THEMA: Botswana April 2017 – Mixed Emotions
20 Jun 2017 19:41 #478662
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25.04.17 - Nachmittag

Für die, die es noch nicht wissen, möchte ich unsere Beziehung zur Garden Lodge bzw. zu deren Besitzern noch einmal kurz erklären.
Wir kennen uns seit 2007, da waren wir das erste Mal hier und speziell meine Frau freundete sich mit der Besitzerin Gabi an. Beide Mädels sind irgendwie „aus dem gleichen Holz geschnitzt“ und verstehen sich deshalb blendend. Seitdem waren wir schon ziemlich oft hier und umgekehrt besuchen Gabi und Phil uns fast immer, wenn sie in Deutschland vorbei schauen. Wir kennen die Lodge und die Staff natürlich in- und auswendig, deshalb würde mir eine neutrale Beurteilung schwer fallen. Aus diesem Grund liefere ich nur die Fakten:
Die Garden Lodge liegt am Ufer des Chobe River ziemlich am Rand von Kasane zwischen dem Old House und der Mowana Lodge. Sie bietet 8 reguläre Räume sowie 2 Räume für Guides / Pilots an, wobei zwei Gästezimmer zusätzlich als Family Units ausgelegt sind. Die Lodge bietet Gamedrives und Boatscruises mit eigenen Fahrzeugen bzw. Booten an. Die kleine Besonderheit: Der Garten hinunter zum Flussufer wird gerne von verschiedenen Tieren besucht. Ausser zahlreichen Vögeln kann man Mangusten, Warzenschweine, Hippos und manchmal Elefanten oder Buschböcke aus nächster Nähe sehen.

Bei unserer Ankunft führt der Chobe eine Menge Wasser, aber Freundin Gabi zeigt mir am Bootsanleger, dass der Wasserstand in der Vergangenheit durchaus schon höher war. Heute Nachmittag begleite ich Guide John auf dem Boot. Es sind noch vier weitere Gäste dabei, also setze ich mich in die hinterste Reihe, direkt vor unseren „Käpt´n“. Bereits um 15:15 sind alle startklar, der Boatcruise auf dem Chobe kann beginnen. Zunächst fahren wir an den Lodges vorbei zum Gate, damit John uns registrieren kann, danach tuckern wir langsam am Flussufer entlang.

Ein Nilwaran liegt dekorativ auf einem Baumstamm, dieses Motiv nehme ich gerne mit, am Ufer sitzt eine Emerald Spotted Dove, ein Teil ihres Gefieders ist grün-blau Federn und reflektiert in der Sonne. Eigentlich ein schönes Bild, aber leider ist sie zu weit weg. Ein Stück weiter entdecken wir Wassertriele am Ufer. Die Vögel sind gut getarnt, stehen auf einem Bein und bewegen sich keinen Millimeter, so bleiben sie ungestört. Wir nehmen Kurs auf die Flussmitte, hier findet man riesige Teppiche von Sumpfgras und Wasserlilien. Dazwischen spiegeln sich die weissen Wolken im blauen Wasser, auch ein nettes Bild. Dann fahren wir wieder zum Ufer, dort liegen einige Nilkrokodile träge in der Sonne. Manche haben ihr Maul geöffnet, damit regulieren sie ihre Körpertemperatur bei Hitze. Wir pirschen uns an einen Woodland Kingfisher heran, der auf einem toten Baum sitzt. Leider fliegt er davon, bevor ich in Position bin. Ein Pied Kingfisher macht es genau anders herum und bleibt einfach sitzen, als wir näher kommen. So kann ich ihn natürlich nicht im Flug knipsen. Viel besser funktioniert das mit einem Fisheagle, der sich am Ufer befindet. Die Adler haben eine gute Körpersprache. Sehr oft trippeln sie von einem Bein auf das andere, wenn wir uns annähern. Dann koten sie noch einmal, um sich zu erleichtern, erst dann heben sie ab. Das gibt mir in der Regel Zeit genug, um sie mit geöffneten Flügeln aufs Bild zu bekommen.









Jetzt stehen mehr Büsche am Ufer. Davor hat sich ein Büffel ins Gras gelegt, zwei Kuhreiher sind dicht bei ihm, um aufgescheuchte Insekten zu fressen. Etwa 45 Minuten später taucht am anderen Ufer die Chobe Savannah Lodge auf. Sie liegt auf der namibischen Seite, deshalb dürften wir dort nicht an Land gehen, das wäre illegal. Ein paar Wasservögel am Ufer, in der Ferne ein paar Giraffenhälse, mehr bekommen wir heute nicht zu Gesicht. Wir fahren wieder zurück und positionieren uns um 10 Minuten vor 18:00 so auf dem Chobe, dass wir die untergehende Sonne genau im Blick haben. Die lässt sich auch nicht lumpen und taucht unter einer dicken dunklen Wolke noch einmal auf, bevor sie hinter dem Horizont verschwindet, ein wirklich schönes, stimmungsvolles Bild. Wenige Minuten später glüht der Himmel in zartem Rosa, während wir den Park hinter uns lassen und die Garden Lodge ansteuern. Ruth und ich lieben die Sonnenuntergänge auf dem Chobe. Obwohl wir davon schon viele, viele gesehen haben, wird es uns nie langweilig. Im Gegenteil! Auch heute noch bekomme ich bei solchen Sonnenuntergängen ein Hochgefühl und versuche, diese spezielle Stimmung bis zu unserer Rückkehr zu bewahren. Oft gelingt es mir auch :)



In der Lodge angekommen, wird geduscht, etwas später trifft man sich zum Sundowner vor dem Pool. Um 19:30 heisst es dann: „May I disturb you? Dinner is ready!“ Kellnerin Vanano bittet uns zum gedeckten Tisch. Dann stellt sie das Menü des Abends vor und das Essen kann beginnen.

