Unternehmen spielt sich grob gesagt in der Gegend des Auobtales zwischen Hoachanas, Gibeon und Gochas ab. Es gelingt den Deutschen nicht, die Nama zu umfassen und zu vernichten, diese verstreuen sich und führen bis ins Jahr 1907 einen Guerillakrieg, an dessen Ende der Feldzug des Hauptmann Erckert in die Kalahari steht. Erckert fällt dabei und der letzte Gegner Simon Kopper, der aus dem Auobtal stammt, erhält in British Betchuanaland (heute Botswana) Asyl und von der deutschen Reichsregierung eine „Leibrente“ unter der Bedingung, dass er nicht mehr nach Südwest zurückkehrt. Die Deutschen hätten womöglich den Kampf gegen die Nama verloren, hätten sie nicht zwei entscheidende Waffen gehabt, die sie letztlich in Vorteil brachten: Kanonen und Maschinengewehre. Gerade hier am Auob hat der Einsatz von nur zwei Kanonen mehrere Gefechte zugunsten der Deutschen entschieden.
Was sieht man heute noch davon?
1. Der alte Friedhof in Gochas beherbergt neben einem Denkstein in der Mitte eine große Anzahl von Gefallenen der Gefechte in dieser Gegend. Darunter fand auch Hauptmann Friedrich von Erckert hier seine letzte Ruhestätte. Der Friedhof liegt am Ortsrand von Gochas.
2. An der Straße C15 steht beim Eingang der Farm der Denkstein zum Gefecht bei Groß-Nabas. Hier lag die Abteilung Meister unter dem Beschuss der Nama drei Tage lang an einer Wasserstelle ohne an diese heranzukommen. Ein Sturmangriff am dritten Tag in letzter Verzweiflung ließ einige Soldaten überleben, viele Gefallene liegen auf dem Friedhof in Gochas.
3. Ebenfalls an der C15 ein paar Kilometer weiter steht ein weiterer Denkstein, der an die Gefallenen der Patrouillengefechte erinnerte. Den Kompanien wurden zur Erkundung meist Patrouillen vorausgeschickt. Die Nama, gut gedeckt hinter Felsen, ließen diese bis auf wenige Meter herankommen und schossen sie dann ab. Solche Patrouillen waren die reinsten Himmelfahrtskommandos. Der Denkstein stammt aus neuerer Zeit. Der alte, mit nicht mehr lesbarer Schrift liegt am Straßenrand daneben.
Der meue Stein und der alte daneben:
4. Wenige Kilometer nach Gochas liegt auf der rechten Straßenseite ein weiterer Denkstein, der an das Gefecht bei Gochas erinnert.
5. Kurz danach steht auf der linken Seite unter einem Kameldornbaum mit einem riesigen Siedelwebernest ein weißer Denkstein, der an das Gefecht bei Haruchas erinnert. In diesen beiden Gefechten war der Einsatz von zwei Kanonen der Halbbatterie unter Olt. Stuhlmann entscheidend für den Ausgang.
6. Erwähnung sollte vielleicht noch ein Grabstein finden, der auf dem ältesten Grab dieser Gegend steht. Hier wurde der Siedler Heinrich Rust begraben, der im Alter von nur 44 Jahren im Jahr 1894 in Gochas verstarb. Der Grabstein, der direkt neben der Kreuzung der C15 mit der C18 steht ist wohl etwas neuer.
Viele Touristen fahren wohl die C15 auf der Fahrt in den KTP entlang, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass sie durch eine historische Region fahren, die bis heute ihre Schatten in die Politik wirft (Reparationsansprüche der Herero und Nama mit Klage vor US-Gerichten).
So, das war jetzt die Abteilung für diejenigen, dioe sich auch ein wenig für die Geschichte des Landes interessieren.
Resümee für die Aub Country Lodge: Wir haben uns hier wohl gefühlt, haben nette Leute kennen gelernt, haben auf den Wanderungen ein ganz anderes Gefühl für die Landschaft bekommen und konnten nebenbei uns auch vom üblichen Stress des Alltags gut erholen.
Liebe Grüße:
Burschi