Hi Susi,
bei den Formis bleibt man selbst in der Kalahari nicht unbeobachtet.
Dass Euch mein RB gefällt - das geht runter wie ein kühles Savanna...
10 Löwen! Immerhin, wir hatten im letzten Jahr nur drei vor die Linse bekommen.
Wohl deshalb (schlechtes Löwen-Gewissen!?) mussten bei diesem Trip die 26 sich endlich mal zeigen.
Für Euch noch ein paar schöne Urlaubstage und viele Tiere in Pilanesberg und im Marakele!
Aber jetzt geht es erstmal in Nossob weiter....
Fortsetzung Tag 3: Nossob
… so jetzt sind wir wieder wach und nach einem Kaffee kann es weitergehen. Ich meinte eigentlich ‚nach‘ einem duftenden Kaffee kann es weitergehen. Zu dem ‚nach‘ einem Kaffee kommen wir gar nicht. Wer hätte das gedacht, wir trauen unseren Augen nicht. Da fliegt ein Toko (Southern Yellow-billed Hornbill) in 5m Entfernung und landet auf den Scheibenwischern des Autos unserer Nachbarn.
Der Kaffee vergessen, die Kamera organisiert, geht es auf Pirsch. Wie nah kann man dem Vogel kommen. Wir haben keine Ahnung, wir sehen einen Toko zum ersten Mal in freier Natur. Ich halte mich zurück und gebe meinem Fotografen die Chance so nahe wie möglich heranzukommen. Sein Pirschgang wird Schritt für Schritt vom Toko toleriert und …
und von anderen Gästen des Restcamps interessiert verfolgt. Wie lange geht das noch gut? Da kommt ein menschliches Weibchen – schaut und verschwindet- und kommt mit Kamera zurück. Das menschliche Weibchen ist im Pirschen nicht so geschickt wie meine zweite Hälfte und der Toko fliegt in den nächsten Baum. Jetzt wird meine zweite Hälfte aktiver – schnell hinterher mit der Kamera. Von der Seite nähert sich ein menschliches Männchen – ebenfalls mit Kamera und will mit auf die Pirsch. Hey, jetzt will ich aber auch noch mal was in Natur von dem Toko sehen – nicht nur Fotos. Also ich auch hin und vorbei ist es mit der Ruhe. Vier Menschen unter einem Baum und ein Toko hoch im Baum.
Und jetzt schreibe ich noch wie sich das Ganze wieder aufgelöst hat. Zuerst ist meine zweite Hälfte gegangen. Motiv war ja im ‚Kasten‘. Dann hat das menschliche Männchen sein ‚Elektronikspielzeug‘ aus der Tasche gezogen. Ein paar Mal mit dem Finger drauf getippt und in die Luft gehalten. Es ertönte ein ‚Schrei‘ aus dem Spielzeug und der Toko flog weg. Toll. Das menschliche Weibchen verließ die Szene sofort und folgte dem Toko. Das menschliche Männchen erzählte mir noch, das Tokos hier oben im Norden völlig normal seien, bevor es sich ebenfalls umdrehte und ging.
Ach ja, und der Kaffee war inzwischen lauwarm. Hat jedoch trotzdem geschmeckt. Und wir haben gleich noch die Toko-Bilder auf der Kamera angeschaut.
Und was machen wir jetzt? Tja, es ist ca. 17:00 Uhr. Zum Gamedrive wollten wir nicht. Hey schauen wir doch mal wo die Webcam angebracht ist, die ich schon seit 2 Wochen intensiv beobachtet habe. Also auf zum ‚Spaziergang‘ zum Wasserloch. Ja, wir sind wirklich zum ‚Spaziergang‘ gestartet. Gemütlich laufend steuern wir doch zuerst nach links Richtung Sichtungstafel. Merken uns wo die Erdmännchen gesichtet wurden und bleiben dann irgendwie im ‚Predator Centre‘ – also der kleinen Ausstellung neben der Rezeption - hängen. Wir schauen Fotos, lesen ein bisschen hier und ein bisschen dort und steuern doch vertieft im Gespräch irgendwann Richtung Wasserloch. Wir öffnen die Holztür und da es im Gang enger wird, müssen wir hintereinander laufen. Dem Gespräch tut das keinen Abbruch, sprechen wir halt etwas lauter bis wir vorne ankommen.
Da schauen uns viele menschliche Augenpaare an, der Zeigefinger ist vor dem Mund gepresst – sieht aus wie ‚pst‘ – kommt aber nicht raus aus den vielen Mündern und dann deuten viele Arme nach vorne. Pantomime – ‚pst‘ – ‚da‘
Mist – wir haben gar keine Kamera mit. Nicht mal das Handy. Wir wollten doch bloß die Webcam suchen und spazieren gehen. So ein Mist, da sind zwei junge Löwendamen nur 20 m vom Hide entfernt. Und wir haben keine Kamera. Meine zweite Hälfte macht sofort kehrt, ich setze mich und werde von schlechtem Gewissen geplagt. Wenn die zwei Löwen jetzt aufstehen und gehen, dann hat meine zweite Hälfte, die nicht mal richtig gesehen. Ich sitze und schwitze, die Zeit vergeht – liebe Löwinnen jetzt noch nicht bewegen – schön liegen bleiben – Wo bleibt nur die Kamera?
Da kommen die nächsten unbedarften Spaziergänger und werden von der Pantomime – ‚pst‘ – ‚da‘ begrüßt. Ich mache auch mit – ‚pst‘ – ‚da‘. Ich weiß nicht wo ich mehr hingeschaut habe. Ob nach vorne zu den Löwen oder nach Hinten, wann kommt endlich die Kamera. Die zwei Löwen waren so schön im Abendlicht und sie waren so nah. Inzwischen hatte ich vom Nachbarn (zwei tolle Kameras mit 500er Objektiven) schon seine ersten Fotos gesehen. Die zwei Damen waren schon trinken, kurz bevor wir gekommen sind, haben sich dann in den Schatten gelegt und sind vielleicht seit 10 Minuten hier.