Mittwoch 26.04.17

Wir fahren mit dem Auto in den Park. Start ist um 08:30, pünktlich verlassen wir die Lodge. Es geht die Hauptstrasse parallel zum Fluss entlang, dann den Hügel hinauf, am Airport vorbei zum Parkeingang. Am Sedudu Gate lassen wir uns registrieren, jetzt kann der Gamedrive beginnen.
Die ersten Fahrminuten führt die Piste durch dichten Busch, man hat kaum eine Chance, etwas zu entdecken. Später fahren wir einen Hügel hinauf, von hier aus hat man einen schönen Blick ins Tal und über den Fluss. Jetzt geht es wieder den Hügel hinunter bis zum Flussufer. Heftige Regenfälle haben tiefe Furchen in die Piste gegraben und John muss vorsichtig fahren, um seine Gäste nicht zu sehr durchzurütteln. Unten am Ufer treffen wir auf zwei Elefanten. Während die Kuh bei unserer Ankunft völlig entspannt bleibt, regt sich der junge Bulle auf, schüttelt den Kopf, lässt die Ohren klatschen und schnaubt heftig. Er ist augenscheinlich mit unserer Anwesenheit nicht einverstanden. Als wir den Motor starten, fängt das Spiel wieder an, der junge Mann bläst sich ganz schön auf, bevor er hinter den Büschen das Weite sucht.





Ein Fischadler sitzt sehr dekorativ im Geäst eines toten Baums und würdigt uns keines Blickes. Am Rand der Piste treffen wir auf Impalas. Gleich neben dem Fahrzeug steht ein junger Bock mit einem Oxpecker auf dem Rücken. Der stört ihn und er möchte ihn gerne loswerden. Das ist aber nicht so einfach, denn der Madenhacker fühlt sich an dieser Stelle wohl. Jetzt landet auch noch ein zweiter. Der Impalabock sprintet los und es sieht aus, als würden die zwei Vögel auf seinem Rücken reiten, ein lustiges Bild. Ich nutze die nächsten Minuten, um einige Bilder von Impalas zu machen.









Wir biegen an einer Kreuzung ab und fahren direkt ans Wasser. Über uns sitzt ein Fischadler auf einem Baum und frisst gerade einen Wels. Das beobachten wir natürlich mit Interesse. Dann müssen wir umkehren, um die Upper Road entlang zu fahren, denn die Piste am Flussufer ist überschwemmt. Im hohen Gras stehen einige Pukus und schauen uns neugierig an. Einige Fahrminuten weiter hat man einen herrlichen Ausblick über den Chobe. Von hier aus kann man ganz gut die Breite des Flusses um diese Jahreszeit erfassen. Dann wird es hektisch, denn ein Impalabock rennt laut schnaubend um unser Fahrzeug herum, um einen Nebenbuhler zu vertreiben. Auf dem Weg zum Flussufer treffen wir auf eine Giraffe, die ganz gemütlich mit ihrer langen Zunge die Blätter vom Zweig einer Akazie umschliesst, um sie dann abzuzupfen. Um uns herum schwirren plötzlich zahlreiche Libellen, sie scheinen bestimmte Büsche zu mögen, die direkt neben der Piste wachsen. Nahe am Ufer liegt ein Krokodil bewegungslos im Wasser. Rücken und Kopf sind ausserhalb, das Maul ist halb geöffnet. So wartet es auf einen unaufmerksamen Vogel oder ein Kleintier.











Wir müssen umdrehen, denn auch dieser Uferweg ist überschwemmt. Im Gras taucht eine Warzenschweinfamilie auf. Vater, Mutter und 5 Kinder suchen nach fressbaren Dingen, lassen uns dabei aber nicht aus den Augen. Eine Gabelracke sitzt am Pistenrand auf dem Boden und hat eine kleine Schlange aufgepickt. Die windet sich in seinem Schnabel und es ist nicht einfach für den Vogel, sie hinunter zu schlucken. Der Kopf geht hin und her, dann verliert er die Schlange, pickt sie wieder auf, irgendwann ist sie im Hals verschwunden und der LBR (Lilac Brested Roller) fliegt wieder zu einem höher gelegenen Aussichtspunkt auf die Spitze eines Busches. In der Nähe schwirren Blue Waxbills und Firefinches durch die Gegend. Immer wenn ich den Fotoapparat zücke und sie anvisiere, verstecken sie sich in den Büschen. Das ist gemein! Ein einsamer Büffel läuft durch die sattgrüne Landschaft. Auf dem Rücken „reitet“ ein Kuhreiher, zwei andere rennen zwischen den Beinen umher und fangen die aufgescheuchten Insekten.





Inzwischen sind wir am Serondela Picnic Spot angekommen. Hier machen wir eine kleine Pause, dann fahren wir zurück in Richtung Parkausgang. Es ist ziemlich heiss geworden und die meisten Tiere haben sich in den Schatten zurückgezogen. Ein paar Vögel sind noch zu sehen, sonst bleibt es ruhig. Wir passieren das „Elephant Valley“. Hier kreuzen normalerweise die Elis ab Mittag die Piste, um am Flussufer zu trinken und zu baden. Heute aber gibt es keine Spur von den grauen Riesen. Durch die ergiebigen Regenfälle in den letzten Monaten sind sie nicht auf den Fluss angewiesen und bleiben lieber im Hinterland, dort finden sie frisches Gras und dichte, nahrhafte Büsche und Bäume.
Gegen 12:15 sind wir zurück in der Lodge, um 13:00 sitzen wir mit Freundin Gabi und einigen Angestellten auf der Veranda und nehmen ein leichtes Lunch zu uns. Nach dem Essen ist Ruth wieder mit Gabi unterwegs, ich nehme mir eine kleine Auszeit im Zimmer. Eine Stunde später ist schon wieder der Nachmittagstee unter dem grossen Baum im Garten angesagt. Um 15:00 laufen wir zum Boot und starten den Boatcruise am Nachmittag.

Ich versuche, startende und fliegende Wasservögel „einzufangen“, kann ein Gruppenfoto von einer Warzenschweinfamilie mit Krokodil machen, dann folgen ein paar Portraitfotos von zwei Hippos, die im Wasser das weiche Sumpfgras abweiden. An einem anderen Uferabschnitt folgen Kudus, Streifenmangusten, und Paviane.





