THEMA: Ein Zebra in Zambia (Reisegeschichten)
26 Nov 2010 08:50 #163796
  • Crazy Zebra
  • Crazy Zebras Avatar
  • Beiträge: 3766
  • Dank erhalten: 78
  • Crazy Zebra am 26 Nov 2010 08:50
  • Crazy Zebras Avatar
Reisebericht als PDF



Ein Zebra in Zambia (Teil 8)


Heute ging es weiter in den Norden zum Mita-See, ein Stausee in der Nähe von Kabwe, dem wir einen Besuch abstatten wollten. Wir fuhren beinahe ohne Fleisch und Kraftstoff los. Kurz nach dem wir auf die Hauptstraße eingebogen waren, wir eine Tankstelle. Schnell von der Beschleunigungsphase in den Anhaltemodus gewechselt und ran an die Zapfe. Die 140 Literchen brauchten dann eine Weile, bis sie den Pegel des Tanks nach oben drückten. Im rechten Winkel meines linken Auges erspähte mein Adlerauge die Letter eines Firmenlogos „ZAMBEEF“. Zambeef, das muss mein Glückstag sein, dachte ich - Sprit und Beef - was für eine unschlagbare Kombination. Jetzt beschäftigte mich eine Frage. Es war Sonntag und Nationalfeiertag, heute, gestern oder morgen, keiner weiß es hier so genau.

Ich konnte keinerlei Bewegung vor der Zambeef-Filiale erkennen und durch meine Erinnerungen an das „offen Montag bis Freitag Schild“ von der Fringilla Farm wurden meine Hoffnungen auch schon gebremst. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, dachte ich und so fuhren wir von der Tanke über die Straße auf den Parkplatz von „Zambeef“. Schwungvoll brachten wir vor dem Geschäft den Wagen zum halten und beobachteten die Umgebung. Da waren Menschen und die gingen durch eine Türe in das Fleischergeschäft. Ich sah schon all diese Filets und Steaks auf meinem Grill brutzeln und mein grinsen wurde sichtlich breiter - Tür aufgestoßen und rein in den Laden. Da stand ich nun vor einem Berg von Fleisch und meine Augen mussten das gesehene zuerst einordnen, wo war welches Stück Fleisch. Ich muss ziemlich komisch auf das Fleisch gestarrt haben, denn alle Anwesenden starrten nun zu mir. Ich betrachtete das Fleisch, dass wirklich erste Güte zu sein schien eine Weile und dachte urplötzlich an das Rindviech, das wir auf dem Weg von Windhoek nach Divundu sahen. Normalerweis erinnere ich mich nicht so genau an eine einzelne Kuh, aber an diese noch sehr genau. Es war wirklich ein schönes Rindviech in den besten Jahren, aber charakterlich nicht wirklich reif. So passierte es, dass dieses suizidgefährdete Tier sich vor einen mächtigen LKW warf. Und genau so sah dieses Fleisch in der Auslage aus, wie von einem LKW überrollte und mit der Kettensäge in 500gr Portionen aufgeteilt. Unmöglich zu erkennen, ob es nun Steak war oder Suppenfleisch. Mir gefror bei diesem Anblick das Blut in den Adern und ich war nahe an einem Kreislaufkollaps ob des gesehenen. Ich denke wieder an das Rindviech vor dem LKW und fühle mit ihm. Mit einer tiefen Leere in mir verließ ich den Fleischerladen und wir zogen unverrichteter Dinge von dannen. Kilometer um Kilometer spulten wir auf der Teerstraße ab, ohne dass sich mein Gemütszustand besserte.
Auch die zwei Boerewürste im Kühler konnten meine Stimmung nicht anheben, erstens weil ich sie nicht besonders mag und zweitens können sie niemals der Ersatz für ein T-Bone Steak sein.

Irgendwann nach Stunden seelischen Leidens meldete die Frauenstimme aus dem GPS „Rechts abbiegen“ und wir bogen in einen unscheinbaren Waldweg ein. Wir fuhren und fuhren durch diesen lichten Wald vorbei an Schildern mit der nichts aussagenden Aufschriften „Dead End Road“ oder „Authorized Personnel Only“. Ich wunderte mich schon ein wenig, dass die Straße kaum befahren und der Baumbestand immer dichter wurde. Hmmm, Straßenunterhalt wird in Sambia wohl nicht Gross geschrieben und umfuhr den Baum, der aus der Fahrbahnmitte gegen den Himmel wuchs. Unser GPS zeigte uns einen Weg an, also musste es auch einer sein. So fuhren wir immer weiter.
Mal einen Baum von meiner Frau zur Seite gelegt - unter meiner fachkundigen Anweisung natürlich - mal einen neuen Weg im Wald angelegt, trotz dieser schlechten Piste und den 3 Stunden Fahrzeit für 10 km ließen wir uns nicht beirren. Wir fuhren diesen Weg weite, trotz angemeldeter Bedenken meiner Frau.
Endlich, da vorne glitzerte Wasser und der Mita-See war zu erkennen. Dieser Anblick ließ mich sogar meine Zukunft als Vegetarier vergessen - einfach wunderschön. Fischerboote fuhren auf dem See und die Fischer warfen ihre Netze aus, ein Anblick wie aus einem Roman. Wir beschlossen, am Strand unser Nachtlager aufzubauen und hier zu verweilen.

