THEMA: Ein Zebra in Zambia (Reisegeschichten)
26 Nov 2010 17:24 #163879
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Swakop52 schrieb:
Hallo Kurt,
ich versuche mal Eure Route auf der T4A nach zu vollziehen. Ist mir gelungen, es wird am Mita-See sogar eine Campsite angegeben. Ist das diese, Grüße vom BadBoy

Yep, das ist diese Campsite, ist aber keine! Ich schätze da hat mal einer (ich bin wohl nicht der Einzige) wild campiert und die Daten an T4A gesendet. Ist eindeutig Kraftwerksgelände.

Das mit dem Fällen ist so ein Fall, ich muss mal die Aufzeichnungen vom Garmin runterladen kann sein das ich den Fall falsch auf meiner Festplatte abgespeichert habe!

Melde mich wieder, Grüsse Kurt
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26 Nov 2010 17:52 #163883
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Hallo Swakop,

die Lunsemfafälle (es gibt verschieden Schreibweisen) sind auf guten Paierkarten eingezeichnet. Aber richtig ist das wir nicht diese angefahren haben (wollten es gab aber keine Strasse)da hab ich mich jetzt um einen Tag verfahren, sondern die Kundalilafälle bei Chipungo. Alles andere passt genau! Danach geht es in den Kasanka-Trust aber das ist wieder eine andere Gechichte. Jene die sich für unsere Reise interessieren können mir eine Mail senden. Am ende werde ich dann die GPS versenden (nicht vorher)

Grüsse Kurt
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27 Nov 2010 16:14 #163962
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Ein "Crazy Zebra" in Sambia (Teil 10)

Kurz nachdem wir diese Hauptnebenpiste erreichten, galt es einen mächtigen Strom zu überqueren. Die Straße neigte sich eine Böschung hinunter, an deren unterstem Teil die Fahrbahn mit Beton verstärkt war. Da lag sie nun diese Fähre, festgezurrt mit Tauwerk, wartend auf die mutigen Reisenden, die die Fahrt ans andere Ufer antraten. Viele Mutige scheint es nicht zu geben in diesem Land, so waren wir die Ersten und wohl auch die Einzigen an diesem Tag und da keiner mit solch draufgängerischen Typen wie mir zu rechnen schien, warteten wir zuerst mal eine halbe Stunde ohne bemerkt zu werden.

So wartend bewunderten wir das Wunder an Technik, das da vor Anker lag und uns durch die wilden Fluten des Flusses sicher ans andere Ufer bringen sollte. Ich überlegte mir, ob wir wirklich dieses Wagnis antreten sollten, als ich hinter mir eine Stimme vernahm die rief "Good Morning Sir". Ich blickte über meine Schulter und da kam ein junger Mann mit breitem Lächeln und winkenden Armen auf mich zu. Winkende und lächelnde Menschen haben seit geraumer Zeit eine besondere Wirkung auf mich. Er musterte mich und unser Auto, während er mir die Hand zum Gruß reichte und fragte, ob wir zur anderen Seite wollten. Jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen umzukehren. Aber nein, wir waren wildentschlossen dieses Wagnis einzugehen. Sogleich hielt er mir eine Tabelle unter die Nase mit vielen Ziffern die sorgsam in Zeilen und Spalten eingetragen waren. Die Spitze des Kugelschreibers ruhte dabei genau in der Zelle, wo erstaunlicherweise die Zahlenkombination den höchsten Wert anzeigte. Zufälle gibt es. 70 000 Kwacha (US$ 17.00) kostet die Überfahrt. Nun, für diesen Betrag könnte man in Europa im Vergnügungspark auch Achterbahn fahren, aber nicht mit einer Fähre mit zwei Seitenaußenbordmotoren - was für ein Wort. Wir beschlossen das Angebot anzunehmen. Alternativ hätten wir auch 300 Kilometerchen Umweg fahren können, und so ließen wir uns lieber auf dieses Abenteuer ein.