Wir umkreisen in der Flussmitte eine Gruppe von Flusspferden in der Hoffnung, dass der „Big Boss“ uns mit aufgerissenem Maul drohen wird, aber den Gefallen tut er uns nicht. Also schauen wir weiter am Ufer. Diverse Wasservögel und Reptilien sind zu sehen. Ganz in der Nähe sind weitere Hippos im Wasser. Da reisst sogar einer mal das Maul weit auf, allerdings ist es nur ein Halbstarker, seine Drohgebärden sind nicht so wirklich beeindruckend. Der Chef der Gruppe, ein grosser Bulle, steht am Rand der Gruppe und verteilt seinen Dung mit dem Schwanz, den er wie einen Propeller dreht. So markiert er sein Territorium. Jetzt sind wieder die Vögel an der Reihe. Seidenreiher, Kuhreiher, Pfeifenten, zwischendurch mal ein Fisheagle, Nilgänse im Formationsflug, ein Graufischer, der auf einem Ast sitzt und angestrengt ins Wasser starrt, um kleine Fische zu jagen, dann bricht wieder die Zeit der Affen an.





Am Ufer haben sich verschiedene Paviangruppen versammelt. Manche kommen zum Trinken ans Wasser. Die Sonne steht günstig und die Tiere spiegeln sich im Wasser, das sind nette Bilder, die ich mir natürlich nicht entgehen lasse. Dazwischen wuseln die Kleinen herum und spielen miteinander, das ist die Zeit für Action-Fotos!









Wir tuckern weiter. Es ist bereits kurz vor 18:00 und die Schatten werden lang und länger. Am Ufer tauchen drei Giraffen auf. Sie stehen bereits teilweise im Schatten, werden aber vom goldenen Licht der untergehenden Sonne angeleuchtet. Vorsichtig bewegen sie sich ans Wasser. Eine Giraffe fasst genügend Mut, spreizt die Beine, beugt den langen Hals nach unten und trinkt. Dann reisst sie den Kopf ruckartig nach oben. Ich bin darauf vorbereitet und mache meine Fotos in dem Moment, in dem das Wasser herumspritzt. Jetzt dreht sich das Tier um, läuft einige Schritte vorwärts und begegnet Giraffe Nummer zwei. Ihre Hälse kreuzen sich, natürlich ist auch diese Situation ein Foto wert. Nummer eins nimmt noch ein paar Schlucke zu sich, jetzt stehen alle drei Giraffen ganz nah beisammen, bevor sie wieder im Busch verschwinden.









Für uns wird es Zeit, die Flussmitte aufzusuchen um den Sundowner zu zelebrieren. Die Sonne hat den Horizont erreicht, und schickt ihre goldenen Strahlen übers Wasser. Die Wolken am Himmel sind zur Seite gewandert und bilden einen Rahmen, der mehr und mehr rötlich aufglüht. Vor uns befinden sich einige Flusspferdes im Wasser, jetzt werden sie von den Sonnenstrahlen angeleuchtet, diese Position eignet sich gut für Gegenlichtaufnahmen. Kurze Zeit später ist der Feuerball verschwunden und wir verlassen den Park.







Heute Abend essen wir nicht in der Lodge, sondern gehen mit Gabi, Phil und zwei Freunden zum Inder. Das Besondere für mich: Immer wenn wir dort sind, bestelle ich Pizza. Pizza beim Inder? Das ist schon sehr speziell. Ruth und Gabi verziehen jedes Mal das Gesicht, wenn ich meine Bestellung aufgebe, denn natürlich kann man diese Kreation so gar nicht mit einer echten Pizza vergleichen. Mir schmeckt´s aber trotzdem :whistle:

... wird fortgesetzt ...
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Donnerstag 27.04.17

Beim Frühstück treffen wir Jens und Thoralf, zwei Tierfilmer aus Deutschland. Die haben schon TV Produktionen wie z.B. „Wildes Deutschland“, „Wildes Hamburg“ oder auch „Wildes Japan“ gedreht. Sie wohnen öfter mal bei Gabi und drehen zurzeit einen zweiteiligen Film über Elefanten. Die Dreharbeiten werden mindestens bis Ende 2017 dauern. Wenn man die schönen Tierfilme im TV sieht, dann sollte man sich auf keinen Fall der Illusion hingeben, dass die Tierfilmer raus fahren, die Filmkamera zücken und die ganzen Sequenzen so eben mal aufnehmen. Besonders die spektakulären Situationen in einem Tierfilm erfordern Zeit, noch mehr Zeit, Geduld und auch mal Glück. Für einen netten Tier- oder Naturfilm, der vielleicht 45 Minuten lang ist, kann man durchaus drei Jahre benötigen, in denen man seine Hauptdarsteller immer wieder begleitet. Das heisst nicht unbedingt, dass man diese drei Jahre jeden Tag vor Ort ist, sondern man kommt zu bestimmten Zeiten und dreht die benötigten Szenen, wenn denn die Tiere auch mitspielen. Jens und Thoralf haben zum Beispiel vier Jahre in Australien und Borneo verbracht, um Naturfilme zu drehen, waren aber zwischendurch immer wieder zuhause, denn sie haben sehr wohl auch Familie und Kinder. Diese beiden jedenfalls sind sehr sympathische Leute und ich unterhalte mich gerne mit ihnen, zumal sie mein Gejammer über verpasste oder vermurkste Aufnahmen gut nachvollziehen können. Selbst diesen Profis gelingt eben nicht alles :)

Am heutigen Vormittag ist Tefo, der zweite Guide der Garden Lodge, unser Begleiter. Er ist jetzt seit einem knappen Jahr dabei und wir waren mit ihm letzten November schon einige Male auf der Pirsch. Tefo ist ein sympathischer Mensch, ich mag die Art, wie er das „r“ rollt. So sagt er z.B. nicht einfach „Crocodile“, sondern eher so etwas wie „Crrrocodile“.

Mit uns sind heute zwei Ehepaare aus Deutschland. Sie haben einige Jahre in Südafrika gelebt, sind dann aber wieder zurück in die Heimat gezogen. Ihren Mannheimer Dialekt haben sie jedenfalls immer noch unverkennbar behalten. Wieder nehmen wir die nächste Abbiegung hinter dem Gate in Richtung Fluss. Auf einem umgefallenen Stamm finden wir ein Baumhörnchen, das sich ohne Scheu fotografieren lässt. Auf unserer Fahrt entlang des Ufers schiesse ich Bilder von einem landenden Kuhreiher. Reiher, Kap-Turteltauben, Nilgänse, ansonsten sind nur ein paar Glanzstare zu sehen, Vierbeiner machen sich rar an diesem Morgen.







