THEMA: Ein Ersttäterbericht... ;-)
20 Aug 2010 16:02 #152612
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  • Iven am 20 Aug 2010 16:02
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Teil II
Nördlich von Reoboth biegen wir von der Teerstraße ab, etwas später, die Piste, sorry Pad, aus rotem Sand hohes gelbes Gras ... jetzt fühle ich mich angekommen -in Afrika!



Da ist es, dieses leise Gefühl wenn man Orte in sich aufnimmt, Orte die zu einem gehören werden, Orte, die man wiedersehen will. Viel Ehre für eine unbedeutende staubige Piste nördlich eines unbedeutenden Nestes namens Uhlenhorst? Sei es drum, ich habe meine Freude an der langen roten Staubfahne die wir hinter uns herziehen, am weichen Straßenbelag, an der Grasflächen, den Farben…
Die ersten Termitenbauten am Straßenrand werden interessiert in Augenschein genommen (Zugegebe, hier sind sie ja noch vergleichsweise mickrig und etwas Besonderes sind sie ja nun eigentlich auch nur für den frischangereisten Europäer…), die ersten Webervogelnester fotografiert und eigentlich ist da nichts besonderes an der Strecke aber für uns, als die (gefühlt) ersten Kilometer echtes Afrika, bleibt ein schöner tiefer Eindruck. War der Erwartungsdruck an diesen Urlaub irgendwie besonders hoch, jetzt fällt das alles erst mal ebenso ab, wie all die kleinen Bedenkten… alle? Nein, mein Sohn fängt den ersten, von väterlicher Sorge getragenen, Anschiß, als er all zu forsch im Gras verschwindet. ‚Hab ich nicht tausendmal gesagt, langsam, deutlich treten, nicht rennen…’ ;-) Er trägts mit Fassung. (Das Mantra ist bei uns nicht afrikatypisch sondern kommt eher von den Klapperschlangen anderswo – seinerzeit lagen die aber auch da rum wo niemand damit gerechnet hätte und ein anderes Mal wäre ich fast reingelatscht, mit dem Auge am Sucher, rückwärtsgehend beim Fotografieren) Begeistert wird jedes Tier (eigentlich sind es ja nicht viele) am Wegesrand durchs Fahrzeug gemeldet.
Die Bagatelle Game Rench ist unser erstes Ziel außerhalb Windhoeks.
Als wir das Tor zur Ranch erreichen und sich dahinter die sandige rote Fahrspur schmal dem Haupthaus zuwindet ist es endgültig vorbei, nun sind wir endgültig im Afrikagefühl. Die freundliche Begrüßung mit Eistee in hohen Gläsern mit gezuckertem Rand stimmt uns gut ein, die Anmeldung ist schnell erledigt, ein wenig smalltalk mit den Angestellten, dann eine Führung übers Gelände.
Die Hütten stehen nett verteilt ein Stück vom Haupthaus entfernt. Strohballen Charlet war gebucht. Das hatte ich dann eher mit dem Dach asoziiert, das Wellblechdach der Hütten irritiert mich dann ein wenig. Skeptisch treten wir ein... und sind begeistert. Die Einrichtung ist originell und geschmackvoll, einfach toll, die Familie ist begeistert.



