16.9.2017: Ist der Ruf erst ruiniert...
Unser letzter Gamedrive in Timbavati führt uns am frühen Morgen zunächst zum Baumhaus, in dem die Spanier die Nacht verbracht haben. Sie sind wie nicht anders erwartet restlos begeistert. Die Nacht war mild, sie schwärmen von der Geräuschkulisse, dem Besuch von Löwen und Hyänen am Wasserloch und dem phantastischen Sonnenaufgang.
Ziemlich weit weg entdecke ich Hornraben, die wir noch nie aus nächster Nähe beobachten konnten. Diese Riesenvögel sind leider arg bedroht, zudem scheu und reagieren sehr empfindlich auf Störungen. Shadrack tastet sich vorsichtig heran, doch sie bleiben auf Distanz. Wir beobachten sie aus der Entfernung, bis sie langsam verschwunden sind.
Die Bandbreite an Sichtungen an diesem Morgen ist enorm. Wir folgen im Zickzack Löwenspuren, und irgendwann verkündet Cabinet, wir seien am Ziel. Aha. Was, wo? Ich sehe nichts, auch nicht mit dem Fernglas. Erst als sich die Löwendame ins gut einsehbare, ausgetrocknete Flussbett bequemt, bin ich wieder im Film. Dieser Mann hat Adleraugen!
Die Löwendame verzieht sich für ein Schläfchen ins Gebüsch. Ich richte mich im Wagen häuslich ein und lege das Fernglas weg, das ich noch immer in den Händen halte. Dabei löst sich ein Teil des schon seit mehreren Urlauben angeschlagenen Fernglases, tanzt noch eine Zeit lang wie ein Netzroller beim Tennis auf der Metallkante des Autos und plumpst dann auf die falsche Seite. Na toll! Die Löwin steckt die Nase aus dem Gestrüpp. Wir hatten uns aufgrund unserer bisherigen Safarierfahrungen den Ruf einer gewissen Expertise eingehandelt, doch damit ist es jetzt vorbei. Thomas quittiert das Malheur mit einem resignierten "Ach Schatz..." Shadrack dagegen ist ein Mann der Tat. Er öffnet die Autotür, fischt in deren Schutz nach einem Stöckchen und angelt damit schließlich das kreisrunde Teil. Mit ramponierter Reputation und wiederhergestelltem Fernglas geht es weiter.
An einem Mangustenbau herrscht reges Treiben.
Nur die Örtlichkeiten könnten mal wieder einen Hausputz vertragen...
Ich überlege, wie ich die Schmach tilgen kann, doch die Natur springt mir zur Seite. Seit Tagen hoffen wir auf eine Leopardensichtung, und an diesem Morgen habe ich im Brustton der Überzeugung kundgetan, dass es heute definitiv so weit ist. Nun hat der zweite Umlani-Jeep frische Spuren gefunden, wir sollen bei der Suche helfen. Als wir ankommen, sind die anderen schon fündig geworden.
Die Dame ist noch jung, ein zweiter Leopard soll in der Nähe sein. Ein paarmal wechselt der Leo die Position, bevor er im Bush verschwindet.
Auf dem Rückweg zum Camp sehen wir die zweite Leopardin gerade noch von einem Baum herunterklettern. Wie hat sie den Kill bloß ins oberste Stockwerk gehievt? Ich gelte jetzt übrigens zwar nicht mehr als Expertin, aber immerhin als Kassandra. Ist ja auch was...
Der letzte Gamedrive hat uns noch einmal restlos begeistert, ...
... nach dem Frühstück löst sich unsere nette Camp-Community auf, fast alle reisen heute weiter. "You've been very good to us", sagen Shadrack und Cabinet beim Abschied, der uns echt schwer fällt. Ein Satz, der mir bis heute nachhängt. Wir freuen uns natürlich darüber, dass wir einen guten Eindruck hinterlassen haben. Dennoch frage ich mich, welche Erfahrungen die beiden wohl schon mit Gästen gemacht haben?
Die Guides bereiten morgens ab Vier die Autos vor, verteilen vor dem Gamedrive Tee und Kaffee, fahren, suchen und finden Tiere, warten in der Mittagszeit die Jeeps, reparieren hier, besorgen neue Reifen da, packen die Kühlbox, fahren wieder, finden wieder Tiere, erklären, sind freundlich, mixen den Sundowner, räumen uns auf dem Auto hinterher und sind noch abends reihum beim Abendessen dabei, um den Gästen Gesellschaft zu leisten. Ein Traum-, vor allem aber ein Knochenjob, der mir allerhöchsten Respekt abnötigt.
Als wir abreisen, sind wir sicher: Wir werden ins Umlani-Bushcamp zurückkehren. Jetzt aber freuen wir uns darauf, wieder selbst zu fahren und den Krüger für uns zu entdecken. Das nächste Kapitel unserer Tour kann beginnen!