Kurz vor dem Anstieg zur Chobe Game Lodge sieht man ein Nest hoch oben im Baum. Darin sitzt ein Fischadler. Leider ist meine Linse zu klein, um ein akzeptables Foto aufzunehmen. Hinter der Einfahrt zur Lodge stehen drei Fahrzeuge. Die Insassen starren angestrengt auf einen Baum, der ein ganzes Stück entfernt steht. Tefo fragt nach und erfährt, dass ein Leopard es sich auf einem der Äste bequem gemacht hat. Selbst mit einem Fernglas ist die Katze extrem schwer zu erkennen, da haben wir auf dieser Reise schon bessere Sichtungen gehabt :whistle:
Wir fahren weiter. Ein Falke hoch im Baum, ein Raubadler in der Luft, eine Gabelracke im Busch, links und rechts Impalas, die ab und zu vom Herdenchef zusammen getrieben werden, mehr lässt sich nicht blicken. Also beschränke ich mich notgedrungen auf Portraitfotos von Impaladamen. Wobei ich sagen möchte, dass ich diese eleganten Tiere sehr mag und es keine „Verzweiflungsfotos“ sind, die ich jetzt mache.



Es folgen Nahaufnahmen von Glanzstaren, die Blue Waxbills und Finken auf dem Boden sind wieder mal etwas zu weit entfernt, um brauchbare Aufnahmen zu machen, diese Bilder sind jetzt wirklich „Verzweiflungsfotos“. Da ist mir der Fisheagle oben im Baum doch viel lieber, denn er ist gross genug für ein nettes Bild. Eine Leopardenschildkröte bewegt sich mit annähernd Höchstgeschwindigkeit in Richtung Flussufer. Ich denke mal, eine gute Stunde wird sie noch brauchen, bevor sie am Wasser angekommen ist :)









Wir sind an eine Pan gekommen. Hier treffen sich öfter verschiedene Tierarten, um Mineralien zu sich zu nehmen. Heute sind einige Giraffen in der Nähe. Eine davon kann ich genau hinter einer Warzenschweinfamilie fotografieren, das macht den Grössenunterschied ziemlich deutlich. In der nächsten Stunde passiert einfach nichts. Tefo stoppt irgendwann bei Serondela, dann fahren wir wieder zurück. An einem schattigen Platz treffen wir auf eine Gruppe Paviane. Einer hat das Kinn auf seine Hand gestützt, es sieht aus, als würde er sehr intensiv über etwas nachdenken. Dann hören wir lautes Gezeter. Irgendein jugendlicher Affe wird von einem Älteren zurechtgewiesen. Ein Stück entfernt ist ein Paar damit beschäftigt, für Nachwuchs zu sorgen. Neben uns raschelt es im Busch, plötzlich toben einige Paviankinder rund um unser Auto.











Wir müssen weiter, denn unser Lunch wartet in der Lodge. Am blitzblauen Himmel ziehen etwa 40 Klaffschnäbel ihre Kreise, das ist mir ein Bild wert. Dann erreichen wir das Gate und verlassen den Park. Heute Vormittag haben wir nicht einen einzigen Elefanten gesehen, das ist wirklich ungewöhnlich für die Chobe Riverfront. Immerhin schätzt man den Elefantenbestand im gesamten Chobe Nationalpark auf fast 100.000 Tiere!

Am Nachmittag steht eine Bootstour mit John auf dem Programm. Während die anderen Gäste mit Tefo unterwegs sind, werde ich versuchen, einige Fotos von diesem Boot nahe bei einer Elefantenherde am Wasser zu machen. Dafür ist es allerdings nötig, dass wir überhaupt eine Herde am Wasser sehen. Aber wir wollen es zumindest versuchen, denn die Lichtverhältnisse sind heute nicht schlecht.
Im Park angekommen, scheuchen wir einen Schwarm Zwergenten auf. Sie fliegen ein Stück voraus und lassen sich wieder auf dem Wasser nieder. Wenn wir uns nähern, geht das Spiel wieder von vorne los. Irgendwann ändern sie dann doch ihre Meinung, fliegen einen grossen Bogen und steuern wieder den allerersten Platz an. Wir tuckern langsam am Ufer entlang, John und ich haben immer das andere Boot im Blick, aber es gibt keine interessanten Situationen, die brauchbare Bilder zulassen würden. Ein paar Kudus, Impalas, Warane oder Krokodile am Ufer, Kormorane, Schlangenhalsvögel und Reiher in und am Wasser, mehr geht nicht. Wir erreichen eine Gruppe Hippos. John bringt uns in Position, sodass die Hippos zwischen dem anderen Boot und uns sind. Jetzt hätte ich gerne ein Bild mit dem Hippobullen, der sein Maul drohend aufreisst. Das tut er auch, aber leider mit dem Rücken zu uns, das bringt mir gar nichts. Wir können unsere Position leider nicht verändern, denn dann wäre das andere Boot ja nicht vor der Hippogruppe. Wir warten noch einige Minuten, aber nichts passiert. Also fahren wir weiter, denn die Gäste möchten ja noch andere Tiere sehen.









Zwei Impalaböcke kämpfen spielerisch am Ufer und sie spiegeln sich im Wasser, daneben sitzen einige Paviane am Wasser. Das Gästeboot fährt ans Ufer und stoppt. Ich mache meine Fotos vom Boot, aber wirklich spannend sind diese Bilder nicht. Ausserdem haben sich schon wieder viele Wolken vor die Sonne geschoben, das Licht ist also eher bescheiden. Da ich meinen Auftrag nicht durchziehen kann, konzentriere ich mich auf die spielenden und herumtobenden Paviankinder. Immer mehr Affen erscheinen und ich finde ein paar lohnende Motive.











Weiter geht es zu einer Steilwand. Hier nisten die Bienenfresser in Höhlen. Wir können ziemlich nahe heranfahren. Die bunten Vögel kleben förmlich an der weissen Steilwand, schlüpfen immer wieder in die Höhlen oder flattern in scheinbar wildem Durcheinander herum. Akustisch wird die Sache durch ein vielstimmiges Gepiepse. Ich habe zwar meinen Spass beim Fotografieren, aber meinen Auftrag kann ich immer noch nicht erfüllen. Ich dirigiere das Gästeboot vor die Steilwand, sehe aber schnell ein, dass diese Bilder einfach keine echten Hingucker sind.









