15.9.2017: Eine Oase der Ruhe
Heute gibt's volles Programm. Gamedrive, Bushwalk, Baumhaus und wieder Gamedrive, aber der Reihe nach...
Das Wetter hat gewechselt, mit der immerwährenden Sonne ist es offenbar vorbei. Ob sich die Tiere deshalb so bedeckt halten? Shadrack geht mit Cabinet auf intensive Spurensuche. Vergebens. Ich frage nach Eulen, und Shadrack zeigt uns ein Nest. Der Bewohner schläft - wie offenbar fast jeder an diesem Morgen. Ganz in der Nähe plündert ein Weißkopfwürger ein Spinnennest, um sich seine eigene Bleibe mit den Fäden kuschelig zu machen.
Shadrack ist auf der Suche nach Elefanten, was in dieser Gegend nicht ganz so leicht ist. Seit endlich auch das Nachbargebiet Thornybush seine Zäune entfernt hat, zieht es wohl viele Dickhäuter dorthin. Als wir schließlich eine kleine Gruppe finden, steuert ein Bulle exakt auf uns zu. Wir waren schon oft in der Nähe von Elefanten, aber als dieser an uns vorbeistreift, könnte ich ihn fast mit der Hand berühren, wenn ich wollte. Shadrack beruhigt uns, aber ich kann mir nicht helfen: Mit rutscht das Herz sowas von in die Hose, dass ich zu keinem Foto imstande bin. Aber meine lange Optik wäre ohnehin untauglich gewesen. Es ist mucksmäuschenstill, zu hören ist nur das Windgeräusch der mitschwingenden Riesenohren. Ich wundere mich einmal mehr, wie leichtfüßig diese Kolosse doch sind.
Plötzlich ist Shadrack ganz Ohr. Es seien Cheetahs gesichtet worden. Eine Seltenheit, grundsätzlich bietet Timbavati Geparden zu wenig offene Fläche für die Jagd. Als wir ankommen, sehen wir zunächst nur eine Katze im Gras.
Etwas weiter weg steht ein Jeep direkt bei einer zweiten. Sie scheint etwas aktiver zu sein als unser Exemplar, aber wir können nicht dorthin fahren. Die unsichtbaren Grenzen müssen strikt beachtet werden, ansonsten, erklärt Shadrack, gäbe es "big trouble". Das will natürlich keiner.
Es ist, wie es ist. Wir verbringen noch ein wenig Zeit bei Cheetah Nummer eins und fahren dann weiter. Wir sind schon ein Stück weit gekommen, als Shadrack unverhofft kehrtmacht. In die ganze Sache ist nochmal Bewegung gekommen. Gleich zwei Geparde haben die imaginäre Grenze passiert.
Das fremde Terrain muss natürlich ordnungsgemäß beschlagnahmt werden. Das ist zwar unter dem Lieblichkeitsaspekt wenig erbaulich, aber gute alte Tradition.
Die beiden Kater rufen ein ums andere Mal ihren Gefährten, der aber zu nichts zu bewegen ist. Immer wieder witzig, dass diese imposanten Katzen wie piepsende Vögel klingen.
Die beiden sind unschlüssig, was zu tun ist, laufen unruhig hin und her und finden schließlich ein Plätzchen, an dem sie sich niederlassen.
Wir sind superhappy über diese unverhoffte Sichtung, die aus einem tristen Vormittag schlagartig einen großartigen Morgen macht.
Nach dem Frühstück starten wir zu einem Bushwalk, was eine interessante, aber auch schweißtreibende Angelegenheit ist. Die Sonne setzt sich zusehends durch.
Nach dem Mittagessen nutzen wir unsere letzte Chance und lassen uns zum Baumhaus fahren. Wir wollen unsere letzte Nacht in Umlani gerne in unserem gemütlichen Rondavel verbringen und hätten auch ohnehin nicht dort schlafen können. Die Übernachtung unserer spanischen Jungvermählten am Vorabend ist wegen starker Böen ausgefallen und auf heute verschoben worden. Wir wollen aber zumindest einmal Atmosphäre schnuppern, und so verzichten wir auf unseren Mittagsnap.
Etwa um halb Zwei sind wir da, gegen Vier sollen wir auf dem Weg zum Nachmittags-Gamedrive eingesammelt werden. Wir merken schnell, dass die Zeit nicht ausreichen wird. Ich hatte keinerlei Erwartungen und habe nicht geahnt, welchen Zauber dieser Ort auf mich ausüben würde. Das Baumhaus ist ein Jahr zuvor neu gebaut worden, riecht nach frischem Holz, ist rustikal und charmant und einfach nur der Hammer. Es gibt zwei große, roh gezimmerte Doppelbetten, ein paar einfache Bänke und sogar ein Porta Pottie.
Es ist jetzt heiß, aber hier oben weht ein Hauch von Wind. Der Blick ist fantastisch, die Ruhe einmalig und ich entschleunige dermaßen, dass die Zeit rasend schnell vorbeigeht. Zwei Büffel statten uns einen Besuch ab und das Spaßbad im Erdgeschoss hat auch geöffnet.
Als wir wie verabredet gegen Vier abgeholt werden, bin ich fast traurig. Die Spanier schauen mich erwartungsvoll an und ich sage wahrheitsgemäß: "Da könnt ihr euch auf was freuen."