THEMA: Namibia 2020 - Nach Hause Dank Rückholprogramm
13 Dez 2020 17:26 #601232
  • Markandi
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  • Markandi am 13 Dez 2020 17:26
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Vielen Dank Helen, Marianne, Caroline und Freshy für eure netten Kommentare zum Abschluss meines Reisekrimis. Mein Mann hat den Bericht auch grade erst gelesen und ist nach dem mehrmonatigen Abstand vom Geschehen selbst überrascht, was wir da so alles erlebt und in welchem Wechselbad der Gefühle wir uns befunden haben :laugh: :laugh: :laugh:

Liebe Grüße, Markandi
Als Volunteer in Uganda – Eine neue Erfahrung für eine „alte“ Afrikasüchtige www.birungi.org/2018...lte-afrikasuechtige/
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13 Dez 2020 19:02 #601239
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  • Gabi-Muc am 13 Dez 2020 19:02
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Hallo Markandi,

danke für Deinen tollen Bericht der etwas anderen Art. Ich glaube, dass ich dies nicht hätte erleben wollen.

Diese Reise wird Euch sicherlich immer in Erinnerung bleiben. Hoffen wir, dass wir bald wieder so reisen können wie vor Corona.

LG

Gabi
03.2022 Swakop, Etosha und Damaraland // 08:2021 Uganda // 01.2021: Caprivi // 10.2020: Etosha pur // 04.2019: KTP, Tok Tokkie Trail und Sossusvlei // 06.2018: Swakopmund und Etosha // 08.2017: Kalahari, KTP, Fish River, Soussusvlei, Swakopmund // 04.2016: Gardenroute von Kapstadt zum Addo Elephant Park
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13 Dez 2020 19:28 #601243
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  • k@rin67 am 13 Dez 2020 19:28
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Hallo Markandi,

Nun möchte auch ich mich ganz herzlich für Deinen ungewöhnlichen Reisebericht bedanken.
Wir können allerdings extrem gut nachvollziehen, wie es Euch ergangen ist, denn wir waren zur gleichen Zeit in Südafrika!
Auch wir hatten ein absolutes Wechselbad der Gefühle, ständig mussten wir auf neue Fakten reagieren und kurzfristig umdisponieren bzw. überlegen, wie wir aus den schwierigen Situationen herauskommen.
Der Urlaub war alles andere als erholsam, aber es gab trotz allem viele schöne Momente, Unterstützung von lieben Menschen und letztlich hatten wir nach einigen Flugstornierungen doch Glück, im letzten LH Flug von Jo-Burg nach Frankfurt vor Lookdown am Abend des 26.03.20 zu sitzen.
Wir hatten allerdings kein Reisebüro im Hintergrund, denn wir hatten sowohl Unterkünfte als auch Flüge (eigentlich mit British Airways) selbstständig gebucht.
Unsere Reiselust ist trotzdem ungebrochen, allerdings werden wir im nächsten Jahr doch recht spontan buchen und Südafrika oder Namibia werden wir wohl auch frühestens 2022 wieder besuchen.
Es gab in Deinem Bericht wirklich vieles, dass wir genauso empfunden haben und das sich die Lage so schnell zuspitzt, haben auch wir sicherlich zu Beginn unterschätzt.

Nochmals vielen Dank und ein gutes Durchkommen durch die Pandemie verbunden mit Gesundheit wünscht Dir Karin
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15 Dez 2020 20:11 #601411
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  • peter 08 am 15 Dez 2020 20:11
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Hallo Markandi,

vielen Dank für Deinen lebhaften Reisebericht :)
Aus unserer Sicht kann ich Dir versichern, dass es Euch trotz aller Mühen noch ganz gut ergangen ist.

Wir waren bereits seit Jahresbeginn unterwegs, ab Mitte März wurde Corona mit jedem Tag präsenter. Irgendwo im Caprivi wuchs doch der Gedanke, uns mal besser Richtung Windhuk zu bewegen. OK, der Flughafen war längst dicht, ebenso die Nachbarländer.....

Nachdem wir noch VÖLLIG ALLEIN die Etosha von Halali bis Okaukuejo durchquert hatten, stand der offizielle Lockdown bevor. Die Botschaft informierte über 4 bevorstehende Rückholflüge, man sollte sich in unmittelbarer Nähe von WHK aufhalten, war aber nicht so einfach...


Plan A war rein nach WHK, auf die Flugbenachrichtigung warten, notfalls am Flughafen übernachten, wir hatten ja im Camper unser Bett dabei.
Plan B: Sollten wir keinen Flug bekommen, hatten wir ein Haus in Swakopmund zur Miete.