Wir schauen den Chobe hoch und runter, kein einziger Elefant lässt sich blicken. Unsere letzte Chance ist ein Stück weiter den Fluss hinauf. Dort angekommen stellen wir fest: Fehlanzeige! Also fahren John und ich nahe an einen Teppich voller Seerosen, der sich mitten im Fluss befindet. Hier kann ich zumindest noch nette Fotos von einem African Jacana mit seinen Jungen machen. Bei diesen Vögeln verschwindet die Mutter, wenn sie die Eier gelegt hat und der Vater übernimmt die Brutpflege sowie die Aufzucht der Kinder.







Inzwischen ist es fast 17:30, es wird Zeit, den Heimweg anzutreten. Dann ein kleines Highlight – zumindest für die Gäste. Oben an einem Steilhang stehen tatsächlich drei Elefanten, einer ist sogar ein kleines Stück herabgeklettert. Wir fahren weiter, jetzt sind wir ganz nah an einer beliebten Stelle für die Elis. Ein einziger Elefant hat sich ans Ufer begeben. Ich mache ein paar Fotos von dem anderen Boot, bin aber nicht wirklich zufrieden.



Es ist kurz vor 18:00, die Sonne hat den Himmel golden eingefärbt und steht schon kurz vor dem Horizont, da treffen wir tatsächlich noch auf eine Elefantengruppe. Leider ist es schon zu dunkel für gute Bilder, wir beenden also die Mission und ich mache lieber noch ein paar Sonnenuntergangsbilder. Davon habe ich ja zum Glück so wenige innerhalb der letzten 10 Jahre gemacht :whistle: Wobei ich sagen muss, dass speziell am heutigen Abend dramatische Wolkengebirge am Himmel „hängen“ die immer wieder die Farbe wechseln, ich denke mal, da kann kein Fotograf widerstehen.













Um kurz nach 18:00 ist die Sonne verschwunden und wir verlassen den Park. Heute bleiben wir zum Dinner mal wieder in der Lodge. Dort treffe ich auch meine Frau und Freundin Gabi. Kurz nach dem Dinner werden wir hinaus gerufen. Margret ist im Garten! Die Geschichte dazu: Seitdem wir in die Garden Lodge kommen, erscheint in der Dunkelheit ziemlich regelmässig ein Hippo im Garten, um das frische Gras abzuweiden. Tagsüber wird die Wiese gewässert, es ist also immer frisches Grün vorhanden. Man kann nicht davon ausgehen, dass es sich immer um dasselbe Hippo handelt, zumal auch schon bis zu drei Hippos im Garten herumliefen, aber Gabi hat dem „Standardhippo“ einfach den Namen Margret gegeben und so heisst es inzwischen traditionell: Margret ist da! Wir beobachten das Flusspferd noch einige Minuten, dann ziehen wir uns aufs Zimmer zurück.
Die Tage in Afrika vergehen einfach zu schnell. Kaum haben sie angefangen, sind sie – zumindest gefühlt – bald darauf schon wieder zu ende. Also bleibt mir nur eins: Ich muss die folgenden drei Tage ganz intensiv geniessen, damit ich genug Afrika-Vorrat habe, wenn wir wieder in Deutschland sind :S

... wird fortgesetzt ...
Anhang:
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Freitag 28.04.17

Wieder frühstücke ich gemeinsam mit Jens und Thoralf, sie sind gestern etwas weiter den Fluss hinauf gefahren und haben einige Elefantenbullen filmen können, die sich um eine Dame bemühten. Gerade bin ich etwas neidisch, denn da wäre ich gerne dabei gewesen. Meine Frau hat nur einen Kaffee getrunken, dann wurde sie von Gabi abgeholt und die beiden machen einen Spaziergang mit der Hundemeute.
Heute fahren wir mit John in den Park. Es ist wieder extrem ruhig am Flussufer. Also müssen erneut die Impalas darn glauben, denn irgendetwas möchte ich fotografieren. Auf einem Ast entdecken wir zwei Tauben. Die führen uns vor, warum man den Begriff „Turteltäubchen“ für ein verliebtes Paar benutzt, es ist nett, ihnen beim Turteln zuzuschauen.







Nach ein paar Kilometern habe ich weitere „Opfer“ gefunden. Es sind Perlhühner, die am Pistenrand nach Fressbarem suchen. Sie haben einige Jungtiere dabei und laufen hektisch herum, das allerdings ist nichts Besonderes, denn das tun sie häufig. Etwas später stossen wir auf einen Impalabock, dessen zweites Horn abgebrochen ist. Sofort nenne ich ihn: das letzte Einhorn, wobei dieser Begriff so nicht stimmt, denn man kann ab und zu einen Bock finden, der bei einem Kampf einen Teil seines Kopfschmucks verloren hat. Das „letzte Einhorn“ hat also einige Kollegen hier an der Riverfront. Im Gebüsch und am Boden wuseln überall kleine Vögel herum, ich strenge mich richtig an, muss aber wieder einmal feststellen, dass ich für die Vogelfotografie ungenügend ausgestattet bin – sieht man mal von den grossen Vögeln ab.











Dann haben wir eine interessante Sichtung. Es handelt sich um einen Impalabock, der einen schwarzen Streifen auf der Nase hat. John meint, es könnte sich um ein Schwarznasen-Impala handeln. Dieser Ausdruck ist kein Spitzname, sondern tatsächlich eine offizielle Bezeichnung, denn die gewöhnlichen Antilopen heissen Schwarzfersen-Impalas. Die Schwarznasen sollte es eigentlich hier am Chobe gar nicht geben, denn sie leben in Namibia, aber die Diskussionen, ob es inzwischen einige hierher verschlagen hat, gibt es schon seit einiger Zeit.



