THEMA: Ein Ersttäterbericht... ;-)
30 Aug 2010 17:24 #153953
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  • Iven am 30 Aug 2010 17:24
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Onduruquea Guest Farm, von der Familie Sibold bewirtschaftet und entgegen dem Eindruck im Bericht ist es eher keine Jagdfarm :laugh: (die liegt von der gleichen Einfahrt etwas südöstlicher)
na, im Ernst: sorry für die Geschichte mit den Spinnen, Unterkünfte, Essen und die Gastgeber waren große Klasse und direkt vom Zimmerfenster mal eben nachts aufs Wasserloch blicken war auch sehr schön
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30 Aug 2010 17:36 #153957
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  • janet am 30 Aug 2010 17:36
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Huhu,

toller Bericht!

Hast Du nicht zufällig die Spinnen fotografiert? B)

Liebs Grüssle
janet
Reisebericht: 3 Wochen Namibia 2009 - "suchen und finden *g*"

Reisebericht Sao Tomé 2011

Diskutiere niemals mit einem Idioten. Er zieht dich auf sein Niveau herab und schlägt dich dort durch Erfahrung!
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30 Aug 2010 17:38 #153958
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immer aufs Schlimme - darüber das versäumt zu haben, ärgere ich mich immer noch :angry: - wäre bei der Diaschau sicher der Brüller im Zusammenhang mit Trophäenjagd und Tierbeobachtung geworden :laugh:
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05 Sep 2010 14:13 #154688
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  • namibiafieber am 05 Sep 2010 14:13
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Tjuhu,
habe heute Deinen Reisebericht entdeckt und freue mich auf das "Studiium"!
Danke schon mal !
Liebe Grüße
Antje
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08 Sep 2010 20:52 #155219
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  • Iven am 30 Aug 2010 17:24
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Nach etwas längerer Pause geht es hier weiter. Der Abschnitt ist nicht ganz konfliktfrei, das ist mir bewusst, dass muss er aber auch nicht, es ist ja immer nur meine ganz persönliche Sicht auf die Dinge.

Teil IX

Morgens ist es kalt – also richtig kalt, nicht nur so ein bisschen morgenkühl! Über uns liegt eine dicke Nebeldecke. Auf dem Weg zum Frühstück beist es in den Fingern jede Wette auf knapp 0 Grad!
Die Zeltbahnen vor den Fenstern sind geschlossen und der Heizpilz tut sein bestes. Südafrika unterm Heizpilz – wem man das erzählen soll? Auf der Frühstücksveranda ist es inzwischen aber ganz erträglich warm und die gute Frühstücksauswahl tut ihr übriges.
-4 Grad wären es gewesen und Nebel gäbe es hier eigentlich sonst nie zu der Zeit, heist es und wir lernen: Man kann doch übers Wetter reden im namibischen Südwinter.

Wir müssen für unser Tagesziel wieder ein gutes Stück zurück. In dieser Hinsicht ist die Farm in ihrer Lage nicht optimal wir haben uns aber entschlossen bei der Gelegenheit gleich eine große Runde um das Erongo Gebiet zu drehen, dann passt es wieder.