Am 28. März war dann kurz vor Okahandja Schluss, Ende der Reise...Roadblock, kein Vor, kein Zurück






Nach kurzer Diskussion hielt ich der Polizistin die offizielle Lockdown-Verfügung unter die Nase, nach dem Schreiben waren "Transitfahrten zum int. Flughafen zum Zweck der Ausreise" ausdrücklich gestattet. Erstaunen....Telefonate..... Stillstand.
Plötzlich kam eine Angehörige des Schweizer Konsulates angebraust, sie solle uns abholen "...bleiben Sie ruhig, die Situation ist sehr angespannt"
Kurzum, letztendlich durften wir im Konvoi nach WHK zu einem vom Schweizer Konsulat angemieteten Hotel fahren. Im Hotel dann bereits zahlreiche Gestrandete, lange Gesichter, gedrückte Stimmung. Ein Telefonat und unser Vermieter holte den Wagen ab.
Im Hotel wurden dann allabendlich durch das Schweizer Konsulat die Gäste für den Rückholflug am nächsten Tag ausgewählt, das Prozedere möchte ich hier nicht weiter beschreiben..... erschwerend, es gab keinerlei alkohol. Getränke! Vor Spaziergängen in die Stadt wurden wir sehr eindringlich gewarnt, es war auch niemand auf den Strassen zu sehen, Lockdown Total.




Mein Anruf bei der dt. Botschaft setzte dann einen Email Verkehr in gang. "...vorgesehen für Flug Nr. 3, wir brauchen Antrag, Einreisestempel, Zusage der Kostenübernahme, etc. ". OK, ran an den Laptop...... pünktlich fiel dann das Internet zusammen, das Unterseekabel von Portugal nach Swakopmund war mal wieder beschädigt worden .... dann endlich "Sie sind gebucht"
Für den letzten Abend hatten wir uns noch ein Abschiedsbier aufgehoben, drei lange Tage fanden ein Ende.




31. März, um 4.00 Uhr ging es dann mit Taxi und Durchfahrtpermit zum Flughafen. Einchecken, im Flieger die bereits beschriebene "Verpflegungsbox" und auch neben mir, eine dauerhustende Dame :(

Ankunft Frankfurt, ein Weltdrehkreuz finster, gähnend leer. Licht nur im Flur zur Gepäckausgabe, gespenstisch. Anschließend noch den Mietwagen abholen und los gings mit knurrenden Magen zu meinem Lieblingsrasthof Spessart. Aber auch hier finster... jetzt waren wir endgültig in der Corona-Wirklichkeit angekommen.

Gruß
Peter
Letzte Änderung: 15 Dez 2020 23:05 von peter 08.
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15 Dez 2020 20:27 #601413
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Hallo Markandi,
vielen Dank für Deinen schönen, spannenden und interessant geschriebenen Reisebericht. Die ewige Achterbahnfahrt der Gefühle und ständigen Enttäuschungen während des Lock-Downs im März hast Du sehr gut herübergebracht. Ich habe gleich wieder richtig mitgelitten, denn meiner Frau und mir ist es ähnlich ergangen, nur das wir nicht das Glück hatten irgendetwas zu unternehmen. Außer Hin- und Rückflug war auch nichts gebucht oder geplant. Wir hatten uns aber vorgenommen, spontan noch eine Tour durch Namibia zu machen.

Als wir Ende Februar mit KLM über Amsterdam nach Windhoek gestartet sind, war uns schon klar, dass dieses nicht einer der üblichen Reisen werden würde wie die 48mal zuvor, aber das hatte nichts mit Corona zu tun. Corona war zu der Zeit für uns noch kein wirkliches Thema, die ersten Erkrankten waren gerade aus Wuhan nach Deutschland geholt worden und die Weltuntergangs-Beschwörer riefen gerade das Ende der Menschheit aus. Nein, bei uns wurde der Grundstein für diesen außergewöhnlichen Urlaub schon im September 2019 gelegt, als wir wieder einmal das Carnet tauschen mussten und dazu 6000km durch Sambia getourt sind. Außer den reichlichen Tse-Tse-Fliegen gab es auf der Reise auch keinerlei Probleme, nur in unserem dunkles Auto ohne Klima-Anlage war es im buschigen Kafue-Park teilweise nicht zum Aushalten. Die Fenster konnten wir nicht wirklich aufmachen (normalerweise haben wir alle Fenster auf) und so waren 45 Grad im Fahrzeuginneren nicht ungewöhnlich. Zurück in Windhoek kam dann mit unseren dortigen Freunden wieder die Diskussion auf, wir sollten uns überlegen, ob wir uns nicht einen neuen Wagen zulegen sollten. Unser Landcruiser war nun auch schon 32 Jahre alt und hatte 400.000 km auf der Uhr. Die Beschaffung Original-Ersatzteilen wurde immer schwieriger z.B. eine 24V-Lichtmaschine war weder in Afrika noch in Deutschland erhältlich. Da wir stets alleine und abseits der üblichen Routen fahren, war die Katastrophe vorprogrammiert. Am meisten nervte jedoch dieser ständige Carnet-Wechsel. Seit über 20 Jahren betrieben wir nun dieses Spielchen. Zudem durfte seit neuesten das Wechsel-Carnet nicht mehr vordatiert werden, was in der Praxis bedeutete, dass dieses statt 12 Monate nur noch 11 Monate nutzbar war und unsere Reisezeit sich damit in jedem Jahr um vier Wochen vorverlegen würden. Ich war absolut dagegen, weil ich nun mehr als 20 Jahr immer wieder Verbesserungen eingebaut habe und ich überhaupt keine Vorstellung davon hatte wie ich das in einen anderen Wagen übertragen könnte. Aber als mir dann der Inhaber unserer Gästefarm empfahl, ich sollte mir vorsichthalber schon einmal eine Traffic Registration Number besorgen, ohne die ich Namibia sowieso kein Auto zulassen könnte und das Gerücht kursierte, dass Ausländer in Zukunft eine solche Zulassungs-Erlaubnis nicht mehr bekommen sollten, entschlossen wir uns das zu machen. Ein Zettel mehr oder weniger kann ja nicht schaden und bedeutet ja auch nicht zwangsweise, das wir uns ein neues Auto kaufen.
Bevor wir also nach unserer Sambia-Tour unser Auto wieder in der gemieteten Garage abgestellt haben, sind wir also schnell noch zur Polizei, eine beglaubigte Foto-Kopie meines Reisepasses und des Visums anfertigen lassen und dann zu NATIS in Windhoek, eine Traffic Registration Number besorgen. Oh Schreck, kaum hatte ich meinen Pass vorgezeigt, ging das Theater auch schon los. Ich hätte ja nur ein 90 Tage Touristen Visum, also zwei Jahre Aufenthalt sollten es aber schon sein. Tief bestürzt habe ich dann mit meinem freundlich preußischem vorauseilenden Gehorsam versucht, das Problem zu verstehen. Leider war ich wie so oft einfach zu dumm dazu .Nach 15 Minuten wurde ich plötzlich auf einen Stuhl gezerrt, fotografiert und bekam einige Minuten später die Urkunde ohne etwas bezahlen zu dürfen in die Hand gedrückt. "Geh und kauf dir dein Auto" und schon stand ich wieder auf der Straße. Verona Feldbusch Rat "Sei schlau, stell dich dumm", hatte 'mal wieder gut funktioniert.

