THEMA: Auf alten Pfaden durch Südwest!
10 Nov 2017 07:01 #496281
  • Burschi
  • Burschis Avatar
  • "Es irrt der Mensch, solang er strebt!"
  • Beiträge: 4009
  • Dank erhalten: 5773
  • Burschi am 10 Nov 2017 07:01
  • Burschis Avatar
Guten Morgen,
dann wollen wir mal weiter fahren. Ich starte gerne am frühen Morgen, sodass ich um die Mittagszeit schon am Ziel bin.
Wir verlassen den Lake Oanob und fahren bei Rehoboth auf die Gravelroad C25. Ein kleiner Schlenker über die D1223 führt uns zum „Hindenburgturm“. Manchmal wird er auch „Bismarckturm“ genannt, doch hat er mit den Verehrungstürmen, die vor oder nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland entstanden sind, nichts zu tun. Er ist das letzte koloniale Bauwerk der Deutschen in Namibia und wurde 1915 als Verteidigungsturm gegen die Rehobother Baster, von denen die Farmer annahmen, dass sie zu den Südafrikanern überlaufen würden, errichtet. Da er etwas abseits der Route in den KTP liegt, fährt kaum jemand an ihm vorbei.


In Uhlenhorst wechseln wir dann auf die C15, die nun im Auobtal entlang führt. Es ist für mich eine der reizvollsten und abwechslungsreichsten Strecken in Namibia. Erster Stopp ist in Hoachanas. Hier suche ich nach der Kirche und finde sie auch etwas abseits der Straße. Es ist eine sehr alte Kirche, die schon 1857, also vor der deutschen Kolonialzeit, von der Rheinischen Mission erbaut wurde. Sie wurde 1901 und 1989 renoviert, doch trotzdem finden heute hier keine Gottesdienste mehr statt, sondern in einem kleinen Bau daneben, der ebenfalls noch aus der Kolonialzeit stammen dürfte. Ein netter Mann von nebenan öffnet uns die Kirche, die im Innern bis auf die zusammengeschobenen Kirchenbänke und einer hölzernen Kanzel völlig leer ist. 1905 waren hier die Verwundeten des bekannten Gefechtes von Groß Nabas (Abteilung Meister gegen die Witboois) untergebracht.


Nach Hoachanas geht es weiter nach Stampriet, hier tanke ich sicherheitshalber mal nach, und am Ortsende strahlt von einem Hügel eine auffallend weiße Kirche. Ich halte wieder. Meine Frau, die sonst in Europa in jede Kirche rein muss, fragt jetzt schon: „Seit wann interessierst du dich für Kirchen?“ Nun, sie gehören eben auch zur Kultur Namibias wie die Tierwelt auch. Diese Kirche ist architektonisch nicht uninteressant und wurde erst 1972 von einem südafrikanischen Architekten errichtet.
Vor der Kirche liegt auf dem Boden eine große Sonnenuhr, die gerade 5 vor 12 Uhr anzeigt. Nun, zu spät ist es für uns nicht, wir haben für die weiteren Reiseabschnitte ausreichend viel Zeit, denn die nächsten fünf Tage werden wir auf der Auob Country Lodge verbringen, die kurz vor Gochas im Auobtal liegt.


Doch vorher halte ich noch einmal für eine weitere Kirche. Es ist die Römisch Katholische Kirche in Witkrans, die ebenfalls neueren Datums ist. Auf dem Gelände befindet sich auch eine größere Schule, in welche die meisten Kinder des Auobtales gehen.


So, keine Angst, das wird jetzt nicht "kirchenlastig". Aber bei vielen Reiseveranstaltern in Europa muss oft auch noch der Letzte kirchliche Rokokoschnörksel besichtigt werden und hier in Namibia fährt man völlig achtlos daran vorbei. Ich möchte einfach mal dazu anregen, von dem schönen Land mehr zu erfassen als nur die Dünen und die Big Five.
Gruß:
Burschi
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
Letzte Änderung: 10 Nov 2017 07:03 von Burschi.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Pete, Hanne, Fluchtmann, peter 08, Topobär, Lotusblume, freshy, speed66, Reinhard1951, loeffel und weitere 6
10 Nov 2017 08:57 #496289
  • Berg-Eule
  • Berg-Eules Avatar
  • Beiträge: 2060
  • Dank erhalten: 1196
  • Berg-Eule am 10 Nov 2017 08:57
  • Berg-Eules Avatar
Hallo,

dein Reisebericht gefällt mir sehr gut, es ist interessant, einmal abseits der ausgetretenen Touristenpfade zu wandeln! Den HIndenburgturm haben wir 2013 fotografiert, kannten aber die Hintergründe nicht, nun hast du eine Wissenslücke geschlossen.

