THEMA: Botswana April 2017 – Mixed Emotions
08 Jun 2017 08:55 #477458
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  • Champagner am 08 Jun 2017 08:55
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leofant schrieb:
Aaaach - unsere Kleine :kiss: :kiss: :kiss: Wie schön sie noch einmal zu sehen (wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits unterwegs nach Savu.....ähhh..... Zweizwe ). Ich finde, sie hat wunderschöne Mandelaugen :) !

In unserem Neid-Ranking sind wir jetzt wieder gleichgezogen - super Leopardensituationen und dann noch Pelikane :woohoo: !

Wobei ich auf Grund deines Cliffhangers fürchte, dass bei mir demnächst noch einiges auf die Liste kommt :blush: !

Liebe Grüße von Bele
Letzte Änderung: 08 Jun 2017 08:55 von Champagner.
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08 Jun 2017 14:17 #477499
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  • leofant am 08 Jun 2017 14:17
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Champagner schrieb:
In unserem Neid-Ranking sind wir jetzt wieder gleichgezogen - super Leopardensituationen und dann noch Pelikane :woohoo: !

Wobei ich auf Grund deines Cliffhangers fürchte, dass bei mir demnächst noch einiges auf die Liste kommt :blush: !

Liebe Grüße von Bele

uuups ! Kann ich den Cliffhanger wieder "abhängen" ? Ich glaube, die hochgesteckten Erwartungen kann ich
NICHT erfüllen. Bloss ein paar Hunde, so wie schon an den Tagen zuvor.
Obwohl... da kommt noch der Dungbeetle als Überraschung :laugh:

Liebe Grüsse
Walter
Letzte Änderung: 08 Jun 2017 14:18 von leofant.
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09 Jun 2017 07:54 #477542
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  • leofant am 08 Jun 2017 14:17
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Mittwoch 19.04.17

Heute früh beginnt alles ein bisschen gemütlicher. Unser „Early Morning Gamedrive“ fällt aus, weil wir abreisen. Also stehen wir auch erst eine Stunde später auf. Die Vögel sorgen wieder dafür, dass wir auch ohne Wecker wach werden. Ich öffne die Tür und bin begeistert. Die aufgehende Sonne scheint genau auf unser Bett! Also legen wir uns noch einmal ein paar Minuten hin und lassen die Sonnenstrahlen unsere Haut aufwärmen. Dann wird geduscht und gepackt. Während der Nacht haben wir wieder das Geplätscher im Wasser der Lagune gehört, die Hippos waren also direkt vor unserer Haustür aktiv. Ich habe meinen Aufräumteil erledigt und setze mich auf die Veranda vor unserem Zelt. Im Hintergrund höre ich Stimmen, die Bauarbeiter kommen wohl zur Arbeit. Plötzlich höre ich einen erschrockenen Schrei und laute Rufe, dann saust ein Hippo in unglaublicher Geschwindigkeit an meiner Veranda vorbei, läuft ins Wasser und macht dabei natürlich einen Lärm, als wäre gerade ein Wal in die Luft gesprungen und wieder auf die Wasseroberfläche geklatscht! Sekunden später ist es schon ein ganzes Stück entfernt und taucht in der Lagune unter.

Jetzt ist die Sache klar. Das Hippo war noch an Land zum Grasen, die Bauarbeiter haben es erschreckt und es ist losgespurtet. Da haben die Jungs aber Glück gehabt, denn wenn man aus Versehen den Fluchtweg eines Flusspferdes kreuzt, dann wird man einfach über den Haufen gerannt. Das ist keine schöne Vorstellung!

Ich muss lachen, winke den Jungs zu und auch sie reden jetzt schnell und lachen immer wieder. Scheinbar war das auch für sie kein alltägliches Erlebnis. Um 07:30 erscheint Ken, lädt unser Gepäck in den Wagen und chauffiert uns zum Frühstück. Während wir mit ihm noch gemütlich am Tisch sitzen, hören wir plötzlich die aufgeregten Rufe der Wilddogs. Sie kommen von der anderen Seite der Lagune. Ken packt sofort das Jagdfieber. „Wie sieht es aus? Seid ihr fertig? Ich schlage vor, wir starten sofort. Die Dogs sind auf der Jagd!“ Da können wir natürlich nicht widerstehen. Wir verabschieden uns von Dudu, Kennedy und der Staff im Schnelldurchgang und ruckzuck sitzen wir im Auto. Los geht´s durch den Wasserarm und durch das Wäldchen bis zum Rand der Pfanne. Ken macht den Motor aus und wir lauschen. Nichts ist zu hören, dann taucht ein einzelner Hund am Rand des Wäldchens auf. Er hat einen rotgefärbten Kopf. Die Wilddogs waren also erfolgreich.

Wir können nur einen schmalen Wildwechsel erkennen, der in den dichten Busch führt. Ken fährt dichter heran. Ein Stück weiter gibt es tatsächlich eine Lichtung, dort steht ein Fahrzeug. Unser Guide fährt in den Busch, links und rechts krachen die Zweige und Äste, aber nach ein paar Metern ist kein Durchkommen mehr. Wie ist der andere Fahrer bloss dahin gekommen? Wir wenden und fahren wieder zurück. Ken unterhält sich über das Funkgerät. „Die Hunde haben ein Impala erwischt und sind auf der Lichtung, aber es ist nicht mehr viel übrig. Wir haben aber noch genug Zeit und müssen noch nicht zum Airstrip fahren, wollen wir warten, was passiert?“ Klar, solange wir den Buschflieger noch erreichen, sind wir für alles zu haben.
Einige Minuten später bekommt der einsame Hund am Rand der Pfanne Gesellschaft. Zunächst erscheint ein zweiter Wilddog, dann noch einer, dann mehrere. Sie laufen genau in unsere Richtung. Das Rudel will uns anscheinend besuchen! So ist das manchmal in der Wildnis. Gestern Abend hat Ruth sich geweigert, den Wildhunden hinterher zu fahren. Das haben sie nicht akzeptiert und jetzt sind sie zu uns gekommen, wir sind wirklich hoch erfreut und wissen diese freundliche Geste sehr zu schätzen. Die Hunde laufen durch die Gegend, legen sich einen Moment hin, begrüssen andere Mitglieder des Rudels und ich kann noch eine Menge Fotos bei gutem Licht machen. Inzwischen sind insgesamt drei Fahrzeuge vor Ort. Jetzt wird es den Tieren zu heiss und sie legen sich in den Schatten der Autos, die Insassen sind natürlich hellauf begeistert. So nahe hat man die Wilddogs wirklich selten.









Wir beobachten das Rudel noch eine Weile, gegen 08:45 ist es Zeit für uns, Richtung Airstrip zu fahren. Ruth und ich sind total happy, das war ein schöner Abschied vom Khwai Tented Camp. Natürlich loben wir Ken, dass er diese Sichtung für uns arrangiert hat :kiss:

Insgesamt haben wir uns in diesem Camp sehr wohl gefühlt. Die Verpflegung war sehr gut, die Staff war nett und immer aufmerksam, speziell zu Dudu und Kennedy hatten wir einen „guten Draht“. Das kleine Problem der fehlerhaften Buchung wurde ganz in unserem Sinne gelöst, die neuen Unterkünfte (ich gehe davon aus, dass auch die anderen modernisiert werden) sind wirklich nicht übel. Unsere Guides waren kompetent und aufmerksam, ja, wir können uns durchaus vorstellen, irgendwann mal wieder hier vorbei zu kommen. Und, was auch wichtig war: Es gab viel weniger Mücken, als befürchtet. Trotzdem sollte man überlegen, ob man nicht Moskitonetze installiert, ich könnte mir vorstellen, dass sich der eine oder andere Gast noch sicherer fühlen würde.

