Mittwoch - 1. April – Ein ungewöhnlicher Rückflug
Der Wecker holt mich aus unruhigem Schlaf und ich laufe los wie ein Roboter. Meine Zeitplanung geht gut auf und wir sind genau in dem Moment fertig, als der Wagen von Savanna eintrifft. Die Norddeutschen fahren ebenfalls grade ab. Unsere liebe Pensionswirtin steht mit „Care Paketen“ an der Straße und verabschiedet uns herzlich.
Aufgrund der Erfahrungen unserer bayrischen Freude und der Norddeutschen, lässt unsere Anspannung unterwegs nicht nach. Die Fahrt läuft allerdings gut und auch am festen Straßenkontrollpunkt gibt es keine speziellen Prüfungen. Wir kommen sehr pünktlich am Airport an, aber es ist schon ziemlich viel los. Die vielen Menschen stehen sehr eng in der Warteschlange, aber es geht alles sehr geordnet zu und es wird nicht aufdringlich gedrängelt. Nur ein älterer Herr fällt mir unangenehm auf, weil er wiederholt aus der Reihe ausschert, einen langen Hals macht, um die Lage zu peilen und dabei auffällig hüstelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier jemand mit COVID-19 infiziert ist, ist zwar sehr gering, aber ich bin trotzdem froh, wenn der unruhige Geist in die andere Richtung hüstelt
Beim Check-In fallen mir ganze Gebirge vom Herzen, da wir offensichtlich auf der Liste stehen und es keine bösen Überraschungen gibt. Ich bitte um einen möglichst guten Platz, damit mein Mann sein schmerzendes Bein entlasten kann. Die besten Plätze sind natürlich schon weg, aber es gibt einen Fensterplatz in einer 3er Reihe hinter einer Reihe mit nur 2 Sitzen. Das verschafft ausreichend Raum für eine entspannte Beinhaltung.
Nach dem Check-In muss mein Mann seinen Nikotinspiegel noch für den langen Flug optimieren. Draußen ist natürlich richtig viel los! Inzwischen scheint die Sonne und die Temperatur ist super-angenehm. Vielleicht sollten wir doch hier bleiben
Zu meiner Überraschung hat sogar die kleine Kaffeebar geöffnet. Ich habe allerdings unsere letzte Bierdose als „Frühstücksbier“ eingepackt. Vermutlich ist das das erste Mal im Leben, dass mein Mann konsterniert schaut, als ich ihm das Bier reiche. Ich bin allerdings der Meinung, in dieser besonderen Situation schmeckt ein geteiltes Bierchen auch morgens gegen 7:00 Uhr sehr gut
Zurück im Airport sind die Schlangen an der Security erwartungsgemäß lang und es wird zunächst akribisch kontrolliert (Schuhe ausziehen etc.). Plötzlich kommt aber Hektik auf und die Kontrollen erfolgen mit der vertrauten Nachlässigkeit. Das gibt uns noch Zeit für den Shop, der ebenso geöffnet hat wie auch das Bistro.
Der Flieger ist natürlich rappelvoll, aber mit unserer Sitzreihe sind wir sehr zufrieden. Leider lässt sich direkt neben mir der unruhige „Huste-Opa“ nieder, der mir schon in der Warteschlange unangenehm aufgefallen ist. Na herzlichen Glückwunsch! Aber er ist jetzt ruhiger und hustet weniger. Geht doch
Der Flugkapitän klärt uns direkt über das spezielle Catering auf und weist darauf hin, dass dieses kein Lufthansa Flug, sondern ein Flug des Auswärtigen Amtes ist. Pro Platz gibt es 1,5 Liter Wasser und eine große Papp-Box mit verschiedenen Lebensmitteln (Mini-Salamis, Croissants, Vollkornbrot, Marmelade, Käsecracker, Oliven, Nudelsalat, Süßkram etc). Es ist praktisch für jeden Geschmack etwas dabei und da wir unkomplizierte Esser sind und außerdem noch die Care Pakete von Steffi haben, werden wir keinesfalls verhungern.
Immerhin wird auch 2x Kaffee ausgeschenkt und es gibt ein Glas Wein. Zudem kann ich meinen Mann zum Dessert mit einem Mini-Amarula überraschen, den ich heimlich Airport Shop erstanden habe. Kleinigkeiten können manchmal so viel Freude bereiten
Etwas nervig ist lediglich, dass während des Fluges weder der Restmüll noch die Kartons eingesammelt werden. Stattdessen enthält jeder Karton einen großen Beutel in dem man seine Abfälle am Platz sammeln muss. Bei der engen Bestuhlung ist das Handling von Karton und Mülltüte ein kleines Jonglierkunststück. Wir sind wirklich dankbar für den etwas erweiterten Fußraum vor dem Sitz meines Mannes. Als wir uns dem Ziel nähern, haben wir als kleines Highlight wunderschöne Ausblicke auf die Alpen.
Die Abschiedsdurchsage des Kapitäns rührt mich dann sehr. Außer den üblichen Höflichkeitsfloskeln sagt er, dass er und alle im Team aus Leidenschaft fliegen und hoffen, das bald wieder regelmäßig tun zu können. Ja, die Welt ist schon sehr speziell geworden
Das merken wir auch, als wir den menschenleeren Münchener Flughafen betreten. Aber trotz der Leere geht es nicht schnell voran. Wir werden nur in Etappen eingelassen und auch das Gepäck lässt auf sich warten. Das gibt uns die Zeit, unsere komplikationslose Reise und glückliche Landung an unsere Familien und die Süddeutschen zu melden. Unsere Familien sind natürlich extrem erleichtert!!! Und auch die Süddeutschen haben gute Nachrichten für uns. Sie werden am nächsten Morgen fliegen! Da sie keine Zwischenübernachtung benötigen und vom Flughafen abgeholt werden, werden sie nur einige Stunden später zu Hause sein als wir. Da bin ich aber wirklich froh!!!
Schließlich kommt unser Gepäck und wir verabschieden uns herzlich von den Norddeutschen. Noch wird innig umarmt, denn in der Pension in Windhoek saßen wir ohnehin ständig zusammen. Und, dass Umarmungen ab jetzt ein totales Tabu sind, ist uns noch nicht so richtig bewusst. Wir werden in den nächsten Tagen noch den einen oder anderen Lern- und Anpassungsprozess durchlaufen müssen
Es ist natürlich schon dunkel und kalt, als wir mit der S-Bahn am Hauptbahnhof ankommen. Und alles ist so ungewohnt ausgestorben, obwohl es noch relativ früh am Abend ist - nicht angenehm in dieser Gegend mit einigen zwielichtigen Gestalten. Im Hotel werden wir freundlich empfangen und machen ein kleines Zimmer-Picknick mit den Resten aus der Flugzeug-Box und ein paar Einkäufen aus dem Bahnhof Supermarkt. Ich buche noch schnell Sitzplätze für die Bahnfahrt am nächsten Tag und dann fallen wir total erschöpft ins Bett. Schließlich haben wir morgen noch die letzte Etappe dieser ungewöhnlichen Reise vor uns.