Wo bleibt die Kamera? Da, endlich. Wir beziehen Position. Im Hide ist es still und alle warten und schwitzen. Und kaum habe ich das zu Ende gedacht – da kommt Aktion in die Situation. Die Kameras klicken um die Wette – ‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘ – die Löwinnen laufen zum Wasserloch – sie trinken – ein Klickgewitter ‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘‚click‘ – die Löwin schaut auf, schaut uns an und die Bilder werden einmalig mit der Sonne im Rücken genau in die Augen der Löwin. Aber schaut selber.
Damit war das Tagessoll an Löwensichtungen wieder erfüllt.
Wie immer ist nach 2 Minuten alles vorbei. Die beiden Löwinnen ziehen langsam auf die andere Talseite und legen sich in den Schatten. Ich bin noch ganz aufgeregt. Das war knapp. Toller Spaziergang.
Zurück in der Hütte gibt es etwas zur Stärkung und ein Gläschen Wein. Und was machen wir jetzt. Tja, es ist erst 20:00 Uhr. Und da fällt uns wieder hier am Nossob-Wasserloch die Webcam ein - mit den nächtlichen Bilder. So hatten wir vor der Reise online um 22:31 Uhr ein Oryx gesehen und anschließend gab es einen technischen Defekt, so dass wir das Oryx gar nicht weiter anschauen konnten. Also schnell zusammen gepackt und los geht’s. Diesmal mit Kameraausrüstung. Wir finden einen freien Platz und werden von den vielen Schakalen (bis zu 9 gleichzeitig) toll unterhalten an diesem Abend. Sie trinken, sie verschwinden im Dunklen, sie trinken, sie fangen Insekten im Licht usw.
Da schwebt eine Eule heran. Sagt kurz hallo und ist schon wieder weg.
Irgendwie sind dann auch alle Schakale weg. Meine linke Nachbarin deutet mit ihrer Pantomime nach rechts hinten. Ihr linker Nachbar fragt nach. Ich schaue ganz angespannt nach rechts hinten und sehe nichts. Bis – die Schakale wieder zurückkommen. Und mit Ihnen eine braune Hyäne. Ich bin total begeistern. Meine erste braune Hyäne. Ja, wieder mal heißt es ‚meine erste ...‘
Hyäne und Schakale trinken gemeinsam am Wasserloch. Die scheinen sich zu vertragen. Irgendwann verschwindet die Hyäne wieder im Dunkeln. Schade – ich hätte so gerne mehr gesehen.
Wir schauen den Schakalen weiter zu. Es erscheint ein Rabe und bringt etwas Abwechslung, bis die Schakale wieder alle verschwunden sind. Und – meine linke Nachbarin sieht es wieder zuerst, diesmal Pantomime von links. Die Schakale kommen wieder und begleiten erneut Hyänen. Diesmal sind es vier Tüpfelhyänen – zwei große und zwei kleine Tiere. Die Vier belegen gleich mal den ganzen Wassertrog. Immer rein in das Becken. Da kann man beim Trinken gleich noch die Füße waschen. Wieder scheinen sich Hyänen und Schakale gut zu vertragen.
Die Zeit vergeht. Die Tüpfelhyänen kommen mal einzeln und trinken, verschwinden dann im Dunkeln nach rechts, nur um kurze Zeit später wieder von links aufzutauchen und erneut zu trinken und immer rein mit den Füssen in den Trog. Die Tüpfelhyänen haben wirklich keine Hygiene gelernt (waschen und trinken mit dem selben Wasser) oder betreiben sehr viel Hygiene, da sie sich gleich ordentlich baden.
Plötzlich erscheint ein kleiner Lichtstreifen am Horizont auf der anderen Talseite. Was geht denn da jetzt ab. Feuer – Sonnenaufgang. Nee, ratet mal. Es war der Mond. Er schiebt sich langsam jedoch stetig über den Dünenkamm und das genau gegenüber vom Hide.
Neben den Tieren am Wasserloch kommen auch die Menschen zu später Stunde in den Hide und gehen wieder. Vor allem der Platz neben meinem Schatz wird viel frequentiert. Hinterher erzählt er mir die Stories, die da so neben ihm gelaufen sind. Meine linke Nachbarin zeigt keine Pantomime mehr an. Die zwei gehen jetzt auch. So wird es leerer im Hide und mein Schatz und ich sind endlich allein. Wir freuen uns, jetzt gibt es nur noch die Tiere und uns.
Und plötzliche Dunkelheit – das Licht ist aus. Mensch, Mensch – der Generator läuft ja nur bis 22:30 Uhr. Das hatten wir total vergessen in unserer Glückseligkeit. Deshalb sind die alle gegangen. Tja, lassen wir den Tieren ihre Nachtruhe. Wir sind auch gegangen. Haben uns mit den ‚Headlights‘ durch den Gang, durch das Holztor, vorbei an der Tankstelle in die Unterkunft Schritt für Schritt vorwärts bewegt. Schnell noch durchs Bad und dann mal ab ins Bett. War ja auch wieder ein erlebnisreicher Tag.
Tagestipp:
Gehe niemals nur ‚spazieren‘ im Nationalpark. Nimm immer Deine Kamera mit. Und damit es besser hält die Wiederholung - Nimm immer deine Kamera mit. Das nächste Fotomotiv warten auf Dich, wenn Du es nicht erwartest.