THEMA: Ein Ersttäterbericht... ;-)
09 Sep 2010 09:32 #155283
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  • Topobär am 09 Sep 2010 09:32
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Hallo Iven,

sehr schön eine weiteres Kapitel Eurer Reise miterleben zu können, aber wo war denn da das Konfliktpotential? Ich hatte schon gehofft, dass mal ein wenig Leben in dieses Schmuse-Forum kommt. ;)

Wenn Ihr vor einem dunklen Hügel standet, der deutlich kleiner und unscheinbarer war, als alle Berge ringsumher, dann ward Ihr am berühmten verbrannten Berg. Das der in jeden Reiseführer und auf jeder Touristenkarte auftaucht ist absolut lächerlich.
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09 Sep 2010 09:53 #155285
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  • Iven am 09 Sep 2010 09:53
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Werd mich hüten, als Greenhorn hier fundamentale Debatten loszutreten ;)

Die Eselskarren-Geschichte war für mich vor allem deshalb emotional nicht ganz einfach weil man eben sehr wenig weiß von den echten Lebensumständen und Chancen (schwarzer) namibischer Landbevölkerung.
Das fällt mir in Europa leichter eine Gruppe rumänischer Betteltouristen einzuschätzen, die sich vor ihren Auftritten zurecht machen und nachher ihre Prozente erhalten, während das meiste Geld beim (kriminellen) „Reiseveranstalter“ landet.

Wenn jemand mich auf einer staubigen Straße irgendwo im Nirgendwo anhält und nach Wasser fragt, bekommt er natürlich welches, wenns dann mit Essen und Süßigkeiten weitergeht (und weitergehen meint durchaus einen kontinuierlichen und sich im folgenden steigernden Prozeß) wird’s aber schwieriger… das ist sicher eine Situation, mit der sich viele Neu-Namibiareisenden überfordert sehen.

Was die „Lächerlichkeit“ von Orgelpfeifen und Verbranntem Berg betrifft, das war ja nun kaum zu topen, mit dem verbrannten Berg hatte ich mich ja nicht gleich outen wollen.
Die mitkriegen schwarzen Halden wollte ich echt nicht wahrhaben, habs ein paar mal mit den GPS Karten geprüft…
Wenn Ihr vor einem dunklen Hügel standet, der deutlich kleiner und unscheinbarer war, als alle Berge ringsumhe

genau der :unsure:

Bin immer wieder mal entsetzt, welche Lapalien es in jeden Reiseführer schaffen und welch tollen Landschaften keiner erwähnt. Bei Katalogen ist man das ja schon gewohnt...
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Letzte Änderung: 09 Sep 2010 11:59 von Iven.
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09 Sep 2010 11:08 #155289
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Hallo Iven,

Bin immer wieder mal entsetzt, welche Lappalien es in jeden Reiseführer schaffen und welch tollen Landschaften keiner erwähnt....

Da muss ich Dir absolut Recht geben. Ich vermute mal, dass es dafür einen Grund gibt: Durch die tolle Landschaft, die sich ja über teilweise große Entfernungen hinzieht, fährt man und fährt man und fährt man. An der "Lappalie" hält man an, macht ein Pause, fotografiert. Das gilt vor allen Dingen für Gruppenreisen, bei denen der Reiseführer an den entsprechenden Punkten etwas erzählen kann, was sehr bedeutungsschwer klingt.

Ist aber nur eine Vermutung von mir. Deshalb meine Frage an Michael (der mit dem Reiseführer), ob meine Vermutung zutreffen könnte oder was sonst der Grund ist. Wenn es Einer weiß, dann ja Du.

Liebe Grüße von der sonnigen Atlantikküste
Gerd
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09 Sep 2010 11:40 #155296
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  • Iven am 09 Sep 2010 09:53
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Das mag wohl stimmen.