Wenig später kommen die Farmpferde zu Besuch ... gut erzogen warten sie aber an der Veranda ;-)
Zum Fotografieren findet sich vor der Hütte wenig, wir (namentlich mein Sohn) entschließen uns zu dem angeboten Game-Drive - für den ersten Überblick gewissermaßen ;-)
Dabei fällt mir auf, dass geführte Safari fürs Fotografieren (wie erwartet) eine Katastrophe ist. Das hört sich natürlich schlimmer an als es ist und es werden auch ein paar brauchbare Bilder, zumal das Licht zum Abend richtig gut wird und eine paar der Tiere auch echt so nett sind, ihre Position nicht nut passend einzunehmen, sondern auch solange zu halten, bis ich mit der Kamera soweit bin. Der Guide erklärt gut was es zu sehen gibt und das ist allemal spannender, als im Handbuch jedes Tier nachzuschlagen. Irgendwo auf einem Dünenkamm (naja, die Kalaharidünen sind hier nicht wirklich hoch und der Sand liegt auch nur an wenigen Stellen frei) halten wir an. ‚Die Kalahari Bar ist eröffnet’ verkündet der Fahrer und tafelt auf. Dann sitze ich nun wenig später mit einem kalten (und zugegeben echt guten) Bier irgendwo in der Kalahari, das Licht wird kurz richtig gut und ich suche verzweifelt nach einem guten Motiv… da ist aber auch nichts, was passt… zum Verzweifeln ist die Landschaft natürlich trotzdem zu schön.


Motiv verzweifelt gesucht

Und so geht zwar wieder eine Sonne unter ohne dass das große-rote-Sonne-geht-neben-Schirmakazie-unter-vor-rot-glühendem-Himmel-Foto auf einer der Speicherkarten landet aber man kann auch nicht alles haben :-) Was wir andererseits auf jeden Fall haben ist eine immer noch sehr schöne Rückfahrt, die sich schon deshalb entspannter gestaltete, weil ich, wegen des fehlenden Lichts, die Kamera gleich im Rucksack lassen kann und statt dessen einfach nur in die Landschaft und auf die Tiere schauen kann. Als hätten sie’s geahnt bieten beide, also Landschaft und Tiere, noch mal ihr Bestes.
Das Haupthaus der Lodge ist sehr gemütlich, eigentlich ja zu schade um nicht ein wenig in der Lounge am Kamin herum zu lungern aber das Essen ist auch schon soweit und wenn ich die Wahl habe wen ich warten lasse…
Es gibt ein gut betreutes Büfett mit verschiedenem Wild, gefüllte Kürbisse, deren Namen ich zwar auf der Reise noch mindestens drei Mal beim Essen hören sollte, ich mir aber trotzdem nicht gemerkt habe und ein Dessert, dass in mir die Befürchtung der Spätfolgen eines Urlaubes mit regelmäßigen guten Menüs deutlich aufkeimen lässt.
Früh werde ich zum Sonnenaufgang wach (nein, das ist nicht der jahrelang antrainierte Instinkt des Fotografen, im Südwinter geht die Sonne nun mal einfach erst so spät auf) und wandere ein Stück in Richtung nächster Düne für ein paar Fotos. Der Sand ist zu wenig, die Grasbüschel nett aber nicht passend zum Sand, die Strauße zu weit weg aber dann… keine 20 Meter von mir entfernt nährt sich eine Antilope, von der hätte eigentlich inzwischen wissen müssen, dass es ein Springbock ist. Gut im Licht steht er, noch 15 Meter. Bei 10 ist die erste Bildserie gut im Kasten, und ich beginne mich zu wundern warum das Vieh nicht mal weglaufen will… bei 5 Metern sehe ich es dann: es ist der Farmbock mit seinen Gartenschläuchen auf dem Gehörn.