In den nächsten fünf Monaten durchforsteten wir das Web auf Angebote von geeigneten Autos. Der neue sollte ein Hilux Double Cab mit Canopy werden, nicht wieder so ein schwerer Wagen wie der Landcruiser. Unsere Freunde in Windhoek haben auch Augen und Ohren offen gehalten. Fragwürdig war für uns nur die Bezahlung, falls es zum Äußersten kommt. Barzahlung? Aber unsere Freunde zogen uns gleich diese Zahn, jedem Händler stünden die Haare zu Berge, wenn wir das von ihm verlangen würden. Es kommt nur eine Überweisung in Frage. Ein eigenes Online-Konto in Windhoek wäre doch schick. Voller Übermut beantrage ich im Januar online ein Konto bei der Net-Bank, obwohl meine Recherchen ergeben haben, dass die Bankgebühren in Namibia exorbitant sind. Wir waren schon in Windhoek angekommen als endlich eine Antwort von der Bank eintraf. Noch ein kurzer Besuch in der gewählten Bank-Filiale und tatsächlich hat man uns ein Online-Konto mit einer Visa-Card eröffnet. Die sehr kompetente Mitarbeiterin hat aber darauf bestanden, dass sie mir die Banking-App auf meinem Tablet installiert, weil ich das alleine nicht hinbekommen würde. Sehr witzig. Als ich ihr sagte, dass ich meine Passwörter nicht preisgeben würde, klärte sie mich auf, sie wolle nur die Fehlermeldungen des Programms sehen. Zu ihrer Überraschung wurden aber alle Dialoge auf Deutsch angezeigt, was ihr dann auch nicht weitergeholfen hat. Schlussendlich funktionierte alles einwandfrei.
Parallel zu dieser Aktion schauten wir uns reichlich Autos an bis wir letztlich ein passendes Fahrzeug gefunden haben. Es sollte auf keinen Fall ein ausgemusterter Mietwagen oder einer mit Rost von Küste sein. Die erste Woche unseres Urlaubs war so schnell verplempert ohne dass wir etwas unternommen hätten. Corona war in Windhoek wohl schon ein Thema, aber erst am 13.03. reisten zwei infizierte Spanier nach Namibia ein. Vor dem Betreten jeden Geschäften wurden uns die Hände desinfiziert, Hände schütteln wurde von allen nicht mehr gemacht, aber das war es dann auch schon.
Nun galt es, Geld von Deutschland auf unser neues Konto zu transferieren, was uns einige Probleme bereitete (ich habe dazu schon an anderer Stelle geschrieben) und dauerte. Seit Ankunft in Namibia waren wir die ganz Zeit auf unsere Gästefarm, die ersten drei Tage in einem Zimmer und dann auf dem angegliederten Campsite, der gut besucht war. Die Zeit nutzten wir, unser Hab und Gut auszumisten. Mensch was hatte sich in den letzten 25 Jahres alles angesammelt, ob das wohl alles in den neuen Wagen passen würde. Wir entschließen uns spontan, einige Tage nach Sesriem/Sousousvlei zu fahren. Dank unsere Banking-App können wir ja sehen, wenn das Geld aus Deutschland eintrudelt und wieder dann zurück kommen. Prompt haben wir noch vor Solitäire einen Platten und ich bekam die Quittung für meine Schlampigkeit. Ich hatte am Ende unserer Sambia Tour im Caprivi die Kurbel für den Wagenheber zum Aufhängen der unserer Lampe am Schattendach benutzt und dort vergessen. Ich wollte mir in Windhoek eine neue kaufen, aber auch das ist irgendwie untergegangen. Jetzt wurde der Anfänger-Fehler bestraft. Ich kroch halb unter das Auto und versuchte den Wagenheber mit einem dicken Schraubendreher als Kurbel hoch zu drehen. Das erwies sich als sehr mühsam, da ich nach weniger als einer halben Umdrehung den Schraubenzieher neu ansetzen musste. Zudem war überladene Wagen mit seinen gut 3,6 to doch recht schwer. Nach gut einer Stunde, der Wagen war noch nicht ganz aus der Federung gehoben, wurde ich dann von einem Lodge-Angestellten erlöst, der freundlicherweise anhielt. Seine Kurbel passte zwar nicht in das Auge an meinem Wagenheber, aber er benutzte dann den eigenen und wechselte mir sogar noch das Rad. Ich schämte mich in Grund und Boden.
Es folgten ein paar entspannte Tage in und um Sesriem, mit Ausflüge in die Namib. Über unsere MTC Telefonkarte hatten wir Zugang zum Internet und die Karte konnten wir dank unserer Banking-App ganz bequem aufladen. Eines Morgens erhielten wir dann einen Anruf der Bank in Windhoek, es sei Geld aus Deutschland eingegangen. Das ginge so nicht, wir sollten umgehend in die Bankfiliale kommen und erklären, woher das Geld stamme. Dazu wäre es unumgänglich, das wir unser Welteinkommen offenlegen und auf die persönliche Unterschrift könne nicht verzichtet werden. Also Rücksturz nach Windhoek.