„Sie fahren drei Stunden durch die Grasebene von …, die Berge am Horizont haben sie Zeit zu betrachten, die werden am Ende der drei Stunden nämlich noch die gleichen sein. Besonders eindrucksvoll werden sie den Wechsel der Farbe des Grases empfinden, von einem warmen Gelbgold in einen fast kühlen Weißgoldton wechselt die Farbe über die Stunden.“
findet wohl spärlich geneigte Leser und Redakteure ;-) erst wenn die Leute wiederkommen, können sie solche Landschaften schätzen (oder auch nicht)

‚Besuchen sie viele (kleine) Dinge’ ist wohl auch einfacher als jemanden zu vermitteln, das er schon da ist und sich die Details, die ihn beeindrucken gefälligst auch noch allein herauszufinden hat :laugh:

und letztlich lassen sich weitschweifende Landschaften in dem Miniformat von Katalogen und Reiseführern auch ganz schlecht stimmungsecht präsentieren…

Aber andererseits, was rege ich mich auf ;-) schickt sie alle zu den paar kleinen Punkten, haben die Freunde weiter und einsamer Landschaften dort wenigstens ihre Ruhe! :-)

In dem Sinne und nicht bierernst auch einen Gruß an alle Autoren und Redakteure ;-) ohne den einen oder anderen wären wir nie soweit gekommen um uns dann über solche Kleinigkeiten zu amüsieren! :)
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Letzte Änderung: 09 Sep 2010 11:45 von Iven.
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09 Sep 2010 11:52 #155297
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Alles richtig, aber da gibt es ja noch zwei weitere Dinge zu beachten:

a) das Sprichwort: "Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters"
b) Das Gossensche Gesetz

Natürlich alles nicht ganz ernst gemeint ;)

Uebrigens gilt dasselbe sinngemäss auch für Reiseberichte: Es gibt solche, die mag man nicht zu Ende lesen. Dieser hier gehört definitiv NICHT in diese Kategorie B)

Gruss
Thomas
Für mich ist Denkmal ein lebenslanger Imperativ, der aus zwei Wörtern besteht
(Fritz Grünbaum)

Reisebericht: 50 Tage NamBots (PDF ganz am Ende)
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11 Sep 2010 20:41 #155630
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Diesmal mit nicht so viel Abstand aber auch nur ein kurzes Stück...

Teil X

Was das Essen in der Twyfelfontein Country Lodge betrifft kann man sich nicht beschweren. Umfang, Auswahl und Qualität sind sehr gut, das Flair kann natürlich, bei der Größe, nicht mit kleineren Lodges mithalten driftet aber auch noch nicht in Richtung Bahnhofshalle ab!

Den Sonnenaufgang genieße ich heute mal von der Zimmertür aus.



Glutrot strahlen die Felsen oberhalb der Lodge.Die Etappe heute ist nicht mehr sehr spannend, der Urlaub trödelt sich so langsam aus, die fotografischen Höhepunkte habe ich alle passiert.

http://www.gipfelbuch.de/images/namibia_forum/IMG_00273_7_D800

Einen der versteinerten Wälder wollen wir uns auf der Strecke ansehen und an der Finkgerklip vorbei fahren um am Ende des Tages an der letzten Übernachtung vor Etosha anzukommen.

