Rehema schrieb:
Ob wir also in einigen Wochen mehr schwer kranke COVID- Patienten, oder mehr Tote haben, läßt sich deshalb nicht zwingend an der Anzahl der positiv Getesteten ablesen. Das ist eine absolut "dünne" Information, die jedoch als DIE wichtige Information dargestellt wird.
Hallo Rehema
Medizin ist leider keine exakte Wissenschaft wie z.B. Kernphysik. Und bei neuen Erkrankungen ist halt leider zunächst reichlich Forschungstätigkeit mit vernünftig gemachten Studien notwendig bis man einigermaßen Klarheit darüber hat. Wenn weltweit parallel daran gearbeitet wird ist leider in der Frühphase naturgegeben eine (sich langsam zurückbildende) Unsicherheit.
Unsere Mediengesellschaft verlangt aber leider nach einfachen, schnellen Wahrkeiten. Diese wird es bei SARS-2 vermutlich noch lange nicht geben.
Und so werden wir mit einer Unsicherheit in allen Entscheidungen leben müssen und auf dem Weg dahin den Weg des mutmaßlich geringsten Risikos eingehen, jeweils basierend auf dem derzeit aktuellen Kenntnisstand, der aber morgen leider schon überholt sein kann.
Und natürlich muss man dabei nicht nur medizinische, sondern selbstredend auch soziale und wirtschaftliche Belange berücksichtigen. Und ich möchte nicht in der Haut von Entscheidern stecken, denn die können eigentlich nur alles Falsch machen, da sie ja morgen schon eine andere Entscheidungsgrundlage vorfinden werden.
Zur Frage der angeblich „dünnen Information“ die die heute mittels PCR positiv getesteten
Infizierten nur darstellen sollen möchte ich Dir, Rehema, widersprechen. Wenn wir uns in einem Land diese Zahl ansehen dann kann man aufgrund der Erfahrungen mit COVID als Krankheit und mit der Kenntnis der Kapazitätsgrenze des Gesundheitssystems unter Berücksichtigung der Altersverteilung durchaus prognostizieren wie viele Erkrankte und letztendlich auch Tote wir in einigen Wochen haben werden.
Viel wichtiger finde ich aber die Tatsache das wir die Kenntnis über die Zahl der positiv getesteten und deren Infektionsursache eben auch nutzen können um lokal durch möglichst gezielte Maßnahmen ein Fortschreiten von Infektionsketten zu vermeiden, ohne eben gleich wieder alles herunter Zugfahrten. Wenn das nicht passiert kommt es eben halt zu Ereignissen wie in Güterloh, oder wie im bayrischen Tirschenreuth mit einem lokal nicht beherrschten Ausbruch (liest man erstaunlich wenig drüber, war schlimmer als in Heinsberg, (
www.zeit.de/2020/24/...d-todesfaelle-bayern, leider nur für registrierte Nutzer)
Der Subtext, der bei mir bei solchen Aussagen wie von Dir oder, noch schlimmer, bei den Aussagen von Herrn Wodarg, Prof. Stadler et al. ankommt ist:
Alles nicht so schlimm, lebt Euer Leben einfach weiter es kann ja nichts schlimmes passieren ???
Ich bin der festen Überzeugung das es uns in D in Sachen COVID so relativ gut geht liegt an der Disziplin den unsere Gesellschaft im März aufgebracht hat, und zwar bevor die Kontaktbeschränkungen und der „Lock-Down“ verordnet wurde. Wenn jetzt in der breiten Öffentlichkeit alles als etwas „schwerere Grippe“ ankommt verschwindet diese Disziplin und wir werden uns sehr schnell mit rasant steigenden Fallzahlen konfrontiert sehen.
Länder wie Brasilien mit Slums oder Südafrika mit seinen Townships haben sicher kaum Möglichkeiten grosse Ausbrüche zu verhindern, aber wir sollten es eigentlich besser hinkriegen.
Deswegen bin ich besorgt und reagiere darauf halt manchmal etwas dünnhäutig und verschnupft.
Wenn ich Dir damit auf die Füße getreten bin tut mir das leid.
Viele Grüße,
Burkhard