Bevor hier noch alle Mitfahrer auf der hinteren Sitzbank einschlafen, jetzt schnell den ersten Teil des nächsten Tages gepostet:
3. Tag – KTP von Urikaruus nach Nossob
Ich werde aus tiefem Schlaf geweckt und muss mich erst orientieren. Wo bin ich? Was ist? – Eine Stimme sagt „Löwengebrüll“. Und ja, jetzt, tatsächlich kann ich es auch hören. Ja, ja - richtiges Löwengebrüll in der Nacht – ich höre es. Es ist nur ein kleiner Schauer, der mir den Rücken vor Angst runter läuft. Mein Adrenalin entsteht aus Freude. Mein erstes nächtliches Löwengebrüll. Es bleibt ein Erlebnis für immer – und ich hoffe es noch mehrmals in meinem Leben hören zu können. Ach ja, es ist 0:10 Uhr und trotz Mondlicht ist nichts zu sehen von Löwen am Wasserloch.
Also wieder hinlegen. Der Fledermaus-Regen ist noch aktiv. Gebrüll ist immer wieder zu hören in dieser Nacht. Bisher haben nur alle anderen davon berichtet. Jetzt höre ich es selbst. So einen brüllenden Löwen soll man ja bis zu 12 km weit hören. Die Wildnis hat mich erneut beschenkt. Löwengebrüll !! Jetzt ist es 4:50 Uhr am Morgen und der Fledermaus-Regen ist weiter aktiv. Ach ja, und jetzt sitzt da doch glatt auch ein Löwe am Wasserloch. Ja, ja. Den ganzen langen Tag schlafen und uns die Fahrbahn versperren und dann nachts aktiv werden und uns den Schlaf stören. Trotzdem bin ich so dankbar und glücklich und zufrieden.
Wir packen alle unsere Sachen zusammen. Genießen noch ein gemütliches Frühstück mit Sonnenaufgang. Aber, außer der Sonne und einem Schakal am Wasserloch – nichts los in Urikaruus. Gegen 6:50 Uhr starten wir Richtung Nossob. Im Norden hat es uns letztes Jahr so gefallen, da wollten wir unbedingt wieder hin. Ist natürlich eine ganz schöne Fahrerei. Zum Glück ist die Pad in besserem Zustand als letztes Jahr.
Auf der ersten Strecke kurz vor Kamqua meine sechs Giraffen. Ich hatte mich ja am ersten Abend mit Ihnen verabredet und freue mich, dass es geklappt hat mit dem ‚Meeting‘. Sie zeigen uns Ihren ‚Morgentanz‘ – die Kleinen noch etwas zaghaft und mit einfachen Bewegungen. Die zwei Großen schon mit fortgeschrittener Technik und erweitertem Spektrum der ‚Kopf-gegen-Fuß‘-Attacken. Zum Abschluss gibt es noch das Schlussbild aller ‚Akteure‘ bevor diese durstig zum Wasserloch laufen. Der Chef der Truppe hat alles aus dem Hintergrund koordiniert.
Wasserloch Kamqua – sechs Giraffen, ein trockenes Tal ohne Gras, und wir.
Die 52 km über die Dünen fahren sich so dahin. Düne rauf – Düne runter – Kurve links – Kurve rechts – Düne rauf – Düne runter. Da ein schwarzer Vogel links – oh ist schon weg. Zu spät für ein Foto. Düne rauf – Düne runter – Kurve links – Kurve rechts – Düne rauf – Düne runter. Da ein Vogel (black-shouldered kite)
Wasserloch Moravet – 3 Oryx
Wir pirschen uns vorsichtig und langsam mit unserem Auto heran. Laaangsam. Werden jedoch entdeckt – Wind steht wohl ungünstig für uns. Die Drei verschwinden in den Dünen. Wir tun euch doch gar nichts. Wollen nur ein schönes Foto im Morgenlicht. Nur ein Foto. Mehr nicht.
OK. Die haben uns entdeckt und wollen nicht fotografiert werden. Dann halten wir mal Ausschau nach weiteren Objekten.
