THEMA: Auslastung / Besuchszahlen
03 Feb 2019 00:42 #547180
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  • motorradsilke am 03 Feb 2019 00:42
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lilytrotter schrieb:
motorradsilke schrieb:
Das liegt sicher daran, dass neue Leute dazu kommen.

...und zu allem gleich mal eine Einschätzung abgeben.
Man könnte, wenn es einen interessiert, hier im Forum eine Menge zu dem Thema recherchieren...


Zu fragen: „...warum es in Afrika keine Tourismusentwicklung wie in Asien gibt.“ ist schon sehr bezeichnend.
Afrika ist groß und von Land zu Land und Stamm zu Stamm sehr verschieden in Kultur und Gesellschaftsform.
Afrika ist nicht Indien und nicht Thailand oder sonst was, mit dem man es vergleichen möchte. Man reist im allgemeinen auch eher deshalb nach Afrika, weil es so ist wie es ist!

Die Damara z.B. sind ein Stamm in Namibia und auch dort, wie überall auf der Welt, handelt jeder Einzelne nach dem, was er gelernt hat und wozu er in der Lage ist – und wie die umgebenden kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen es erlauben.
Das Wissen um diese Gegebenheiten und die Einschätzungsmöglichkeiten fehlen, wenn man sich damit nicht eingehend beschäftigt.
Tourismus ist zwar aus dem Blickwinkel des Touristen wichtig, aber es gibt auch Umgebendes...

Wenn dir meine Beiträge nicht passen, lies sie doch bitte einfach nicht.
Bei mir kommen diese Fragen eben auf. Das war schon 2005 in Südafrika, und jetzt in Namibia. Also stelle ich sie.
Klar könnte ich versuchen, im Forum alte Antworten zu finden. Ich nutze allerdings vorwiegend Tapatalk, da ist die Suchfunktion nicht nutzbar.
Und da es hier Leute gibt, die sich damit schon eingehend beschäftigt haben, oder vor Ort leben, dachte ich, ich könnte einfach mal fragen.

Im Übrigen weiss ich, was die Damara sind. Und die leben auch nicht mehr hinter dem Mond, sondern haben auch Internetzugang.
Letzte Änderung: 03 Feb 2019 00:49 von motorradsilke.
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03 Feb 2019 07:56 #547186
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...und zu allem gleich mal eine Einschätzung abgeben.

Zu fragen: „...warum es in Afrika keine Tourismusentwicklung wie in Asien gibt.“ ist schon sehr bezeichnend.

Ne Einschätzung, und auch ne Frage, muss in einem Forum schon erlaubt sein. Oder muss man erstmal viele Beiträge generieren, um dazugehören zu dürfen und die Erlaubnis zur Frage zu haben. Und die obligatorische Belehrung „die Damara sind“ darf natürlich auch nicht fehlen.

Ich hab mir dazu nie Gedanken gemacht, und dem Niedrigpreistourismus im südlichen Afrika kann ich sicher nichts abgewinnen, aber seit Silkes Frage, die ich für überhaupt nix bezeichnend finde, überlege ich mir auch, warum sich das nicht entwickelt hat. Leider ergebnislos. Vielleicht findet sich ja noch jemand, der mehr dazu zu sagen hat, als dass man nicht fragen soll oder dass Vergleiche unzulässig sind.

Grüße
Ebi
Letzte Änderung: 03 Feb 2019 08:54 von Ebi.
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03 Feb 2019 10:43 #547205
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Wenn Aldi, Lidl, Tchibo und Konsorten Namibia für 999-1299 EUR anbieten, dann würde ich das für so ein entferntes Ziel durchaus als Billigtourismus bezeichnen. Aber er spielt keine große Rolle in Namibia. Massen an Billigtouristen gibt es eigentlich weltweit immer nur im Kontext von Bade- oder Städtetourismus. Beides ist in Namibia praktisch nicht existent.

Mal konkrete Beispiele, warum die Entwicklung des Tourismus nicht funktioniert:

Im Westteil des Etoshas gibt es auf über 700.000 Hektar Fläche ganze 40 Betten für Touristen (20 Chalets im Dolomite Camp). Seit 8 Jahren ist keine Lodge, kein einziges Bett dazu gekommen. Die Zahl der Safari-/Fototouristen ist in den letzten Jahren in Namibia aber kräftig gestiegen. Dann stapeln sich die Touristen zwangsläufig um Okaukuejo. Mit Naturschutz und Ruhe für die Tiere hat das auch nichts zu tun. Niemand kann ernsthaft argumentieren, dass der Westteil des Parks auf 120km Ausdehnung in Ost-West-Richtung und 60km in Nord-Süd-Richtung nicht mehr als eine einzige Lodge verträgt. Wenn man nichts Neues bauen will: Warum baut man dann als C-Lösung nicht wenigstens das fast immer zu 100% ausgelastete Dolomite-Camp aus?

