THEMA: "Just birds"
22 Mai 2017 21:49 #475897
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Donnerstag 02. Februar :

Der morgendliche Blick aus dem Condorfenster zeigt zum Einen, dass sich nur im Osten ein paar kleinere Wolken gehalten haben, und zum Anderen einen schwarzbepuschelten Hasen, der vor dem Condor ein paar Grashalme sucht. Im Liegen versuche ich den Hasen zu fotografieren, aber es ist noch ziemlich dunkel, auf den Fotos ist viel Bewegung drauf. Eigentlich ist nur Bewegung drauf.
Als sich der Hase zwischen den Felsen verdrückt hat, stehe ich auf. Ich schnappe mir die Kamera und das Fernglas und starte eine morgendliche Runde. Um den Gipfel jagen sich ein grosser Trupp Mauersegler. Wo die so plötzlich herkommen?


der junge Tag gen Osten.


Gleich geht die Sonne wieder auf...


...so oft schon gesehen, trotzdem immer eine Inspiration.

Wie ich so zwischen den Felsen herumsteige, gewahre ich plötzlich wieder so einen Schwarzpuschelhasen, zwar im Schatten, aber es ist nun deutlich heller.


Ist mir zuvor noch nie aufgefallen, dass die Hasen hier eine schwarze Blume tragen.




Mirabib im frühen Morgenlicht


Der Blick nach Süden in die weite Wüste. Mit dem Fernglas finde ich die Zebras wieder, sie stehen in einem kleinen, trockenen Rivier. Mit dem Höhersteigen der Sonne werden sie sich in die Felsen zurückziehen, wo sie etwas Schatten finden.

Zurück am Auto geniesse ich ein gemütliches Frühstück in der Sonne, dann packe ich zusammen und fahre in nordöstlicher Richtung weiter.


Blick zurück nach Mirabib. Hier hat es mir sehr gefallen, ich werde wiederkommen.


Skurrile Gewächse gibt es hier.

Bevor es zurück auf die C 14 geht, passiere ich die Signalkuppe. Eine steile, weiter oben in den Felsen sogar befestigte Pad führt nach oben auf den Berg, auf dem eine grosse Antennenanlage installiert ist. Eine einzelne Seele hält hier Wache, damit die Solarpanele für die Stromversorgung der Anlage nicht geklaut werden. Ich unterhalte mich mit dem jungen Mann eine Weile, dann drehe ich um. Drei Rüppeltrappen stolzieren über die Pad.


Spike- heeled Lark, oder Zirplerche.


Derselbe Vogel.

Nur ein kurzes Stück fahre ich auf der C 14, dann biege ich auf die kleine Spur Richtung Henno Martin Shelter. Ich fahre bis zum Parkplatz, von wo man einen grandiosen Blick in den Kuiseb Canyon hat.


Tiefblick in den Kuiseb Canyon.


Blick Richtung Henno Martin Shelter. Die zwei Geologen haben hier einige Zeit während des Zweiten Weltkriegs gelebt.

Die Wanderung zur Höhle spare ich mir, denn zum einen war ich schonmal dort, zum Anderen ist es mittlerweile wieder brütend heiss geworden.


Double- banded Courser neben der Pad, leider wieder mit typischem Artefakt, die geistig Minderbemittelte der ansonsten ja so öden Landschaft angedeihen haben lassen.


Und gleich drauf noch eine weitere Rennvogelart, der Burchell´s Courser.

Über den Kuiseb und den Gaub Pass fahre ich weiter bis Solitaire, wo ich mir einen Imbiss gönne.




Südlich von Solitaire hat sich ein Gewitter gebildet, die Wolke hat sich an den Bergen verhakt und regnet sich dort aus.


Genau meine Richtung, zwischen den Bergen hindurch nach Sesriem.


Als ich die Stelle passiere, pladdern nur noch ein paar grosse Tropfen auf die Scheibe, immerhin so viel, dass es sich lohnt die Wischer zu betätigen.


Aber schon bald ist das Gewitter verdampft, ein paar Dekowolken bleiben übrig.

In Sesriem checke ich für den Campingplatz ein für zwei Nächte. Da es sehr windig ist und entsprechend viel Sand in der Luft, beschliesse ich, wieder im Condor zu schlafen. Ich baue nur Tisch, Stuhl und Kocher auf und statte dem Pool einen Besuch ab.