Der Vormittag ist schon wieder vorüber. Auf dem Rückweg wären noch Warzenschweine und Giraffen zu erwähnen, mehr Sichtungen – einige Vögel mal ausgenommen – gibt es nicht. Der positive Aspekt: Ich muss mir keine Sorgen machen, dass meine Speicherkarten vielleicht nicht langen…
An dieser Stelle möchte ich aber erneut sagen: Auch wenn man beim Lesen vielleicht hin und wieder den Eindruck hat, man könne sich schnell langweilen (das 235. Impala, der 196. Glanzstar, das 96. Warzenschwein), für mich stellt sich nie die Frage, ob ich eine Tour einfach mal ausfallen lassen und mich in dieser Zeit lieber an den Pool legen sollte. So etwas käme für mich einfach nicht in Frage, denn ich finde immer irgendetwas, das ich fotografieren kann oder eine Situation, die ich so noch nicht erlebt habe. Für denjenigen, der die Augen aufmacht und nicht nur auf die grossen Tiere fixiert ist, für den gibt es jeden Tag etwas Neues zu sehen. Und zu dieser Spezies gehöre ich!







Am Nachmittag fahren wir zunächst wieder zu den Chobe Rapids, um die Brutkolonien zu beobachten. Hin und wieder sieht man hier auch die seltenen Fischotter, aber dieses Jahr sind die Felsen fast komplett durch das Hochwasser überspült, da haben die Tiere sich wohl eine andere Stelle gesucht. An der Anlegestelle des Parkeingangs müssen wir kurz warten, denn es sind ziemlich viele Boote unterwegs. Am Wochenende wollen auch die Einheimischen öfter mal per Boot in den Park, um den Sonnenuntergang zu zelebrieren.
Langsam geht es am Ufer entlang. Ich entdecke einen Greyheaded Kingfisher, der Wattled Lapwing mit seinen auffälligen gelben Hautlappen am Schnabelansatz regt sich zeternd über unsere Annäherung auf, bevor er wegfliegt. Schon habe ich noch eine Flugaufnahme „im Kasten“. Etwas weiter vom Ufer entfernt befindet sich ein scheinbar regungsloser Hippobulle. Aber was ist das? Ganz nah bei ihm sind zwei Nasenlöcher zu erkennen, das dazugehörige Hippo ist komplett im Wasser verschwunden. Des Rätsels Lösung: Hier handelt es sich um eine Hippodame, die gerade vom Bullen begattet wird. Das scheint kein wirklicher Spass für Madame zu sein, denn der Bulle drückt sie mit seinem Gewicht soweit unter Wasser, dass sie gerade noch durch die Nasenlöcher atmen kann. In dieser Position verharren sie eine Zeitlang, bevor die Hippodame sich wieder erholen darf.









Es wird Zeit, dem Flusslauf zu folgen. Ein Fisheagle sitzt dekorativ auf einem Ast. Ein schönes Foto, mit einem tiefblauen Himmel im Hintergrund. Jetzt startet er sogar und fliegt knapp an uns vorbei. Inmitten der Sumpfgraswiese im Fluss blühen zahlreiche Seerosen. Genau in der Mitte sind zwei Hippoköpfe zu sehen. Das ergibt ein nettes Bild, ich nenne es: „Die Blumenkinder“. Wobei man bei diesen Schwergewichten eigentlich nicht von „Kindern“ sprechen kann.





Jetzt sind mal wieder Kormorane, Schlangenhalsvögel, Enten und Gänse an der Reihe, aufgelockert wird die Szenerie durch Krokodile, die völlig bewegungslos im Gras oder im Ufersand liegen. Die Uhr zeigt inzwischen fast 17:00, es ist kühler geworden, Zeit für die Paviane, ans Ufer zu kommen. Auch heute finde ich bei ihnen ein paar Motive, denn speziell die Affenkinder sind immer für ein paar niedliche Fotos gut. An der Steilwand nahe des Elephant Valley, haben sich Impalas und Paviane versammelt und nehmen die benötigten Mineralien auf. Antilopen und Affen findet man häufig zusammen, weil sie so drohende Gefahren wir Raubtiere schneller erkennen können. Impalas sind sehr aufmerksam, haben eine gutes Gehör und gute Augen, die Paviane können auf Bäume klettern um Ausschau zu halten. Allerdings kann dieses Zusammensein speziell in den Monaten November / Dezember für frisch geborene Impalas ganz schnell tödlich enden, denn Pavianmänner wissen durchaus frisches, zartes Impalafleisch zu schätzen, wir haben es selbst schon miterlebt.

















Bald schon ist wieder eine Stunde vergangen und wir fahren zum Parkausgang zurück. Der Sundowner wird heute während der Fahrt serviert, denn der Sonnenuntergang fällt wegen dichter Wolken aus. So etwas passiert um diese Jahreszeit zwar nicht oft, aber natürlich gibt es auch in Botswana keine Garantie für einen täglichen perfekten Sundowner.
Ruth ist bereits da und berichtet mir von ihrem Abenteuer. Ein Waran hatte am Nachmittag versucht, in den Entenkäfig am Haus zu gelangen. Meine Frau musste mit einem grossen Besen das Reptil so lange in Schach halten, bis Verstärkung kam. Dann wurde der verhinderte Eierräuber eingefangen und zum Fluss gefahren. Dort setzte man ihn wieder aus. Am heutigen Abend lässt uns Margret zwar im Stich, dafür können wir zwei Eulen beobachten, die im Garten auf der Jagd sind und deshalb hin und her fliegen. Und ab geht´s ins Bett!

... wird fortgesetzt ...
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28 Jun 2017 18:24 #479551
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Samstag 29.04.17

Jens, der Filmemacher hat heute Geburtstag. Direkt zum Frühstück hat Gabi etwas organisiert. Die Staff kommt im Gänsemarsch singend zum Tisch und hat eine grosse Cremetorte dabei. Jens ist das eigentlich unangenehm, denn er mag es nicht so, wenn er im Mittelpunkt steht. Ich kann das sehr gut nachvollziehen ;-) Nachdem er die Kerzen auf der Torte ausgeblasen hat, bietet er uns allen ein Stück an. Wir lehnen dankend ab, das ist um 07:00 morgens nicht unbedingt das perfekte Frühstück :whistle:

Draussen im Park sind die meisten Tiere scheinbar ins Wochenende gegangen , also wird es mal wieder Zeit, Impalas zu fotografieren, das tue ich dann auch ausgiebig.



Wir halten für einen Schakal, der im Schatten eines Busches liegt, ein zweiter taucht auf, der ist aber eher schüchtern und versteckt sich im hohen Gras. Die Giraffen in der Nähe laufen zunächst in langsamer Geschwindigkeit an den Büschen entlang. Dann schauen sie mit prüfendem Blick zu uns hinüber und fangen an, zu galoppieren. Wie immer sieht es bei ihnen aus, wie in Zeitlupe.



