Unterwegs im Nationalpark Torres del Paine, Tag 1
19.2.2020
Teil 1
Wir hatten ganz wunderbar in unserem ruhigen Zimmer geschlafen. Dadurch, dass wir 4 Nächte en bloque gebucht hatten, hatte man uns ein Zimmer in der 1. Etage am Ende des Flures zugewiesen, und da bekam man absolut rein gar nichts mit vom Abreiselärm anderer Gäste.
Nach einem für chilenische Verhältnisse recht üppigen Frühstück ging es dann auch schon gleich los. Das Wetter war ganz gut, die Sonne mühte sich nach Kräften, die dichten Wolken zu durchbrechen, nur der patagonische Wind, der hatte es an diesem Tag in sich. Das merkten wir schon beim Verlassen unserer Unterkunft, denn die Haustür ließ sich nur mit vereinten Kräften öffnen. Vorsichtshalber ging ich noch einmal aufs Zimmer und holte unsere Motorrad-Sturmhauben, denn die würden den Wind aushalten. Wir waren übrigens nicht die einzigen Wanderer an dem Tag, die in Sturmhauben liefen, und das war auch eine ganz praktische Lösung, denn wir sahen viele hübsche Hüte und Caps sprichwörtlich vom „Winde verwehen“
, nicht gerade gut für Fauna und Flora.
Nach gut 5 Minuten standen wir bereits vor dem Eingangstor zum Nationalpark, vor der
„Portería Río Serrano“, und zahlten unsere Eintrittsgebühr.
Info:
Die Porteria Rio Serrano hat in den Sommermonaten von 7.00-22.00 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis kostet pro Person 21000 Pesos und ist gültig für drei volle Tage. Den Eintrittspreis kann man nur bar in Peso, Dollar oder Euro bezahlen.
Dort bekommt man auch eine Parkkarte, auf der alle Straßen und Wanderwege samt Länge und benötigter Zeit eingezeichnet sind.
Tip:
Dieser Park ist so vielseitig und bietet neben mehrtägigen recht schwierigen Wanderungen eine Vielzahl von Tageswanderungen unterschiedlicher Schwierigkeitsstufe. Auch andere Aktivitäten wie z. B. die Fahrt mit einem Katamaran vor die Abbruchkante des Grey-Gletschers sind möglich. Die meisten Touristen haben zu wenig Zeit, die Schönheit dieses Parks in Ruhe zu erkunden, und daher sollte man sich gründlich vorbereiten und sich im Vorfeld schon ein paar Wanderungen bzw. andere Aktivitäten heraussuchen bzw. vorbuchen.
Wir hatten bei vier gebuchten Nächten genau drei ganze Tage im Park zur Verfügung, definitiv viel zu wenig
, und damit fielen die großen Mehrtageswanderungen schon einmal flach.
Eine gute Übersicht für den „Durchschnitts-Touristen“
bietet der Reiseführer „Iwanowski´s Chile mit Osterinsel“. Zugegeben, nur ein Allrounder, aber für den Torres del Paine bietet er relativ kompakte Informationen, mit guter Wanderkarte und Beschreibung eigentlich aller wichtigen Wanderungen.
Daneben natürlich wie immer die Seite der staatlichen Parkverwaltung
www.parquetorresdelp.../planifique-su-viaje, in die man bei der Vorbereitung immer mal wieder reinschauen sollte, denn dort gibt es auch Informationen zu möglichen Sperrungen einzelner Wanderwege.
Aktivität des Tages:
1. Salto Grande und Sendero Mirador Cuernos
Offizielle Infos: 10 km, 2 Std. (vom Wasserfall aus), Schwierigkeitsgrad: leicht
Wie begannen die Wanderung bei der „Guardería Pudeto", wo wir problemlos einen Parkplatz fanden. Schon bei der Anfahrt hatten wir einen tollen Blick auf den
Lago Pehoé, unbeschreiblich schön!
Bereits nach kurzer Zeit erreichten wir das 1. Highlight dieser Wanderung, den „Salto Grande“ (übersetzt: großer Wasserfall).
Bis hierhin spazieren auch die Teilnehmer von organisierten Busreisen
(häufig sind diese Reisen ja in ihrem Programm sehr kompakt, nur auf die Highlights reduziert), und dementsprechend voll war es dort
. Selfie-Sticks wurden in die Höhe gehalten
(der eine oder andere posierte wohl für seinen Social Media Account, und wir wurden Zeugen von manch seltsamen Verrenkungen und unfreiwillig komischer Gesichtsakrobatik), und ständig wurde man gebeten, irgendwelche Fotos von uns völlig wildfremden Menschen zu machen. Nach 15 Minuten hatte ich gefühlt die Kameras aller aktuellen Smartphones bedient und war nur noch genervt
. Das also sollte der einzigartige Nationalpark Torres del Paine sein. Die Landschaft war schön, keine Frage, nur genießen konnte man sie nicht, denn hier war es lauter als auf einem Rummelplatz
.
Der Wind hatte noch an Heftigkeit zugenommen, zumindest empfand ich das so. Als gebürtiges Nordlicht bin ich natürlich einiges in dieser Hinsicht gewohnt, aber diese Windböen waren ein ganz anderes Kaliber. Wenn man sich hier irgendwo hätte festhalten können, dann wäre es vielleicht noch gegangen, aber so spürte ich plötzlich nur noch Hände, die sich um meine Taille legten, und danach ging ich zu Boden
. Passiert war mir zum Glück nichts, nur der Mann, der auf mir lag, der gehörte definitiv nicht dahin
. Wir nahmen es beide mit Humor, denn scheinbar war der Wind an dieser Stelle häufig so heftig. Eine Schautafel erklärte, warum der Wind gerade an dieser Stelle so stark war, und das ließ zumindest hoffen, dass der Wind nachlassen würde, denn wir hatten schon überlegt, umzukehren.
(Leider nur ein sehr schlechtes Handyfoto, aber man kann ja etwas darauf erkennen)
Zum Glück setzten wir die Wanderung fort, denn ab da hatten wir diese grandiose Landschaft fast komplett für uns alleine. Auch der Wind wurde deutlich weniger, und endlich konnten wir diese Tour in vollen Zügen genießen.
Fast nahezu ohne Steigung ging es ganz gemütlich am Ufer des
Lago Nordenskjöld entlang. Dieser See speist den wilden Wasserfall Salto Grande, der sich wiederum in den ruhigen Lago Pehoé ergießt. Wir gingen die paar Meter zum Strand hinunter. Was für ein wunderschöner Ort, hier hätte ich wieder Stunden verbringen können.
Leider wurden wir hier Zeugen der Schäden eines verheerenden Waldbrandes, den im Jahre 2011 ein unachtsamer Tourist verursacht hatte. Spätestens bei diesem Anblick sollte jedem klar werden, dass man niemals ein offenes Feuer in der freien Natur machen sollte.
Mit ein bisschen Fantasie könnte man glauben, dass sich knochige Finger flehentlich aus der Erde emporstrecken.
Später geht es hier noch weiter.....