Weil hier "Cliffhanger" nicht wohl gelitten sind, behaupte ich jetzt einfach, dass der Abend stinklangweilig war und es nichts zu berichten gibt.

Viele Grüsse,
Matthias
Letzte Änderung: 22 Mai 2017 22:19 von fotomatte.
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23 Mai 2017 20:40 #475984
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weiter der 02. Februar :

Irgendwie ist es schon ein sehr sonderbares Gefühl, hier mitten in der Wüste in einem Pool zu liegen. Draussen ist der Sand zu heiss um barfuß zu gehen, und ich liege hier im Wasser, bis ich schrumpelige Haut habe. Dabei beobachte ich die Kleinvögel, die den Pool zum Trinken nutzen, sowie eine Gruppe junger Touris. Die Mädels legen sich in die pralle Sonne, natürlich mit dicker Sonnenbrille. Man spricht deutsch.
Es ist schon nach 18.00 Uhr, als ich Sesriem verlasse und den Canyon gleichen Namens ansteuere.


Der sechsriementiefe Canyon.


Rock Pigeon, oder Guineataube. Diese sind zahlreich hier unten in den Nischen und Höhlen.

Ich gehe bis nach vorne an die tiefste Stelle, aber nur mehr ein Fleck feuchter Sand zeugt von Wasser hier.
Dann gehe ich den Canyon noch ein Stück in westlicher Richtung, hier wird er bald breiter und flacher.




"Mist-- Indianer." Wenn es eine Karl- May- Verfilmung wäre, wären das nun die bösen Rothäute oben auf den Felsen. Es sind aber nur die bösen Poviane.


Irgendwie gerät mein Zeitgefühl hier unten durcheinander, die Sonne steht schon ziemlich tief, und so muss ich mich beeilen, um an die Elim- Düne für den Sundowner zu kommen.


Abendstimmung in den Bergen

Dann sprinte ich die Düne hoch, um gerade eben noch rechtzeitig oben anzukommen.




Der Tag geht zur Neige, bietet aber zuvor nochmals ein breites Repertoire an Stimmungen für alle Gefühlsduseligen.


Wie man am Parkplatz sehen kann, war ich nicht der Einzige mit der Idee, den Abend hier zu verbringen. Aber die Elim- Düne ist gross, sie verträgt eine Menge Leute, ohne dass man sich auf den Zehen stehen muss.


Der Himmel scheint zu brennen, die Vorstellung ist nicht schlecht heute Abend.


Kurz nach 20 Uhr ist die Sonne weg. Die Show ist zu Ende.

Für alle Nicht- Sentimentalen war es halt ein, wie gesagt, stink langweiliger Abend, von dem es eigentlich nichts zu berichten gibt.
Trotzdem steige ich mit einem breiten Grinsen langsam barfuß die Düne wieder hinab zum Auto.

Im Camp brate ich mir das Oryx- Steak und trinke ein, zwei Gin Tonic dazu.
Der Tag war eigentlich ganz okay. B)

Kosten : Camping Sesriem 200.- Nam$

Viele Grüsse,
Matthias
Letzte Änderung: 23 Mai 2017 20:43 von fotomatte.
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29 Mai 2017 20:43 #476485
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Freitag 03. Februar :

Natürlich habe ich mir noch nächtens hin und her überlegt, ob ich diesen Morgen die alltägliche Rallye Richtung Sossus Vlei mitmachen soll. Als ich dann aber in noch stockdunkler Nacht mitbekomme, wie ringsum laut die Türen zugeschmissen werden, Klappen auf und wieder zu klappen, Motoren warmlaufen gelassen werden, bei bestimmt 20 Grad Temperatur, und schliesslich Auto um Auto mit aufgeblendetem Fernlicht Richtung Tor rollt, ist meine anfängliche Bereitschaft, da mit zu machen bald einer ablehnenden Haltung gewichen. Was sollte ich auch dahinten? Die Bäume im Dead Vlei habe ich schon bei besten Verhältnissen vor ein paar Jahren fotografiert, und der Run auf die hohe Düne ist sowieso nicht mein Ding.
Also bleibe ich etwas länger liegen, bis wieder Ruhe im Camp eingekehrt ist, um dann in aller Ruhe bei beginnender Helligkeit das kurze Stück bis zur Elim- Düne zu fahren.
Ich steige die Düne hoch und erlebe den Sonnenaufgang schon auf halber Höhe.


