Feine Zahlen, fein gemahlen:
Mit knapp 1.000 deutschsprachigen Gaesten im Jahr bilden wir einiges an Namibia Tourismusgeschehen ab und beobachten nicht nur Momentaufnahmen.
Hierzu ein paar Anmerkungen in diesem thematisch passenden Thread.
- das Air Namibia Chaos der einzigen Direktfluglinie fuer das erste Halbjahr hat dem Land einiges an Touristen gekostet. Einbuchungsagenturen / Reiseveranstalter waren fast den gesamten Januar mit Umbuchungen der bereits gebuchten Touren beschaeftigt und konnten kaum Neuanfragen bearbeiten.
Viele Anfragende haben daher ihren Reisewunsch auf 2014 verlegt, bis etwas mehr Klarheit ueber die Air Namibia Fluege herrscht. Fuer 2014 sehen wir eine Bestandsgarantie, ab 2015 rechnen wir wieder mit massvien Problemen, weil dann das Subventionsgeld bereits wieder aufgebraucht ist.
7 ( westliche ) Touristen schaffen einen Dauerarbeitsplatz. Man kann also sehr schnell durchrechnen, was Air Namibia da an Arbeitsplaetzen vernichtet hat.
- ja die Subventionen fuer Air Namibia durch 46.000 Steuerzahler in einem Land mit ganz anderen Entwicklungsprioritaeten sind skandaloes. Guido hat in verschieden Threads dort sehr gute Berechnungen ausgefuehrt.
- Namibia Tourism Board: Wir haben einen NTB, der nahezu disfunktional ist. ( Das gilt nicht fuer die Deutschlandabteilung, die macht mit denen ihnen zur Verfuegung stehenden Ressourcen einen hervorragenden Job ). Kaum einer der Angestellten hat Erfahrung im Tourismus. Hier hat man eine Organisation von Tourismus-Analphabeten geschaffen, der auf die Dauer fuer Namibia richtig schaedlich ist. Das naechste Projekt, Lizensierung von Reiseleitern wird so stark in die Hose gehen, dass der gefuehrte Reisetakt bald ziemlich aus Namibia verschwinden wird. Es ist halt einfacher 40 Flachnasen als Kontrolleure einzustellen, als hochqualifizierte, sprachkundige Reiseleiter auszubilden. Von den von amerikanischen Entwicklungshilfegeldern totalgesponsorten letzten 85 Reiseleiterversuchen haben 40 die erste Pruefung geschafft.
Der NTB hat dabei versagt weltweit fuer neue Namibia-Entdecker zu sorgen. Es kommen im Verhaeltnis fast die gleichen Touristengruppen wie seit 20 Jahren. Kaum einer auf der Welt kennt Namibia.
Wenn der NTB international Auftritt, merkt man ihnen die Unfaehigkeit an und nimmt Namibia nicht als Tourismus-Destination ernst. "Wuerden sie diesen Leuten Geld ueberweisen?" Der Skandinavische Markt wird regelrecht verbrannt, indem man unprofessionelle black empowerment Tourismusamateuere dorthin als Vertreter schickt.
Fuer Namibia ist es ueberlebenswichtig vom manchmal hysterischen deutschen Markt wegzugehen und neue Touristengruppen zu ueberzeugen.
Ja, Chinesische Touristen kommen viel im Mai und Juni. Der Ansatz ist also gut und richtig.
Konzentration auf deutschsprachige Gaeste. Ein Teil der "Deutschtuemmler" der letzten Jahre kommt aus rein biologischen Gruenden nicht mehr und fehlt damit bei den Ankuenften. Namibia ist fuer die meisten Touristen Sossusvlei, Etosha und Himba. Deutsche Gebaeude und Reiterdenkmal eine nette Randerscheinung, die man mit 2 Photos mitnimmt, aber nicht die Buchungsentscheidung bestimmt.