Einer unserer Reiseführer empfiehlt uns, anstelle des „offiziellen“ Versteinerten Waldes die Farm Blaukraans zu besuchen. An Hinweisen am Straßenrand zu Petrified Forests fehlt es am Straßenrand wahrlich nicht – aber so nach richtig etabliertem Tourismus sieht keiner aus ;-) muss ja nichts heißen, wir sind in Afrika und wer sucht schon etablierten Tourismus :-) – Warum wir doch keinem der Hinweise gefolgt sind sondern stur blieben? Nun ja… Der (übrigens auch liebevoll, ungelenk gebastelte und sich damit nur wenig von den bisherigen unterscheidenden) Hinweis auf Blaukraans findet sich bald und wir folgen der Abfahrt um bald auf einem kleinen Platz mit nummerierten und markierten Parkflächen, einer Hütte und einigen wackeligen Ständen anzukommen. Eine junge Frau erwartet uns am Schalter. Als wäre es die letzte Rache kolonialdeutscher Gründlichkeit dürfen wir uns natürlich auch hier in die obligatorische Liste eintragen. Wir sind nicht nur Tageserste sondern auch die ersten seit zwei Tagen. An manchen Tagen gibt es aber auch sogar mehr als eine Eintragung ;-)
60 N$ dürfen wir zahlen, passend aber bitte, machen wir natürlich auch
Ob wir einen Guide bräuchten fragt sie uns. Nein, ich denke das finden wir allein. Sie verspricht uns ihren Mann nachzuschicken sobald er da wäre, es wäre ja noch sehr früh.
Wir stapfen auf dem gut markierten Pfad los und ich frage mich bald ob die Steine am Boden nicht schon verstreute Reste versteinerten Holzes sind. Wenig später kommt der versprochene Führer von hinten angeeilt. Er ist fröhlich, freundlich und sehr engagiert. Es finden sich neben den freiliegenden Stämmen auch noch solche, die noch weitgehend in ihren Decksedimenten eingebettet sind und daher gut geeignet sind die Entstehung zu dokumentieren. Manche Stücke sehen aus, als hätte sie jemand auf der Suche nach Feuerholz zusammengetragen oder die Holzscheiben dafür gespaltet.

http://www.gipfelbuch.de/images/namibia_forum/IMG_00289_7D_800

http://www.gipfelbuch.de/images/namibia_forum/IMG_00307_7D_800

http://www.gipfelbuch.de/images/namibia_forum/IMG_00321_7D_800

Weiter oben liegen dann ein paar imposante Stämme frei und natürlich findet sich auch noch eine Welwitschia. Ich frage ihn ob er hier angestellt wäre und er erklärt mir stolz, dass es ihre Farm (oder ein Kommunalprojekt?) wäre. Wenn wir das nächste Mal hierher kämen würde es schon viel besser aussehen, sie wollen eine Lodge bauen und die Parkplätze ordentlich ausbauen. Wir versprechen danach zu schauen, wenn wir wieder einmal in dieser Gegend wären. Den Führer jedenfalls kann ich wärmstens empfehlen ;-)
Zurück am Parkplatz sehen wir uns die Stände noch ein wenig an und kaufen zwei Stücken aus dem Mineralienbestand.

http://www.gipfelbuch.de/images/namibia_forum/IMG_00333_7D_800

Die Frage nach den Süßigkeiten fürs inzwischen auch vorhandene Kleinkind ist dann schon eine Spur zu forsch vorgetragen für meinen Geschmack. Das „Thank you“ dann aber sehr artig vorgetragen. Jedenfalls zuckeln wir, nicht unzufrieden mit der Wahl unseres versteinerten Waldes, zurück zu Straße und weiter in Richtung Kohrixas. Vom Ort selbst bekommen wir kaum mehr als die Tankstelle zu sehen. Der Tankwart schüttelt wieder mit allen Kräften am Wagen um noch einen Liter mehr in den Dank zu quetschen.
Wir wollen einen großen Schwenk fahren um an der Fingerklip vorbei zu kommen.
Die Abfahrt zur D2743 verpassen wir dann aber prompt und mussen erst wenden und ein Stück zurückfahren. Bis dahin ist die Landschaft wenig spektakulär. Auf jedenfalls freue ich mich von der Asphaltpiste runter zu kommen und statt des inzwischen schon echt nervigen Vibrierens des Wagens ehrliches Pistengestucker zu spüren.
Ein wenig wie herbstliche Parklandschaft muten die nicht mehr ganz grünen niedrigen Baume der Landschaft an. Bald wird die Piste schlechter und der gesamte Boden ist ein baumbestandenes Geröllfeld aus Flußkieseln. Ein paar mal übersehe ich dabei eine Querrille und fange mir ein paar heftige Hiebe des Fahrwerks ein. Wird auch nicht grad förderlich sein denke ich skeptisch.