Wir nehmen einen schmalen Weg zum Ufer. Ein Kiebitz empfängt uns mit lautem Zetern, in der Nähe schwirrt ein Graufischer durch die Luft. Er möchte einen Fisch fangen, „steht“ etwa 20 Meter über der Wasseroberfläche in der Luft und die Flügel bewegen sich unablässig in einem höllischen Tempo. Dann stürzt er unvermittelt in die Tiefe, es platscht, dann steigt er wieder auf. Der Schnabel ist leer, also hat er seine Beute verfehlt. Während wir noch den Kingfisher beobachten, erscheint tatsächlich eine kleine Elefantenherde. Dass wir das noch erleben durften ;)





Die Tiere stellen sich mit den Füssen ins Wasser und trinken. Unter dem Bauch eines Muttertiers wuselt ein Minielefant herum. Das sind die Bilder, welche die Gäste sehen wollen, wenn sie an den Chobe kommen. Wir fahren dichter heran, die Matriarchin gestattet uns diese Annäherung. Nach einigen Minuten drehen wir wieder um. Der Kingfisher sitzt inzwischen auf einem Ast am Ufer. Er war erfolgreich und hat einen Fisch gefangen. Den schlägt er jetzt mit schnellen, harten Bewegungen weich, dann will er ihn verschlucken. Wir sind beeindruckt, denn der Fisch passt kaum in den Schnabel. Schliesslich hat der fleissige Jäger es aber doch geschafft.





Eine Stunde später geht es Richtung Gate, der vorletzte Vormittag ist vorbei. Auf dem Rückweg zur Lodge werde ich zu Gabis Haus gebracht. Ich kann mir die kleinen Schildkröten anschauen. Gabi hat eine Art Minizoo im Garten des Hauses. Hier wird alles aufgepäppelt, was sich verletzt hat oder aus anderen Gründen eine Pflege benötigt. Jetzt kann ich mich nützlich machen und mithelfen, den Entenkäfig einbruchssicher zu machen, denn verschiedene Eierliebhaber machen die Gegend unsicher. Das kann ein Waran sein, das können aber auch Paviane oder Schlangen sein. Neben dem Käfig liegen einige Körner, um die haben sich zahlreiche Blue Waxbills versammelt. Wenn wir im Park unterwegs sind, dann bin ich sehr an diese kleinen blauen Vögelchen interessiert, hier fotografiere ich sie allerdings nicht, weil sie nicht in ihrer natürlichen Umgebung unterwegs sind.

Gabi hat in ihrer Jugend Klavier gespielt. Als sie erwachsen wurde, war keine Zeit mehr für die Musik. Irgendwann hatte sie aber wieder den Wunsch, auf einem Klavier zu spielen. Also suchte sie und suchte sie und wurde in Zimbabwe fündig. Jetzt steht das Instrument bei ihr im Wohnzimmer und sie übt eifrig. Natürlich spielt sie uns etwas vor und ich muss sagen, sie hat es wieder ganz gut drauf! Danach fahren wir zum Lunch in die Lodge. Auf dem Weg macht sie irgendwann eine Vollbremsung. Ein Chamäleon ist dabei, die Überlandstrasse zu überqueren. Das Risiko, überfahren zu werden, ist ziemlich hoch. Also wird das Reptil in eine Papiertüte gepackt und mitgenommen. In der Lodge angekommen, wird es im Garten wieder frei gelassen. Natürlich sind die Gäste begeistert und machen – mich eingeschlossen – einige Fotos von dem Chamäleon, bevor es in der dichten Hecke verschwindet.





Am Nachmittag beschliesst Ruth, mich auf dem Boot zu begleiten. Ausser uns ist noch ein Paar aus Italien und eine Freundin des Hauses dabei. Sie lebt eigentlich in Texas, war ursprünglich für zwei Wochen hier, hat aber dann noch mal um zwei Wochen verlängert. Schön, wenn man so spontan handeln kann :woohoo:

Für einen Samstagnachmittag ist es erstaunlich ruhig am Parkeingang. Ausser uns haben nur drei Boote angelegt und die Insassen werden registriert. Was ist los? Es ist Samstag, das Wetter ist perfekt, wir können es gar nicht verstehen. Aber natürlich freuen wir uns darüber, denn je weniger Boote auf dem Fluss unterwegs sind, desto weniger störende Einflüsse gibt es bei Tierbeobachtungen.
Zunächst scheuchen wir ungewollt einen Büffel aus dem seichten Wasser in Ufernähe. Er dreht sich noch einmal um und mustert uns mit bösem Blick, dann verschwindet er im Buschwerk. Kurz darauf ist es ein Fisheagle, der sich gestört fühlt und vom Uferrand flüchtet. Für mich gibt es danach mal wieder die Chance, eine Gabelracke im Flug abzulichten, leider reagiere ich zu langsam und das Bild ist leicht unscharf. Etwas später nähern wir uns einem Elefantenbullen, der sich ein paar Schlucke gönnt. Er lässt sich auch nicht besonders von uns stören, als wir in seine Richtung treiben. Die Italienerin nutzt die Chance, sich am Bug des Bootes zu platzieren. Mit dem Elefanten im Hintergrund gibt das natürlich ein schönes Bild, das man seinen Freunden in der Heimat präsentieren kann.
(Diese Fotos lasse ich aus rechtlichen Gründen aus, da ich keine Erlaubnis habe)