Nach vorne schauen - Oryx – da vorne geschickt getarnt vor der Düne steht ein Oryx. Hey, hat uns auch schon gesehen und will verschwinden.
Nach rechts schauen - 2 Oryx – auf der anderen Talseite. Hey, die haben uns auch schon gesehen und wollen nach hinten verschwinden.
Das gibt’s doch nicht. Sind die aber scheu hier in den Dünen. Wir besinnen uns an unserer gute Erziehung und räumen das Feld … Rückzug …
Hey, die Drei sind auch glatt drauf reingefallen. Von wegen Rückzug - vom nächsten Dünenkamm haben wir doch noch unsere Fotos bekommen. Wäre doch gelacht.
Düne rauf – Düne runter – Kurve links – Kurve rechts – Düne rauf – Düne runter. Düne rauf – Düne runter – Kurve links – Kurve rechts – Düne rauf – Düne runter. Da ein Vogel - northern black korhaan
Düne rauf – Düne runter – Kurve links – Kurve rechts – Düne rauf – Düne runter. Da ein – nein – viele – sehr viele Vögel – diesmal Strauße
Plötzlich ändert sich die Natur. Es wird grüner. Da steht sogar mal eine ‚Pfütze‘ auf der Pad. Die Dünen sehen feucht aus. Vereinzelt sind kleine gelben Blüten am Rand der Pad zu sehen. Die Wüste lebt – wir erinnern uns. Der ‚Campbetreuer‘ in Urikaruus hatte gesagt – Mittwoch hat es 15 mm geregnet. Hier sieht man das Ergebnis sofort. Und mit den jungen grünen Grashalmen kommen auch die neugeborenen Tiere. Kurz vor dem Picknickplatz sehen wir rechts den Nachwuchs vom Red Hartebeest. Die Kleinen sind ja so süüüüsss mit Ihren kleinen Hörnchen. Ich werde gar nicht wieder und will ganz viele Fotos davon. So viele Tierkinder – erst Springbock, dann Gnu und jetzt noch Red Hartebeest.
Düne rauf – Düne runter – Kurve links – Kurve rechts – Düne rauf – Düne runter. Da ein Vogel - ein southern pale chanting goshawk (für mich ab sofort der Ringelsöckchen-Habicht)
Picknickplatz Dikbaardskolk – nichts los, von den dortigen Löwen nichts zu sehen
Unterwegs Richtung Nossob – nichts los
Wir können dieses Jahr sehr weit ins Tal schauen, da es keine Gräser und Büsche gibt. Aber nützen tut es uns nicht viel. Kein Gras – keine Tiere. So sind wir schnell in Nossob. Tja, Nossob. Am liebsten hätte ich es ausgelassen. Letztes Jahr hatten wir für drei Nächte ein innenliegendes Schlafzimmer. Ich bin kein Höhlenmensch. Es war so dunkel und so warm in diesem Zimmer und dieses Jahr – ich hatte einen anderen Zimmertyp gebucht – Zwei-Bett-Chalet und no. 9c war fest in meinem Kopf. Das Schlimmste was ich mir lt. Übersichtsplan aller Hütten ausgemalt hatte, war 5b – direkt Richtung Campingplatz und mit dem WC- und Küchenblock für die Camper vor der Nase. Und was kriegen wir – 5b. Dong, dong – ich war nicht vorbereitet. Es trifft mich wie der Schlag. Wir diskutieren. Nein – kein Wechsel möglich. Alles belegt. Alle Gäste schon da. Ach und der Computer bestimmt die Zimmerbelegung. Da gibt es einen Button, da drückt man drauf und schon hat man no. 5b. Tja, dann drücken wir einfach noch mal drauf. Vielleicht kommt als nächstes was anderes raus. Neben der ‚schlechten‘ Lage hat 5b auch wieder ein innenliegendes HÖHLEN-Schlafzimmer ohne Luftzug. Nicht zu fassen. Schlimmer geht nimmer.
Wir tanken noch und besuchen den Shop für Trinkwasser. Wir gönnen uns ein Mittagsschläfchen (wie die Löwen) und ich berichte später weiter …