Aber eine Sache möchte ich trotzdem ansprechen: Sehr viele Camps im Delta werden modernisiert und noch luxuriöser ausgestattet, ich vermute, das ist hauptsächlich den Gästen aus Nordamerika geschuldet. Dabei bleibt – zumindest meiner Meinung nach – öfter mal der typische „African Spirit“ eines Zeltcamps auf der Strecke. Ja, das Khwai Tented Camp ist schön und ich kann es durchaus empfehlen, aber wenn ich an das ursprüngliche urige Camp vor ein paar Jahren denke, dann bekomme ich sozusagen feuchte Augen. Aber vielleicht bin ich ja einfach nur „old school“ und kann mich der modernen Welt nicht mehr so richtig anpassen. Solange diese Camps gut gebucht sind, scheinen sie ja alles richtig zu machen und alte Leute wie ich jammern ja ständig und denken zurück an die guten alten Zeiten :S

Auf unserer Fahrt zum Airstrip haben wir keine nennenswerte Sichtung mehr. Wir folgen einer sandigen Piste, links und rechts gibt es hauptsächlich dichte, grüne Mopanewälder. Eigentlich ist der Transfer eher langweilig. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichen wir den Banoka Airstrip. Ein weiteres Fahrzeug eines anderen Camps wartet im Schatten der Bäume. Wir haben noch viel Zeit und können es uns erst einmal gemütlich machen. Im anderen Wagen sitzt eine Familie, Mutter, Vater und zwei Töchter. Der Vater ist ein begeisterter Sportler, der will jetzt joggen gehen. Er hat ein knallbuntes Trikot an, setzt seine Kopfhörer auf und rennt die Landebahn entlang. Mit diesem Trikot ist er auf 5 Kilometer Entfernung gut zu erkennen. Rund um den Airstrip befindet sich dichter Busch. Wenn da ein gefährliches Tier erscheinen sollte, dann sieht er das garantiert zu spät. Ken schaut sich die Sache an, schüttelt den Kopf und spricht die Ehefrau an. „Macht er das immer so?“ Sie antwortet: „Ja, er läuft überall, wo wir warten müssen, am Airstrip entlang. Wenn wir in einem Camp sind, dann joggt er dreimal am Tag rund um das Camp. Die Staff und die Guides sind immer sehr nervös.“ Ken nickt mit dem Kopf. „Das kann ich mir gut vorstellen. Bitte sagen sie ihrem Mann, er soll ohne Kopfhörer laufen. Er kann weder ein Flugzeug hören, noch einen eventuellen Warnruf.“ Die Lady versteht Kens Bedenken, steigt aus dem Auto und stoppt ihren Mann als er wieder in unserer Nähe vorbeikommt. Ruth und ich schauen Ken an und wir müssen grinsen. Also Leute gibt’s …

Gegen 10:30 hören wir ein Summen,jetzt können wir die kleine Maschine am Himmel erkennen. Der Pilot fliegt eine Platzrunde, dann landet er. Wir nähern uns dem Flieger. Die Familie hat einen anderen Flug, wir sind also nur zu zweit. Wie immer geht das Einladen unseres Gepäcks recht flott, dann verabschieden wir unseren Guide Ken. Wir haben ihn liebgewonnen in den letzten drei Tagen und es liegt durchaus etwas Traurigkeit in der Luft, als wir uns noch einmal drücken. Mit auf die Reise nehmen wir seine Grüsse an einen anderen Guide, den wir sicher sehen werden. Sein Name ist Metal. Er arbeitet in der Savute Safari Lodge. Savute ist die Region, die wir jetzt ansteuern, und in dieser Lodge waren wir bereits zweimal. Jedes Mal war Metal unser Guide. Er ist also kein Unbekannter.





Die Türen werden geschlossen, ich sitze wieder neben dem Piloten. Wir rollen in Position und beschleunigen. Am Rande der Piste steht Ken, dem können wir noch mal heftig zuwinken, dann fliegen wir auch schon über die grüne Landschaft nach Nordosten. Die grossen Wasserflächen unter uns verschwinden allmählich, der dichte grüne Busch bleibt uns erhalten. 25 Minuten später fliegen wir über wohlbekanntes Gebiet. Vor uns liegen die Goha Hills, wir befinden uns bereits im Landeanflug, als auf der rechten Seite die Savute Safari Lodge auftaucht. Wie so oft steht ein Eli am Wasserloch vor dem Pool. Etwa 30 Minuten nach unserem Start rumpeln wir über den Landestreifen, die Erde hat uns wieder. Wir rollen aus. Am Rand des Parkplatzes steht ein Schild: Welcome Savute International Gates, Gate 3 Terminal 5, Passport Control. Das ist natürlich nur als Spass für die Touristen gedacht, denn es gibt hier weder ein Flughafengebäude, noch eine Passkontrolle.













Ein Fahrzeug mit der Aufschrift „Goha Hills Lodge“ nähert sich unserem Flieger. Wir steigen aus, begrüssen unseren Fahrer Rhan, verabschieden uns vom Piloten und klettern ins Auto. Wenig später donnert die kleine Maschine an uns vorbei und steigt in den blau-weissen Himmel, dann wird es wieder ruhig. Unser Fahrer reicht uns zwei Flaschen Wasser und einen Picknickteller mit allerlei kleinen Häppchen darauf, dann stellt er sich noch einmal vor. Er wurde anscheinend sehr gut informiert, denn er weiss bereits, dass wir nicht zum ersten Mal in Botswana sind. Dann jammert er ein bisschen: „Ruth und Walter, ihr seid schon einige Male in Botswana gewesen und ihr kennt sicher schon alles. Ich muss mir also schon sehr genau überlegen, was ich euch noch zeigen kann.“ Während er noch redet, rufe ich „Stop!“. Rhan hält sofort und schaut mich fragend an. Ruth muss lachen. Auf dem Boden neben dem Auto schiebt ein Dungbeetle seine Kugel durch den Sand. Das muss ich natürlich fotografieren. Sechs Tage lang habe ich im Delta unsere Guides mit meinem Wunsch nach einem Dungbeetle wahnsinnig gemacht und jetzt dauert es noch nicht mal zehn Minuten und wir haben einen gefunden!



Genau das erkläre ich Rhan jetzt und schon lächelt er und sieht viel entspannter aus. Na also! Geht doch :laugh: „Es freut mich, das zu hören“ sagt er. „Wir werden jetzt zunächst mal zum Goha Gate fahren, um euch zu registrieren. Dann kehren wir wieder um und fahren zur Lodge.“ Damit haben wir kein Problem, let´s go!

Etwa ein Stunde lang fahren wir auf der Sandpiste vom Airstrip zum Gate. Links und rechts überwiegt dichtes Grün, manchmal öffnet sich jedoch die Landschaft und gibt den Blick auf bunte Blumenwiesen frei. Das ist schon ein völlig ungewohnter Anblick für uns. Wir kennen das Savute Gebiet eher als sandig und trocken, doch diesmal ist alles anders. Ein Straussenpaar und dann sogar einige Elefanten auf einer Blumenwiese, mit den rötlichen Goha Hills im Hintergrund, das ist schon sehr reizvoll!