Die Laderampe knirschte beträchtlich unter der Last von 4,2 Tonnen, als wir die Plattform der Fähre eroberten. Passgenau standen wir nun auf der Fähre und konnten die "Seereise" antreten. Ein paar Sicherheitsinformationen, die Schwimmwesten gezeigt und Stoßgebete gegen Himmel gesandt, setzte der Kapitän den ersten Motor in Gang. Ruß, Rauch, Ruckeln und Zuckeln, der erste Motor verabschiedete sich für diesen Tag. Spontan kam mir der Song "Don't pay the Ferryman" von Chris de Burg in den Sinn, während der Kapitän versuchte den zweiten Seitenaußenbordmotor anzuwerfen. Unter einem Knattern und Ächzen und dem Auswerfen einer mächtigen Rauchwolke sprang dieser dann auch an. Es gab zwar kein Frühstück an Bord, auch keinen Willkommensstrunk, wohl aus Sicherheitsgründen nicht, aber insgesamt steuerte der Kapitän dem Ponton sicher durch die Fluten. Hätte die Fahrt nur 5 Minuten länger gedauert, wären wir wohl zum Kapitänsdinner eingeladen worden. Nachdem wir die gewaltige Strecke von etwa 20 Metern in 3 Minuten hinter uns hatten, konnten wir am anderen Ufer unser Auto wieder entladen und auf sicherem Boden die Reise fortsetzen, was für ein Erlebnis!

So fuhren wir, ich glaube es war die D202 durch Landschaften, in denen sich Dorf an Dorf aneinanderreihten. Wir erreichten dann eine T-Kreuzung, wo sich wohl eines der wichtigeren Dörfer der Region befand. Immerhin hatte dieses Dorf einen eigenen Strommast, was mir sofort auffiel. Ich sah eine große Menschenmenge, die sich an diesem Strommast versammelt hatte. In Ringform umschlossen sie irgendetwas, was ich jedoch nicht erkennen konnte. Ich hielt einen kurzen Moment an, um vielleicht einen Blick zu erheischen, was da so Interessantes vor sich ging. Ich sah, wie sich zwei Männer umdrehten und uns mit einem Lächeln und Winken zu sich heran riefen. Winkende Menschen lösen in mir immer noch ein eigenartiges Gefühl aus und ich hielt erneut Ausschau nach Polizeibeamten oder Gärtnern in blauen Überkleidern. Ich winkte zögerlich zurück, worauf das Winken der beiden jungen Männer noch intensiver wurde. Eigentlich wollten wir ja weiterfahren, da wir noch einiges an Weg vor uns hatten. Doch dieses Winken und die fröhlichen Gesichter hatten eine magische Anziehungskraft auf uns, das wir gar nicht anders konnten, als in Begleitung der zwei jungen Männer in Richtung der Wand aus vielen Menschen zu gehen.



Es ist wirklich auffallend wie freundlich und offen die Menschen hier in Sambia sind. Es ist kein Vergleich zu Namibia und den übrigen Teilen des südlichen Afrikas. Musik, Tanz, Lachen, farbenfrohes Leben sind hier allgegenwärtig - Afrika eben! In Begleitung dieser jungen Männer schritten wir auf die Menschenmenge zu, eine Mauer aus Kindern und Erwachsenen, die undurchdringbar schien. Auf magische Weise öffnete sich eine Gasse vor uns, um sich gleich wieder hinter uns zu schließen.



Da stand ich nun in Mitten dessen, was hier gefeiert wurde oder besser gesagt ich saß in der ersten Reihe. Wie selbstverständlich wurde mir einer der wenigen Plastikstühle angeboten und ich wurde selbst zur Attraktion des Tages.



Ich hatte keine Ahnung, was hier gefeiert wurde, der Nationaltag vielleicht? Nein, es war eine Mischung aus Hochzeit und Tanzveranstaltung.



Während das Brautpaar regungslos sitzend, die Braut sogar mit gesenktem Kopf, das Tohuwabohu über sich ergehen ließen, tanzten in der Mitte junge Menschen unter den strengen Augen der Jury. Es war wohl so etwas wie SsdS "Sambia sucht den Superstar". Die Musik kam von einer leistungsstarken Anlage und dröhnte mir mein Gehirn zu. Immerhin wurde der Strom direkt vom Mast abgezapft.

foto: 26541]

Nach einer Weile als "King Kurt auf dem Thron" und Ehrengast, verabschiedeten wir uns unter Begleitung der halben Hochzeitsgesellschaft. Noch schnell viele Hände geschüttelt, ein paar Papierabzüge der Bilder ausgedruckt und verschenkt. Weiter ging's.