Zurück auf dem Campingplatz der Gästefarm fanden wir nahezu alle alten Bekannten wieder vor. Niemand war abgereist wie erwartet. Sofort wurden wir aufgeklärt. Alle Deutschen müssen sich sofort in die Kriesenvorsorge-Liste elefant eintragen, weil Namibia einen Tag nach der Einreise der infizierten Spanier die Grenzen geschlossen und den Flugverkehr für 30 Tage eingestellt hat. Die Rückflüge waren entsprechend gecancelt worden. Und wir? Ein Blick auf unseren KLM Account offenbarte, unser Rückflug war umgebucht worden. Eine Woche später und statt direkt nach Amsterdam nun über Jo'burg mit Zubringerflug durch Air Namibia, aber der Flug war immerhin als pünktlich bestätigt. Na, prima. Wir waren nicht unglücklich. So konnten wir es ja doch noch schaffen, nicht nur unser neues Auto, wenn wir es endlich bezahlen konnten, umzuräumen, sondern auch noch eine kleine Tour machen.

Bisher haben wir ja fast nur auf der Gästefarm gesessen und bis auf die paar Tage in Sesriem nichts unternommen. Am nächsten Tag regelten wir die Bank-Anfrage und konnten die Anzahlung für das Auto machen. Wir bekamen es ausgehändigt, um diesen Christian Heydenreich zu zeigen, damit er uns ein Angebot für die großen Umbauten machen konnte. Die riesige Tischlerplatte aus unserem Landcruiser , aus der ich vor 25 Jahren eine durchgehende Ladefläche bis an die Vordersitze gebaut hatte, wollten wir nicht weiter verwenden, da sie doch arg gelitten hatte durch ausgelaufenes Wasser, Dreck, Staub und Trockenheit. Außerdem wollte meine Frau nun endlich auch solch ein Schubladen-System wie die Südafrikaner es häufig haben. Und da wir schon einmal dabei waren, unser Zelt könnte auch eine neue Matratze vertragen. Auf dem Eros-Flughafen gibt es eine Firma, die uns eine hochwertige Matratze auf Maß anfertigen würde. Auf dem Eros-Flughafen gab es aber kaum ein Durchkommen. Jegliche Stellfläche war mit Kleinflugzeugen vollgeparkt. Der Geschäftsinhaber war verzweifelt. Es bewegt sich nichts mehr. Auch der private Luftverkehr ist untersagt worden. Gut, aber eine tolle Matratze hat es uns dennoch angefertigt. Zwei Tage später war diese fertig und wir konnten diese abholen. Alle unsere Überweisungen aus Deutschland war auch inzwischen auch auf unserem Konto in Windhoek eingetroffen, wenn man einmal davon absieht, dass sich 10.000 Euro im WWW verirrt haben (nur zur Beruhigung, einen Monat später fand es dann den Weg wieder nach Hause). Nun konnten wir endlich unser neues Auto bezahlen und übernehmen. Vorher hat der Händler es noch auf meinen Namen zugelassen. Das ging reibungslos bis auf den Schrecken, dass ich außer der Traffic Registrations Number noch einen namibischen Führerschein vorlegen sollte. Ich habe dem Händler eine Kopie meines Internationalen geschickt und angedroht, wenn die Zulassung nicht funktioniert, dann trete ich vom Kauf zurück. Wie der Händler das dann geregelt hat, weiß ich nicht, auf jeden Fall erfolgte prompt die Zulassung. Ende gut, alles gut.