Die Piste führt manchmal durch Wasserlöcher, die umfahren werden, dann wieder durch Tiefsandpassagen. Ab und zu begegnet uns ein Selbstfahrer. Zwei Fahrzeuge der Goha Hills Lodge passieren uns. Sie sind voller Gäste, die zum Airstrip gefahren werden. Auf unsere Frage, ob heute noch andere Gäste kommen, antwortet Rhan: „Soweit ich weiss, seid ihr in den nächsten zwei Tagen die einzigen Gäste.“ Wow! Wir haben die ganze Lodge für uns? Das klingt ja mal wieder sehr VIP-mässig ;)

Am Goha Gate angekommen, registriert uns Rhan bei der Parkverwaltung, dann fahren wir ca. 15 Minuten zurück, ehe wir auf eine schmale Piste Richtung Hügel abbiegen. Etwas später rumpeln wir einen schmalen und steinigen Weg den Hügel hinauf, dann haben wir die Lodge erreicht. Am Fuss der Treppe, die hinauf zur Main Area führt, stehen bereits drei Personen, die uns erwarten. Wir steigen aus und werden freundlich begrüsst. Man reicht uns feuchte Tücher, dann stellen wir uns gegenseitig vor. Ozzy (ein Mitglied der Staff), sowie Nanette und Abram (das Manager Ehepaar) heissen uns willkommen. Ruth und mir ist innerhalb von wenigen Sekunden bereits klar, dass wir mit diesen beiden garantiert auf einer Wellenlänge sein werden. Wir laufen die Treppen hoch und befinden uns in der grosszügigen Dining Area. Auf einem bequemen Sofa nehmen wir Platz. Während uns ein sehr netter Mann mit Namen Edwin zwei Fruchtcocktails anbietet, erhalten wir von Nanette alle wichtigen Informationen. Sie bestätigt noch einmal, dass wir die Lodge für die nächsten zwei Tage für uns haben werden. Allerdings erwartet sie die beiden Besitzer an unserem letzten Abend. Ich kenne die beiden bereits von der ITB in Berlin und ich freue mich auf ein Wiedersehen, denn sie sind sehr nette Leute.

Die Goha Hills Lodge liegt auf einem Hügel mit einem traumhaften Blick über die Savanne. Die Anfahrt zu den Ebenen von Savute ist zwar mit einer Stunde nicht gerade kurz, trotzdem wollte ich diese Unterkunft kennen lernen, denn die Lage ist halt sehr speziell. Die Lodge bietet in 11 Chalets 26 Gästen eine Übernachtungsmöglichkeit. 2 der Chalets sind Familienunterkünfte. Alle Zimmer liegen am Rand des Hügels mit einem wunderbaren Ausblick. Unterhalb des Hügels gibt es ein Wasserloch, man kann also von jeder Stelle aus den Tieren beim Trinken zusehen. Die Main Area bietet verschiedene Möglichkeiten, um sich hinzusetzen und die Aussicht zu geniessen. Es gibt ausserdem einen Pool, ein Spa-Chalet und einen Fitnessraum. An Aktivitäten werden hauptsächlich Gamedrives angeboten, man kann aber auch geführte Wanderungen in den Hügeln unternehmen, oder von Hide aus an einem kleinen See Vögel und Wildtiere beobachten. Zurzeit fallen die Wanderungen aufgrund der dichten Vegetation jedoch aus.



















Nachdem wir die Formalitäten erledigt haben, erhalten wir noch ein kleines Mittagessen. Wir haben das Gefühl, unser Weisswein schmeckt bei dieser Aussicht noch besser als sonst ;) Danach führt man uns zu unserem Chalet. Als wir eintreten weiss ich genau, was meine Frau mich später fragen wird und so ist es dann auch. Ihre Frage lautet: „Warum bleiben wir hier nur 3 Tage?“ Das Chalet besteht aus Zeltwänden und ist sehr geräumig. Ich tippe mal auf mindestens 100 qm. Wir bekommen von der Hausdame die Einrichtungen erklärt, dann lässt sie uns allein. Ich schaue meine Frau an, sie schaut mich an und wir haben beide ein breites Grinsen im Gesicht. „Not too bad, my dear!“ Ich würde sagen, wir werden in diesem „Zelt“ verdammt wohl fühlen.













Das Bett ist liebevoll dekoriert, die Einrichtung ist sehr geschmackvoll und dieser Blick nach draussen über die Ebene ist nur schwer zu toppen. Auch die sanitären Anlagen lassen keine Wünsche offen. Wir räumen unsere Sachen ein, sitzen noch einen Moment auf der Veranda, dann ist es auch schon wieder Zeit für den Nachmittagstee und den anschliessenden Gamedrive. Natürlich warten auf uns wieder süsse und herzhafte Häppchen, selbstgemachte Limonade und mein geliebter Eiskaffee. Abram setzt sich zu uns und wir unterhalten uns. Er stammt aus Südafrika und hatte zusammen mit Nanette dort eine Farm. Auch heute haben sie noch ein Haus am Western Cape, aber zunächst einmal leben und arbeiten sie in Botswana, zurzeit eben in der Goha Hills Lodge. Ich mag seine ruhige Art sehr. Dann taucht auch Nanette auf. Sie hat etwas unheimlich sympathisches an sich und versteht sich auf Anhieb mit Ruth.

Wir plaudern und plaudern, bis unser Guide die Stufen hoch kommt und sich bemerkbar macht. Ach ja, da war doch was. Also folgen wir ihm zum Fahrzeug. Wir beschliessen, ganz in der Nähe zu bleiben. Rhan kennt am Fusse des Hügels einen schönen Platz bei einem Baobab, dort können wir ganz entspannt unseren Sundowner zelebrieren. Also fahren wir den Hügel hinunter und tauchen ins dichte Grün ein. Obwohl wir so gut wie keine Tiere sehen, macht diese gemütliche Nachmittagsfahrt sehr viel Spass. Um 17:45 halten wir an dem Baobab, genau vor uns können wir die Sonnenkugel bewundern. Rhan baut in Minutenschnelle einen Tisch auf, der wird mit Häppchen und Getränken „dekoriert“ und schon ist alles bereit. Um uns herum ist es herrlich ruhig, nur ein zeterndes Perlhuhn ist zu hören.







Während wir uns unterhalten, wird Rhan plötzlich unruhig. „Hinter uns ist ein Elefant im Busch“ sagt er. Wir können zwar nichts hören, aber kurze Zeit später taucht tatsächlich der Kopf eines Elis im dichten Grün auf. Unser Guide bittet uns, näher ans Fahrzeug zu gehen und auf sein Kommando einzusteigen. Der Eli kommt zwar näher, man sieht ihm aber an, dass er keinen Ärger mit uns anfangen will. Langsam folgt er einem Elefantenpfad der dicht hinter uns vorbei führt. Rhan schaut dem grauen Riesen nach. „Da ist noch ein Kollege nicht weit von hier“, sagt er. Ich kann mich anstrengen, wie ich will, ich höre kein Grummeln oder sonst etwas. Wir kehren an unseren Tisch zurück. Der Horizont ist inzwischen Rosa eingefärbt, die Sonne allerdings hat sich hinter ein paar Wolken versteckt. Das macht aber nichts, die herrliche Abendstimmung hat uns schon längst eingefangen. Jetzt kann sogar ich ein leises Knacken hören, dann taucht der Eli wieder auf. Er ist unglaublich neugierig und möchte herausfinden, was wir hier an einem seiner Lieblings-Baobabs wollen. Er bewegt sich parallel zu uns und „versteckt“ sich hinter einem Busch. Jetzt können wir nur den einen Teil des Kopfes und den Rüssel sehen. Den streckt er hoch in die Luft, um unsere Witterung aufzunehmen. Dann hat er wohl genug gerochen. Er schnaubt kurz, dreht sich um und verschwindet endgültig in der dichten Vegetation.







Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren wieder Richtung Lodge. Links von uns öffnet sich die Landschaft. Einige Elefanten ziehen durch das Grasland. Wir halten kurz an. Es ist einfach ein traumhaftes Bild, wie der Schattenriss eines Bullen sich vor dem Zartrosa eingefärbten Himmel abzeichnet. Es wird mal wieder Zeit für einen tiefen Seufzer!