nicht ganz alltäglich im winterlichen Erongogebiet, dichter Frühnebel

Jetzt drängle ich aber zur Eile, denn ein letzter Rest Nebel hängt noch am Bergmassiv. Nur einen geeigneten Standort hier zwischen den Bäumen zu finden ist schwierig. Mehr als zwei Versuche sind auch nicht drin, dann ist der Nebel weg und es ist wie immer in Namibia im Winter – sonnig.
Der Wachmann am Tor ist noch oder wieder der gleiche, jetzt, wo wir von innen kommen, lächelt er aber recht freundlich – na bitte geht doch ;-)
(Andererseits wer stellt schon einen Wachmann ein, der zur Abschreckung lächeln würde?)
Die Fahrt führt wieder nach Süden nach Karibib und weiter nach Usakos. Unterwegs sitzt ein riesiger Pavian am Straßenrand, irgendwie ist er aber genau so plötzlich verschwunden wie er auftauchte und ich bin mir gar nicht sicher, ob ich nun wirklich einen Pavian in der Größe gesehen habe. (Später stellt sich raus, dass es Paviane und Warzenschweine an den Straßenrändern mancher Gegenden häufiger gibt als Gegenverkehr.)
Die Abfahrt in Usakos verpassen wir zunächst und drehen noch eine Ehrenrunde durch den Ort. Dann aber geht es in Richtung Ameib. Je näher wir kommen je spannender wird die Landschaft. Vom Tor aus ist es noch ein ganzes Stück bis zum Farmhaus. Der Blick auf das Erongomassiv ist großartig.
Giraffe auf 3 Uhr gibt der Signalwart von Backbord. Klar, Giraffe, hier? Das ist höchstens aus Holz das Teil. Meine Gattin ist etwas gekränkt, die „Giraffe“ will sich aber nicht bewegen, scheint doch nur Holz zu sein! Es ist auch zu weit weg um es klar ausmachen zu können. Wir lassen das Ding Ding sein und fahren weiter, eine kleine Wasserdurchfahrt und wir erreichen das Farmhaus mit seiner tollen, gepflegten Außenanlage. Alles wirkt ein wenig verspielt. Der schwarze Man am inneren Zaun wiest uns freundlich eine der Stellflächen zum Parken und bittet mich zur Anmeldung ins Haus. Dorthin begleitet er mich auch unaufdringlich und bleibt dann draußen. Die Anmeldung ist schmal, vollgestopft und einen Hauch muffig. Das modernste Teil im ganzen Haus scheint mir das Fax auf dem Tisch zu sein. Die alte Dame, die mich freundlich begrüßt passt so nahtlos, so symbiotisch in diese Umgebung, dass es mir irgendwie einen Hauch zu gestellt vorkommt. Sie fragt, wofür wir uns interessieren und gibt uns das Infomaterial der Farm und (sicher diagnostiziert) das Faltblatt für den Klettersteig mit. Erklärt mir noch das eine oder andere und wünscht mir dann viel Spaß.

Wir fahren das Stück weiter bis zum Parkplatz für Bull's Party und den Elefantenkopf. Das mit dem „Perkplatz am Ende der Straße“ erweist sich als ungeahnt schwierig. Die Fahrspuren enden auf der großen Granitfläche. Vor lauter Parkplatz stellen wir uns, fast verschämt, auf eine Ausbuchtung der Fahrspur vor der Felsfläche.
Die gesamte Landschaft ist grandios. Fas tut es mir leid, die Klettersachen zu hause gelassen zu haben…
Wir wollen uns den Klettersteig ansehen.



Satte grüne Punkte (stellenweise so dicht, dass es vom Blinden und Sehschwachenverband in Auftrag gegeben sein könnte (sorry, ausdrücklich nichts gegen dessen Mitglieder!) oder aber die Einrichter mit häufigem Nebel rechneten :-) (Hasso, nichts für ungut, die Anlage sonst ist toll!)) leiten uns am Fuß des Massivs entlang, vorbei an den riesigen Granitkugeln.



Der Fels ist bei näherer Betrachtung doch recht krümelig und vielleicht war es letztlich nicht so schlimm, das Kletterzeug nicht mit hier zu haben? Die Wanderung wir zunächst jedoch jäh unterbrochen weil ich mir nun gar nicht mehr sicher bin, das Auto abgeschlossen zu haben. (Also nicht, dass es hier auf Ameib notwendiger gewesen wäre als sonst irgendwo aber wer kennt das nicht, da war man irgendwie beim Loslaufen abgelenkt und dann…) Unser Sohn opfert sich und läuft noch einmal zurück während wir die unvermeidlichen Atlas-Weltkugel-Auf-den-Schultern Fotos mit den großen Blöcken machen (aber keine Sorge, die muss sich hier natürlich niemand ansehen) Die Verwitterungsformen des Granits und die Formen der Blöcke sind vielseitig, immer wieder interessant und mit etwas Fantasie finden sich auch immer wieder prägnante Formen und Vergleiche. Der Weg folgt dem Fuße des Massives nach Süden, bis die Markierungen in das Gewirr der Blöcke tiefer hineinleiten. Der Klettersteig ist schön angelegt, technisch nicht weiter schwer.



Die kurze steile Passage im oberen Teil ist mit einer Kette und Bügeln gut gesichert und auch nicht extrem exponiert. Der Vergleich mit den Stiegen des Elbsandsteins liegt eher nahe als der Vergleich zu den alpinen Klettersteigen (Was möglicherweise auch an seinen Entstehungsumständen liegt ;-) ). Ausrüstung ist keine erforderlich. Was man aber geboten bekommt, ist eine Aussicht, die einen (mich zumindest) sehr stark in ihren Bann zieht, wenn man aus den Schluchten des Klettersteiges plötzlich oben herauskommt und sich mit einem Mal der Blick bietet, in die schier endlose Weite. Hoch hinüber gegen das Erongogebirge und weit, weit nach Westen bis zur Spitzkoppe, die wie eine Insel aus der Ebene ragt, zieht der Blick. Wir sind alle drei sehr begeistert und lassen uns einfangen von der Landschaft.



