Liebe Forumsteilnehmer,
ich bin heute das erste Mal hier. Auf einem verknitterten kleinen Ausriss aus unserem Reiseführer habe ich am 03.04.2008 - im Halbdunkel - die Webadresse notiert und diesen gut aufgehoben um heute einem Forumsmitglied für seine sehr große Hilfe zu danken und auf seine Bitte hin unsere Erlebnisse zu schildern. Wir haben beschlossen diesen kleinen Ausriss zu rahmen - er wird uns immer an die zwei erinnern.
Wir sind Mitte März von Johannesburg gestartet um mit einem AVIS-Mietwagen von Südafrika über Botswana nach Namibia zu fahren. Im Gepäck hatten wir alles was man so als Globetrotter dabei hat und viele, zumeist naive, Vorstellungen was uns erwartet. Wir haben Anfangs im Zelt und später nur noch in festen Unterkünften geschlafen. Obwohl wir mit 24 und 26 Jahren noch recht jung sind, haben wir einige Erfahrung mit solchen Reisen. So haben wir vor zwei Jahren Baikalsee umrundet und sind z.B. schon durch Südamerika mit dem Bus gefahren. Afrika, das war der große Traum; und ein hart erarbeitetes Geschenk an mich selber zum Abschluß des Studiums.
Nach zwei traumhaften Wochen passierte das erste Unglück auf dem Weg vom südafrikanischen Augrabies Falls nach Namibia. Eigentlich wollten wir die ganze Strecke durchfahren, aber es war einfach zu weit und so haben wir irgendwo zwischen Steinkopf und Grenze angehalten. Es waren weit und breit keine Menschen zu sehen, keine Hütten und auch der Autoverkehr war sehr spärlich und der Park-/Rastplatz machte einen sehr ordentlichen Eindruck. Wir sind dann, übermüdet von der Autofahrt, eingenickt. Nach vielleicht einer halben Stunde ist meine Schwester plötzlich wach geworden von Hundegebell. Um unser Auto standen vielleicht 10-15 Kinder, geschätzt 10 - 16 Jahre alt mit dicken Holzstangen, Hunden und einem überdeutlich feindseeligen Ausdruck in Mimik und Gestik. Sie waren vielleicht noch 10 Meter vom Wagen entfernt als meine Schwester geisesgegenwärtig den Motor angelassen und seitlich über die holprige Wiese geflüchtet ist. Gott sei Dank ist dabei kein Reifen kaputt gegangen. Wir haben Südafrika sofort verlassen und das Ereignis erschien uns bald nicht mehr so wichtig - vielleicht wollten sie ja gar nichts von uns und wir haten einfach nur überreagiert.
Am späten Nachmittag des 03.04.2008 haben wir dann aber fast das gleiche noch einmal erlebt - diesmal schlimmer und in Namibia.
Wir waren von der D407 auf die D826 abebogen um uns das Duwisib Castle anzuschauen. Es ist groß im Reiseführer beschrieben, erschien uns daher wie eine der Hauptattraktionen Namibias und so waren wir uns auch sicher auf dem dortigen Campground einen guten Platz für die Nacht zu finden. Auf der schlechten Strasse kamen wir aber nur sehr langsam voran und so war es schon dämmerig als wir ankamen. Das Castle war zu, der kleine Laden mit Cafe auch und der Campground war menschenleer. In großer Entfernung war eine Farm zu sehen und ein Stromerzeuger zu hören und wir überlegten ob wir dort nachfragen sollten nach einem besseren Platz für die Nacht. Wir haben mit halb ausgepackten Sachen etwas ratlos noch diskutiert und dabei sicher auch recht hilflos ausgesehen, als ein Wagen an dem Campground vorbei fuhr. Es war ein Pick-Up wie man sie überall rumfahren sieht mit zwei Männern auf der Pritsche, die sehr laut wurden als sie uns - in einiger Entfernung von der Strasse vor unserem halb ausgepackten Wagen sitzen sahen - der Wagen wurde langsamer, verschwand dann aber, um wenige Minute später wieder zu