Hallo,
Cookies zu verhindern, schützt nicht vor Tracking. Anbieter, die tracken wollen, nutzen heute eher Fingerprinting. Zunächst wurde Browser-Fingerprinting betrieben. Mittlerweile fängt man an, sich am Fingerprinting des Systems hinter dem Browser zu versuchen. D.h. wenn man mit Firefox Preise recherchiert und dann mit Chrome buchen will, würde man ggf. trotzdem noch wieder erkannt.
Ich habe keinen Einblick in solche Systeme, aber vermutlich ist das bei Flugsuchen noch viel einfacher. Beim Fingerprinting geht es einfach darum, möglichst viele Bits an Informationen über den Nutzer zusammen zu tragen, so das sich ein eindeutiger Schlüssel ergibt. Bei einer Flugsuche gibt der Nutzer dem Anbieter freiwillig jede Menge verwendbare Bits: Nämlich die Suchanfrage selbst. Mal ein vereinfachtes Gedankenspiel: Pro Tag fliegen heute im Schnitt ca. 300-400 Deutsche nach Namibia, davon kommen ca. 20 aus dem Großraum Hamburg. Diese 20 Personen verteilen sich vielleicht auf 8 Buchungen (1 Einzelreisender, 6 Paare, 1 Familie mit einem Kind, eine Familie mit 2 Kindern). Und die 8 Buchungen haben natürlich nicht alle den selben Rückflugtag. Diese Buchungen im Beispiel werden schon durch regionalen Kontext, Anzahl der Personen und die Flugtermine ausreichend eindeutig.
Ich (aus dem Großraum Hamburg) suche also heute am PC nach einer WDH-Verbindung vom 16.10. bis 30.10.2017 für 2 Erwachsene mit einem Kind. In einer Woche mache ich das wieder auf dem Smartphone. Dann ist es für das System ganz ohne Cookies, ausuferndes Browser-Fingerprinting, usw. schon einigermaßen wahrscheinlich, dass das der selbe Suchende wie vor einer Woche ist, weil das eine sehr spezifische Anfrage ist. Es suchen nicht tausende andere aus dem Großraum Hamburg genau die gleiche Verbindung mit der gleichen Personenzahl für den gleichen Zeitraum und deshalb verschwindet man nicht in einer anonymen Masse. Diese Bits aus der Sucheingabe reichert man mit ein paar wenigen weiteren Bits an Informationen über den Suchenden an, die ganz einfach abzugreifen sind und das dürfte dann zur Wiedererkennung ausreichen. Wir sprechen hier ja nicht über eine Authentifizierung für Online-Banking sondern über eine Wiedererkennung zur Preisoptimierung. Wenn das System in 80-90% der Fälle die richtigen Annahmen zum Suchenden macht, dann hilft das bei der Preisoptimierung schon ungemein.
Die gute Nachricht: Die ganzen neuen technischen Möglichkeiten werden kein einseitiger Vorteil der Anbieterseite bleiben, um Kunden besser zu schröpfen. Es arbeiten viele Startups an coolen Sachen, wie man zum besten Flugpreis kommt usw. Einstweilen würde ich Flugsuchen nie auf Buchungsportalen wie Flugladen, Opodo, Flightix etc. starten, sondern immer auf Meta-Portalen wie Kayak, Skyscanner und Momondo.
Beste Grüße
Guido