Langsam, immer wieder die neuen Blickwinkel auf das Panorama genießend, wandern wir über den Felsrücken nach Westen zurück zum Auto. Ein kleiner Felsbogen und die Reste eines früheren, finden sich auf dem Weg ebenso, wie immer neue Motive, die sich zu fotografieren lohnen würden wenn das Licht, jetzt um die Mittagszeit, nicht so hart und (nur aus fotografischer Sicht) langweilig wäre. Es dauert seine Zeit und bevor wir in Richtung des Autos, über die sanft auslaufende Granitflanke absteigen, bleiben wir noch eine ganze Weile sitzen und sind einfach nur da, irgendwo in Afrika, irgendwo, an einem Ort an dem man das Gefühl hat nirgendwo sonst sein zu wollen auf dieser Welt als jetzt eben genau hier…

Wir wandern noch zwischen den riesigen Steinkugeln von Bull’s Party herum und kehren dann zum Auto zurück. Der Tag ist schon weit fortgeschritten und so fahren wir nur noch ein Stück auf dem Weg in Richtung Philippshöhle, wollen aber nicht mehr bis dort laufen. (Mehr sehen ist für mich oft nicht mehr behalten. Ich erlebe lieber oft einen Ort intensiver und gefühlvoller als drei in Eile und so bleibt immer auch ein guter Grund um noch einmal wieder zu kommen an solche Orte.)
Der Tag nimmt aber erlebnisseitig wenig später noch eine entscheidende Wende, als uns die farmeigene Giraffenherde auf dem Fahrweg entgegen kommt. Hier lassen sich die Tiere auch sehr gut fotografieren, der Hintergrund ist abwechslungsreich und man ist nicht gezwungen, mit dem Auto zu zielen und sich zwischen Lenkrad und Tür zu verrenken.



Die Giraffen beschäftigen uns auch ihre Zeit, so dass es bald wirklich höchste Eisenbahn ist, wieder aufzubrechen. Es ist schon erstaunlich, wie einen die Tiere hier in (relativ) freier Wildbahn (im Grunde ist ja nur das Gehege größer) in Beschlag nehmen und faszinieren können. Auch mich, den keine zehn Pferde in einen Zoo bekommen!



Wir verlassen Ameib nicht ohne noch einige Fotos zu machen und dabei auch auf das Gedenkkreuz am Straßenrand zu stoßen.
Anstatt wieder über Karibib zurück zu fahren wollen wir den großen Ring um das Erongogebirge schließen und folgen der D 1935 nach Norden um den Hohnstein herum. Das Licht wird langsam besser. Entlang der Erongoberge fahren wir so nordwärts, bis wir auf die 2315 nach Osten einbiegen können. Endlich fallen für eine Weile auch die Farmzäune neben der Straße wieder weg. Das Warnschild vor Elefanten verspricht allerdings mehr, als es halten kann. Noch einmal in das Erongomassiv hinein zu fahren, schaffen wir leider zeitlich nicht mehr, erst kurz vor Sonnenuntergang sind wir später wieder auf der Gästefarm.
Das Essen ist gewohnt gut, die Unterhaltung anregend und nach dem Essen gedeiht das Südwesternlatein in geselliger Runde.
Am Feuer unterhalten wir uns mit den Gastgebern auch über Ameib. Viele schöne Tagestouren hätten sie im Laufe der Jahre immer wieder dort gemacht. Die Dame die die Farm führt wäre doch schon recht alt und man habe Sorge, dass die Farm dann verkauft und zu einem Luxusareal, ohne die Möglichkeit der Tagesnutzung, werden könnte. Was wir alle an diesem Abend dort am Feuer nicht wussten: bereits drei Tage vorher war die Farm Ameib für etwas über eine Million Euro (Zwangs?)versteigert worden.