Kurz vor 7 Uhr, heute steht mein Condor alleine auf dem Parkplatz unter dem Kameldorn.


Weiter oben weht ein strammer, kühler Wind aus Nord und bläst die Sandkörner über den Kamm. Auf den nackten Unterschenkeln fühlt sich das an wie ein Sandstrahlgebläse.


Der Wind führt ausgedehnte Wolkenfelder heran, aber in den kurzen Sonnenfenstern erglüht der Sand feuerrot.


Von Weitem habe ich den Oryx ausgemacht, der so dekorativ in den Dünen steht und von dem harten Gras frisst. Dank dem gleichmässigen Wind kann ich mich gegen diesen nähern und ein paar Fotos von dem Gemsbock in den Dünen schiessen, in der Ebene unterhalb sind in regelmässigen Abständen Feenkreise zu sehen.


...mit etwas weniger Tele


Aufstiegsspuren im Gegenlicht


Meine Spuren im Sand


Von oben dann der Blick nach Westen über das Sandmeer.

Ich setze mich für eine ganze Weile in den Sand und geniesse die Stille und Einsamkeit hier in den Dünen. Ab und an glase ich die Gegend mit dem Fernglas ab und kann einige Gemsböcke in den Dünentälern ausmachen.
Aber auch Vögel gibt es hier. Kleine Finken fliegen die Ähren des Dünengrases an, landen darauf, woraufhin sich der Halm beugt, bis der Vogel das Gleichgewicht halten kann und die einzelnen Samen auspicken kann.
Nonnenlerchen fliegen in Trupps herum und landen zwischen den Gräsern, um vom Boden Samen aufzunehmen.


Und ein echter Endemit, den es nur hier in der Sandnamib zwischen Lüderitz und Walvis Bay gibt, lässt sich nach vielen Versuchen doch erwischen: die Dune Lark. Viele Reisende haben sie schon in der Hand gehabt, denn sie ziert eine Briefmarke der Namibischen Post für Überseebriefe und Postkarten.




Ein wunderschön gezeichneter Sand Lizard liegt in der noch flach stehenden Morgensonne, um auf Betriebstemperatur zu kommen nach der kühlen Nacht.

Ich steige langsam wieder ab, der Wind hat nachgelassen und es wird schon wieder schnell warm.


Auf dem Rückweg begegnet mir wiederum ein Gemsbock, der hier das spärliche Gras abweidet.

Dann fahre ich zurück ins Camp und frühstücke gemütlich. Das Camp liegt nahezu verwaist da.
Dann suche ich wieder den Pool auf, viel mehr bleibt einem in der Hitze des Tages nicht zu tun.

Der Nachmittag und Abend ist ein eigenes Kapitel wert.
Demnächst hier zu lesen,
bis dahin

Matthias
Letzte Änderung: 29 Mai 2017 21:16 von fotomatte.
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01 Jun 2017 18:44 #476808
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weiter der 03. Februar :

Nach der Erfrischungsrunde im Pool stelle ich das Auto wieder in den Schatten "meines" Kameldorns, und lege mich dann auf die Matratze, um etwas zu Lesen. Dabei werde ich schnell schläfrig in der Hitze, und so halte ich eine gepflegte Siesta.