In der Lodge angekommen bringen wir unsere Sachen ins Chalet, erfrischen uns kurz und schon ist es Zeit für das Dinner. Wir sind heute Abend zu dritt, Rhan wird Ruth und mir Gesellschaft leisten. Der Tisch ist neben der Feuerstelle unter freiem Himmel gedeckt, das Feuer flackert bereits, überall brennen kleine Lampen, wir fühlen uns sauwohl an diesem Abend. Die verschiedenen Gänge werden vom Koch angekündigt, dann können wir beginnen. Meine kritische Frau – sie ist selbst eine passionierte und wirklich gute Köchin - nickt anerkennend mit dem Kopf, also hat die Küche den Check bestanden :whistle:
Das einzige, was uns nicht so zusagt: Die moderne Küche baut immer gerne zwischen den Gängen ein Sorbet ein. Dafür sind wir nicht so begeisterungsfähig, denn wir mögen es entweder warm oder kalt. Aber gut, das gibt es ja nicht nur hier in der Lodge, sondern es ist inzwischen in vielen Unterkünften ein Teil der Menüfolge.
War unser Guide Rhan bei unserem Kennenlernen noch eher in die Kategorie „zurückhaltend“ einzuordnen, so kommen wir uns an diesem Abend gedanklich näher. Er ist zwar nicht der grosse Moderator oder Witzeerzähler, dafür hat das, was er sagt, immer Substanz. Das Lustige ist: Er wohnt in Kasane und hat früher mit unserem Freund John in der Chobe Marina Lodge zusammen gearbeitet. Sie kennen sich also gut. Irgendwann schwenken wir immer mehr ab ins private und er gibt uns interessante Einblicke in die Kultur und Denkweise der Locals.
Das folgende Bild ist zwar verwackelt, aber zumindest gibt es einen kleinenEindruck dieses Abends wieder



Der Abend geht eigentlich viel zu schnell vorbei, aber was hilft´s, wir werden langsam müde. Also lassen wir uns von Rhan zum Chalet bringen. Wir machen uns bettfertig, aber dann muss ich noch mal raus auf die Veranda. Auch wenn es draussen stockdunkel ist, geniesse ich noch ein paar Minuten die Gerüche und Geräusche der Nacht. Von unten schallt das Schnauben der Impalas herauf. Auch hier in Savute dreht sich zurzeit bei den Antilopen alles um die Fortpflanzung. Na denn, gute Nacht! Wir kuscheln uns ins breite Bett und sind trotz Impala-Lärms in Rekordzeit eingeschlafen.

... wird fortgesetzt ...
Anhang:
Letzte Änderung: 14 Jun 2017 07:45 von leofant.
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10 Jun 2017 11:09 #477683
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  • leofant am 08 Jun 2017 14:17
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Donnerstag 20.04.17

Wir lassen es langsam angehen, an diesem Morgen. Es ist etwas kühler, als an den Tagen zuvor. Ich vermute das liegt an der Höhe. Deshalb bewegen wir uns etwas langsamer, es ist wie bei den Reptilien: Erst einmal muss uns die Sonne etwas aufwärmen ;)

Um 06:20 betreten wir die Main Area und werden von Edwin begrüsst. Wir schauen erst mal zum Wasserloch am Fusse des Hügels und siehe da: Eine kleine Elefantenherde hat sich dort versammelt. Sogar ein Baby wird jetzt zum Wasser geführt und rennt etwas ungelenk am Ufer entlang, während die Älteren trinken. Abram ist hinter uns aufgetaucht. Er erklärt uns, dass er das Wasserloch ursprünglich in Form des afrikanischen Kontinents angelegt hat. Der Regen und die Tiere haben jedoch in der Zwischenzeit dafür gesorgt, dass die Umrisse nur noch mit etwas Fantasie zu erkennen sind. Jetzt ruft uns Nanette. Wir laufen zu ihr. Sie steht auf dem äusseren Teil der Veranda, da wo gerade in diesem Moment der rotglühende Feuerball über den Horizont lugt. Sofort zückt sie ihr Smartphone, um ein Bild zu machen. Daran erkenne ich, wie eng sie mit der Natur Afrikas verbunden ist. Obwohl sie im südlichen Afrika geboren und aufgewachsen ist und bestimmt schon unzählige Sonnenaufgänge gesehen hat, ist ihr der Blick und die Leidenschaft für schöne Momente noch immer nicht verloren gegangen.

Während wir frühstücken, unterhalten wir uns mit den Managern. Abram, mit seinem festen Händedruck und seiner leisen, aber eindringlichen Art, Nanette mit ihrer wahnsinnig sympathischen Ausstrahlung, wir mögen die beiden sehr. Abram ist schon herum gekommen und hat unter anderem einige Jahre in Hamburg studiert, deshalb kann er auch ganz gut Deutsch. Wir plaudern und plaudern bis irgendwann Rhan erscheint und auf sich aufmerksam macht. Ach ja, richtig! Wir haben ja noch einen Gamedrive vor uns :)
Wir fahren den Hügel hinunter, ein Stück weiter kommen wir auf die Hauptroute, die vom Goha Gate zum Airstrip und weiter zu den Pans führt. Diese Fahrt ist etwas monoton. Links und rechts der Piste sehen wir hauptsächlich dichten, grünen Busch, ab und zu einige Vögel. Etwa eine Stunde später taucht ein Straussenhahn auf. Sein Schnabel, sowie die Vorderseite seiner Beine sind rot eingefärbt, er ist also in der Balz. Die Dame seines Herzens können wir jedoch nicht entdecken. Der Strauss putzt sein Gefieder, dann rennt er Richtung Start-/Landebahn. Was hat er vor? Will er irgendwo hinfliegen?







In der nächsten halben Stunde sind die Sichtungen eher bescheiden. Hier ein Zebra, da ein Gnu, natürlich einige Impalas, sogar mal eine Giraffe, in einem hohlen Baum sitzt ein Rotschnabeltoko mit einem Insekt im Schnabel. Es sieht so aus, als würde er seine Familie füttern, die sich wahrscheinlich in einer Höhle befindet. Dann nähern wir uns einem etwas schaurigen Picknick. Um einen toten Elefanten haben sich einige Marabus und Weissrückengeier versammelt. Die hüpfen jetzt rauf und runter, fliegen weg, kommen wieder und streiten sich natürlich um die besten Stücke. Während der Eli bei Beles Besuch vor ein paar Tagen noch mehr oder weniger unversehrt war, fehlen jetzt der Kopf mit den Stosszähnen, dafür ist er teilweise verbrannt und qualmt noch. Also waren die Ranger hier, haben das Elfenbein mitgenommen und den Elefanten angezündet, der ist aber nicht komplett verbrannt, sondern die Aasfresser können jetzt – zumindest an manchen Stellen – gegrilltes Fleisch fressen.









In einem toten Baum ganz in der Nähe sitzen etwa 20 weitere Geier und mischen sich ab und zu in die Streitereien rund um den Eli ein.



Wir fahren weiter. Im dichten, hohen Gras tauchen jetzt immer mehr Zebras auf, normalerweise sammeln sie sich jetzt und wandern Richtung Linyanti, aber ich vermute, diese Wanderung wird diesmal etwas später stattfinden, denn sie haben hier immer noch genug zu fressen. Es ist für uns schon ein merkwürdiges Bild. Diese Region, die wir sonst als sandig und trocken erlebt haben, zeigt uns diesmal ihre grüne und auch bunte Seite, denn überall ist die Landschaft mit Blüten dekoriert. Hier findet man auch überall die Frankoline mit Nachwuchs, auch für die dürften hier paradiesische Zustände herrschen. Auf einer schmalen Piste kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Rhan fährt an den Rand und stoppt. Ich sehe den Hut des Fahrers und mir ist völlig klar, wer das ist. Als er auf gleicher Höhe mit uns anhält, kann ich ihn begrüssen. „Dumela, Metal, wie geht es dir?“ Er schaut mich total überrascht an. Dann erkläre ich ihm, woher ich ihn kenne und das ich ihm Grüsse von seinem Freund Ken ausrichten soll. Je mehr ich erzähle, desto breiter wird sein Grinsen. Jetzt beugt er sich zu uns hinüber, denn er muss mir unbedingt die Hand schütteln. Wir reden noch eine Weile, dann fährt jeder in seine Richtung weiter.
Gegen 09:30 stoppen wir an einer wohlbekannten Stelle. Es ist ein mächtiger Baobab. Hier befindet sich ein Stretchpoint, man darf also das Fahrzeug verlassen. Nur ein paar Meter entfernt haben wir letztes Jahr einen schönen Leoparden gesehen. Der lauerte gerade einer Impalaherde auf. Leider waren die menschlichen Beobachter hier am Stretchpoint so laut, dass die Herde umdrehte und der Leo unverrichteter Dinge wieder abzog :evil:

Jetzt sind wir alleine hier. Rhan baut den Tisch auf, Ruth holt die Tischdecke heraus und ihr fällt sofort auf, dass die heute eine andere Farbe und ein anderes Muster hat. Dann werden die Cookies auf den Tisch gestellt. Die sind mit einer Folie abgedeckt. Auf jeder Folie klebt ein Zettel mit kleinen Infos, z.B. „enjoy our homemade cookies“ oder „have a great day“. Meine Frau, die solche „Kleinigkeiten“ liebt, ist entzückt. So etwas hat sie noch nicht erlebt. Ich habe mich inzwischen mit dem Fotoapparat auf den Boden gesetzt, denn jetzt erscheinen ein Frankolin und wenig später ein Glanzstar. Sie wissen, dass man hier Krümel „abstauben“ kann und sind deshalb nicht besonders scheu. Ich wiederum kann Fotos fast auf Augenhöhe machen, das ist nicht jeden Tag möglich, schon gar nicht in einem Nationalpark.









Nach der Pause fahren wir von Wasserstelle zu Wasserstelle, überall laufen Zebras herum. Ich kann eine Menge Bilder von Zebrastreifen in allen Variationen machen. Schliesslich hat jedes Tier sein individuelles Muster, vergleichbar mit dem Fingerabdruck eines Menschen. Unterbrochen wird die Zebraparade durch ein Warzenschwein und durch meine Versuche, eine Gabelracke im Flug aufzunehmen. Tatsächlich ist das Foto zwar nicht optimal, aber immerhin akzeptabel. Als kleines Highlight kann ich zwei Wollhalsstörche an einer Wasserstelle aufnehmen. Die gehören – ebenso wie die Klunkerkraniche (die wir im Delta gesehen haben) – zu den gefährdeten Arten und sind nicht so oft zu sehen.







Und weiter geht es mit rennenden Zebras, trinkenden Zebras, spielerisch kämpfenden Zebras, die Motive nehmen kein Ende. Stop! Vor uns auf der Piste steht zur Abwechslung mal eine Riesentrappe! Dann wird es wieder ruhig, wir fahren am Rand einer Ebene, die fast komplett mit hohem Gras überwuchert ist. Nur etwas weiter entfernt stehen einige Strausse sehr dekorativ zwischen einer Zebraherde. Nahe an der Piste rennen zwei Kiebitze laut zeternd vor dem Auto her, um dann in allerletzter Sekunde wegzufliegen und wieder hinter uns zu landen.





Die Landschaft ändert sich wieder und wird buschiger. Zwei Zebras kämpfen spielerisch miteinander. Jetzt stehen sie nur noch auf den Hinterbeinen, die Vorderbeine gegeneinander gedrückt. Es sieht aus, als würden sie miteinander tanzen. Zum Glück sind sie nicht allzu weit entfernt und ich kann ein paar nette Bilder machen.





Direkt vor dem Wagen tauchen auf der Piste immer wieder die Frankolins auf. Wir nennen sie „die Roadrunner“, denn sie rasen lange die Piste entlang. Erst wenn wir den Eindruck haben, eben hätte unser Fahrer sie platt gefahren, sehen wir sie gerade noch nach rechts oder links ins Gras fliegen. Dabei bräuchten sie doch nur gleich am Anfang auszuweichen und könnten sich die ganze Rennerei ersparen :laugh:







In diesem Teil des Parks wachsen viele Akazien, schon tauchen überall Giraffen auf, denn Akazienblätter sind ja ihre Leibspeise. Wir erreichen ein spärlich bewachsenes Areal und schrecken zwei Sekretäre auf. Sie flüchten sofort in dem sie einen langen Anlauf nehmen und sich dann in die Lüfte schwingen. Leider sind sie zu weit entfernt für schöne Bilder.





An einer Wasserstelle hat sich eine Zebraherde versammelt. Dazwischen befindet sich ein einziges Gnu. Warum es wohl mit den Zebras mitläuft? Wo sind seine Kameraden? Fühlt es sich als Zebra? Wir werden es nie erfahren. Die Tiere drängen sich jetzt in das Wasser, vor lauter Streifen kann man die einzelnen Tiere gar nicht mehr erkennen.







Es ist jetzt fast 13:00. Da wir heute einen Tagesausflug machen, wird es Zeit für ein Picknick. Dafür eignet sich hervorragend ein Stretchpoint in der Nähe, nämlich an der Marabou Pan. Wir bauen zusammen Tisch und Campingstühle auf, dann wird das Essen platziert. Wieder sind die einzelnen Schüsseln mit kleinen Zetteln versehen. Für jede Schüssel, die wir öffnen, gibt es also einen netten Spruch. So macht es natürlich richtig Spass, unser Lunch vorzubereiten.





Wir setzen uns gemütlich auf unsere Stühle, geniessen das Lunch und unterhalten uns über dies und das. Nicht weit entfernt von uns ist eine kleine, flache Wasserstelle. Natürlich haben wir die Giraffen, die jetzt langsam näher kommen, schon von weitem gesehen, wir hätten allerdings nicht gedacht, dass sie uns so nahe kommen. Stück für Stück laufen sie in unsere Richtung. Immer wieder bleiben sie stehen und schauen uns an. Was mag wohl in so einem Giraffenhirn vorgehen? Warum brauchen sie so lange, um eine Entscheidung zu treffen? Die erste Giraffe steht jetzt am Wasser. Vorsichtig breitet sie ihre Vorderbeine aus, senkt den Hals halb hinunter und schaut uns weiterhin an. Dann stellt sie sich doch wieder aufrecht, irgendwie sind wir ihr nicht geheuer. Drei Minuten später folgt die gleiche Prozedur, wieder stellt sie sich aufrecht, bevor sie einen Schluck genommen hat. Die nächste kommt, schaut lange das Wasser an, schaut uns an und läuft weiter. So zieht die ganze Herde weiter zu einem grösseren Wasserloch in Sichtweite, an dem auch einige Elefanten stehen.







Der Platz ist herrlich, eigentlich wollen wir gar nicht mehr weg, aber nach einer guten Stunde siegt die Neugier. Vielleicht stöbern wir ja noch etwas auf … Auf unserem Weg treffen wir auf eine Riesentrappe, die uns erstaunlich nahe heranlässt. Sie beäugt uns zwar kritisch, denkt aber gar nicht daran, zu flüchten. Das bin ich von diesen Vögeln gar nicht gewohnt. Ein Stück weiter huscht eine Gelbmanguste über die Piste. Wir stoppen. Das Tierchen hat sich erst versteckt, kommt aber nach einer Minute neugierig aus der Deckung, stellt sich auf die Hinterbeine und versucht herauszufinden, wer oder was wir sind. Dann wird noch einmal herzhaft gegähnt, bevor die Manguste irgendwo im Gestrüpp verschwindet. Eine Spitzschwanz-Paradieswitwe sitzt ganz in der Nähe der Piste auf einem Ast, auch das Bild nehme ich gerne mit. Der lange Schwanz ist schon sehr beeindruckend und ich frage mich, ob der Vogel damit ab und zu auch mal hängen bleibt? Am Boden sitzt ein Weisscheitelwürger, auch er fliegt erst davon, als wir ihn schon fast unter die Räder genommen haben.