Wir tuckern gemütlich weiter und werden belohnt. Ich kann einen Kormoran im Flug und im perfekten Licht aufnehmen, am Ufer wandern zwei Büffel entlang, eine Truppe Streifenmangusten erscheint und wühlt sich auf der Suche nach Insekten durch den Sand, begleitet wird diese Aktion durch ihre unablässigen Kontaktrufe. Am folgenden Uferabschnitt sonnen sich die Krokodile und warten gleichzeitig auf ein unvorsichtiges Beutetier. John beschleunigt das Boot. In einiger Entfernung tritt ein weiterer Elefant aus dem Busch hervor. Langsam kommt er ans Wasser, aber statt zu stoppen, läuft er hinein. Als wir ihn erreichen, ist er fast vollständig im Fluss, nur der Rücken und der obere Teil des Kopfes ragt noch aus dem Wasser. Wie wir es von Elefanten kennen, fängt er an, mit dem Rüssel zu blubbern und lauter Luftblasen zu erzeugen. Kein Zweifel, der graue Riese hat Spass beim Baden! John hat den Motor gestoppt und wir treiben in respektvoller Entfernung neben ihm her. Jetzt hat der Eli genug vom Wasser. Er wendet sich noch einmal zu uns, prustet scheinbar verächtlich, geht an Land und läuft parallel zum Ufer weiter. Wir folgen ihm auf gleicher Höhe. Der Bulle bewegt sich bedächtig, bleibt auch mal stehen, um Blätter von einem Busch zu rupfen, lässt den Rüssel ins Wasser hängen und saugt ihn voll Wasser. Dann läuft er leicht verträumt weiter. Nicht weit von ihm liegt ein grosses Krokodil am Ufer, erstaunlicherweise verhält es sich absolut ruhig, obwohl der Elefant immer näher kommt. Als er vielleicht noch zwei Meter entfernt ist, scheint er das Croc zu bemerken. Während er erschrocken prustet, spritzt er das Krokodil mit Wasser voll. Wir müssen lachen, so etwas haben wir noch nie gesehen. Das Croc nimmt die Sache absolut gelassen und bewegt sich immer noch nicht. Der Bulle kümmert sich nicht weiter, sondern läuft einfach dicht an dem Reptil vorbei. Etwa eine Gehminute entfernt passiert er eine Gruppe von Hippos, die sich ganz nah am Ufer aufhalten, das gibt mir die Chance für einige Fotos.













Wir verlassen den Eli und fahren Flussaufwärts bis zur Chobe Savannah Lodge. Dort stehen einige Giraffen und fressen. Das Licht ist wirklich gut und Flora und Fauna spiegeln sich im Wasser, dieses Bilder-Geschenk nehme ich dankbar an. Die Giraffen wandern weiter, ich bitte John, noch einen Moment zu warten. Am Ufer steht ein grosser Baum, auf der Spitze sitzt ein Fischeagle. Davor läuft die Giraffe und alles spiegelt sich im Fluss, bei diesen Bildern kann ich natürlich nicht widerstehen.





Die Sonne nähert sich dem Horizont, es wird Zeit für uns, einen Weisswein zu trinken. Es scheint so, als wolle die Natur das nachholen, was sie uns gestern noch verwehrt hatte, nämlich einen perfekten Sonnenuntergang. Das gelingt auch und für das Honeymoon Paar aus Italien hätte der Nachmittag auf dem Chobe gar nicht kitschiger enden können. Wir freuen uns für sie und natürlich für uns, denn wenn meine Frau schon mal dabei ist, dann sollte das abendliche Arrangement schon stimmen







Der vorletzte Sunset auf dem Chobe ist Geschichte, es wird Zeit für uns, mal wieder tief zu seufzen, wir konnten die letzten 20 Minuten intensiv in uns aufnehmen, genauso wie wir es uns vorgenommen hatten – was will man mehr?
Den Abend bzw das Dinner verbringen wir noch einmal in der Lodge, morgen werden wir mit Gabi ausserhalb Essen gehen, es wird ja unser letzter Abend in Botswana auf dieser Reise sein. Beim Sundowner vor dem Essen gesellen sich noch einmal Jens und Thoralf zu uns. Ich hatte es ja schon geschrieben: Die Jungs sind sehr sympathisch und ihre Geschichten sind natürlich auch nicht zu verachten. Als Jens mir einen Filmausschnitt auf dem Smartphone zeigt, erkenne ich einige Szenen wieder. Eins, zwei Naturfilme habe ich also schon von ihnen gesehen und ich muss sagen, die Qualität ihrer Filme ist hervorragend. Ich freue mich jetzt schon auf den Zweiteiler über die Elefanten, auch wenn es bis dahin noch dauert.

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 28 Jun 2017 18:30 von leofant.
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28 Jun 2017 19:06 #479559
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  • Champagner am 28 Jun 2017 19:06
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Hallo Walter,

da war ja inzwischen einiges los hier - so viele schöne Fotos, da komm ich kaum nach mit schauen :woohoo: !

leofant schrieb:
Dann haben wir eine interessante Sichtung. Es handelt sich um einen Impalabock, der einen schwarzen Streifen auf der Nase hat. John meint, es könnte sich um ein Schwarznasen-Impala handeln. Dieser Ausdruck ist kein Spitzname, sondern tatsächlich eine offizielle Bezeichnung, denn die gewöhnlichen Antilopen heissen Schwarzfersen-Impalas. Die Schwarznasen sollte es eigentlich hier am Chobe gar nicht geben, denn sie leben in Namibia, aber die Diskussionen, ob es inzwischen einige hierher verschlagen hat, gibt es schon seit einiger Zeit.

Was meint denn dein Guide zu diesem Thema? Ich hab's tatsächlich komplett vergessen vor Ort, allerdings habe ich auch kein auffälliges Impala gesehen.

Am Wochenende fiel hier an meinem Gartentisch übrigens mal die Bemerkung: "Ich würde auch gerne fliegende Vögel so wie leofant fotografieren können :blink: " So zum Beispiel B)

Davon abgesehen hätte ich den auch gerne (von mir aus bewegungslos am Boden, damit ich ihn auch erwische :whistle: ) - ein White-Crowned-Lapwing fehlt mir noch :blush: !

Das Wetter hat sich ja in den letzten Tagen am Chobe ganz schön berappelt - da bin ich ein bisschen neidisch :sick: Ach ja, und dann noch der Kingfisher mit fetter Beute - ich sollte nicht so viele Reiseberichte lesen - meine "Auch-haben-will"-Liste wächst ins Unermessliche :S .

Liebe Grüße von Bele
Letzte Änderung: 28 Jun 2017 19:06 von Champagner.
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28 Jun 2017 21:47 #479586
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  • bingobongo26 am 28 Jun 2017 21:47
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Hallo Leofant,

du schreibst sehr anschaulich und die Fotos sind wunderschön. Genau wie Bele schon meint, finde ich auch, du hast es drauf, Vögel im Flug ganz hervorragend abzulichten. :)

Viele Grüße
Helga
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