Die Straßen wurden seit gestern zunehmend schlechter und anstrengender Sie brachten uns im Verlaufe der Reise an den Rand von Erschöpfung und Verzweiflung. Wir fuhren über Holperpisten viele Kilometer weit bis wir an eine Teerstraße gelangten. Meine Arme taten schon etwas weh von den Schlägen, die das Lenkrad von der Straße direkt an mich sandte und wir beschlossen eine kurze Rast zu machen, bevor wir auf die Teerstraße einbogen.

Ich glitt elegant wie eine Elfe die Stufen am Bremach herunter - oder wie heißen die grauen Tiere mit Rüssel in Afrika - dehnte gerade meinen Rücken, als ich die Stimme meiner Frau Heidi wahrnahm.



Da war sie wieder, eine dieser Satzstellungen, die nichts Gutes bedeuten konnte. Ich regte mich schon auf ab dem "bitte rege dich nicht auf" bevor ich überhaupt wusste, worüber ich mich aufregen sollte und das regte mich wirklich auf! Ich umrundete den Bremach vor dem Kühler und sah wie Heidi wieder mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf den Batteriekasten wies. Und diesmal konnte sogar ich erkennen dass es nicht die gewölbte Form der Abdeckung war, die den Anschein erweckte, der Kasten hing schief. Nein, jetzt hing er nicht mehr schief sondern herunter. Sch…sse, dachte ich bei diesem Anblick. Er hing runter und zwar richtig. Mir wurde auf einmal bewusst, wie wichtig dieses Teil ist und in mir machte sich Ratlosigkeit breit. An drei von vier Stellen war die Aufhängung gebrochen.

Diese Rüttelschüttelpisten forderten nicht nur am Mensch Blutzoll, auch das Material wurde übermäßig beansprucht. Nun war guter Rat teuer. Ich bin nun mal nicht wirklich ein guter Schrauber, obwohl ich beim Einfüllen von Scheibenwischerwasser diesen Anschein erwecken könnte. Ich legte mich relativ lustlos unter den Wagen. Wie ich so lag, dachte ich wieder an die Kuh in Namibia. Ich betrachtete den Wirrwarr von Streben und Kabeln unter dem Wagen und erkannte, dass Problem sehr genau. "No Problem" - das Erkennen selbst war einfach, aber eine Lösung schien in weiter Ferne. Nur eine Lösung musste schnell her. Schließlich hatten wir noch mindestens 4 000 Kilometer vor uns.

Nach einem kühlen Bier und nach dem sich mein "ichregemichaufpuls" bei 150 einpendelte, kam mir eine zündende Idee. Hatte ich nicht mal bei Aldi so ein Billigspannset erworben? Ja klar, das musste in der Werkzeugkiste liegen immer noch original verpackt. In einer ersten Aktion zog ich mit einer Wäscheleine die Batterie samt Halterung näher an das Chassis heran. Clever was, dann konnte ich sie mit meinem Aldi-Billigspannset sichern. Irgendwie wird es schon klappen, dachte ich. Der erste Teil meines genialen Planes funktionierte tadellos. Nö, keiner braucht mir deswegen nicht auf die Schulter zu klopfen, ging ganz einfach. Jetzt nur noch das Aldi-Billigspannset auspacken, sichern, fertig. Das Spannset sah sehr elegant aus, schwarz mit roten Streifen. Es wartet nur darauf, zum Einsatz zu kommen. Auspacken, auslegen, staunen. Irgendwas passte nicht. In meiner Erinnerung hat so ein Spannset zwei Teile - eins mit Gurt und eins mit Gurt und Spannrätsche. Ich hielt das Aldi-Billigspannset in Händen und entdecke mit Entsetzten, dass es aus zwei Teilen Bestand - eins mit Gurt und noch eins mit Gurt, aber keine Spannrätsche. Ich formulierte einige Sätze die man(n) durchaus als Fluchen bezeichnen könnte und brauchte noch ein Bier.

Mein Puls pendelte sich wieder bei 150 ein. Ich beschloss, die Gurten auf irgendeine Art zur Sicherung des Kastens zu befestigen. Viele Umwicklungen und Knoten später entstand so ein Meisterwerk, das auch Houdini (1874-1926) niemals hätte mehr lösen können. Von diesem Gewirr aus Wäscheleine und Spanngurten hing nun unser ganzer Urlaub ab. Nebenbei setzte ich noch eine E-Mail an Ulli ab, den ich aus dem Namibia-Forum kannte, falls mein fantastischer Plan scheitern könnte und bat ihm um Rat. Voller Stolz darf ich aber heute schon verkünden, dass dieses Meisterwerk der Schrauber-Kunst bis zum Ende der Reise hielt.