Oder Khaudum: Könnte bei passender Infrastruktur ein Tourismus-Juwel sein. Seit 6 Jahren wird da herum gekaspert und die bislang einzige dort gebaute Lodge öffnet und öffnet nicht. Die ist wahrscheinlich baufällig und abrissreif, bevor der erste Tourist da übernachtet hat. Und vielleicht einfach mal 40km Schotterpiste von Norden heran bauen? Schon klar: Diejenigen, die den Khaudum bisher besuchten, lieben ihn genau für seine Nicht-Infrastruktur, Wildheit und Einsamkeit. Aber es geht hier um die Entwicklung des Tourismus und mit den 500 Campern, die bisher jährlich den Khaudum besuchen, lässt sich kein funktionierender Tourismus bauen. Mit 50.000 EUR Jahreseinnahmen ist der Betrieb von 400.000 Hektar Nationalpark nur ein herbes Verlustgeschäft.

Oder Skeleton Coast: Zwischen Ausschreibung und Eröffnung der Shipwreck-Lodge sind 7 Jahre vergangen. In dem Tempo wird das nichts mit der Entwicklung des Tourismus. Nebenbei: Lage und Design der Lodge sind hübsch, aber die Buden sind billig aus OSB-Platten und Brettern zusammengenagelt. Ausstattung, Essen und Services dürften bei 3-4 Sterne anzusiedeln sein. Im Sommer sollen die Hütten 2.000 EUR/Nacht kosten. Lächerlich.

Oder der Mangetti Nationalpark: Könnte der perfekte Zwischenstop auf dem Weg vom/zum Caprivi sein und eine ähnliche Funktion erfüllen, wie das Khama Rhino Sanctuary als Zwischenstation von Südafrika nach Nord-Botswana (Mangetti ist 10 mal so groß wie Khama Rhinso Sanctuary). Viele wissen nichts vom Mangetti, es gibt keine schönen Unterkünfte im Park. Touristisches Nullprodukt.

Das das alles nicht läuft und funktioniert, liegt meiner Meinung nach primär nicht an den Damara, San, Ovahimbas oder Herero. Es liegt primär an der unfähigen, korrupten Politik. Dadurch wird das Tourismuspotential limitiert und das Mehr an Touristen muss sich primär an das halten, was schon immer da ist. Das fühlt sich dann überlaufen an.

D.
Letzte Änderung: 03 Feb 2019 10:44 von Dreamliner.
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03 Feb 2019 10:56 #547211
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  • lilytrotter am 03 Feb 2019 10:56
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Ebi schrieb:
Oder muss man erstmal viele Beiträge generieren, um dazugehören zu dürfen...

Um was geht es? Was existiert denn hier, deiner Meinung nach, zu dem man dazugehören dürfen... möchte?


Fragen sind hier immer gern gesehen!
Auch Fragen zur Tourismusentwicklung in namibischen Dörfern.

Wenn man den Bogen schlägt, zum ursprünglichen Erklärungsansatz, dass der Markt das Angebot beeinflusst
und wenn man schon Vergleiche anstellen möchte, wie z.B. Namibia/Thailand, weil man beide Länder kennt, ist augenfällig, dass Namibia überwiegend arides bis semi-arides, während Thailand tropisches Klima hat und ziemlich voll ist, - ganz im Gegensatz zu Namibia.
Ergänzend dazu:
Thailand: ca. 69 Mio Einwohner auf ca. 513.000 qkm (135 EW/ qkm)
Namibia: ca. 2,3 Mio Einwohner auf ca. 824.000 qkm (ca. 2,8 ! EW/qkm)


Ja, und das war jetzt auch sicher nicht richtig, diese Banalitäten zu schreiben, denn man kann die kleine Erdkunde auch jedem handelsüblichen Reisführer entnehmen oder Wikipedia B)



Auch Fluffy machte sich über die touristischen Angebote Gedanken und ihr guter Ansatz wurde von keinem wahrgenommen:
Das habe ich mich auch schon gefragt. Liegt es an den Interessen/Wünschen der Touristen (keine große Nachfrage)? Der Größe des Landes bei geringer Einwohnerzahl?
Danke, Fluffy!