Die grüne Landschaft gleitet an uns vorüber und immer wieder ziehen wir Vergleiche mit dem „Normalzustand“ von Savute. Es ist schon toll, wie eine Landschaft sich durch ausreichenden Regen verändern kann! Auf dem Rückweg entdeckt Rhan Büffelspuren, die unsere Piste kreuzen. Kaum stoppen wir, kommen auch schon die dicken Fliegen. Dann können wir einige Büffelköpfe im hohen Gras ausmachen, die uns misstrauisch mustern.



Gegen 16:00 sind wir wieder zurück in der Lodge. Ruths „neuer Freund“ Edwin erwartet uns schon zum Nachmittagstee mit Häppchen und Kuchen. Das ist hier allgemein ein grosses Problem für uns. Wir werden den ganzen Tag herumgefahren und alle drei Stunden abgefüttert. Wie bitte soll man dabei sein Gewicht halten und nicht zunehmen? Wir jedenfalls schaffen das nicht. Ich muss immer wieder an einen Bekannten denken, der noch nie im südlichen Afrika war. Als wir nach einer Reise zurück kamen und jammerten, wir hätten wieder zugenommen, schaute er uns ungläubig an. „Ihr habt zugenommen? Du meinst wohl abgenommen!“ Auf unsere Frage, wie er denn bitte darauf käme, antwortete er allen Ernstes: „Aber ich sehe doch im TV immer die Spendenaufrufe für Afrika wegen der Hungersnöte…“ Dem ist nichts hinzu zu fügen.

Während sich meine Frau am Pool vergnügt, laufe ich herum und schaue mir die Lodge an. Als ich sie am Pool besuche, hat sie ungebetene Besucher in Form von aufdringlichen Fliegen. Es ist windstill und sie scheinen sich hier bei meiner Frau sehr wohl zu fühlen. Also laufe ich doch lieber noch ein bisschen durch die Gegend. Ich treffe Nanette. Sie erinnert mich in einigen Dingen an Freundin Gabi, auch ihre kompromisslose Tierliebe ist die gleiche. Angestellte hatten am Mittag auf dem Parkplatz ein verwaistes kleines Baumhörnchen gefunden. Nanette hat es sofort adoptiert. Sie hat Erfahrung damit, denn es ist bereits das zweite Hörnchen in ihrer Obhut. Als „Nest“ dient ihr ein Brillenetui mit der Aufschrift „Humphrey´s“. Deshalb bekam das erste Hörnchen den Namen „Humphrey“, während das aktuelle Hörnchen „Humphrey II“ heisst. Jetzt trägt sie das Kleine mit sich herum, um ihm genug Körperwärme zu geben. Als Ruth das Baby sieht, ist sie natürlich hin und weg, schon sind die beiden Mädels beschäftigt und diskutieren, wie das Kleine am besten über die Runden kommt.



Der Nachmittag vergeht sehr entspannt, irgendwann wird es dunkel und das Dinner ruft. Die Lichter wurden soweit wie möglich ausgemacht, dafür brennen ein paar kleine Leuchten. Das ist sehr romantisch, findet meine Frau. Ganz schön dunkel, findet ihr eher unromatischer Mann :S



Obwohl wir nur zu zweit am Tisch sitzen, gibt es für uns natürlich das volle Programm. Bei der Vorstellung des Menüs schaut die Küchenchefin sehr ernst aus. Das muss ich dringend ändern! Also sage ich zu ihr in Setswana: „Vielen Dank, schöne Frau“. Und schon habe ich Erfolg und sie lächelt … Edwin erklärt uns die Weinauswahl. Während des gesamten Dinners steht er in unserer Nähe und wartet darauf, unsere Wünsche zu erfüllen. Das hat zur Folge, dass wir ihn in ein Gespräch verwickeln, in dem es um sein Leben in Botswana und unser Leben in Germany geht. Nach dem Dinner kommt Abram an unseren Tisch und fragt uns, ob wir noch einen Blick in den Himmel werfen wollten. Natürlich wollen wir! In einer Ecke steht ein Sternenteleskop und Abram ist ein Fachmann, was Sternenbilder betrifft. Zum Glück haben die Wolken sich verzogen und der wundervolle Sternenhimmel ist sehr gut zu sehen, zumal es hier in Savute keinerlei künstliche Lichter gibt, die das Sehvergnügen beeinträchtigen könnten. Abram erklärt uns also die Sternenkonstellationen mit Leidenschaft und wir haben viel Spass dabei. Trotzdem werden wir irgendwann müde und lassen uns zum Chalet bringen.
Der Tag in Savute war sehr abwechslungsreich, besonders der ungewohnte „Dschungel“ hat bleibenden Eindruck hinterlassen. Beim gewohnten Schnauben der Impalas schlafen wir bald darauf ein. Ich glaube, wenn wir zurück in Deutschland sind, werde ich dieses Geräusch vermissen ;)

... wird fortgesetzt ...
Letzte Änderung: 14 Jun 2017 08:00 von leofant.
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Freitag 21.04.17

Heute begrüsst uns Ozzy beim Frühstück. Edwin darf ausschlafen und sie vertritt ihn. Wir mögen dieses freundliche Mädchen sehr. Nanette kommt auch schon, natürlich hat sie „Pflegekind“ Humphrey dabei und zeigt uns, wie gut es schon aus der Miniflasche trinken kann. Humphreys Onkel und Tanten kümmern sich nicht um ihn, sondern huschen durch die Main Area und hoffen, dass wir ein paar Krümel fallen lassen. Nanette erzählt uns, dass es heute Abend etwas voller wird. Zum Dinner werden erwartet: ein Gast aus den USA und die Besitzer der Lodge, Mumtaz und Kareem, na dann wird die Hütte ja richtig voll ;)
Ich kenne die Besitzer bereits seit zwei Jahren von der Tourismus Börse und finde sie sehr nett. Ausserdem sind sie mit unseren Freunden in Kasane befreundet. Ja, ja, so klein ist halt die Welt.

Doch zunächst einmal fahren wir wieder mit Rhan hinaus. Heute werden wir eine Ansammlung von Baobas besuchen, dazu geht es erst einmal in eine andere Richtung. Wieder schaukeln wir den Hügel hinunter. Ein Buschböckchen steht im Gras und schaut uns verwundert an, dann springt es mit hohen Sätzen davon. Weiter geht es bis zur Mainroad, die überqueren wir diesmal und bleiben auf einer schmalen Sandpiste. Links und rechts steht das Gras extrem hoch, nichts ist zu sehen. Doch da vorne gibt es eine Abwechslung! Eine Giraffe schaut uns neugierig an, zumindest ihr langer Hals überragt das hohe Gras. Die nächste halbe Stunde ist den Vögeln gewidmet. Ich versuche zaghaft, eine Königswitwe im Flug aufzunehmen, leider geht das daneben. Am Boden hüpft ein Erdschmätzer vor uns her. Er hofft wohl, wir würden Insekten für ihn aufscheuchen, denn er lässt sich nicht beirren und flattert immer nur ein kurzes Stück vom rollenden Auto weg, um gleich wieder zu landen. Irgendwann hat er genug, setzt sich auf einen Zweig und lässt uns einfach vorbei fahren. Gabelracke, Kap-Turteltaube, Weißscheitelwürger, Gaukler heissen die Vögel, die wir auf unserem Weg beobachten können, natürlich nicht zu vergessen die Frankoline, die ihrem Namen „Roadrunner“ mal wieder alle Ehre machen.