Fortsetzung folgt....
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28 Nov 2010 14:52 #164029
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Der Entzug nagt...Kurt Du hast mit Deinem Bericht eine Spitzenleistung vollbracht! Danke, bis zum Nächsten....!
*Wer einen Fehler begeht und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten! (Konfuzius)
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29 Nov 2010 09:13 #164072
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Ein "Crazy Zebra" in Sambia (Teil 11)

Die Weiterfahrt war ereignislos und wir flogen wieder mit so 50 Sachen durch die Gegend, Zeit die ersten Eindrücke Sambias zu verarbeiten.

Was uns auffiel, war die Tatsache, dass es hier viel mehr Wasser gibt als in den anderen südlichen Ländern wie Namibia und Südafrika. Die Landschaft ist üppiger bewachsen und die Bevölkerungsdichte um einiges höher. Auch auffallend sind die vielen Velos (Fahrräder), beinahe eine jeder Sambier scheint hier ein Velo zu benutzen. Der Verdacht liegt nahe, dass hier die Chinesen einen Outlet für gebrauchte Velos betreiben, sozusagen Velos gegen Schürfrechte. Der Einfluss Chinas ist überall spürbar und in manchen Ortschaften wurde man mit chinesischen Bannern empfangen. Wie ich so in den Gedanken über die letzten Tage versunken war, durchfuhren wir eine Ortschaft. Ich kann mich nicht mehr an den Namen erinnern, aber für mich war es „ELDORADO“. Da stand doch tatsächlich ein Supermarkt, ein richtiger ausgewachsener Supermarkt, und der war offen! Ich muss wohl schon eine Weile mitten auf der Straße gestanden haben, als zwei wild fuchtelnde junge Männer auf uns zukamen. Mit den Armen fuchtelnde Menschen mussten nicht unbedingt ihre Freude zum Ausdruck bringen, uns zu sehen. Das hab ich auf dieser Reise schon gelernt, aber diese Handbewegungen zeigten mir nur den freien Platz unter einem Schattenbaum, wo ich unser Auto parken könnte.

Etwas zögerlich betrat ich den Laden und meine Augen prüften die Regale auf das Angebot
.
Spülmittel – unwichtig
Pfannen – unwichtig
Gemüse und Früchte – unwichtig wichtig
Milch und Joghurt?
Fleisch – superoberunabdingbarwichtig?

Schnellen Schrittes durchquerte ich den Laden, ja eigentlich flog ich dahin zur Kühltheke mit Fleisch. Ich hatte fast Tränen in den Augen, so gerührt war ich von der Auswahl - Rumpsteak, Sirloinsteak, Ribeye und, und, und… Ich packte ein, was der Einkaufskorb hergab, und zur Feier des Tages durfte es noch Milch und Joghurt sein. Boah, endlich war die Grundversorgung gesichert und das Leben hatte wieder einen Sinn. Noch etwas Trinkwasser gebunkert und dann mit breitem Grinsen die Ware im Auto verstaut. Die Zeit verging wie im Flug auf dem Weg zu den Lunsemfa-Fällen, da ich mich geistig fortwährend mit der Zubereitung der erworbenen Kostbarkeiten beschäftigen konnte.

An der Campsite angekommen, tauchte auch gleich der „Placekeeper“ auf und zog die Gebühren ein. Er erklärte uns den Weg zu den Fällen - 10 Minuten runter und 20 Minuten rauf - schon war er wieder verschwunden. Nach seiner Aussage konnte man unten am Fuße der Wasserfälle baden und so kramten wir noch schnell die Badeklamotten heraus. 2-3 Getränke eingepackt und los ging es. Der Abstieg war nicht sonderlich schwer, nur mit den afrikanischen Zeitangaben taten wir uns schwer - nach 20 Minuten waren wir unten und nach 40 Minuten wieder oben.