Nun mussten wir noch einige Tage warten bis wir den Hilux zum Ausbauen in die Werkstatt geben konnten. Da wir nicht weitere Tage untätig auf der Farm herumsitzen wollten, haben wir uns kurzfristig entschlossen, eine Spritztour in die Erongo-Berge zu machen und auf dem Rückweg noch zwei Tage nach Erindi. Dort erhielten wir von sehr guten Freunden aus Deutschland, die sich sehr gut in Namibia auskennen, einen Anruf mit dem Rat, umgehend nach Hause zu kommen. In Italien lägen die Kranken schon in Zelten und jeden Tag gingen die Ärzte durch, um zu entscheiden, wer beatmet werden sollte und wer sterben musste Erst jetzt wurde uns die Dramatik der Pandemie richtig bewusst. Von Erindi sind wir dann zur Spitzkoppe gefahren. Am Freitag, denn 20.03. fuhren wir zurück nach Windhoek. Es schüttete wie aus Kübeln als kurz vor Okahandja unser namibisches Handy klingelte. Eine Frau Borgner von der Deutschen Botschaft rief an und bot uns für das Wochenende einen Rückholflug nach Frankfurt an. Sie riefe die Touristen nach Alter an. So alt sind wir nun auch nicht, man gerade im regulären Rentenalter. Wir lehnten das ab, da wir uns in Namibia absolut sicher fühlten, gut ausgerüstet waren und für in 14 Tagen einen bestätigten Rückflug hatten. Sie stimmte zu und meinte, dann können wir uns das viele Geld für den Rettungsflug sparen. Außerdem sollte in der kommende Woche ja unser Auto ausgebaut werden, damit wir dann den Rest vom Landcruiser in den Hilux einbauen konnten.
Zurück auf unsere Gästefarm erhielten wir die neuesten Informationen, das Smartphone und das Internet sind zum wichtigsten Utensil für alle Gäste geworden. Alle Informationen wurden sofort weiter getrommelt, welcher Flug storniert wurde, welche Gesellschaft wieder einen Flug angeboten hat. Die Stimmung sank stündlich, zu viele Enttäuschungen und auch Angst machte sich unter den Gästen breit. Nur Gaby und Peter waren noch von Frau Borgner angerufen worden. Die beiden waren schon über 80 und haben das Angebot angenommen, weil sie gerne ihre Enkel nochmals sehen wollten. Das bedrückte alle, zumal es keine genauen Informationen gab, wann und wie das Ganze von statten gehen sollte. Der Flug wurde immer wieder verschoben bis er dann mit 24 Stunden Verspätung gestartet ist. Wir waren alle erleichtert als wir hörten, das sie gut nach Frankfurt gekommen waren. Von Zuhause trudelten auch immer mehr Nachrichten ein. Ein Freund aus der Nachbarschaft fragte an, ob wir schon einen Plan B hätten oder vielleicht keinen Plan. Das wäre vielleicht sogar keine schlechte Lösung. Der Email fügte er einen Artikel aus der Lokalzeitung bei, zwei Rentner hatten sich im örtlichen Supermarkt eine Schlägerei um das letzte Paket Klopapier geliefert und Nudeln gab es auch nicht mehr. Willkommen in Deutschland 2020, wo soll das noch enden?