Gegen 15.00 Uhr suche ich das Restaurant auf und bestelle mir ein kaltes Bier und einen Chilliburger mit Fritten. Schon das Aufgeben der Bestellung erweist sich als nicht ganz einfach, denn das Mädel, das hier eigentlich dafür zuständig wäre, vermeidet möglichst jeden Kontakt mit Kundschaft. Letztlich hole ich mir das Bier an der Theke. Das Bier ist schon fast getrunken, da kommt endlich das Essen. Ist aber auch kein Chilliburger, sondern ein "normaler" Burger. Egal, die Leute am Nachbartisch haben schliesslich auch etwas Anderes erhalten als sie bestellt hatten.
Dann ein neuerlicher Spiessrutenlauf, als es drum geht zu bezahlen.
Auf meiner Rechnung stehen Spaghetti mit Pesto, die hatte der Nachbartisch. Ich reklamiere, nach geraumer Zeit erhalte ich die neue Rechnung - mit Spaghetti. Ich reklamiere wieder, und weil es mir nun zu lange geht, möchte ich an der Theke bezahlen.
Hier also nochmals alles aufs Neue erklärt, endlich kann ich meine Rechnung begleichen, die mich nun teurer kommt. Das nächste Mal reklamiere ich bestimmt keine zu günstige Rechnung mehr. Tipp habe ich mir dann auch geschenkt ob dieses phänomenalen Einsatzes.
Kopfschüttelnd verlasse ich die Lokalität, steige ins Auto und fahre etwas lustlos entlang des Tsauchab Riviers die D 872 hinab, es ist immer noch brüllheiss.


Stoisch trotten die Gemsböcke durch die Hitze.


Baumskelett im Tsauchab Rivier.


Im Rivier bläst wie ein riesiger Föhn der Sandsturm. Ein einzelner Oryx hat sich unter einen toten Kameldorn in den mehr als spärlichen Schatten gelegt.


An der Düne 45 mache ich einen kurzen Stopp, aber es ist mir zu heiss, um da hoch zu steigen.

Ich fahre weiter bis zum 4x4- Parkplatz, aber die Shuttles fahren nicht mehr, es ist kurz nach Fünf. So stelle ich das Auto ab und mache mich zu Fuss auf um das Hidden Vlei zu erkunden. Ein kleiner Wegweiser zeigt in südliche Richtung, diese schlage ich ein.


Irgendwo dort liegt das Hidden Vlei.


Der Blick zurück zeigt durch ein grünes Band, wo der Tsauchab verläuft.


Dann stapfe ich durch eine surreale Welt aus Sand.


Berg und Tal, immer auf und ab.


Ist dies das Hidden Vlei? Keine Ahnung, ist aber auch egal. Ich ersteige Dünenkamm um Dünenkamm, und dahinter ist immer ein Vlei. Hier möchte man definitiv nicht verloren gehen.


Auch die eigenen Spuren sind schon bald wieder verwischt.




Schattenwurf


Die Sonne sinkt tiefer, die Farben gewinnen an Intensität. Fast wie im Rausch entsteht Foto um Foto.


Die Sandstrukturen heben sich plastisch ab.


Ein einsamer Käfer kreuzt meinen Weg.

Es ist schon 19.00 Uhr durch, als ich zurück am Auto bin. Ich fahre zurück bis zur Düne 45, um hier den Sonnenuntergang abzuwarten.
Noch ist es nicht soweit, und so schiesse ich ein paar Scherenschnitte.




Noch immer ist viel Sand in der Luft, obwohl der Wind sich beruhigt hat. Dadurch ist es nicht ganz klar, aber die Farben werden weicher.




Die Dünen erglühen knallrot in der untergehenden Sonne.


Dann ist es soweit, die Sonne versinkt.


Um kurz vor Acht Uhr blinzeln die letzten Strahlen über die Dünen.


Nach der Sonne mache auch ich mich auf den Weg zurück.

Im Camp erwartet mich noch eine Überraschung. Als ich auf meine Site komme, parkt hier ein Hilux mit aufgeklapptem Dachzelt, und meine Utensilien stehen zusammengeklappt an der Seite. Och nee, nicht schon wieder.
Der okkupierende Engländer versichert mir, dass ihm dieser Platz zugewiesen wurde, und auch auf Nachfrage wegen meiner Möbel wurde ihm nochmals dieser Platz bestätigt.
Ich habe keine Lust auf Diskussionen und suche mir einfach eine freie Site ganz hinten, direkt Richtung Elim-Düne. Ist sowieso viel schöner, vor allem einsamer hier.
Meine Meinung allerdings bezüglich der Kompetenz der staatlichen Mitarbeiter hier habe ich mir gebildet. Wenn ich hier was zu sagen hätte.... Aber lassen wir das, ich bin ja morgen wieder weg, die Leute müssen aber fürderhin hier "Dienst" schieben.