Am nächsten Morgen ist es wieder klar, keine Spur von Nebel (so wie die restlichen 364 Tage im Jahr, schätze ich ;-) wir haben uns mit dem etwas späteren Frühstück zwar den anderen Gästen angepasst rollen dann aber zügig vom Hof. Wir sollten lieber in Omaruru tanken und nicht extra nach Uis hineinfahren, der Ort wäre nicht so anheimelnd bekommen wir noch al Tipp.
Etwas hinter Uis gibt es, bei einer kurzen Fotorast mit Blick zum Brandberg, wieder viel Mineralienkunde am Straßenrand und große und schöne Quarzbrocken. Dazu findet sich noch eine recht große Bartagame (?) fürs Foto. (Ich weis ja nicht, ob das für alle Exemplare ihrer Art gilt aber dieses hier ist sehr fotografenfreudig, auch die größte Objektivsammlung hätte man durchprobieren können, ohne das sich das Motiv verändert hätte ;-)


Wo die die C35 nach Osten verschwenkt nutzen wir die Gelegenheit endlich wieder auf schmalere Pisten zu kommen und fahren statt dessen die „grüne“ 2319 über Soris Soris.
Die Landschaft wird richtig toll, zwischen Felsen und goldenem Gras windet sich die Piste ins Ugab Revier und dann nach Soris Soris. Ein Ort der uns echt überrascht hat. Als erstes Gebäude spring einem der bunt bemalte und beschriftete „Kindergarten“ ins Auge. Daneben die Kindergartenkinder die fröhlich winken. An der Schule wird grad der Zaun saniert und überhaupt scheint alles auf den Beinen zu sein. Der Ort macht einen freundlichen und recht gepflegten Eindruck. Richtung Ortsausgang klingt der Eindruck zwar etwas ab aber wir überlegen noch, ob man sich nicht ein paar Minuten hätte Zeit nehmen sollen im Ort, als uns ein Eselsgespann entgegen kommt. Die Piste ist hier schmal und mit hohem Rand, so dass ich an einer breiteren Stelle anhalte um das Gespann vorbei zu lassen.


Begegnungsvorbereitung...noch schnell das Baby nach vorn holen...

Auf dem Wagen sitzt eine schwarze Familie in dicken Sachen mit einem Baby auf dem Arm. Der Mann hält den Karren vor uns auf der Straße und bedeutet uns fragend eine trinkende Geste. Ich gehe mit ihm ans Heck, reiche ihm eine große Wasserflasche. Nun hab ich ja keinen Dankesbezeigungen erwartet aber das Wasser schein nicht so wichtig zu sein sondern nur der Einstieg… Es ist für mich hier sehr schwer abzuwägen, was reale Story und was Mähr ist, zuwenig kennt man sich hier wirklich aus. Auf dem Wagen zeigen sich inzwischen noch einige Kinder mehr.
Letztlich habe ich, als wir weiterfahren können, nach dem er seinen Karren dann soweit am Auto vorbei gefahren hat, recht zwiespältige Gefühle. (Bei der Aufarbeitung der Fotos wird sich später zufällig zeigen, dass die Frau auch das Baby erst von hinten nach vorn auf ihren Schoß hob, als wir uns begegneten.)
Mir kommen noch mal die Gespräche im Flugzeug mit einer Mitarbeiterin des Penduka-Projekts ins Gedächtnis, worin sie so begeistert schilderte, wie die Frauen dort arbeiten um die Produkte im Tourismus zu verkaufen. Auch der Hinweis zur Besichtigung eines San-Dorfes (living museum) Schmuck von ihnen zu kaufen, dabei auch (solange keine Mondpreise verlangt werden) nicht extra zu handeln aber keine Almosen zu verteilen. Allerdings ist mir durchaus klar, dass eben nicht jeder in einem der Musterprojekte arbeiten kann…



Der Abzweig nach Twyfelfontein, auf die 2612 ist bald erreicht. Die Landschaft ähnelt inzwischen ein wenig einem weidläufigen Landschaftspark mit verstreuten Bäumen. Dazwischen immer wieder interessante Felshügel und kleine Häuser und Hütten, daneben kleine Krals mit Vieh.

Quitschgelbe Vögel fliegen uns entgegen, elegant, in harter Kurve drehen sie kurz vorm Auto ab. Bei der zweiten Welle aber schafft es einer nicht… eine winzige gelbe Feder im Kühlergrill vorn ist alles was noch zu finden ist.
Auto fressen kleinen gelben Vogel.
Betreten stehen wir vorm Auto. (Während unser Sohn pietätlos darüber zu philosophieren beginnt, welcher Art die rötliche Substanz an der Feder und am Grill wohl sei.)
Als wenig später, ein Farmhund einen ähnlichen Angriffskurs aufs Auto einschlägt und ich in der Mischung aus bremsen, lenken (Schotterpiste! – hier sollte man keinen Elchtest fahren!) und Gas geben den Erfolg des Abfangkurses grad so vermeiden kann, bin ich froh, das Auto keine Hunde mag… Die Leute denen der Hund gehört stehen derweilen etwas abseits und ich wäre mir über deren Begeisterung auch nicht sicher.