Der Ausbau unseres Autos ging zügig von statten, dennoch haben wir nochmals drei Tage untätig auf der Farm gesessen. Aber es hat sich gelohnt. Die Werkstatt hat toll gearbeitet und auch gleich noch unser Dachzelt vom alten auf den neuen Wagen umgesetzt. Jetzt nur noch schnell den Rest umbauen. Wie sagte unser Freund aus Windhoek als ich vehement die Anschaffung eines neuen Wagen von mir wies weil ich 20 Jahre an Kleinigkeiten getüftelt und nachgebessert hätte, "wo ist das Problem? Du stellst beide Wagen nebeneinander und überträgst einfach 1:1. In einem Tag ist das erledigt". Schön wär's. Am 26.03. dann die nächste Hiobs-Botschaft. Ausgangsperre ab dem 27.03. für 21 Tage. Damit platzten die letzten Träume von einer Tour mit dem Hilux. durch Namibia. OK, wir saßen auf der Farm fest bis unser Flieger Anfang April gehen sollte. Das war zunächst kein erschreckender Gedanke, wenn es bloß nicht ständig so stark regnen würde. Das macht im Dachzelt nicht wirklich Freude. Also sind wir vom Campsite wieder in ein Zimmer gezogen, gegessen haben wir auf der Farm sowieso immer im Restaurant. Die nächste schlechte Nachricht ließ aber nicht lange auf sich warten. KLM stornierte den Zubringerflug von Amsterdam nach Deutschland. Und nun? Ich durchsuchte alle Flugportale nach Flügen von Amsterdam nach Deutschland. Negativ. Es flog überhaupt keine Linie mehr diese Route. Zündende Idee meiner Frau, wir nehmen einen Mietwagen und fahren nach Hause. Sicherheitshalber erkundigten wir uns noch bei unseren Freunde in Deutschland nach der Lage Zuhause. Lässt uns Deutschland überhaupt über die Grenze. Ja, kein Problem. Alle Deutschen werden ins Land gelassen, aber die Mietwagen Idee sei nicht so gut. Sobald wir den Flughafen in Amsterdam verlassen würden, müssten wir in den Niederlanden 14 Tage in Quarantäne. So die Aussage unsere Freunde. Das war absolut inakzeptabel, dann bleiben wir eben in Namibia. Hier waren wir sicher, konnten Abstand halten und glaubten nicht daran, uns zu infizieren. Am nächsten Morgen lösten sich alle Überlegungen in Luft auf. Wir erhielten eine SMS von Air Namibia, der Flug nach Jo'burg ist gestrichen und damit war ein wegkommen aus Namibia in weite Ferne gerückt. Es gab einfach keine Flüge mehr. Wir freundete uns mit dem Gedanken an, dass es wohl diesmal ein längerer Urlaub werde und außer unserer 18 Jahre alten Katze würde uns auch keiner vermissen. Oder vielleicht doch? Mein Telegram-Messenger lief langsam heiß. Meine arabischen Schützlinge fragen "Peter, wo bist du?". Im Anhang alle möglichen Dokumente: Job-Center-Bescheide, Fragebögen diverser Behörden, diverse Infos von Schule, Mahnbescheide, usw. Ich kenne das schon, alle meine vier Familien verfallen in Schock-Starre und warten, dass ich zurück komme und den Schriftverkehr für sie mache. Schreiben fällt ihnen immer besonders schwer.. Eine Nachricht war besonders. Khaled aus dem Irak schickte mir Fotos aus meinem Garten "Peter, der Frühling ist schon in deinem Garten und ich habe den Rasen heute 4 Stunden lang mit meiner Maschine gemäht." Das war nicht abgesprochen, aber der grüne Rasen hat es ihm angetan.
Dann wurde es am Sonntag, den 29.März doch noch turbulent. Wir hatte unsere Ausrüstung gerade provisorisch vom Landcruiser in den Hilux geräumt und wollten gerade zum Abendbrot gehe als uns Frau Borgner von der Botschaft wieder anrief. Morgen früh hätte sie noch einige Plätze im nächsten Rückholflug nach München frei und wir sollten bitte mitfliegen, wenn wir irgendeine Möglichkeit sehen würden, von München nach Hause zu kommen. Der Flug am Dienstag nach Frankfurt wäre schon voll. Wenn wir ihr Angebot wieder ausschlagen würden, müssten wir wahrscheinlich noch Monate in Namibia ausharren. Außerdem hätte die Botschaft Erkenntnisse, dass es zu Übergriffen von Schwarzen auf die krankheitsbringenden Touristen kommen könnte. Die Ansprache war sehr eindringlich und da wir sowieso keinen Rückflug mehr hatten, haben wir das Angebot angenommen. Wir sollten unbedingt noch am Abend noch den Konsular-Antrag ausgefüllt zurückschicken. Die Formulare schickte sie per Email an die Gästefarm und Chris druckte alles aus. Nachdem wir alles brav ausgefüllt hatte und kopierte Chris noch unsere Pässe dazu und faxte endlos viele Seite an die Botschaft, damit diese das noch in der Nacht prüfen konnten. Am nächsten Morgen um 6 Uhr sollten wir pünktlich auf dem Flughafen sein. Wie sollten wir dort hinkommen? Chris konnte uns keinen Transfer mehr anbieten, weil schon alle Auto voll belegt waren, die sie wegen des Lockdowns nur zur Hälfte besetzt durfte. Wir müssen also selbst fahren.
Gestern war das Rivier an der Gästefarm nach einem heftigen Regen-Guss abgekommen. Als riesiger Wasserfall schoss das Wasser vom Berg hinter dem Haus, der bestimmt eine Höhenunterschied von 50 m zum Farmgelände hat, und lief durch das Flussbett ab. Ein Schauspiel, dass es nur alle 10 Jahre auftritt. Seitdem läuft das Revier, das wir dann morgen früh im Dunkeln durchqueren müssen, um zur Hauptstraße zu kommen. Es regnete schon wieder wie verrückt und war schon stockdunkel. Während meine Frau das Wichtigste per Taschenlampe aus unserem Auto fischte und unsere Sachen packte, versuchte ich den Garagenvermieter anzurufen. Der meldete sich aber nicht. Was sollten wir machen. Wir können ja unser Auto nicht einfach am Flughafen stehen lassen. Genau genommen, mussten wir ja zwei Autos abstellen. In letzter Verzweiflung rief ich dann unsere Freundin Heidi in Windhoek an, ob diese noch eine andere Telefonnummer vom Garagenbesitzer bzw. seiner Frau hätte. Heide machte aber einen ganz anderen Vorschlag. Wir sollten um 5 Uhr zu ihr nach Klein-Windhoek kommen und sie bringe uns zum Flughafen und stellt unseren Hilux mit allem Gepäck in den nächsten Tagen in unsere Garage. Den Landcruiser sollten wir einfach auf der Farm stehen lassen, das würde sich dann schon irgendwie regeln. Glück muss man haben und gute Freunde. Der Garmin kannte sogar den unaussprechlichen Straßennamen und Hausnummer. Jetzt würden wir dort auch hinfinden.

