Hallo,
ich habe erst heute die Beiträge gelesen und möchte aus unserem Reisetagebuch schildern, was wir in Oshakati erlebt haben:
\"Wir wohnen im Gästehaus der Evang.-Luther.-Church in Onipa. Nach einem Besuch der ehemaligen finnischen Missionsstation Olunkonda haben wir noch Zeit und fahren nach Ondangwa und weiter nach Oshakati. Ein Beschluß den wir noch bereuen sollten. In Oshakati ist ein riesiger offener Markt und wir halten an, stellen unser Auto auf eine gut einsehbare Fläche schliesen es ab und laufen ein paar Schritte auf den Markt zu. Schon will uns ein Schwarzer Rohdiamanten aus Angola verkaufen. Wir sind nicht interessiert und gehen zu einem Stand um Gebäck zu kaufen. Während Helga bezahlt, schaue ich zum Auto und sehe, daß die Fahrertür offen steht und drei Schwarze sich daran zu schaffen machen. Ich renne los, die Drei sehen mich und verschwinden über die hier vierspurige Straße.
Das Türschloß ist mit einem Werkzeug brutal aufgebrochen. Vom Rücksitz ist meine Safariweste und die darunter liegende Gürteltasche weg. In der Tasche mein (abgeschaltetes) Handy, mein Reisepaß, die Hausschlüssel
von Frankfurt, ein belichteter Film vom \"Muramba Bushman Trail\" und 500 N$. Im Nu steht eine Menschenmenge um uns herum. Sie wollen wissen, wieviel Geld fehlt. Alles andere ist uninteressant. Uns kommt der Verdacht, daß da mancher Mitwisser steht und seinen Anteil berechnen will und insgeheim freut man sich über die \"dummen Touris\".
Nach vielem Suchen finden wir die Polizei und haben Glück, daß wir Inspektor Walter Kurz, den Chef der Kriminalpolizei erwischen. Wie der Name schon sagt, deutscher Abstammung. Sein Großvater kam als Schutztruppler ins Land. Seine schwarzen Mitarbeiter sind schon in den Feierabend entschwunden und da wir wir im Gepäck (das liegt in Onapi) Kopien unserer Pässe haben, bittet er uns morgen früh noch mal vorbei zu kommen.
Wir fahren zurück. Ich bebe vor Wut, vor allem über mich selbst, das mir nach so viel Jahren Namibia-Erfahrung so etwas passiert. In Onipa stellen wir unser Auto im Hof des Gästehauses ab. Der Wachmann auf dem Hof ist mit einem AK47-Schnellfeuergewehr bewaffnet. Inzwischen haben wir festgestellt, daß alle Wachleute in dieser Gegend so gerüstet sind......
....Das Frühstück ist schon etwas seltsam: zwei recht feste Spiegeleier (ich wußte garnicht, daß man Spiegeleier so austrocknen kann), zwei süße Brötchen mit Margarine und Jam, dazu Kaffee. Und auf der Theke liegt eine große weiße Decke, darauf steht gestickt: \"feel like home\".
Inspektor Kurz erwartet uns schon in Oshakati. Ein Protokoll wird erstellt. Und zwischendurch erzählt er uns aus seinem Leben. Er arbeitet seit 19 Jahren bei der Polizei, war in Windhoek, Swakopmund, Usakos und soll jetzt hier den Laden auf Vordermann bringen. Er erzählt von den Schwierigkeiten mit der Owambo-Bevölkerung und selbst bei der Zusammenarbeit mit den schwarzen Kollegen. Polizeiarbeit wie wir sie kennen wird hier nicht geleistet. Vor Streifengängen u.ä. drückt sich jeder. Wahrscheinlich aus gutem Grund. Erst bei massiven Vorkommnissen rückt eine kleine Streitmacht aus, die sich auch geschlossen wieder zurückzieht. Man geht hier kein Risiko ein.....
Bei der Deutschen Botschaft in Windhoek wegen des Reisepasses angerufen. In bekomme dort einen Paßersatz.
.....Acht Tage später in Windhoek:
Zeitig aufgestanden. Ich lasse Paßbilder machen und wir gehen zur Botschaft. Was wollen denn die vielen Leute hier?? Gewartet....Spruch aufgesagt..... die wissen schon....Antragsformular ausgefüllt....Es wird nach den Daten des verlorenen Passes gefragt. Zum Glück habe ich die Kopie......56 N$ Gebühr bezahlt..... Um 12 Uhr kann der Ersatzpaß abgeholt werden.
Wir machen einen Einkaufsbummel, essen im Zoo-Cafe eine Kleinigkeit.
Als ich um 12 Uhr die Botschaft betrete, werde ich mit einer guten Nachricht empfangen: Mein gestohlener Reisepaß lag heute früh im Briefkasten von NBC. Anonym eingeworfen. 700 km vom Tatort entfernt. Ich bekomme meinen Paß und die Bilder und Gebühr zurück.....
.....Auf dem Rückflug hoffen wir, dass uns eines unserer Kinder abholt, denn unser Wohnungsschlüssel liegt irgendwo im Owamboland. Vielleicht hämmert ein Owambo gerade drauf herum und macht daraus Souveniers für Touristen.
Grüße aus Frankfurt
Norbert