Im Folgenden passe ich also noch mehr auf, sobald Tiere am Horizont auftauchen.



Twyfelfontain County Lodge, unser heutiges Tagesziel, passt sich gut in die Landschaft ein. Der Empfang an der Rezeption ist sehr freundlich und wir hören auch das erste Mal das Klicken der Damara live. Die Lapa ist riesig und wenn man dann zu den vermeidlich kleinen, Häusern mit den Zimmern kommt, merkt man auch, warum sie das sein muss. Durchaus geschickt haben die Architekten nämlich eine beachtlich hohe Gästedichte realisiert. Die Zimmer sind sauber, klein aber durchaus nett und für eine Nacht auch völlig ausreichend. Vier Räume hat eine Hausfront – und die Rückseite auch noch einmal.
Ich will die paar Minuten Leerlauf, die wir haben für die Rückbestätigung unseres Heimfluges zu nutzen. Ich hatte mir am Flughafen eine PrePaid-Karte eines hiesigen Anbieters gekauft und dazu noch einen Guthabenschnipsel zum freirubbeln. Ok, das Freirubbeln fordert mich handwerklich noch nicht wirklich. Das Eintippen des gefunden Codes bleibt aber erfolglos. (Scheint nämlich erst nach dem ersten Telefonat zu gehen!) Gut dann versuchen wir einfach mal so bei Air Namibia in Windhoek anzurufen. Dort meldet sich auch bald jemand, die beworbene deutschsprachige Hotline ist aber heut nur in Englisch verfügbar. Wir kommen bis zum dritten Buchstabieren meines Namens, dann ist das Guthaben aufgebraucht. Hatte man sich auf einer Farm beschwert, dass die Angestellten ihr ganzes Gehalt mit nach hause telefonieren verplempern würden erscheint das namibische Gehaltsgefüge jetzt in anderem Licht. ;-) zumindest am Tage können sie damit nicht lange beschäftigt sein (oder doch so gut verdienen, wie mancher Übernachtungspreis nahelegt) Da ich jedoch wenig Lust habe, zu warten, bis der Nachttarif gilt, (um dann möglicherweise festzustellen, dass alle Angestellten der Air Namibia auch Feierabend haben) laufe ich mit meinem Ticket zur Rezeption. Dort nimmt man sich freundlich meines Problems an. Auch die Dame an der Rezeption kämpft sich geduldig durch dreimaliges Buchstabieren und kann mir dann die Bestätigung des Rückfluges und die unveränderte Abflugzeit verkünden.
Im Souvenirladen kaufe ich sicherheitshalber noch so einen Rubbelschnipsel und laufe zurück zum Zimmer. Nur gut, dass man nicht einem Fahrzeugservice hatte erklären wollen, wer man sei, wo man stünde und was am Fahrzeug nicht gänge, ich fürchte so viele Guthaben muss man erst mal mithaben! Unsere Idee mit dem geliehen Satellitentelefon war wohl, nicht nur wegen der Netzabdeckung (auch wenn das natürlich der ursprüngliche und wichtigere Grund war), im Grunde keine schlechte Idee!
Der eigentliche Grund für uns, nach Twyfelfontain zu kommen war aber natürlich nicht das Telefonat mit der Fluglinie gewesen, sondern die interessante Anhäufung landesbekannter Sehenswürdigkeiten auf engstem Raum. Die Orgelpfeifen, der verbrannte Berg und die Felsgravuren sollten sich hier regelrecht aneinanderreihen. Wir brachen zum Nachmittag auf um zunächst die Orgelpfeifen zu besuchen. Die fehlen, ebenso wie der verbrannte Berg, in keinem Reisekatalog oder Führer.
Auf dem Infoblatt der Lodge sind sie natürlich auch aufgeführt und die Anfahrt beschrieben.
Was ich bisher gesehen habe von Namibia hat mich tief beeindruckt, viele Landschaften waren atemberaubend großartig aber was sich hier seinen Stern auf der Landkarte verdient ist schon fast peinlich für ein Land solcher Dimensionen wie Namibia. Natürlich ist es nicht an sich peinlich einen hübschen Basaltaufschluß mit den typischen Orgelpfeifen zu haben. In einem vielleicht 6 Meter tief eingeschnittenem Revier, 10 Meter neben der Pad, finden sich einige gut ausgebildete Basaltsäulen die auch schön stufig abbrechen. Peinlich finde ich die Texter der Kataloge, die Naturwunder beschreiben, die sie nie sahen, ohne jeden Anspruch, ihren Reisenden etwas mitzugeben um von einem so großartigen Land und seinen landschaftlichen Höhepunkten wirklich etwas zu erleben.