kommen. Er fuhr erst auf den Parkplatz vor der Burg und dann langsam weiter auf den Campground. In einiger Entfernung, aber mitten auf der Ausfahrt blieb des Wagen stehen, mit laufendem Motor. Die Männer von der Pritsche und der Fahrer stiegen aus und kamen sehr langsam und merkwürdig schlendernd auf uns zu. Sie sprachen dabei miteinander - was wir nicht verstanden - und schienen sich über uns zu amüsieren. Es war unheimlich, beängstigend ohne aber wirklich gefährlich zu sein. Es schien Ihnen zu Gefallen uns zu ängstigen. Einer sprach sehr eindringlich und direkt auf mich ein - und das einzige was ich verstand war \"Tits\". Aber das hätte auch afrikans oder eine andere Sprache sein können. Aber es kam uns so vor, dass die drei Männer uns deutlich bedrohten, und im nach hinein waren wir uns beide sicher, dass wir vergewaltigt, beraubt und möglicherweise auch umgebracht werden könnten. Es war alles su unwirklich, lähmend und wir redeten ständig auf Englisch auf sie ein, aber sie schienen uns gar nicht zu verstehen. Schreien wäre hier völlig sinnlos gewesen in dieser Einöde, ich schielte noch auf mein Handy - kein Empfang und in dem Moment kam ein zweiter Wagen, fuhr recht schnell auf der Strasse vorbei und bremste mit einem Mal sehr scharf ab. Ich werde nie dieses knarschende Geräusch der Reifen auf dem Sand vergessen. Den Typ Wagen (4x4 mit Doppelkabine und so einer Kiste über der Ladefläche und Dachzelt) hatten hatten wir schon öfters gsehen, es schienen ebenfalls Touristen zu sein. Er setzte zurück - auch dieses Geräusch ist wie eingebrannt - und die Männer wurden deutlich unruhig aber ohne zu gehen, sie gingen nur etwas weiter weg von uns. Der Wagen bog in den schmalen Weg ab, umfuhr den Wagen der Männer über ein Wiese und blieb direkt neben uns stehen. Es war ein Pärchen aus Deutschland, die uns direkt ansprachen ob sie uns helfen könnten. Wir müssen wirklich entsetzt, schokiert geschaut haben dabei waren wir so froh die zwei zu sehen. Er ist dann zu den Männern gegangen und hat sehr laut in Englisch auf sie eingeredet. Ob er ihnen irgendwie helfen könne, ob sie eine Panne hätten und das noch zwei Wagen kämen mit Freunden. Irgendwie hat er immer nur geredet und die Männer winkten ab, gingen weiter zurück und fuhren schließlich davon.
Die zwei haben uns dann erst mal beruhigt, das wäre sicher nichts gewesen, die hätten nur schauen wollen ob es uns gut geht und, und, und. das sie dies nicht wirklich geglaubt haben, haben sie uns erst zwei Tage später verraten. Er hatte sofort zu seiner Freundin gesagt \"Da stimmt was nicht, halt an!\"
Sie haben Ihre Reisepläne für uns geändert und teilweise aufgegeben um für zwei Tage bei uns zu bleiben. Ihnen verdanken wir nicht nur einen glimpflichen Ausgang, sondern auch das wir trotzdem in Namibia geblieben sind - wir hatten es Ihnen versprochen unsere Reise zumindest bis zur Etosha noch fortzusetzen - sie haben uns im Internet Unterkünfte rausgesucht und sie haben all dies mit einer Selbstverständlichkeit und Herzlichkeit gemacht, dass wir uns nie schlecht dabei gefühlt haben. Sie haben uns den Mut zurück gegeben weiterzufahren.
Wir möchten uns bei den beiden bedanken - gerade weil sie dies sicher nicht wollen - und wir möchten auch andere warnen. Für Alleinreisende ist Namibia nicht das stille kleine Paradies, sondern ein wunderbares Land, bei dem man nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen mit einigem Mißtrauen begegnen sollte.
Trotzdem ist es die Reise wert gewesen!