Am Fuße der Fälle bewunderten wir diese, wirklich hübsch anzusehen und auch das kleine Naturschwimmbecken erspähten wir. Ansonsten war dieser Wasserfall wie ein jeder und es fiel Wasser zu Tal, wie es halt so ist. Ein erster prüfender Test mit dem kleinen Zeh im Wasser sagte mir, wenn ich hier bade, würde ich zum Eskimo mutieren. Wir ließen das mit dem Baden, das Wasser war echt kalt! Wir wuschen uns nur, ein wenig Fellpflege kann ja nicht schaden. Wir tranken unsere Cola und verspeisten etwas „Smoked Beef“. Es ist wirklich ein idyllisches Plätzchen und einen Abstecher wert. Zurück an der Campsite gab es einen ordentlichen Gin mit Tonic und als Dinner ein Buschmanns-Fondue. Wir tauchten die Fleischwürfel in heißes Öl und mit etwas Sauce und den übrigen Beilagen war dieses Essen heute besser als jedes 5-Gänge Menü in einem Nobelrestaurant.

Heute zählte ich mal keine Sterne sondern Fleischwürfel, was aber zum Einschlafen auch gut funktionierte.



Ein "Crazy Zebra" in Sambia (Teil 12)

Am folgenden Morgen standen wir etwas früher auf. Im weiteren Verlauf der Reise wurde dieser Zeitpunkt immer mehr nach vorne geschoben. Die Pisten wurden in der Regel von Tag zu Tag schlechter und wir mussten Material schonend Fahren. Nach einem kurzen Frühstück, Speck und Eiervorräte waren aufgebraucht, konnte es losgehen zum Kasanka Trust. Der Kansanka Trust kümmert sich um die Bangweulu Sümpfen. Wie auch das Shoebill Island wird es vom gleichen Trust betrieben. Wir wollten beiden Orten in den nächsten Tagen aufsuchen. Für unseren Besuch im Bangweulu Swamp hatten wir zwei Tage vorgesehen. Zu dieser Zeit ab Ende Oktober sollte eine Kolonie von Flughunden wie jedes Jahr ihr Quartier beziehen. Wir hofften, diese Kolonie zu sehen, die so faszinierend ist und wir bisher nur aus dem TV kannten. Dabei denke ich an die Karminspinnt-Kolonie mit unseren zwei Vögeln Heidi und Kurt.
Nachdem Tisch und Stühle verstaut waren, wurde das Fahrzeug durchgecheckt. Blinker links, Blinker rechts, ne Quatsch, wir konzentrierten uns auf den Batteriekasten und die Houdini-Befestigung, die wir tags zuvor so liebevoll zusammen geknüpft hatten. Alles schien OK und wir fuhren los. Heidi hatte die ehrenvolle Aufgabe via Rampenspiegel, der sich außen über dem Fenster befand, diesen Batteriekasten im Auge zu behalten und diese Aufgabe ganz selbständig zu erfüllen. Nur selten zwischendurch - so alle 500 Meter fragte ich Heidi: „Schatz alles noch in Ordnung?“. Ab und an gab‘s noch ein Zwischenaudit innerhalb dieser Intervalle. So fuhren wir mit Vorsicht über diese Rüttelschüttelpisten stundenlang zum Kasanka Trust. Gegen 14 Uhr kamen wir dort auch wirklich an und konnten zugleich unser Jubiläum feiern. Ich fragte gerade zum 1000. Mal: „Schatz noch immer alles OK mit dem Batteriekasten?“.

An der Rezeption der Lodge buchten wir gleich eine Campsite am Ponton Camp und eine Flughundeexkursion für den frühen Abend. Das Ponton Camp konnten wir leider nicht erreichen, weil kein Ponton mehr vorhanden war. Ohne Ponton keine Ponton-Campsite - ist ja logisch.
Wir erhielten eine andere Campsite, schön gelegen am Rande der Sümpfe mit eigenem Beobachtungsunterstand in Form eines Mini-Chalets mit Reetdach. Diesen Unterstand benutzten wir auch als Speiselokal, wo wir Tisch und Stühle platzierten. Getränke, Wurst, Käse und Brot sowie Tomaten auf den Tisch – wir genossen einen gemütlichen Nachmittag mit viel Ruhe und der Beobachtung der Tierwelt in den Sümpfen.