Maßstablos-schön, so könnte es in jedem Reiseführer oder Katalog aussehen.


vom Auto aus fotografiert, der kleine Basaltaufschluss in der Bildmitte



Und so hetzen sich tausende Urlauber über die Jahre durch großartige Landschaften von denen man in Europa eben nichts findet um sich dann an einem kleinen Basaltaufschluß zu freuen, wie es sie in deutschen Mittelgebirgen reichlich gibt, um die berühmten Orgelpfeifen in Namibia als gesehen abzuhaken.
Nun sei es drum, wir haben unser Häckchen gesetzt, auch wenn wir nicht mit einem großen Kataloganbieter hier waren und ich habe mir bei der Gelegenheit vorgenommen mir nun endlich auch mal die hohen Basaltsäulen am Scheibenberg (nach namibischen Entfernungsverhältnissen gleich bei mir um die Ecke) anzusehen.
Ja was soll man schreiben, es finden sich in Namibia viele Stellen an denen dunkle Böden und die dunklen Grasbüschel darauf, zumal im Gegenlicht, wirklich den Eindruck erwecken, als habe es eben erst dort gebrannt. Tja und entweder ich habe den richtigen verbrannten Berg nicht gefunden oder es war die touristische Reinkarnation der Orgelpfeifen, jedenfalls wenden wir uns in Richtung der Felsgravuren.

Inzwischen ist es auch schon später Nachmittag, das Licht beginnt schön zu werden und der Andrang am Besucherzentrum ist nur noch mäßig. Wir bekommen unsere Guide zugeteilt und stapfen mit ihr den längeren der zwei Rundwege zu den Petroglyphen von Tweyfelfontein.



Der Kontrast zwischen dem noch tiefblauen Himmel, dem roten Sandstein und den niedrigen Sträuchern dazwischen ist wunderbar. Mit der tief stehenden Sonne heben sich die Gravuren gut ab und sind auch dankbar zu fotografieren. Die ältere Frau, die uns führt, spult ihr Programm ab, nicht mit wirklicher Begeisterung aber auch nicht übertrieben lustlos und mit ein paar Fragen kann man sie dann sogar aus der Reserve locken. Das die Pinguine und Flusspferde aus der Gravuren von Tweyfelfontain die einzigen auf unserer Reise bleiben werden ahnen wir, bei den anderen Tieren haben wir ja noch Hoffnung für Etosha.



Besonders gefallen haben mir die menschlichen Fußabdrücke die sich (als Signe) auf einigen Blöcken fanden, sie erinnerten mich an die Fußabdrücke an der Wand in unserem Schulklub vor vielen Jahren. Zwei große und zwei kleinere und die Zehen schauten nicht in die gleiche Richtung…ich habe damals lange gebraucht, bis mir aufging, was der Künstler da wohl hatte übermitteln wollen :-)

Wir sind so ziemlich die letzten die noch eine Führung in Anspruch nahmen, es ist inzwischen angenehm leer und das Licht bekommt Farbe.



Eine wunderbare Landschaft und viele Gelegenheiten das Stativ aufzustellen, lässt uns erst mit dem allerletzten Licht an wieder an der Lodge ankommen.


Felsen oberhalb der Lodge im letzten Licht

Der ohnehin schon tiefrote Sandstein strahlt jetzt fas unnatürlich gesättigt in den letzten Strahlen der eben untergehenden Sonne.
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Letzte Änderung: 09 Sep 2010 09:08 von Iven.
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08 Sep 2010 22:15 #155250
  • Gerd1942
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  • Gerd1942 am 08 Sep 2010 22:15
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Hallo Iven,

mal wieder ein sehr guter Bericht und ganz besonders schöne Bild. "Neid". Aber ich bin ja noch "jung" und lerne ja noch. Wenn ich dann groß bin, mache ich vielleicht auch so tolle Fotos.

Liebe Grüße von der Atlantikküste
Gerd
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