http://www.gipfelbuch.de/images/namibia_forum/IMG_00334_7D_A_800

Irgendwann öffnet sich auf einer Kuppe plötzlich der Blick auf die Ugab Terassen und ich verfluche das harte, ausdruckslose Mittagslicht.
Die Einfahrt zur Fingerklip ist bald erreicht. Der Einlassposten ist gut drauf, scherzt mit uns und macht natürlich noch ein wenig Werbung für die daneben liegende Lodge. Wir folgen dem Trail, auch dem 4x4 Teil oben bis unter die Klippe. Inzwischen habe ich aber keinen uneingeschränkten Spaß mehr daran, für den Fall das es nicht nur die Stoßdämpfer sein sollten, die da ihr Lebensende ankündigen. Ach was, was solls, wen’s kaputt ist ist’s kaputt, vorher sich darüber den Kopf zu zerbrechen lohnt sich nicht, das Telefon für den Notfall ist ja dabei. Auch für die Klippe selbst ist das Licht natürlich denkbar unfotogen, trotzdem werden es natürlich ein paar Aufnahmen. Schon aus dokumentarischen Gründen, wer weiß, wie lange die Klippe noch steht, bevor sie das Schicksal ihrer südlicheren Schwester teilt?

http://www.gipfelbuch.de/images/namibia_forum/IMG_00337_7D_800

Der Rest der Strecke spult sich schnell ab und fürs nächste Mal würde ich nur die kürzere Zufahrt von Nordosten wählen (und eine Nacht bleiben, wegen des Lichts!)
In Outjo müssen wir zum Bäcker – sagt unsere Reisebeschreibung. Nun gut, ATM (soll es ja in Etosha nicht geben!) und tanken müssen aber auch sein. Die Bäckerei ist wieder einer der must haves von Namibia ohne die der Urlaub… genau so spannend wäre wie mit ;-) die Bedienung ist afrikanisch gemüüüütlich, die Dame am Kuchenschalter spricht englisch und der Kuchen mag deutscher sein als in jeder Bäckerei zwischen hier und Mailand aber ich finde trotzdem nichts was meinen Geschmack trifft und bleibe bei einer Tüte furchtbar harter Kuchenriegel zum knabbern.
Lange hält es uns also nicht in Outjo und wir kommen bald auf der Freude Gästefarm an. Die Wellblechbedachung der Häuser stört mich schon beim einparken, das sollte aber auch das letzte sein, was mich an dieser Farm störte und das bis zur, aus dieser Sicht, viel zu frühen Abreise am nächsten Morgen. Ich habe mich selten an einem Ort so gastlich betreut, freundlich umsorgt und gut unterhalten gefühlt wie an diesem Abend. Dazu hat sicher auch die holländische Familie (wer ahnt so etwas, wenn er Holländer nur aus dem Pauschalurlaub kennt :-) beigetragen, die mit uns als Gäste dort war. Die Abendunterhaltung bestand aus einem herrlich völkerverständigendem, fröhlichen Kauderwelsch aus englisch, holländisch, afrikaans und deutsch. Die Themen sind vielseitig und vor allem, dank vieler kleiner Nebensächlichkeiten, ein reicher Einblick in das Leben der Farmer hier.
Die Vorstellung des Abendbüfetts in der klickreichen Sprache der Hai||om San diente zwar eher der lingusistischen Bereicherung (ich bezweifle mal, das es Originalworte für burische Gerichte gibt) aber war ein guter Anlass um sich von Theofilis, einem der Hausangestellten, die Klicklaute noch einmal geduldig und in Ruhe erklären zu lassen.
Nun kenne ich natürlich sonst keine Unterkünfte kurz vor Etosha aber wer in der Gegend etwas sucht, mit der Vreugde Gästefarm macht man mit Sicherheit nichts falsch! Prädikat: Wärmstens empfohlen.
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Letzte Änderung: 11 Sep 2010 20:41 von Iven.
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