Den Sundowner hatte ich schon an der Düne 45 getrunken, so mache ich mir eine Kanne Tee und trinke diesen, friedlich unter meinem Baum unter dem gigantischen Sternenhimmel sitzend.


Kosten Sesriem Camp : 200.- Nam$

Viele Grüsse,
Matthias
Letzte Änderung: 01 Jun 2017 19:36 von fotomatte.
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07 Jun 2017 19:18 #477409
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Samstag 04. Februar :

Heute fahre ich weiter, ich möchte in die Berge. Aber bevor ich Sesriem verlasse, muss ich doch noch einmal den Sonnenaufgang bei der Elim- Düne erleben.
Ich fahre das kurze Stück, wieder bin ich alleine hier.
Bis die Sonne aufgeht, bin ich schon ein gutes Stück hoch marschiert. Noch geht das recht flott im von der Nacht noch feuchten und kühlen Sand.

Sonnenaufgang


Der Blick auf die andere Seite zeigt roten Sand, gelbes Gras und-- Nebel, der dekorativ über die Dünen wallt.




Der von Norden kommende Wind bringt immer mehr Nebel heran und verleiht der Szenerie etwas Mystisches.


Es herrscht eine ganz besondere Stimmung, und ich verfalle wieder in einen Bilderrausch.


Die wallende Front des Nebels.




Gegen den Wind wäre ich fast auf diesen Oryx aufgelaufen.


Der lichte Nebel wirft einen leichten Schatten, wodurch sich die Feenkreise deutlicher abzeichnen.

Ich setze mich in den Sand und beobachte das Kommen und Gehen des Nebels, aber mit der höhersteigenden Sonne löst er sich mehr und mehr auf.


Auf dem Rückweg laufe ich wieder auf einen weiteren, spindeldürren Gemsbock auf, der hier das harte Gras frisst.



Der Nebel ist verschwunden so schnell wie er aufgezogen ist, und in der Sonne wird es nun schnell wieder warm.
Ich steige ab und fahre zurück ins Camp.
Nach einem ausgedehnten Frühstück lade ich meinen Krempel ein, dusche kurz und verlasse dann Sesriem in südlicher Richtung auf der C 27. Die D 845 bringt mich nach Osten an die C 19. Ein kurzes Stück, und dann biege ich ab auf die D 854, immer das Tsauchab Rivier aufwärts.


Gegen Mittag knipse ich diesen Lanner, leider steht die Sonne senkrecht, und die Farben taugen auch nichts mehr.

Es wird bergiger, und hier hat es unlängst geregnet. Ein paar Hoodias haben geblüht, leider sind die kurzlebigen Blüten schon wieder verwelkt.


Aber die Lilien stehen in voller Blüte.

Am Gate zu den Naukluft- Bergen öffne ich dieses und fahre die zehn Kilometer bis zum Office. Hier checke ich für zwei Nächte für den Campingplatz ein.
Ich richte mich ein, und ein Schweizer mit einem alten Landi rumpelt auf den ansonsten leeren Platz. Wir unterhalten uns über das Woher und Wohin, und gegen 16.00 Uhr beschliesse ich, den Waterkloof- Trail aufwärts zu gehen, um in den Pools zu baden, sofern es noch ausreichend Wasser haben sollte.


Zumindest für die Frösche reicht das Wasser.


Ich folge dem Bach aufwärts durch tiefe Schluchten.


Wer kann bei diesem klaren, glasgrünen Wasser "Nein" sagen? Schnell entledige ich mich der Klamotten und ziehe ein paar Bahnen im herrlich kühlen Wasser des Pools.


Wo es Wasser hat, wachsen und blühen auch Pflanzen, und diese ziehen Insekten an. Wie diesen Long- tailed Blue, oder Grossen Wanderbläuling, der seine besten Tage schon hinter sich hat.


Ich folge dem Rivier aufwärts bis zu der Stelle, wo das Wasser zwischen den Steinen zu Tage tritt. Hier weitet sich die Schlucht, und ohne Schatten würde es einem schnell wieder heiss werden. Aber ich bin ohnehin zu spät dran, um den ganzen Trail zu gehen.
Ich kehre um und gehe die Schlucht wieder abwärts.