Gegen 08:30 haben wir die Baobabs erreicht. Es ist eine schöne Stelle, aber wir entfernen uns nicht weit vom Auto. Das Gras rund um die Baobabs ist ziemlich hoch und dazwischen gibt es einige Felsen und Steinhaufen. Ich vermute mal, auch Schlangen fühlen sich hier wohl, auf ein „blind date“ möchten wir dann doch lieber verzichten ;-)



Nach etwa 10 Minuten fahren wir weiter in Richtung der Pans. Statt von Zebras werden wir heute von Gnus begrüsst. Auch zwei, drei Elis bewegen sich mit langsamer Geschwindigkeit vorbei. In unserer Nähe sitzen Glanzstare in den Büschen, daneben eine Gabelracke. Ich zücke meine Fotokamera. Rhan, der meinen Plan kennt, rollt langsam weiter, stoppt und macht den Motor aus. Der Vogel bleibt immer noch sitzen. Ich habe ihn genau im Focus. „Flieg, liebe Gabelracke“ murmele ich, aber die denkt nicht dran. So ist es immer! Entweder fliegen sie weg, bevor ich ihn guter Position bin, oder sie bleiben einfach sitzen. Das ist gemein! Ich halte die Kamera hoch, das Objektiv wird schwerer und schwerer. Und jetzt? Rhan hat ein Einsehen und wedelt mit dem Arm. Jetzt fliegt die Gabelracke weg und zeigt ihr wunderschönes Gefieder. Klick, klick, ich habe sie! Doch bevor ich mich freue, schaue ich mir lieber erst mal das Foto an. Was soll ich sagen? Ich habe sie tatsächlich gut erwischt. Jetzt kann ich mich freuen. Ich habe mein Bild des Tages „im Kasten“ :woohoo:







Ein Stück weiter wuseln einige Zebramangusten herum. Rhan imitiert den Ruf eines Kampadlers, das ist einer der Todfeinde der Mangusten. Sofort stellen sich zwei auf die Hinterbeine und suchen ganz hektisch den Himmel und die Umgebung ab. Dann rennt die ganze Horde unter einen schützenden Busch. An einem Wasserloch trinken gerade einige Nama Flughühner. Sie halten sich nie lange am Ufer auf, sondern landen, nehmen ein paar Schlucke und schon sind sie wieder in der Luft. Wir fahren durch das Buschland in Richtung der Hügel. Rhan hätte uns gerne Höhlenzeichnung gezeigt, aber das Aussteigen ist wegen der dichten Vegetation zu riskant. Also bleiben wir unterhalb der Zeichnungen stehen und unser Guide gibt uns einige Informationen. Dabei geht es nicht nur um Fakten, sondern auch um die mystische Bedeutung für seine Ahnen. Unser Guide kennt sich gut aus, denn er hat sich lange damit beschäftigt.



Hier in diesem Gebiet sind zwar nicht viele Tiere unterwegs, wir finden aber die Landschaft sehr schön und finden es toll, einfach umher zu fahren. Jetzt fahren wir eine Strecke, die wir vom letzten Jahr noch kennen. Hier hatte meine Frau eine sehr eindrucksvolle Begegnung mit einem Löwen, der genau neben ihr am Auto stoppte, um herum zu schnuppern. Die Katze war so dicht bei ihr, dass sie nur zwei Bilder mit ihrem Smartphone machen konnte. Dann entschloss sie sich, einfach mal die Luft für eine halbe Minute anzuhalten ;-) Nun befahren wir eine Fläche mit Tiefsand. Unser Auto schlingert hin und her, ich bitte Rhan trotzdem, nach Möglichkeit zu stoppen. Das macht er auch wenig später. Eine Gruppe Zebras quert in wildem Galopp die Piste, ich kann nette Fotos mit den Tieren und dem aufspritzenden Sand machen. Da sieht man sehr gut die Action im Bild.









Es ist 10:00, Zeit für die Kaffepause. Wir halten wieder bei dem „Stretchpoint“ Baobab. Ausser uns stehen dort noch zwei Fahrzeuge. Die Insassen sind Biologiestudenten, die in der Hauptstadt Gaborone arbeiten und gerade eine Botswana Rundreise machen. Meine Frau muss mal auf Toilette und läuft deshalb zu einigen Felsen, hinter denen man einen Sichtschutz hat. Die Studenten beobachten das und ein Mitglied der Gruppe spricht uns an. „Ich glaube, es wäre besser, ihr holt die Lady zurück“, sagt sie. „Als wir aus dieser Richtung gekommen sind, haben wir zwei Löwen dort gesehen.“ Das ist ein Ratschlag, den ich dankend annehme. Ich laufe also meiner Frau hinterher und beordere sie wieder zurück. Schliesslich ist der Busch in der Nähe des Baobabs auch ganz brauchbar ;)

Nachdem Ruth lebendig zurückgekehrt ist trinken wir unseren Kaffee. Natürlich liegt auch heute wieder eine andere schön gemusterte Tischdecke auf dem Tisch und selbstverständlich kleben auch heute wieder kleine Zettelchen auf den Boxen. Das ist ein wirklich toller Einfall! Eine halbe Stunde später sind wir schon wieder unterwegs. Die zwei Wollhalsstörche, die wir bereits gestern gesehen haben, sind immer noch (oder schon wieder) da, etwas weiter entfernt steht eine Herde Zebras, es dürften über 100 Tiere sein. Langsam aber sicher kommen sie an die Wasserstelle. Zeit für uns, etwas näher heranzufahren und das bunte (bzw schwarz-weisse) Treiben zu beobachten. Die Tiere stehen teilweise bis zum Bauch im Wasser und löschen ihren Durst. Sie wissen anscheinend ganz genau, dass hier kein Krokodil auf sie lauert. Es macht richtig Spass, den Zebras zuzuschauen und ich finde immer wieder neue Motive, um noch ein paar Bilder zu schiessen.















Nach einer halben Stunde brechen wir auf. Wir verlassen die sandigen Pfannen und wenden uns der üppig bewachsenen Ebene zu. Ein Fahrzeug nähert sich. Der Fahrer mit diesem Hut … genau! Es ist wieder mein Freund Metal. Wir begrüssen uns und wechseln ein paar Worte. Metal erzählt uns, dass er Löwen gesehen hat, da wollen wir jetzt mal hinfahren. Die grasbewachsene Pfanne ist von dichten Büschen eingerahmt. Da sollen die Löwen irgendwo sein. Die Sichtung ist allerdings schon 2 Stunden her, die Raubkatzen können inzwischen sonstwo sein. Allerdings ist es ziemlich heiss, das wiederum spricht dagegen, dass sie diese Gegend verlassen haben. Also fahren wir die Büsche ab. Es ist auf Dauer ganz schön ermüdend, in Büschen die Löwen zu suchen, denn sie liegen vermutlich irgendwo im Schatten. Sehr oft ist es aber auch nur ein Stück Holz oder ein Ast, der einem vorgaukelt, da wäre etwas unter dem Busch. Etwa 10 Minuten später dreht Rhan wieder um. Er glaubt ganz fest daran: Die Löwen müssen hier in der Nähe sein. Weitere 10 Minuten später haben wir immer noch keinen Erfolg. Rhan seufzt: „Ihr seht ja, es ist richtig schwer, hier etwas zu finden.“ Ja, Rhan, wir können dich gut verstehen. Trotzdem gibt er nicht auf und probiert es auf einer Sandpiste, die auf die Rückseite führt. Hinter einer Biegung sehen wir eine Warzenschweinfamilie am Wasserloch. Als wir erscheinen, sind sie scheinbar kurz abgelenkt. In diesem Moment rennt ein halbwüchsiger Löwen aus dem dichten Busch auf die Schweine zu. Selbst wir Laien können sofort erkennen, dass der Abstand zu gross ist. Und so ist es dann auch. Die Schweine erkennen sofort die Gefahr, stellen nach gewohnter Manier die Schwänze hoch und galoppieren in entgegengesetzter Richtung davon. Der Löwe rennt noch ein paar Meter weiter, schaut in der Gegend herum, dann dreht er wieder um. Tja, mein Lieber, dir fehlt noch eine Menge an Erfahrung! Auf dem Rückweg kommt er an einem toten Baum vorbei, auf dem ein Gaukler sitzt. Sehnsüchtig schaut er zu dem Vogel auf, aber er weiss natürlich genau, dass er diese Beute nie und nimmer erreichen kann. Also läuft er an der Wasserstelle vorbei bis zu den Büschen. Dort wartet seine Mutter auf ihn. Erschöpft lässt er sich im tiefen Schatten auf die Erde fallen. Da wird ihm die Mama aber noch einiges zu erzählen haben :laugh:



Wir umfahren die Wasserstelle und folgen der Piste, die eine riesige Ebene durchschneidet. Bis zum Horizont gibt es nur Gras. Das ist allerdings hier nicht so hoch wie gewohnt, man kann also richtig weit sehen. In der Ferne können wir zahlreiche Strausse erkennen, manche führen sogar einen Balztanz auf, aber leider sind sie viel zu weit weg, um irgendein brauchbares Bild zu machen. Vor uns sitzt eine Gackeltrappe auf der Piste. Sie vertraut auf ihre Tarnung und läuft nur zwei Meter zur Seite. Ich kann ein – wie ich finde – witziges Bild von einem Auge machen.



