Severin Safari Camp, Tsavo West NP, 16. Januar 2015
Heute dauert es etwas länger, bis wir frühstücken gehen, da Toni bereits beim Aufstehen Mühe hat und kaum aus dem Bett kommt.
Bei der kleinen Stufe, die von der Veranda runterführt, versagen Tonis Beine, er sackt zusammen und kann nicht mehr allein aufstehen. Nein, bitte nicht!!! Das Personal kommt sofort besorgt daher und hilft ihm. Mit Mühe und Not schafft er‘s noch bis zum Restaurant, wo er dann aber nur einen Tee möchte. Er meint, dass er vielleicht nur den Tritt verfehlt habe und dass es nun bestimmt wieder besser gehe.
Eigentlich hab ich nun auch keinen Hunger mehr, die Situation macht mir allmählich mächtig zu schaffen. Wir bleiben lange im Restaurant sitzen und schauen den Vögeln zu, die da ziemlich unverfroren über die Brotkörbli herfallen, indem sie die Servietten hochheben und Brötchen rauszupfen
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Stillhalten zum Fotografieren tun die echt nicht gerne.
So langsam müssen wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Bungalow machen, da sich Toni ins Bett legen möchte. Und dann passiert es wieder!!! Toni sackt bei der ersten Stufe zur Veranda zusammen und kann nicht mehr aufstehen. Das Personal hatte bereits eine Vorahnung und ist sofort zur Stelle. Mein Mann wird mit vereinten Kräften zum Bett geführt, wo er sich erschöpft hinlegt
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Jetzt ist aber genug
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. Voller Angst eile ich zu Jürgen, dem Manager ins Büro und schildere die Situation. Er setzt sich mit Joel, dem Arzt von Kilaguni in Verbindung und dieser meint, dass er nun mit seinem Latein am Ende sei und Toni nach Nairobi ins Spital gebracht werden müsse.
Um 14 Uhr setzen wir uns mit der Notrufzentrale unseres TCS (Touring Club Schweiz) in Verbindung, von welchem wir seit vielen Jahren den ETI-Schutzbrief für solche Ernstfälle besitzen. Und zum ersten Mal im Leben hatte ich dort zwei Wochen vor unserem Abflug eine Zusatzversicherung abgeschlossen, die alle anfallenden Unkosten, egal in welcher Höhe, garantiert übernimmt. Jürgen schildert dem Zuständigen Mitarbeiter das Problem und gibt ihm auch die Telefonnummer von Joel durch. Leider unterbricht die Verbindung andauernd, da der Telefonempfang im Büro denkbar schlecht ist. Am besten funktioniert er noch in der Küche, wenn man den Kopf in ein ganz bestimmtes Küchenschrank-Abteil steckt
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. Jedenfalls kann Jürgen dem Mitarbeiter den Namen der Lodge und seine Telefonnummer durchgeben, wir eilen in die Küche und der TCS-Mitarbeiter ruft prompt zurück. Nun wird kurz unsere Versicherungsnummer und Email-Adresse bekanntgegeben, bevor die Leitung wieder tot ist
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. Weitere Details werden per Email besprochen, da diese Verbindung viel stabiler ist. Man verspricht uns, sich nun unverzüglich mit dem Agenten in Nairobi - Amref - in Verbindung setzen.
de.wikipedia.org/wiki/Amref_Health_Africa
Es dauert nich lange, bis die Meldung vom TCS kommt, dass Toni - nachdem man Rücksprache mit Joel genommen hat - von den Flying Doctors auf dem Kilaguni Airstrip abgeholt werde und ein wenig später wird uns mitgeteilt, dass der Flieger bereits in Nairobi gestartet sei und ca. um 17 Uhr landen werde.