So wichtig sollten wir uns nicht nehmen. Was wichtig fuer Namibia ist, sind die deutschen Sprachkenntisse und das wirtschafltich-organisatorische deutsche Rueckrat, damit Reisen nach europaeischem Reiserecht ueberhaupt durchfuehrbar sind. Also Sekundaertugenden statt Gebaude.
und nicht zu unterschaetzen: Namibia konnte im Tourismus die letzten 20 Jahre so stark wachsen, da die Tourismusmacher zu 70% immer noch Weisse sind, die nicht an Aids weggestorben sind. Das heisst, Namibia hat im Vergleich zum Tourismus im sonstigen suedlichen Afrika stabile Ansprechpartner seit Jahren.
Namibia hatte halt keinen 2. Weltkrieg, der staedteplanerisch ganz neue Moeglichkeiten eroeffnete. Und auch das Rokkoko war hier nicht sonderlich ausgepraegt. Man traegt als Herero eher "traditionell" victorianisch und nicht auguste-victorianisch.
Zur suedafrikanischen Besetzungszeit wurden weitaus mehr deutsche Kolonialgebauede abgerissen und Farmen enteignet, als im unabhaengigen Namibia. Die Halbwertzeit der "guten deutschen Wertarbeit" mit den vorhandene Baustoffen war 60 Jahre.
Das Restaurant am Waterberg, Fort Namutoni, Fort Sesfontein und die alte Feste in Windhoek sind komplett neu aufgebaut worden nach den alten Plaenen, also erhalten, funtkionsfaehig aber nicht mehr Original. Die Dritten Zaehne der Kolonialzeit.
- Saisonzeiten: Wir haben es in diesem Jahr wieder mit einer extrem verkuerzten Saison zu tun. 80 % der Buchungen vom deutschsprachigen Markt sind von Mitte Juli bis erste Novemberwoche. Das heisst, Namibitourismus findet in diesem Jahr in 3 1/2 Monaten statt. Wer Anfang des Jahres erst mit Buchungen angefangen hat, konnte in diesem Zeitraum zumeist nur noch etwas in der 2. Reihe finden, wenn er denn ueberhaupt noch ein Leihfahrzeug irgendwo gefunden hat.
Wir versuchen mit Nebensaison-Angeboten, z.B fuer Photographen die Saison zu entzerren. Viele Autoverleiher haben Nebensaisonzeiten mit klasse Preisen.
Das Deutsche Stau-Gen ist aber so ausgepraegt, dass wieder alle zur gleichen Zeit am Wasserloch in Etosha stehen wollen.
Das wird im August naechsten Jahres noch einmal dramatischer, da dann ganz Deutschland gleichzeitig im August Ferien hat.
Wir werden in diesem Jahr ca. 10% mehr Gaeste haben und fahren seit Monaten oberhalb der Auslastungsgrenze.
- der deutschsprachige Namibia - Tourismus veraendert sich.
Der Trend ist seit Jahren hin zur Selbstfahrern, weil man es grundsaetzlich kann, wenn auch viele Touristen mit dieser Art des Reisens ueberfordert sind. Wir erleben hier in den letzten drei Jahren Dramen von Gaesten, die nicht einmal einen Reifen wechseln koennen. Dieses Forum hat diesen Trend massgeblich mitgepraegt, man sollte nur nicht vorbehaltslos jedem die Selbstfahrerrei empfehlen.
das heisst, den Autoverleihern in Namibia geht es so gut wie noch nie, wenn sie auch mit der Saisonalitaet zu kaempfen haben.
Der Trend im gefuehrten Bereich ist Kleinstgruppe 4-6 Personen. Ist gut, denn er schafft tendenziell mehr Arbeitsplaetze fuer Tourguides und man kann andere Unterkuenfte nutzen.
( Fuer mich ist immer noch ein Raetsel, wieso so viele Selbstfahrer, auch hier im Forum, die guten Busrundreiseunterkuenfte von Gondwana oder aehnliche nutzen, in denen man abends mit 100 Gaesten im Speiseraum sitzt. ).