Irgendwann haben wir das Ende der Grasebene erreicht, jetzt herrscht wieder Buschland vor. Sofort laufen wieder überall Zebras herum. In der Nähe sitzen einige Geier im Baum, wir können aber keinen Kill entdecken. Die Landschaft verändert sich, hier wachsen wieder zahlreiche Akazien, die sehr dekorativ aussehen und für viele der Inbegriff für Afrika bedeuten. Eine Giraffe taucht auf, dann noch eine und noch eine. Es werden immer mehr. Innerhalb von wenigen Minuten können wir an die 40 Tiere sehen, soweit ich mich erinnern kann, haben wir so eine hohe Zahl auf einem relativ kleinen Gebiet noch nie gesehen!
Jetzt wird es Zeit für unser Picknick. Wir halten an einem schattigen Platz mit einem schönen Ausblick auf eine Pfanne. Ich denke nicht nach und wiederhole den gleichen Fehler, den ich schon im Delta gemacht habe. Anstatt meine Füsse mit hohen Schuhen zumindest etwas zu schützen, steige ich mit Sandalen aus. An was ich nämlich nicht gedacht habe ist, dass auch hier im Sand – genauso wie im Delta – ein Insekt zuhause ist, das wir „Sandfloh“ nennen. Komischerweise interessiert sich diese Spezies nicht für Ruths Beine, dafür umso mehr für meine. Die Tierchen, die übrigens winzig klein sind, bevorzugen den Streifen rund um meine Knöchel. Schon beim letzten Mal hatte ich eine Art „Fusskettchen“, bestehend aus vielen einzelnen Stichen, die zu Blasen mutieren, welche mit Wasser gefüllt sind und extrem jucken. Auch hier an diesem idyllischen Ort passiert es mir wieder, am Abend werde ich das Ergebnis sehen und spüren :S Dieser Leichtsinn ist richtig dumm von mir!



Aber zunächst einmal konzentrieren wir uns auf das Picknick und erfreuen uns an den kleinen Zettelchen, die auch heute wieder an den Boxen kleben. Etwa eine Stunde später sitzen wir im Auto und fahren die nächste Wasserstelle an. Ausser einigen Enten und Kiebitzen ist allerdings nicht viel zu sehen. Gegen 14:30 verlassen wir den Park und steuern die Lodge an. Den Nachmittag verbringen wir auf der Veranda unseres Chalets.

Pünktlich um 16:00 sind wir bereit für den Nachmittag. Ozzy erwartet uns bereits, um die kleinen Köstlichkeiten zu servieren, Nanette und Humphrey erscheinen kurz darauf und auch Abram setzt sich zu uns. Obwohl die Unterhaltung erneut sehr kurzweilig ist, starten wir pünktlich um 16:30 zu unserem Afternoon Gamedrive. Wir fahren den Hügel hinunter und cruisen durch die unmittelbare Nachbarschaft, das Wildlife macht allerdings Pause. Um 17:45 erreichen wir einen kleinen See mit Hide. Rhan fährt ganz dicht an die Treppenstufen, die hoch zur Veranda führen. Das hat einen guten Grund. „An einem Nachmittag bin ich mit Gästen hier her gekommen. Ich habe das Auto etwas weiter weg als heute geparkt. Es war ein ziemlich heisser Tag. Ich wollte gerade alles einpacken und zur Lodge fahren, als einige Löwen den Pfad hinunter kamen. Die hatten nichts Besseres zu tun, als sich genau unter der Veranda in den Schatten zu legen. Damit war unser Plan für die Rückfahrt storniert. Es dauerte eine gute Stunde, bevor die Katzen weiter zogen. Meine Gäste hatten zwar ein sehr intensives Löwen-Erlebnis, ich möchte aber vermeiden, dass so eine Blockade noch einmal passiert.“ Das können wir gut nachvollziehen.





Heute Abend erscheinen leider keine Löwen. Ein paar Enten durchpflügen das Wasser, mehr Action ist nicht drin. Trotzdem ist dieser Platz wirklich schön. Die Sonne versinkt hinter den Büschen, die rosa eingefärbten Wolken spiegeln sich im Wasser, einige Schwalben sind auf der Jagd nach Insekten und zischen knapp über die Wasseroberfläche, wie mag das hier wohl in der Trockenzeit sein, wenn sich Elefanten, Büffel, Antilopen zu einem Drink am Abend einfinden? Ich bin mir sicher, dann kann man hier Stunden verbringen!



Um 18:30 fahren wir zur Lodge zurück, machen uns kurz frisch und begrüssen Kareem und Mumtaz, die Besitzer. Wie bereits angekündigt, haben wir heute Abend richtig Trubel, denn ein weiterer Gast wird erwartet. Damit sind wir also insgesamt 8 Personen am Tisch. Das ist im Vergleich zu den letzten zwei Abenden ganz schön viel ;-) Bevor das Dinner serviert wird, gehen wir hinunter zum Feuerplatz, denn die Staff hat ihren Auftritt mit Gesang und Tanz. Gegen 20:00 sitzen wir in der Main Area, geniessen unser Dinner und unterhalten uns mit unseren Nachbarn. Ruth und Nanette sitzen sich gegenüber und ich stelle fest, dass die beiden eigentlich keine Sekunde ruhig sind. Irgendwie scheinen sie sich blendend zu verstehen :)

Auch dieser nette Abend geht natürlich zu ende, gegen 22:00 lassen wir uns zurück bringen. Mensch! Das ist ja richtig spät für unsere Verhältnisse! Dann bereiten wir schon mal unsere Sachen so vor, dass wir sie am nächsten Morgen schnell zusammen packen können. Dabei kommt natürlich Wehmut auf. Aber wir hatten das Thema ja schon mal. Auch wenn es uns an einem Platz sehr, sehr gut gefällt, wir müssen trotzdem weiter, das ist das Los von Reisenden…

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Letzte Änderung: 11 Jun 2017 18:17 von leofant.
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11 Jun 2017 18:30 #477819
  • Strelitzie
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  • Strelitzie am 11 Jun 2017 18:30
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Hallo Walter,

rums- ich bin gerade wieder auf dem harten Boden der Realität gelandet.... ;)
Ich habe gerade die letzten 3 Tage nachgelesen, es war wieder traumhaft!
Sehr schön finde ich, dass ihr Euch noch immer, bei all dem Luxus, an Kleinigkeiten erfreuen könnt.

Ansonsten bin ich völlig Deiner Meinung - wie schade, dass so Vieles noch exclusiver, schicker, gemacht werden muss. Ich finde zB. ein Gym, mitten im Busch, völlig deplatziert, aber dem Jogger würde es vermutlich sehr gefallen.... ;)

Der Löwen-Youngster ist übrigens ein sehr schöner!

Viele Grüße
Strelitzie
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