Kirchen in Namibia sind sicher kein übliches Ziel, können aber auch sehenswert sein. In der von Keetmanshoop ist ein nettes Museum, die evangelische Kirche von Swakopmund hat schöne Glasfenster, ... da gäbe es sicher noch mehr zu entdecken. Leider sind wir seinerzeit nicht in die kleineren Orte reingefahren.

Danke für Bilder und Infos!
Liebe Grüße von Gabriele


Jeder Augenblick ist von unendlichem Wert. (Seneca)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
10 Nov 2017 14:11 #496344
  • Burschi
  • Burschis Avatar
  • "Es irrt der Mensch, solang er strebt!"
  • Beiträge: 4009
  • Dank erhalten: 5773
  • Burschi am 10 Nov 2017 07:01
  • Burschis Avatar
Hallo,
da es draußen regnet und mir das Grau schon auf die Nerven geht, kann ich gleich weiter fahren in namibischer Oktobersonne. ;) :)
Diese Zeit verbringen wir auf der Auob Country Lodge. An der Lodge fahren sicher viele vorbei, die in den KTP wollen. Sie ist beim Vorbeifahren eigentlich nicht zu übersehen. Sie eignet sich gut als Zwischenübernachtung und scheint bei Reiseveranstaltern schon zum Geheimtipp geworden zu sein.



Wir haben hier fünf Tage verbracht und das gesamte Angebotsspektrum erlebt.
Man wohnt in geräumigen Zimmern, die zweckmäßig eingerichtet sind - man hat natürlich inzwischen auch überall Wlan und die sich dreiseitig um einen großen sauberen Pool gruppieren. Der Pool ist groß und sauber und wird mehrmals am Tag gereinigt.





Einige Zimmer liegen davon abseits und sind etwas dunkel, dafür ruhiger. Wir haben hier einen perfekten Service erlebt, das Managerpaar gibt sich alle erdenkliche Mühe alle Problemchen zu lösen. Mir haben sie bei meiner Arbeit sehr geholfen.
Das Essen ist ausgezeichnet und sehr abwechslungsreich. Wir haben in den fünf Tagen nicht einmal ein gleiches Essen serviert bekommen.
Es werden drei Varianten des Abendessens angeboten:
1. Bei wenigen Gästen wird das Menü am Abend im Restaurant serviert.
2. Bei einer größeren Reisegruppe findet das Essen in der Lappa als Büfett statt; nach dem Essen bietet der Lodgechor noch einige Lieder und Tänze (sehr nett!) Lappa und Innenhof und Pool sind mit vielen Lichtern illuminiert.



3. Auf Wunsch wird bei einer größeren Reisegruppe das Abendessen in den Dünen (1. u. 3. Gang werden serviert, Hauptgang als Büfett) serviert. Man wird bei Dunkelheit mit dem Wagen in die Halbwüste gefahren, wo man durch einen Laternenkorridor zu festlich gedeckten Tischen auf eine Düne geht. Die Tische sind mit Kerzen illuminiert, über allem stahlt der afrikanische Sternenhimmel. Eine tolle einmalige Atmosphäre! Dieses „Event“ muss aber vorher bestellt werden. Ganz ehrlich: Es war ein einmaliges Erlebnis!




Die anwesende Gruppe hätte ruhig etwas kleiner sein dürfen und ich wäre gerne noch ein wenig länger draußen auf der Düne mit einem schönen Weinchen geblieben. :whistle: :whistle:
Anhang:
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
Letzte Änderung: 10 Nov 2017 14:16 von Burschi.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, ANNICK, freshy, Reinhard1951, loeffel, Old Women, Daxiang, Applegreen, CuF, sandra1903 und weitere 1
10 Nov 2017 14:23 #496345
  • Burschi
  • Burschis Avatar
  • "Es irrt der Mensch, solang er strebt!"
  • Beiträge: 4009
  • Dank erhalten: 5773
  • Burschi am 10 Nov 2017 07:01
  • Burschis Avatar
An Aktivitäten werden ein Gamedrive und eine Sundownertour angeboten. Beide sehr schön. Wie schon erwähnt, bietet auch hier der Gamedrive unerwartete Attraktionen: Giraffen, Wasserböcke, Springböcke, Gnus, Zebras, Oryx, Eland, Klippschliefer, Impala, Springböcke, Blessböcke und schließlich auch drei Kolonien von Erdmännchen. Da muss ich schon mal schnell zwei Bildchen einfügen.





