Liebe Freunde,
Danke! Danke! Zuviel der Ehre! Nach Ende des Berichts melde ich mich noch einmal mit einem persönlichen Fazit ohne den Satiremodus.
Heute, im sechsten und vorletzten Teil unser ausgedehnten 14tägigen Reise im südlichen Afrika, wenden wir uns den Tirasbergen zu. Wir suchen die legendären Destinationen an der „Traumstraße“ D707.
Unser voll ausgerüsteter 6Zylinder Geländewagen, in dessen Dachzelt wir jetzt schon zweimal wie Gott in Frankreich geschlafen haben, schnürt nach Nordwesten. Aber in den verbliebenen Resten des Urlaubs bleibt die eingebaute Safariküche kalt. Von jetzt an wird es nur noch feste Unterkünfte geben, das habe ich meiner Frau und meinen Lendenwirbeln versprochen. Welche Unterkünfte liegen an der Pad?
Wir biegen in die Traumstraße ein. Bald schon liegt links die Farm Gunsbewys. Sollen wir dort halten? Aber der Name schreckt uns ab. Wir wollen nichts mit Waffen tragenden Farmerinnen zu tun haben. Kilometer später folgt nach rechts der Hinweis „Namtip“. Wir haben schon viel Gutes gehört, aber warum führt diese Farm ausgerechnet den „Tip“= Trinkgeld im Namen? Das verspricht zu hohe Kosten. Wir fahren weiter.
Kilometer später ein Schild: „Koiimasis“. Wir schlagen in unserem Sprachführer nach und versuchen das rätselhafte Wort, das offensichtlich aus der Eingeborenensprache stammt, zu enträtseln. „Ort, an dem die Koiis in Massen schwimmen“ scheint uns die logischste Übersetzung zu sein. Das klingt viel versprechend. Wir biegen ab.
Kein Hinweisschild weist auf die Länge des Weges hin. Stunde um Stunde verfolgen wir die Pad in vorsichtigem Tempo. Nach gefühlten 50 Kilometern und ebenso vielen Farmtoren (Tür auf. Tür zu...) erreichen wir die Farm. Endlich wieder deutsche Ordnung! Die Farm hat Öffnungszeiten! Wir fühlen uns sofort wie zuhause! Nach dem Ende der Mittagspause weist man uns den Weg zum Gastbetrieb. Gut getarnt schmiegen sich die einfachen Hütten in den Berghang.
Warum die Tarnung? Dienen sie dem Schutz vor wilden Tieren? Erleichtert erreichen wir die Anlage und werden von einem Betreiber begrüßt, auf dessen Sprachidiom wir uns nach so langer Zeit in der Wildnis erst einstellen müssen. Roland scheint tief aus dem Osten, nahe der russischen Grenze zu kommen. Was nützt uns hier unser Handbuch der 1.378 Bantu-Dialekte? Aber er scheint friedlich und freundlich und weist uns den Weg zu unseren einfachen Hütten „inn Fels“. Wir machen ihn auf den Schreibfehler aufmerksam (Richtig: IM Fels) und er verspricht, sich darum zu kümmern.
Nach der langen, langen Farmzufahrt fallen wir jetzt wie tot in unsere einfachen Betten. Später erreichen wir nach langer Wanderung in unserer Hütte auch die einfachen, aber funktionllen Duschbereiche der Hütte. In Deutschland hätten wir auf dieser Fläche unser Reihenhaus errichtet. Als wir Roland auf die Dimensionen ansprechen, meint er, dass er ab und zu die Fläche braucht, um ein Pferd darin tot zu reiten wenn das eingelagerte Essen dem Ende zu geht.
Am Abend gibt es dann ein leckeres im Sonnenofen zubereitetes Mal, das zusätzlich durch ein Brennglas streng solar und biologisch korrekt gegrillt wurde. Wir führen tief schürfende filosofische (oder so ähnlich) Gespräche.
„Sein oder nicht Sein, das ist hier die Frage“ ruft uns der Hyänenschädel zu. Er war ein „böses“ Tier. Auf dem Teller liegt ein „gutes“ Tier. Den Unterschied erkennen wir mangels schlechter Erfahrung mit bösen Tieren nicht. Vertrauen ist Alles! Aber auch das „gute“ Tier ist tot, schmeckt aber gut.
Am nächsten Tag suchen wir die wilden Tiere der Farm in einer Pirsch zu Fuß. Und tatsächlich wir werden fündig!
Am Abend erkennen wir im Feldstecher wieder die ominösen senkrechten weißen Streifen, die uns auch im Mesosaurus-Camp aufgefallen sind. Gab es auch hier die Außerirdischen? Roland, dessen Idiom wir mühsam verstehen können, weiß es endlich besser: „Dässies“ sind kleine Elefanten oder Seekühe, die die Felsen bewohnen und deren Urin die Steine weiß färbt. Welche Enttäuschung! „Klippschliefer“(Procavia capensis) heißen die Tiere auf Deutsch. Allerdings erst nach der 5. indogermanischen Lautverschiebung, vorher waren es die „Klippschiffer“. Dieser Name leuchtet uns ein.
Da! Geräusche! Ein Schnaufen! Ein riesiges Tier trottet auf uns zu. Breiter Kopf. Messerscharfe Zähne. Geflecktes Fell. Tüpfel, wenn wir recht sehen. Hohe Vorderbeine. Was tun? Ruhe bewahren. Vertrauen ist alles, das haben wir von erfahrenen Expeditionsleitern gelernt. Nicht flüchten! Das macht offenbar Eindruck und das Tier bricht seinen Angriff (?) auf uns ab. Wir bieten Frieden an ...
Wir genießen die Ruhe in dieser herrlichen Berglandschaft. Nur nachts stört uns der Lärm der ständig startenden und landenden kleinen Diskusschiffe, die beim Aufsteigen in den sternenübersähten Nachthimmel immer diese kreisrunden Lücken in der Grasnarbe hinterlassen. Nur Roland sieht und hört nichts und murmelt etwas von „Feenkreisen“. Quatsch! Feen! Lächerlich!
Um dieses Problem zu lösen, beschließen wir eine Astrofarm aufzusuchen, die sich der Himmelsbeobachtung widmet. Wir wollen weiter nach „Hakos“ am Gamsberg, auch weil uns der bekannte Afrikareisende Bwana C. Möhle im, außer für Insider völlig unbekannten, Namibia-Forum soviel von Waltrauds berühmten Karottenkuchen vorgeschwärmt hat.
Aber das ist wieder einen eigenen Beitrag wert.
Herzliche Grüße
Wolfgang