10. Juni 2012
„Good Morning Anja!“ vor Schreck lass ich fast meine Kaffeetasse fallen… Ich bin offenbar in Willis Hierarchie aufgestiegen – Christoph nicht. Er kriegt nur ein „grömel“ ÄTSCH!
Es ist sowieso nicht Christophs Morgen. Nachdem wir im Dunkeln duschen und mit Notbeleuchtung (fast im Dunkeln) packen mussten – auf der Sambiya River Lodge gibt es ab 6.00 Uhr keinen Strom mehr – will er wenigstens einen Blick auf den Sambiya River werfen. Enttäuscht muss er feststellen, dass der einzige River in nächster Umgebung im Namen der Lodge vorkommt.
Yes, wir haben die Lodge auch mal bei Morgenlicht gesehen!
Und Willi hält eine Überraschung für uns bereit! Er fährt uns freiwillig zum ominösen Berg hinauf – direkt zu den Murchinson Falls. Hier ist der Wasserfall wirklich schön, mit verschiedenen Regenbogen und einen einem tollen Blick über den Nil.
Leider müssen wir bald weiter. Auf dem Rückweg überfallen uns die lästigen, bissigen Fliegen, die uns schon im Kidepo angenagt hatten. Willi schließt schnell sein Fenster und - gesprächig wie er heute ist- meint „Tsetse-Flys“. …Hrrrrgggsss…. Okay, wenn das die Tsetse-Fliegen sind, brauch ich mich ja nicht mehr zu fürchten. Von denen sind wir ja schon zur Genüge gebissen worden…. Ich blättere hektisch im Reiseführer. Unter „Schlafkrankheit“ ist zu finden, dass die Ansteckungsgefahr relativ niedrig ist. Aber wieso fühl ich mich auf einmal soooo müde?
Die Straße gleicht wieder einen schlechten Pad – dafür wird die Landschaft umso schöner. Es ist Sonntag. Wir fahren an Hügeln und Tälern vorbei. Sehen Menschen in Sonntagskleidung, Gottesdienste, Frauen die in Flüssen ihre Wäsche waschen, Männer, die in Flüssen ihre Mopeds oder Fahrräder waschen, badende Kinder. Btw. der Esel wurde hier im wahrsten Sinne des Wortes durch den Drahtesel ersetzt. Besser so! Für die Esel. Denn die Behandlung von Tieren ist schon ein Dolchstoß für unsere zarten europäischen Seelen. Hühner hängen kopfüber an Fahrrädern (lebend versteht sich) und sogar zwei lebendige Schweine werden mit einem Moped transportiert.
Die Gegend hier ist ganz offensichtlich reicher und bunter als im Norden. Bald erreichen wir Hoima und (!!!) dürfen 45 min Pause machen! Cool! Ab durch Hoima. Eindrücke genießen (geil), Moskito Repellent kaufen (gabs nicht), dafür Zeitungen, kalte Getränke und eine ugandische Telefonkarte. Und ganz viel zum kucken.
Zurück beim Landi steht da ein zerknirschter Willi. Der Reifen ist platt, er muss zur Tanke reifenflicken. Die geschenkte Zeit für uns verbringen wir mit einem eiskalten Nile Special. Nach weiteren 2 Stunden sind wir endlich auf der Pad zum Kibale Forrest – aber nicht lang. Vor uns steht ein Minibus mit einem Platten. Willi hilft dem Driver und nach 20 min geht’s weiter.
Nach dreieinhalb weiteren Rüttelstunden erreichen wir die Lodge. Also nicht die, die wir vermutet (und gebucht hatten). Wir waren von Chimps Nest ausgegangen – gebracht werden wir zum Kibale Forrest Nature Camp. Aha?!? Es ist inzwischen stockdunkel . Und ist alles scheißegal. Fast – denn als wir zu unserem Zelt gebracht werden, fällt der Generator aus. Mit letzter Akkuleistung meines Handys (dank iPhone gibt’s ja die Taschenlampen App – für die Großstadtindianer) finden wir unsere Taschenlampe. Die gibt einen lauen Strahl ab – bevor sie komplett kollabiert. Batterie leer – Handy Akku leer – Generator under construction. So sitzen wir im Dunkeln, müde, hungrig und verstaubt in unserem Zelt.
Gerettet werden wir von dem ausgesprochen freundlichen Personal. Man holt uns zum Essen und versorgt uns auch gleich mit einer Taschenlampe. Das was wir im Kerzenschein von der Lodge erkennen können, sieht echt toll aus. Viel Holz, liebevolle Details, nettes Personal.
Nach einiger Zeit bekommen wir zwar kein Licht – aber Essen. Zwar auch wieder ein "Versuch" von internationaler Küche – aber sehr lecker.
Dann geht das Licht an! Juhu! Keine gute Idee…. Christoph fällt vor Lachen fast vom Stuhl. Er behauptet, ich sehe so staubig aus, wie ein Sofa, das 100 Jahre auf dem Dachboden stand. (Die Scheidung ist eingereicht
)