In den hoch aufragenden Felsen finde ich das riesige Nest eines Hammerkopfes.


Beim Pool ist mittlerweile die Sonne weg, trotzdem muss ich nochmals ins klare Wasser rein.

Dann gehe ich zurück ins Camp. Rechtzeitig für den Sundowner bin ich beim Auto, und nach dem Abendessen sitze ich noch eine gute Weile bei dem netten Schweizer, der mich auf einen Rotwein eingeladen hat.


Kosten: Naukluft Campsite 170.- Nam$

Viele Grüsse,
Matthias
Letzte Änderung: 07 Jun 2017 19:57 von fotomatte.
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13 Jun 2017 21:40 #478049
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Sonntag 05. Februar :

Heute möchte ich mal den Olive Trail unter die Füsse nehmen. Wieder einmal, denn das letzte Mal ist schon wieder fünf Jahre her. Also wird´s mal wieder Zeit.
Dieser Weg erschliesst ein paar ganz typische Landschaften der Naukluftberge, und meistens findet sich auch das eine oder andere Tier.
Kurz nach sechs Uhr verlasse ich das Camp, und um halbsieben lasse ich den Condor am Parkplatz zurück.
Zuerst steigt man an einer Bergflanke nordwestwärts, also morgens schön im Schatten, langsam Höhe gewinnend.


Die Gegenhänge erglühen in den ersten Sonnenstrahlen.


Der Blick zurück. Linkerhand verläuft die Aufstiegsroute, unten am Bildrand eine typische Wegmarkierung.


Da geht´s nauf. Oben auf dem Sattel hat man den höchsten Punkt des Weges erreicht.


Diese von mir "Ananaszwiebel" getaufte Pflanze wächst hier häufig aus den nackten Steinen. (Richtig heisst sie Boophone disticha. Danke, maddy.)
A propos Steine. Der Weg hier oben ist ein richtiger kleiner alpiner Pfad mit vielen kleinen Kullerkieseln, auf die man möglichst nicht treten sollte, denn leicht rutscht man ab und vertritt sich den Fuss. Nicht gut hier oben, zumal wenn man alleine unterwegs ist. Also springe ich von Brocken zu Brocken, das spart Energie.
Wie ich mit links auf einen grösseren Block von vielleicht fünfzig Zentimeter im Durchmesser springe, merke ich sofort, dass der Block dem Gesetz der Schwerkraft folgen will und die Reise hangabwärts antreten wird. Also springe ich reflexartig weiter nach unten, eigentlich bin ich mehr so was wie abgerutscht, und versuche sofort den Fuss wegzuziehen, denn der Stein, die Schwerkraft....
Allein, ich bin zu langsam, und der Block fällt mir genau oberhalb des Knöchels auf meinen ohnehin seit einem Arbeitsunfall lädierten Fuss. Ich muss mich setzen, der Schmerz erzeugt Schwindel. Ich widerstehe der Neugier und ziehe den Socken nicht aus, dass da Blut den Knöchel abwärts läuft, merke ich auch so.
Ich versuche, nicht zu viel über den Fuss nachzudenken und lenke mich mit der schönen Landschaft ab.
Langsam steige ich weiter auf.


Etwa beim höchsten Punkt überquert eine Familie Bergzebras den Bergrücken.


So etwa sieht der Pfad aus, er folgt dann dem Gully abwärts durch das trockene Bachbett, sich immer tiefer einschneidend, bis man in einer veritablen Schlucht landet.


Da geht´s runter in die Schlucht.


Hier oben blüht es recht nett, und zur Ablenkung fotografiere ich etwas Botanik.


Ein bisschen was Weisses.


Nun die pinke Fraktion.






Dem trockenen Bachbett folgt man abwärts, bis von links der Main River dazustösst. Natürlich führt auch er kein Wasser. Aber es gibt ein paar grüne Bäume und Büsche, und in diesen zwitschern und trällern ein paar Vögel. Erstmals entdecke ich eine Familie Layard´s Titbabbler, die vollauf damit beschäftigt sind, die Schnäbel der zwei gerade so flüggen Jungvögel zu stopfen. Foto? Keine Chance.
Dann noch ein Long- billed Crombec, der wie ein zu klein geratener Kleiber aussieht, aber auch er hält nichts von Posing.
Von einer Eremomela gelingt wenigstens ein Belegbild.