Für jedes Problem gibt es auch eine Lösung

Um 22 Uhr lagen wir dann schon im Bett, den Wecker auf 4:30 Uhr gestellt. An Schlaf war dennoch nicht zu denken. Der Regen trommelte die ganze Nacht auf das Blechdach und ich grübelte wie ich denn im Dunklen durch das Rivier kommen sollte. Wie war das noch mit dem Allrad bei dem Hilux, irgendwie elektrisch und die Naben locken sich auch selbstständig, oder? Irgendwo in der Furt war doch Kies aufgeschüttet worden. Hoffentlich treffe ich diese Spur und fahre nicht in das Sand/Schlammloch. Wenn ich mich morgen früh im Rivier festfahre, dann verpassen wir den Flieger. Endlich schlafe ich ein, da klingelt auch schon dieser Sch...Wecker. Das ist nicht meine Zeit. Was soll man schon von einem Tag erwarten, der mit aufstehen anfängt. Jeden Tag das gleiche Drama. Gitta zaubert noch einen Becher lauwarmen Pulverkaffee und dann geht es los. Es ist rabenschwarz draußen und kein Mensch auf der Farm zu sehen oder hören. Sind die Anderen schon weg und wir wieder einmal die Letzten? Raus aus dem Tor und ins Revier. Erst links am Ufer entlang und auf Höhe des Büro rechtwinklig abbiegen, so der Plan. Zum Glück ist das Wasser nur 20-30 cm tief. Den Allrad habe ich natürlich nicht einschalten können, aber es geht auch so. Wohltuend knirscht der Kies unter den Rädern. Ich treffe sogar die Ausfahrt auf der anderen Uferseite und wir sind auf der Pad in Richtung Hauptstraße. Nach 4 km die erste Polizeisperre, aber die Jungs haben keine Lust und winken uns einfach durch. Für den Notfall haben wir von der Botschaft ja noch einen Passierschein bekommen. Windhoek bei Nacht, das sieht doch dann gleich anders aus. Der Garmin macht aber seinen Job und wir finden die Straße. Die Häuser haben sogar Hausnummern. Die brauchen wir aber gar nicht. In der ewig langen Straße brennt nur an einen Haus eine Lampe. Als wir vor das Tor fahren, fährt es elektrisch auf und Heidi steht schon auf dem Hof. Schnell umgeladen und schon geht es weiter. Überpünktlich sind wir am Flughafen. Hier steht aber schon eine riesige Schlange an Menschen. Nicht nur in der Abflughalle, sondern sie reicht bis in die Ankunftshalle. Alles ist sehr aufgeregt. Um uns herum stehen Viele, die das erste Mal in Namibia waren und jetzt reichlich Panik schieben. Es dauert ewig bis wir von dem Check-In-Desk stehen. Nun die nächste Überraschung. Ich bekomme einen Platz in der Business-Klasse, meine Frau ganz hinten in der Holzklasse. Nein, das kommt nicht in Frage. Ich gebe die Bordkarte zurück und bitte, dass ich auch hinten sitzen darf. Der Angestellte kann es nicht verstehen und diskutiert es mit seinem Vorgesetzten. Nach einigen Minuten kommt er zurück und wir bekommen neue Bordkarten. Nun sitzen wir beide in der Business-Klasse. Wir sind sprachlos. Am Durchgang zur 'Abflughalle stehen zwei Bundeswehr-Soldaten im Fleck-Anzug. Ich bin überhaupt kein Militärfreund, aber es strahlte etwas Beruhigendes aus. Während wir an den Schaltern entlang auf sie zugingen, liefen vor meinen Augen die Bilder eines Dokumentationsfilm über die Touristen-Entführung im Tschad vor einige Jahren ab, die nach einem wochenlangen Marsch durch die Sahara von der Bundeswehr mit einem Jumbo in Mali abgeholt wurden. Ich war sehr bewegt bei dem Gedanken, wenn wir jetzt in die Abflughalle kommen und auf dem Vorplatz der riesige Jumbo der Bundeswehr mit der Aufschrift Bundesrepublik Deutschland auf uns warten würde. Dem war aber nicht so, stattdessen rangierten zwei Lufthansa Maschinen umeinander herum. Wir mussten noch einige Stunden warten bis wir dann endlich einsteigen konnten. Ich hatte mich wieder gefangen und da es ein funktionierendes WLAN gab, fing ich an per Tablet nach einer Möglichkeit für die Weiterreise von München nach Hause zu suchen. Die Bundesbahn war keine Option, denn wir wären irgendwo unterwegs gestrandet, weil es keine Anschluss-Züge gab. Wieder die Mietwagen Idee. Ich klapperte alle Website's der Mietwagen-Firmen ab bis ich von Sixt einen Golf für den gleichen Tag als One-Way angeboten bekam. Ich war gerade beim Buchen als das Einsteigen begann und auf dem Rollfeld konnte ich die Buchung erst abschließen. Ob das wohl klappt?