Die Nebensaisonbusrundreisen von Berge und Meer, Tschibo, Aldi... finden seit 2 Jahren nicht mehr statt. Sie sind zu Suedafrikareisen in kleinerem Massstab gewechselt. Diese massiven Ankunftzahlen ( Einkaufspreis fuer Bett + Fruehstueck 25 Euro ) sind in den aktuellen Statistiken natuerlich draussen und bilden damit tatsaechlich eher die oekonomische Situation in Deutschland ab.
Die deuschsprachigen Touristen werden juenger, daher auch ein Trend zu Campingtouren, bei denen weniger vorgebucht wird.
Das durchschnittliche Budget von ca. 3.500 Euro pro Person fuer eine Reise hat sich in den letzten 8 Jahren praktisch nicht veraendert.
Bei den Schweizer Ankuenften gibt es keine Einbrueche,
die osterreichischen Ankuenfte leiden noch unter dem Wegfall Air Berlin Direktfluege ab Muenchen.
- Dreiviertel der Anfragenden in diesem Jahr bei uns waren Namibia - Ersttaeter, so viele wie noch nie. Die Wiederholer haben sich dieses Jahr aus diversen Gruenden stark zurueckgehalten, sind aber fuer 2014 bereits in der Buchung, um kostbare Ressourcen rechtzeitig zu sichern.
- Mit Einfuehrung der staatlichen bed levy wird nicht mehr jede Buchung hochgemeldet. Steuervermeidung, die sinkende Tourismusbuchungzahlen vortaeuscht.
- Botswana hat in der Tat wiederum starke Verluste an Touristen. Hier ist tatsaechllich eine Automatismus von 10% jaehrlicher Preiserhoehung zu sehen, wahrlich koste es was es wolle in Verbindung mit einer deutlichen gesunkenen Dienstleistungsmentalitaet.
- die praktische Fast - Unbuchbarkeit der Nationalparkcampinglaetze laesst viele frustriert zurueck.
Da Windhoek aber - ueberwiegend wegen besserer und guenstigerer Fahrzeuge - das Haupteingangstor fuer den deutschsprachigen Tourismus nach Botswana und Sambia ist, macht sich der weitere Abschwung des Botswana - Tourismus auch in den Air Namibia Zahlen fest.
Der Botswana Abschwung in Qualitaet des Personals auf allen Ebenen vor Ort und Preisentwicklung macht uns mehr Sorgen, als die Situation in Namibia.
-Wechselkurs: Die ausliegenden Kataloge und die meisten Websitetarife mit Euro - Auszeichnung reflektieren einen Wechselkurs von 1:10 fuer das Jahr 2013. Dadurch war Namibia in der Wahrnehmung und in einigen Bereichen tatsaechlich teurer. Seit Juni haben wir ploetzlich einen 20%igen besseren Wechselkurs, was Namibia und Suedafrika wieder sehr guenstig macht. Dieses wird auch durch massive Last Minute Buchungen reflektiert. Air Namibia hat beispielsweise im Juli 800 Flugtickets mit Buchung und Abflug im Juli verkauft. Unsere Ressourcenbegrenzung ist aber Fahrzeuge, Etosha, Sesriem, Twyfelfontein.
Der November wird dieses Jahr dafuer herausragend.
Ausblicke 2014 fuer den deutschsprachigen Markt:
Der hervorragende Wechselkurs wird Namibia wieder vergleichsweise guenstiger machen.
2014 wird ein Wiederholerjahr.
Produkte wie Oma-Enkel Safaris, malariafrei, entschleunigt werden intensiv gebucht.
Bei den gefuerten Reisen werden gemischt Lodge-Campingreisen deutlich beliebter.
Namibia-Tourismus wird internationaler.
Namibia ist nahezu moslemfreie Zone, was es weiterhin zu einem beliebten Reiseziel und Filmkulisse machen wird. ( Mad Max 4... )
Im ganzen Bereich Sondertourismus ist noch unglaublich viel Luft. Rollstuhlfahrerreisen, Photographenreisen, Mountain Biking,.....
Der Namibia Tourismus wird also tendenziell weiter wachsen, trotz NTB und NWR und Air Namibia.
Mit sonnigen Gruessen aus Windhoek
Carsten Moehle