Tse-Tse Fliegen, davon hatten wir schon viel gehört und meist nichts Gutes. Diese Tse-Tse Fliegen waren an diesem und auch am folgenden Tag die häufigsten Tiere im Park, wobei man hier wirklich von einer Kolonie sprechen könnte. Wir beendeten die Tierbobachtung im Unterstand etwas früher als geplant, beschlossen noch einen Gamedrive zu machen, bevor wir an der geführten Pirsch zu den Flughunden teilnahmen. Bis jetzt hatte ich Insekten keinerlei Intelligenz zugestanden und sie allerhöchsten auf die gleiche Stufe gestellt wie mich selbst. Doch diese Biester scheinen wirklich intelligent zu sein und in der Lage mit mir zu kommunizieren. Das schafft meine Frau nicht einmal immer. Sie haben ein Gesicht, das in der Lage war, dich mit Mimik zu verspotten. Da saß nun eine dieser Tse-Tse Fliegen genau auf Augenhöhe außen an der Windschutzscheibe und fixierte mich. Ich konnte ihr Grinsen deutlich sehen und spüren, was sie dachte. Sie fixierte mich und ich sie. Sprach ich zuvor von Intelligenz, so muss ich Arglist und Hinterhältigkeit noch hinzufügen. Während wir uns so in die Augen schauten, schlichen sich zwei dieser kriminellen Blutsauger in den Wagen. Die Anführerin starrte mich von außen an und ihre Komplizinnen schlugen von den Seiten zu. Ich erinnere mich an die Szene im Film Jurasic Park und die Velociraptoren. Au-Autsch und sie erwischten mich an den Knöcheln. Heidi durfte von nun an die Rolle der Jägerin der Monster Tse-Tses übernehmen, bewaffnet mit einer Karte von Reise know-how versuchte sie die Biester zu erschlagen. Ab und an landete sie einen Treffer und ein großer Blutfleck zeugte vom Erfolg an der Innenseite der Windschutzscheibe. Au-Autsch - verdammt noch mal entfuhr es mir - Heidi hatte einen Treffer gelandet und mich fast mit der Reisekarte erschlagen. Ich schenkte ihr einen „machdasnichtnochmalblick“ und konzentrierte mich wieder auf die Anführerin dieser mordlustigen Bande. Sie saß immer noch außen an der Windschutzscheibe und versuchte mich zu fixieren mit einem fiesen Gesichtsausdruck. So Face to Face mit Nerven aus Stahl schauten wir uns eiskalt in die Augen, auf den Fehler des anderen wartend. Sie krabbelte etwas nach links und dann, wisch, ich hatte sie mit dem Scheibenwischer getroffen und sie einfach ins Nirwana abgeschossen. Ich hab sie, ich hab sie tralalala, frohlockte ich und fühlte mich wie ein Großwildjäger. Ätschi-bätschie ich hab sie erwischt, dachte ich und blickte nun in zwei Augenpaare da draußen an der Windschutzscheibe. Nun mit dieser Beschäftigung ging der Nachmittag zügig vorbei und wir trudelten am Treffpunkt ein, wo wir unseren Guide abholen sollten der die Flughund-Exkursion leiten sollte.

Wir trafen so gegen 16:30 ein. Unser Guide in Begleitung eines bewaffneten Helfers stand am vereinbarten Treffpunkt. Sichtlich geschafft von der Tse-Tse Fliegenjagt entstieg ich dem Auto und begrüßte den Guide und seinen Helfer. Hallo wie geht’s, wie geht es deiner Frau und deiner Familie. Hat dein Großvater noch regelmäßig Stuhl und wie war dein Tag? In Afrika genügt ein Hallo nie zur Begrüßung, das musste schon etwas intensiver sein. Nach der Begrüßungszeremonie betrachtete ich seinen Helfer und seine Knarre. Ich überlegte mir, ob Flughunde wirklich so gefährlich sind und sprach den Guide auf die Knarre an. Nein, die ist wegen der Flusspferde, den Krokodilen und den Büffeln erwiderte er. Nun wenn es keine gefährlicheren Tiere sind als Tse-Tses, wird es ja halb so wild, dachte ich.



Wir schritten gut bewacht durch die Sümpfe.

Es ging unter einem dichten Blätterhimmel von nicht sehr hohen Bäumen hindurch, immer tiefer in den Sumpf hinein. Es war ein schummriges Licht, da das Blattwerk kaum einen Lichtstrahl auf den Boden ließ. Nach einer Weile standen wir vor einem Baum, der etwas höher war, als die umliegenden Bäume. Eine Leiter aus Stämmen und Ästen führte hinauf zu einer Plattform.