Arbeitsschutz namibisch

Warum die keinesfalls so albern sind wie ich sie gestern Abend bei der Erklärung fand, merke ich dann ein paar Minuten später, als er nachdrücklich mit mir Spielen will und mir die Gartenschläuche in die Kniekehlen haut.
Die Fahrt geht weiter nach Süden, in Mariental halten wir zum Einkaufen. Dann folgen wir wieder der Asphaltstraße nach Süden. Interessante Passagen wechseln sich mit öden Landschaften ab. Letztlich gewinnen letztere deutlich die Oberhand und wir sind froh als es kurz vor Keetmanshoop wieder spannender wird. Wir wollen zunächst die Pension Gessert ansteuern und dann in Richtung Köcherbaumwälder fahren. Ketmanshoop macht keinen sonderlich einladenden Eindruck aber die Nebenstraße der Pension mach aber immerhin einen viel entspannteren Eindruck als in Windhoek, kein Stacheldraht, keine Elektrozaun... und keiner am Tor. Sind in Namibia eigentlich Warnschilder vor freilaufenden Hunden üblich? Es dauert natürlich am Ende nicht lange die Betreiber zu finden und der Hofhund wird binnen einer halben Minute Keetmanshoops größte Attraktion und Namibias spannendstes Tier – zumindest für meinen Sohn. Das arme Tier hält sogar tapfer eine gute halbe Stunde durch mit dem Ball durch den Garten gehetzt zu werden. Wir bekommen unterdessen unsere Zimmer gezeigt und den (Reiseführerleser wissen: namibisch legendären) Frühstücksraum gezeigt. Sehr freundliche Gastgeber hübscher Garten nette Zimmer und auch noch Zeit für ein paar Minuten entspannten Reisetagebuchschreibens bis wir wieder los wollen.
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Letzte Änderung: 20 Aug 2010 18:51 von Iven.
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20 Aug 2010 16:43 #152614
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  • Topobär am 20 Aug 2010 16:43
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Hallo Iven,

die Erfahrung das der beste Platz zum fotografieren vorne rechts ist, habe ich bei meiner letzten Reise auch oft gemacht. Bedingt durch die Art der Reise mussten wir viele geführte Gamedrives mitmachen und häufig hatte ich die Situation, dass man ein super Foto verpasste, weil der Wagen mal wieder 10m zu früh oder zu spät angehalten hatte.
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20 Aug 2010 16:50 #152616
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Hallo Mutsel,
wir waren diesmal nur zur Aufklärungsrunde hier ich hatte nur die Kletterschuhe mit. Besonders um die Spitzkoppe herum sah es aber sehr lohnend aus! Ein umfassender Informationspool verspricht vielleicht www.spitzkoppe.eu zu werden.

Ich bin begeisterter Kletterer und verbringe den größten Teil meiner Freizeit mit klettern. In Namibia hat es mich aber noch nie gereizt, Hand an den Fels zu legen. Viel zu heiß und der Fels hat auch keine so tolle Qualität. Das man dann bei der Hitze häufig noch nicht einmal Magnesia benutzen darf, macht es auch nicht gerade besser.

Wer in Afrika Klettern will sollte lieber nach Südafrika reisen. Dort gibt es einige Topgebiete.
Letzte Änderung: 20 Aug 2010 16:52 von Topobär.
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20 Aug 2010 17:42 #152623
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  • Botswanadreams am 20 Aug 2010 17:42
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Hallo Iven,

Es macht großen Spaß, Deinen Bericht zu lesen. Tolle Fotos! Danke, dass wir nun mit reisen dürfen. Nun habe ich auf Deiner Homepage gesehenen, dass Du von 2002 USA-Dias mit sehr guter Qualität digitalisiert hast. Darf man erfahren, wo, wer oder wie Du es gemacht hast. Ich habe von zwei Afrika-Touren noch Negative, die ich gern digitalisieren würde.

Sonnige Grüße aus Sachsen

Botswanadreams
www.botswanadreams.de

"Alles, was ich jetzt wollte, war nach Afrika zurückzukommen. Ich hatte es noch nicht einmal verlassen, aber wenn ich nachts aufwachte, lag ich lauschend da, bereits voller Heimweh danach."
Ernest Hemingway
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20 Aug 2010 18:08 #152628
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20 Aug 2010 22:38 #152665
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  • Hauis am 20 Aug 2010 22:38
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Hallo Iven,

auch von mir ein Kompliment zu deinen tollen Bilder. Hab mich riesig gefreut als dein Reisebericht gestartet ist. Ich bin süchtig nach diesen Berichten!
Also mach schnell weiter!

Viele Grüße
Tanja
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