Neben den geführten Touren kann man aber auch sehr gut auf dem Lodge-Gelände wandern. Mehrere Wandertouren sind ausgewiesen. Man sollte aber unbedingt ausreichend Wasser mitnehmen, denn die Wanderung im heißen roten Dünensand ist nicht zu unterschätzen. So kann man auch mal ohne Auto einen „Gamewalk“ ohne Guide machen und sehen, an welches Wild man sich heranpirschen kann. Andererseits ist es eine tolle Erfahrung, wie die Leute vor 100 Jahren sich gefühlt haben müssen, als sie hier in der Gegend monatelang Krieg geführt haben. Ganz nebenbei ergeben sich bei Morgen- oder Abendlicht tolle Möglichkeiten für Landschaftsfotos.




Und gerade bei Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang sind die Wanderungen am schönsten, denn dann ist das Licht für Fotos toll und die Temperaturen sind besser erträglich.



Die Palmenallee vor der Lodge bei Sonnenaufgang. Die neblige Atmosphäre ist durch ein vorbeifahrendes Auto entstanden.


Akazie mit einem riesigen Siedelwebernest kurz vor Sonnenuntergang.
Bei solchen Wanderungen kann man Namibia ganz entschleunigt genießen und man glaubt gar nicht, was man so alles an Kleinigkeiten entdecken kann. Man kann sich auch mal im Spurenlesen üben, denn überall stößt man auf solche im Sand.
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
Letzte Änderung: 10 Nov 2017 14:29 von Burschi.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, ANNICK, freshy, Reinhard1951, loeffel, Old Women, Daxiang, Nachtigall, Applegreen, CuF und weitere 4
11 Nov 2017 05:04 #496436
  • Burschi
  • Burschis Avatar
  • "Es irrt der Mensch, solang er strebt!"
  • Beiträge: 4009
  • Dank erhalten: 5773
  • Burschi am 10 Nov 2017 07:01
  • Burschis Avatar
Auf den Wanderungen, aber auch direkt in der Lodge gibt es natürlich auch Möglichkeiten Vögel zu beobachten:


Die Kapstelzen fand ich besonders putzig, denn zum einen hatten sie ihr Nest direkt über unserer Wohnung gebaut und zum anderen haben sie sich auf eine neue Art der Ernährung spezialisiert. Sie fischen aus dem Pool die toten Insekten, die darin ertrunken sind. Vielleicht wurden sie ja auch extra angestellt, um ihn sauber zu halten? :laugh:


Und noch eine angestellte Vogelart: Die Felsenschwalben sind für die Feuerlöscher zuständig! :laugh: :laugh:


Die Streifenschwalben fliegen gerne über den Pool und nehmen dabei mit dem Schnabel Wasser auf.


Weißbauchnektarvögel suchen die Blüten der Büsche nach Nektar ab.


Der Kurzzehenrötel spaziert gerne im Garten herum.


Der Gelbbauchgirlitz ist häufig im Gras oder auch an einer Vogeltränke zu finden.


Der Rotschwanzschmätzer ist schon mal den Ornithologen ins Netz gegangen und wurde beringt.
So, das war nun für die Vogelfreunde, von denen es ja auch einige im Forum gibt, in der nächsten Abteilung sind dann die historisch Interessierten dran.
Ach ja, es wird ja endlich auch mal Zeit, dass sich der Burschi mit seiner Frau vorstellt. Daher ein aktuelles Bild von uns beiden bei einer Abendwanderung in den Dünen. ;) :P :P :laugh:



Viele Grüße:
Burschi
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
Letzte Änderung: 11 Nov 2017 07:45 von Burschi.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: Fluchtmann, ANNICK, Topobär, freshy, speed66, Reinhard1951, loeffel, Old Women, Daxiang, Nachtigall und weitere 4
11 Nov 2017 07:59 #496437
  • ANNICK
  • ANNICKs Avatar
  • Profite, on ne vit qu'une fois!
  • Beiträge: 7667
  • Dank erhalten: 19315
  • ANNICK am 11 Nov 2017 07:59
  • ANNICKs Avatar
Coucou Burschi,

Danke fuer dein ausfuehrliches Feedback ueber Auob Country Lodge. B)

Wir sind schon zweimal da vorbei gefahren und wir haben uns immer gefragt ob sich hier einen Stop lohnt. :)

Es gruesst
Annick
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.