Sieht doch wirklich wie eine öffentliche Zufahrt aus, oder?


Sundowner


Motorbootfreunde


Tisch und Stühle raus, Käse und „Smoked Beef“, dessen Anwesenheit im Kühler ich glatt vergessen hatte, auf den Tisch, dazu Essiggurken und ein eiskaltes Radler - die Welt war für mich wieder in Ordnung. Glücklich, wie ich nun war an diesem Nationalfeiertag - oder dem Tag zuvor oder danach, das weiß hier wirklich keiner so genau, konnte ich mich sogar mit einem vegetarischen Abendmahl anfreunden. Den restlichen Nachmittag genossen wir die Ruhe, das glitzern des Sees und schauten den Fischern beim Einholen der Netze zu. Sogar das Zubereiten das Nachtessens bereitete mir Freude, obwohl es vegetarisch war.

Fischer am Mita-See

Pellkartoffeln und Schmelzkäse, den wir aus der Schweiz mitgebrachten hatten, schmeckten so wunderbar an diesem Nationalfeiertag - oder waren es doch der Tag davor oder danach, wir wollten es gar nicht mehr wissen. Pellkartoffeln und Schmelzkäse, nur zur Info, sind kein typisch sambisches Essen, bei uns nennt man das Raclette.

So saßen wir gemütlich bei unserem Abendessen, die Dämmerung setzte ein, und ich beobachtete das schmucke Motorboot, das rechts über den See flitzte. Schön wenn man genug Geld für so ein Hobby und ein Boot hat, dachte es und abrupt änderte das Boot seine Richtung gerade Wegs auf uns zu. Das Raclette intensiv duftet, wusste ich. Dass dieser Geruch so weit auf dem See draußen auch noch wahrzunehmen war, erstaunte mich gewaltig, waren wir doch auf Gäste keineswegs eingerichtet.
Mit einem Schwung strandete das Boot und warf drei Männer aus. Sie sahen schon schick aus, diese drei Männer mit ihren Uniformen, die schnellen Schrittes auf uns zukamen. Ups, dachte ich, die kommen wohl doch nicht wegen des Raclettes. Ich schob mir gerade eine Kartoffel in den Mund, als einer dieser Männer sich vor mir aufbaute und zu mir sprach. „I’m Officer … - das nach dem Officer verstand ich nicht, aber das Officer ließ mich an die Gärtnerei in Namibia denken. Es stellte sich heraus, dass wir auf dem Kraftwerksgelände unsere Bleibe aufgeschlagen hatten und dieses traumhafte Plätzchen keine öffentliche Campsite ist. Ich beteuerte, dass ich keine Hinweise und Schilder gesehen hätte und legte meinen „ich bin doof“ Gesichtsausdruck auf. Ich sah uns schon in Handschellen vor dem Bezirksgericht und in einem Gefängnis, das vegetarisch geführt wird, als mir dieser Officer mit einem breiten Lächeln sagte „No Problem“.

Die Erleichterung war riesengroß und meine Kartoffel rutschte die Kehle hinunter, wo sie zuvor stecken geblieben war. Es stellte sich heraus, dass sie nach illegalen Fischern suchten und unser unbefugter Aufenthalt auf dem Gelände war nicht der Rede wert. Einer nach dem Anderen stellten sie sich nun mit Namen und Rang vor und wir hielten Smalltalk. Sie wunderten sich noch etwas über unser Essen, wo es doch in Sambia so viel Fleisch gibt. Ich erklärte ihnen, dass dies zu Ehren ihres Nationaltages war - dem Tag davor oder danach, was weiß denn ich, wenn es schon die Einheimischen nicht wissen - worauf sie schallend lachten. Eine kurze Weile später - sie tranken noch unsere Willkommens-Cola aus- wünschten sie uns einen angenehmen Aufenthalt, dann verließen sie uns.

Ich zählte nun bei einem Kaffee mit Diesel die Sterne unten links am Himmel. Diese Nacht fielen wir in einen wohligen Schlaf.