Nun bleibt nicht mehr viel Zeit. Ich könnte auch mitfliegen, aber wie soll ich in der kurzen Zeit unser Bungalow ausräumen, alles ins Auto räumen und dann noch unsere Koffer packen? Und vielleicht kommt Toni ja bald wieder gesund und munter zurück zur Lodge
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? Ich entschließe mich, vorläufig hier wohnen zu bleiben und abzuwarten. Wichtig ist ja erst mal, dass Toni in Spitalpflege kommt. Noch schnell für ihn ein paar Kleider, Toilettenartikel, Lesebrille, Pass und Handy in einen Plastiksack eingepackt und fertig, wir müssen uns beeilen.
Jürgen fährt mit seinem Fahrzeug so nah wie möglich an unser Bungalow und das Personal hilft Toni die paar Schritte zum Fahrzeug zu gehen und sich hinzusetzen. Dann brausen wir los. Bis zur Kilaguni Lodge sind es 21 km auf teilweise holperigen Pisten.
In Kilaguni angekommen, warten bereits Joel und das Management auf uns. Sie alle sind voller Anteilnahme und wünschen Toni gute Besserung. Joel erklärt mir, dass er ja gestern schon noch hätte versuchen können, Toni in seiner Klinik aufzunehmen und eine Infusion zu geben, aber falls es was Ernstes sei, wäre das nur verlorene Zeit gewesen. Danke Joel
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Bereits drei Stunden nach unserem Notruf an den TCS, kurz nach 17 Uhr taucht der Flieger der Flying Doctors am Himmel auf und setzt zur Landung an.
Ich bin tief beeindruckt, unglaublich, wie die das alles in so kurzer Zeit organisiert haben! Das ist auch Afrika, aber jetzt mal im positiven Sinn
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Mir wird ganz komisch
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. Der Pilot und ein Arzt steigen aus der Maschine, begrüssen uns und fragen nach dem Patienten, der immer noch im Fahrzeug sitzt. Gemeinsam wird Toni aus dem Fahrzeug geholfen und die Frage, ob er die paar Stufen ins Flugzeug schaffen würde, beantwortete er mit JA
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. Es geht natürlich nicht
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! Ein paar starke Männer müssen mit allen Kräften nachhelfen. Ich befürchte schon, dass sie seine Hose in Stücke reissen, so sehr müssen sie daran ziehen
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. Oben angekommen, kann sich der total geschwächte Mann nicht mehr aufrichten und kriecht auf allen Vieren auf die Liege
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Joel und ich steigen auch ins Flugzeug und schauen gebannt zu, wie der Arzt verzweifelt versucht, eine Vene für die Infusionsnadel zu finden. Toni sei total ausgetrocknet, deshalb sei das gar nicht so einfach, meint der Flying Doctor. Ca. nach dem zehnten Versuch klappt es dann endlich. Zusätzlich wird er noch mit Sauerstoff versorgt und an diverse Überwachungsgeräte angeschlossen. Es bleibt mir nicht viel Zeit, mich von Toni zu verabschieden
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und als er mir dann noch sagt, dass er mir den Urlaub vermiest habe, wühlt mich das total auf
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Eine halbe Stunde später, um 17.30 Uhr startet der Flieger in Richtung Nairobi und verschwindet langsam am Horizont. Jürgen und ich fahren zurück zur Lodge.
Nun hock ich ganz allein hier auf der Veranda und weiss nicht, wie‘s weiter geht.
Auch der Wasserbock und die Elis, die vor meinem Bungalow am Wasserloch stehen, können mich nicht aufheitern. Entsprechend mies ist auch das Eli-Foto geworden, …ist mir aber egal
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Am Abend sitze ich alleine im Restaurant und muss mich zwingen, eine Kleinigkeit zu essen. Harrison, der Massai begleitet mich anschließend zum Bungalow und leistet mir ein wenig Gesellschaft. Er fühlt sich jetzt für mich ganz besonders verantwortlich, der Gute
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Später starte ich meinen Laptop und starre bis 22 Uhr auf den Posteingang, dann wird der Generator abgeschaltet, der Internetempfang ist weg und das Licht geht aus. Ich sitze noch lange im Dunkeln und hoffe, dass ich irgendwann aus einem Alptraum erwache, aber nein, das alles spielt sich wirklich so ab.
Fortsetzung folgt …..