Wenigstens die Lark- like Bunting, oder Lerchenammer hält still.


Hoch ragen die Schluchtwände auf.


Köcherbäume gibt es hier auch in den steilen Hängen.


Im nahezu bewuchsfreien Bachbett gibt es einige dieser unseren rotflügeligen Ödlandschrecken sehr ähnlichen Heuschrecke.


Die Schlucht wird immer tiefer, das hat den Vorteil, dass man nun wieder meistens im Schatten gehen kann. Mitten in der Schlucht wachsen stattliche Feigen.
Hier entdecke ich einen in den Felsen sitzenden Wanderfalken, der dann die Schlucht abwärts fliegt. Nach der nächsten Biegung sehe ich ihn nochmals, nun in Begleitung seines Partners. Sie kreisen ein paar Mal, dann sind sie über dem Schluchtrand verschwunden.


Dann erreicht man diesen Absatz, hier muss man etwas klettern. Ob man nun rechts oder links passiert, ist egal, denn auf beiden Seiten sind Ketten angebracht, an denen man sich entlang hangeln kann.
Nach der kleinen Klettersteigpassage weitet sich das Gelände wieder.
Mehrfach finde ich tote Zebras herumliegen, einige weitgehend mumifiziert, andere noch hübsch stinkend. Schon gestern hatte ich drei Zebras gefunden, warum gerade hier so viele von ihnen den Tod gefunden haben? Vielleicht hat es zu lange keinen Regen mehr gegeben, und sie sind verhungert.


Kurz vor dem Ende der Tour finde ich diese Felsenratte dekorativ auf dem Ausgucksfelsen thronend.

Und dann bin ich nach ziemlich genau fünf Stunden wieder zurück beim Auto. Der Fuss hat gehalten, obgleich er bei jedem Schritt schmerzt.
Ich fahre zurück ins Camp und melde mich bei der Reception zurück. Der nette Schweizer ist weiter gezogen, und ich bin alleine.
Ich untersuche den Fuss, der schnell anschwillt, nachdem ich die Schuhe ausgezogen habe. Der Knöchel schillert blaugrün, die Fleischwunde ist eine Lapalie. Sicherheitshalber ziehe ich den Thrombosestrumpf, den ich sonst nur im Flieger trage, über, um die Schwellung etwas zu begrenzen. Zwei Bier aus dem Engel müssen als Kältepack herhalten.
Dann gibt es erstmal ein ausgedehntes Sonntagsfrühstück, danach eine Siesta.
Als ich eine kleine Runde oberhalb des Camps drehe, zwingt mich irgendetwas nach oben zu schauen. Direkt über mir kreisen recht niedrig zwei adulte Felsenadler. Yepp, darauf habe ich natürlich gehofft. Hier in den Naukluftbergen haben sie praktisch den idealen Lebensraum. Steile Wände für den Horst, und jede Menge Dassies als Nahrung, von denen sie sich fast ausschliesslich ernähren.




Ich schaue den herrlichen Greifen beim Kreisen zu, bis sie hinter den Bergen verschwinden.

Den restlichen Sonntag vertrödele ich im Camp, und erstmals macht sich eine etwas schwermütige Stimmung breit. Nur noch zwei Tage.

Zum Sundowner gehe ich nochmals etwas oberhalb des Camps, welches tief beschattet unter Bäumen liegt, spazieren. Wieder kreisen die beiden Adler, nun von der tiefstehenden Sonne angestrahlt, und die eigentlich weissen Partien des Federkleids glänzen nun wie Gold im Licht. Was für ein Bild! Da ich nur das Fernglas dabei habe, gibt es die Eindrücke nicht auf dem Chip, nur im Kopf.
Was für ein Tag!
Zum Abschluss hockt vor mir auf einem Dürrständer ein Diderick- Kuckuck und ruft anhaltend, was von den Felshängen zurück geworfen wird.


Kosten: wiederum die 170.- Nam$ fürs Camp, sowie 40.- $ NP- Gebühr pP plus 10.- $ pAuto.

Viele Grüsse,
Matthias
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