*****
Auch wenn es anders ausehen mag, dieser Herr befüllt meinen MWagen und nicht meinem Bauch, da hätten 140 Literchen wohl nicht gereicht (LOL)



Fortsetzung folgt…
www.Kurt-und-Heidi.ch Reiseberichte - Bilder und noch mehr wir freuen uns über jeden Besuch
Letzte Änderung: 28 Aug 2011 12:13 von Crazy Zebra.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
26 Nov 2010 10:30 #163816
  • SASOWEWI
  • SASOWEWIs Avatar
  • Beiträge: 3080
  • Dank erhalten: 1202
  • SASOWEWI am 26 Nov 2010 10:30
  • SASOWEWIs Avatar
Hallo Kurt,

vielen Dank für deinen schönen Bericht.

Die Idee mit "Hummeldumm Reloaded" finde ich gut, denk doch mal drüber nach... :)

Viele Grüsse

SASOWEWI
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
26 Nov 2010 13:39 #163843
  • Crazy Zebra
  • Crazy Zebras Avatar
  • Beiträge: 3766
  • Dank erhalten: 78
  • Crazy Zebra am 26 Nov 2010 08:50
  • Crazy Zebras Avatar
Reisebericht als PDF



Ein "Crazy Zebra" in Zanbia (Teil 9)

Wir schliefen bis 6:30 Uhr und gönnten uns reichlich Zeit für das Frühstück - Toast, echte Butter und Marmelade, kein Speck, keine Eier, kein Joghurt und kein Müsli. Die Sonne strahlte vom blauen Himmel - was sollte sie auch sonst tun - und der See glitzerte vor sich hin.

Wir bedauerten es ein wenig, diesen schönen, nicht öffentlichen Campingplatz verlassen zu müssen, um zum unserem nächsten Etappenziel zu gelangen. Wir räumten alles artig weg und auf und waren bereit für die Weiterfahrt. Ich wollte gerade die Wagentür aufmachen, als ich hörte wie meine Frau auf der anderen Seite rief: „Schatz, könntest du mal schnell kommen“ –„Klar kann ich“, so alt bin ich nun ja auch noch nicht, dachte es, als mir bewusst wurde, das dies wohl die falsche Interpretation der Frage war. Ich mag es nicht, wenn meine Frau sagt „Schatz könntest du…“, weil, irgendwie war diese Satzstellung immer mit Arbeit oder anderen unangenehmen Dingen verbunden.

Brav wie ich bin, ging ich vorne am Auto vorbei zur anderen Seite, wo meine Frau mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger stand. „Schau mal“, meinte sie, und ich wusste nicht wirklich, was sie wollte. „Schau der Batteriekasten, ist der nicht schief“ sagte sie mit fragendem Blick. Ich guckte mir das Teil an und antwortete, „Wieso schief, der war doch immer so. Was meinst du nur.“ antwortete ich. Ich guckte mir das Teil nochmals an und konnte nichts Außergewöhnliches sehen. Klar, die Batterieabdeckung hat einen runden Deckel und bei dem Sonnenlicht konnte einer denken, dass dieser Kasten schief hing. Frauen eben, sehen immer was. War aber nix neues für mich. „Alles OK, das muss so sein.“ gab ich ihr noch zu verstehen und nahm die Strapazen einer weiteren Autoumrundung auf mich, um einzusteigen und wir fuhren los. Wir wichen einigen Bäumen aus und fuhren den von uns am Vortag zum Teil frisch angelegten Weg wieder zurück auf die Hauptnebenpiste dieser Region.

Fortsetzung folgt....
www.Kurt-und-Heidi.ch Reiseberichte - Bilder und noch mehr wir freuen uns über jeden Besuch
Letzte Änderung: 28 Aug 2011 12:13 von Crazy Zebra.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
26 Nov 2010 13:46 #163844
  • africantraveler
  • africantravelers Avatar
  • Beiträge: 169
  • Dank erhalten: 2
  • africantraveler am 26 Nov 2010 13:46
  • africantravelers Avatar
kanns kaum erwarten :cheer:
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
26 Nov 2010 16:08 #163864
  • Tobias
  • Tobiass Avatar
  • Ex Africa semper aliquid novi...
  • Beiträge: 499
  • Dank erhalten: 23
  • Tobias am 26 Nov 2010 16:08
  • Tobiass Avatar
Yes!!! :silly:
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
26 Nov 2010 17:07 #163875
  • Swakop52
  • Swakop52s Avatar
  • Beiträge: 1125
  • Dank erhalten: 251
  • Swakop52 am 26 Nov 2010 17:07
  • Swakop52s Avatar
Hallo Kurt,
ich versuche mal Eure Route auf der T4A nach zu vollziehen. Ist mir gelungen, es wird am Mita-See sogar eine Campsite angegeben. Ist das diese, die Ihr angefahren seid? Dann finde ich nicht die Lunsemfafälle. Meintest Du in der T4A Schreibweise die Lunsemfwa-Fälle? Da finde ich nur ein Kraftwerk, und fernab den Lunsemfwa Fluß, aber keine Fälle. Wo finde ich die?
Grüße vom BadBoy
*Wer einen Fehler begeht und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten! (Konfuzius)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.