Genau das sind zwei der entscheidenden Komponenten. :)
...neben anderen, gesellschaftlich/kulturellen, die ich oben schon erwähnte.
:)
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 03 Feb 2019 14:31 von lilytrotter.
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03 Feb 2019 11:55 #547221
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  • loser am 03 Feb 2019 11:55
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Fragen sind hier immer gern gesehen (Lilytrotter)….daher etwas breiter gefasst, ist ja nicht nur für Namibia interessant.
Was ist denn eigentlich der „Niedrigpreistourismus“, „Billigtourismus“? Wer versteht was darunter? Unter/über wie viel € pPN oder Mahlzeit ist etwas billig/teuer? Leute, die dafür ab 100 bzw. 50 € ausgeben, wissen wahrscheinlich gar nicht oder haben es schon vergessen, dass man für 25 € pPN bzw. 15 € ein gutes Zimmer und Mahlzeit bekommt. Für viele wiederum ist sogar das purer Luxus.
In jedem Gastland in dem der Lebensstandard unter dem des durchschnittlichen ausländischen Besuchers liegt, gibt es mE „Billigtourismus“, wobei es besser wäre, das (für uns) „billiges Reisen“ zu nennen. Die Einheimischen fahren ja auch weg, müssen verreisen, übernachten und essen. So zu reisen, hat auch den Vorteil, dass man Einheimische kennen lernt und so mehr über das Gastland erfährt. Aber wer will das schon? Auch wenn es nicht gleich wie bei Berlyn ablaufen muss? Das hat aber auch seine gute Seite, weil es über kurz oder lange zu einer Verdrängung der Einheimischen aus dem für sie leistbaren Preissegment führen wird und volkswirtschaftlich ist derartiger „internationaler Billigtourismus“ sowieso uninteressant, sehr wohl aber für kleinräumige Wirtschaftskreisläufe; das dort ausgegebene Geld bleibt auch dort.

Ist organisierter (Pauschal-)Tourismus wirklich billig? Ich habe mir oft für Reisen in Europa und Südafrika Reisebüroangebote für Individualreisen im mittleren Preissegment (** bis ***) angeschaut (aus Neugier und Faulheit wg. Organisierens) und habe es dann immer selber und für weniger Geld Schöneres gemacht.

ME ist „Billigtourismus“ auch nicht notgedrungen gleich Massentourismus. Wenn nichts von dem geboten wird, was moderne Menschen zum Wohlfühlen brauchen, wird es billig und wenig frequentiert sein. Allerdings wird das volkswirtschaftlich nichts bringen (siehe DL), für den einzelnen Vermieter aber durchaus.

Die volkswirtschaftlichen Statistiken reflektieren die Umsätze im Tourismus. Ich weiß es nicht sicher, befürchte aber, dass vom internationalen Hochpreistourismus, nicht viel im Land bleibt oder bei den dienstbaren Geistern ankommt. Zahlen darüber sind kaum zu finden. Vor ein paar Jahren hat ein botswanischer Uniprofessor versucht, das Geheimnis durch Analyse der Steuer- und Abgabenleistung der Tourismusbranche zu lüften. Das Ergebnis war ernüchternd, ein besonderer volkswirtschaftlicher Vorteil des viel gerühmten botswanischen Geschäftsmodells war daraus nicht zu begründen. Ngamiland ist das Armenhaus Botswanas.

Auf der anderen Seite scheint aber eine einheimisch/schwarze Unternehmerschaft die obiges „durch Selbermachen“ verhindern könnte, wenn sie es denn wollte, auch noch nicht in Sicht.

Usw. usw. man kann sich in dem Thema leicht verirren, wenn man nicht einige Prämissen festlegt.
Werner
Letzte Änderung: 03 Feb 2019 15:23 von loser.
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03 Feb 2019 12:24 #547225
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  • Ebi am 03 Feb 2019 07:56
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Danke an Werner und „Dreamliner“!

Die „kleine Erdkunde“ hat mir nicht geholfen. Ich hab Geographie studiert und kann man euren Erklärungen mehr anfangen als mit den etwas herablassenden Halbhinweisen der Lillytrotterin.
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