Hallo zusammen,
danke für Eure Reaktionen auf meinen Leserbrief an die AZ - ich habe ihn als offenen Brief auch noch an NTB, DNG und das Südafrika-Magazin geschickt.Dabei ist mir durchaus bewusst, dass man als Gast in einem fremden Land zu allererst mal Zurückhaltung üben und sich offener Kritik enthalten sollte. Das kann aber andererseits nicht bedeuten, dass man alles kommentarlos über sich ergehen lassen muss. Ich hatte nach unserem Besuch in Etosha viele Gespräche mit Namibiern und die haben mich darin bestärkt,unsere Erfahrungen ruhig in die Öffentlichkeit zu tragen - wohl wissend, dass wir mit unserer Meinung nicht nur Zustimmung finden werden. Wir waren ja vom ersten Blick in die Unterkünfte von Namutoni zunächst auch sehr beeindruckt - eine Einrichtung wie aus \"Schöner Wohnen\".Um so härter trifft einen dann aber die Realität, wenn man in diesem durchgestylten Raum leben muss. Versteht mich bitte nicht falsch - ich will durchaus nicht so tun, als wären die alten Unterkünfte in Ordnung gewesen.Ganz im Gegenteil - alle 3 Camps in Etosha hatten eine Verjüngungkur dringend nötig. Statt dessen aber hat man eine \"Geschlechtsumwandlung\" versucht und die ist m.E. voll daneben gegangen.Aus berufenem Mund habe ich gehört, dass man die Holzstege in Namutoni deshalb gebaut hat, weil man darunter ein Feuchtbiotop anlegen möchte. Ich unterstelle mal, dass ich da keiner böswilligen Falschmeldung aufgesessen bin. Sollte das wirklich zutreffen, dann wäre Namibia weltweit das erste Land, dass sich ein \"Malaria-Schutzgebiet\" leistet. Und dann wäre da noch die Frage zu beantworten, wo das Wasser dafür herkommen soll.
In Halali dagegen ist man bei der Renovierung sehr viel umsichtiger vorgegangen: die alten Semi-VIP-Hütten (Hausnummern ab 40 ) sind in der Substanz erhalten geblieben, nur die alte Küche wurde umfunktioniert in eine leider misslungene Launch mit einem völlig überdimensionierten Sessel und einem 3-4 Sitzer, dafür fehlt ein Tisch. Aber alles andere ist wirklich in Ordnung und funktionsgerecht. Die neuen \"Tierbungalows\" in Halali dagegen ( mit Jakuzzi-Garten) sind auch eine Fehlinvestition: sehr eng, man fällt mit der Eingangstür förmlich sofort ins Bett, auch dort im Schlafbereich ein hemmungslos überdimensionierter, aber funktionsloser Sessel, so gut wie keine Ablagemöglichkeiten für Bekleidung und Koffer, im Außenbereich ein \"Windhoek-Lager-Kühlschrank\" ( weil dort nicht mehr als 6 Dosen Windhoek-Lager hineinpassen ) und das Ganze zum Schnäppchenpreis von 1.500 N$ pP und Tag.
In Okaukuejo haben wir nur die Waterhole-Bungalows besichtigen und erleben können - in der ersten Reihe die 5 neuen, zweistöckigen Superbungalows mit Aussichtsbalkon und in der zweiten Reihe die zu 2x 2-Bett-Apartments umgebauten alten 4-Bett-Bungalows. Das Ganze umgeben von einem an ein Ovambo-Dorf erinnernden Pallisadenzaun mit 2 großen, hübsch gestalteten Eingangtoren. Wenn ich mal vom Preis absehe - die erste Reihe ist wirklich Klasse und kann sich durchaus mit einer Luxuslodge vergleichen lassen; die zweite Reihe dagegen hat sehr verloren, weil es darin nach Einbau eines 2. Nassbereiches extrem eng zugeht.
Es ist schon richtig - man fährt ja nicht wegen der Unterkünfte nach Etosha, sondern wegen der Tiere. Aber ich sehe die konkrete Gefahr, dass die Tierwelt dort über kurz oder lang schweren Schaden nehmen wird: die Preispolitik sowie die Unterkunfts- und Servicemängel bei NWR werden die Gäste aus Etosha vertreiben; statt dessen entstehen im Umfeld des NP immer mehr Luxus-Lodges mit bis zu 5-Sterne-Komfort(Kempinsky) - und entsprechndem Wasserverbrauch. Es ist schon jetzt erkennbar, dass die Lodges um Etosha herum dem NP das dort dringend benötigte Wasser entziehen und damit dessen Verödung einleiten. Es ist m.E. nur eine Frage der Zeit, bis Etosha \"wildfrei\" sein wird. Deshalb: fahrt jetzt hin - wer weiß, wie lange man dieses Paradies noch haben wird.
Gruß Joli