Von hier oben konnten wir über die Baumkronen den Sumpf überblicken. An einigen Stellen ragten weitere große Bäume über das Blätterdach hinaus. Dies waren die Schlafplätze der Flughunde. Ich begann sofort mit dem Durchzählen der Kolonie: eins, zwei, drei, vier und tatsächlich es war eine Kolonie mit ca. einer halbe Million Flughunde. Ich fotografierte was die Speicherkarten hergaben und bewunderte diese Flughunde, possierliche Tiere mit gigantischen Flugkünsten. Zum Höhepunkt der jährlichen Saison werden 4 Millionen Flughunde den Abendhimmel schwärzen. Jeden Abend fliegen sie aus, auf der Suche nach vegetarischer Kost. meist sind es Früchte. Sie hängen wie Trauben an den Bäumen. Auf ein unscheinbares Zeichen fliegen sie gemeinsam hinaus in die Nacht - was für ein Erlebnis.



Als wir uns von den zwei Guides verabschiedeten, war es bereits dunkel. Im Licht der Scheinwerfer fuhren wir zurück zur Campsite, ohne von den tagaktiven Tse-Tses belästigt zu werden. Wir tranken noch einen Gin mit Tonic. Eine Eimerdusche mit warmem Wasser nutzten wir zur Fellpflege. Die Angestellten des Trusts hatten alles vorbereitet. Ein üppiges Nachtmahl, reichlich Flüssigkeit und als Abschluss ein Espresso mit Diesel, dann ging es nach einem beindruckendem Erlebnis ins Bett.

In dieser Nacht träumte ich von der Schlacht in den Bangweulu Sümpfen, wie ich alleine einem Heer von Tse-Tse Fliegen gegenüberstand. Wie ich, „Kurt der Barbar“ Samurai gleich das Schwert schwang und eine Tse-Tse um die andere zur Strecke brachte. Es waren wohl nur noch eine Handvoll dieser unerbittlichen Gegner übrig, als sich meine Blase meldete und mich aus dem Schlaf riss.

Die drei, vier Bierchen waren wohl zu viel und ich musste mir Erleichterung verschaffen. Nur mit einem Lendenschurz, ähm einer Unterhose, um meine Taille geschwungen, ging ich ins Halbdunkel der Nacht hinaus. Ich hätte nun auf’ s Klohäuschen gehen können. Männer können das verstehen, aber es macht an einem Busch einfach mehr Spaß. Ich ging einige Schritte Richtung Sümpfe, um mich an einem Busch zu erleichtern. So stand ich nun vor dem Busch und schaute den Halbmond an, während mein Gesicht mit jedem Deziliter, der meinen Körper verließ, Erleichterung zeigte. Ich war gerade fertig mit diesem Männlichkeitsakt - ich hoffte es wenigstens - als es auf der gegenüberliegenden Seite hinter diesem mannshohen Busch auf dem Blätterboden raschelte. Ich erschrak beinahe zu Tode und blickte in die Augen eines Nilpferdes. Ich hatte plötzlich 100 Prozent Puls und verfiel in eine Starre. Da stand ein Nilpferd nur einen Meter vor mir entfernt und zwischen uns nur ein Busch, der mir nun nicht größer als ein Gänseblümchen erschien. Da standen wir nun, uns von Angesicht zu Angesicht betrachtend, das Nilpferd und ich in Unterhosen. Ich vermute, dass das Nilpferd ob meiner Männlichkeit so sehr erschrak, das es sich auf und davon machte. Diese Gelegenheit nutzte ich, um rasend schnell zum Auto zu gelangen. Nächstes Mal, das schwöre ich, gehe ich auf das Klohäuschen, bevor ich einem Nilpferd auf die Füße pinkle!

Am anderen Morgen beim Frühstück fragte meine Frau: „Hast du die Nilpferde gehört in dieser Nacht?“.

„ Ja, hab ich Schatz!“

Fortsetzung folgt ich Hoffnung es wird nicht zu langatmig für euch?
Anhang:
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29 Nov 2010 09:35 #164074
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  • Beate2 am 29 Nov 2010 09:35
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Hallo Kurt,

langatmig??????? Was ist das?????
Ich hoffe, dein Urlaub war lang genug, um uns mit noch vielen dieser köstlichen Geschichten zu verwöhnen!!!
Dir ist klar, dass du die Latte für zukünftige Reiseberichte ziemlich hoch hängst, ja? Aber lass bloss nichts weg...

Liebe Grüße
Beate
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