In der Maschine fanden wir dann wirklich einen gigantischen Sitzkomfort vor. Bei meiner Körpergröße von fast zwei Metern eine Wohltat gegenüber allem, was ich früher überstanden habe. Hieran könnte ich mich gewöhnen. Jeder bekam einen halben Liter Leitungswasser und einen Karton mit Naschkram. Essen konnte man das nicht nennen. Das Verpackungsmaterial war gigantisch, mehr Plastikabfall als wir zu Hause in einer Woche produzieren. Wir beschlossen es nicht anzurühren. Zum Glück gab es aber jede Menge schwarzen Kaffee.
Obwohl es ein Tagesflug war, empfanden wir diesen als sehr angenehm und die Zeit verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge. Als wir in München landeten, war es schon wieder stockdunkel. Wir fischten noch unsere FFP3 Masken heraus, willkommen im Seuchenland. An der Gepäckausgabe stand schon unser Koffer "priority". Wow! Nun stracks zur Mietwagen Ausgabe. Immer wieder wurden wir ermahnt nicht zusammen zu gehen, aber Gitta fauchte immer zurück, wir gingen auch zusammen ins Bett. Für unsere Pässe hat sich niemand so richtig interessiert, Deutschland stand offen. Der Sixt Schalter war schnell gefunden und ich war gespannt wie ein Flitzebogen, ob meine Buchung funktioniert hat. Aber alle Sorge war umsonst. Kaum hatte ich meinen Name gesagt, da drückte mir der Mitarbeiter auch schon einen Schlüssel mit der Bemerkung "Ich habe für sie einen 1er BMW" in die Hand. Wir sollten 100 Meter weitergehen und dann in die Parkgarage. Dort stünde der Wagen auf Platz xy. So war es auch, nur Licht gab es in der Garage nicht. Ich bin noch nie einen BMW gefahren und so war es gar nicht so einfach im Dunkeln die richtigen Knöpfe zu finden. Schlussendlich gelang es dann aber. Schnell noch den Garmin an die Windschutzscheibe, T4A ausgeschaltet und die Europa-Karte aktiviert und schon begann das Navi, nach Satelliten zu suchen. Wir tasteten uns langsam in Richtung Autobahn vor, aber zu welcher? Nach etwa 10 Minuten fragte der Garmin, ob wir in Bayern seien und bot die Ziel-Eingabe an. Natürlich nach Hause. Inzwischen kurvten wir schon von einem Autobahn-Kreuz zum Anderen ohne die geringste Vorstellung, in welche Richtung wir denn müssen. Meine Frau Gitta versuchte derweilen das Auto-Radio in Gang zu bekommen ohne Plan und ohne Licht. Ich war einfach nur genervt und eindeutig zu früh aufgestanden. Nach weiteren 10 Minuten die Erlösung, der Garmin hatte eine Route berechnet "Schnellste Route nach Hause 720 km. LOS?". Natürlich! Plötzlich auch noch Musik-1-2-3, nein keine Musik. Nachrichten irgendeines bayrischen Senders. Jedes Dorf wurde aufgezählt: wieviele Kranke, wieviele Tote, Schule ja/nein. Die Autobahn war gespenstisch leer, kaum Verkehr, fast keine LKWs. Nach 100km hatte ich dann auch den Tempomat aktivieren können, Tempo 130 und einfach laufen lassen. Kurz hinter Würzburg fragte meine Frau dann, was machen wir denn, wenn wir nach Hause kommen und alle unsere Nachbarn sind tot? Hatten wir uns richtig entschieden? Die Stimmung war jetzt endgültig im Eimer. Ein unerträglicher Gedanke. Wir entschlossen uns direkt nach Hause zu fahren und erst gegen Abend zum Flughafen zu fahren, den Mietwagen abgeben und unseren eigenen Wagen aus dem Parkhaus abzuholen. Gegen vier Uhr in der Früh erreichten wir dann unser Zuhause. Unsere Katze empfing uns laut schreiend und unwirsch. Wir waren erleichtert. Im Haus war es eiskalt, man gerade 8 Grad und kein warmes Wasser. Kein Wunder, es wusste ja auch niemand, das wir schon heute kommen und die Heizung war ausgeschaltet. Egal, jetzt nur noch ins eiskalte Bett, wir waren jetzt 24 Stunden auf den Beinen, das reicht.

Was für ein Urlaub. Der Längste, den wir je gemacht haben, in keinem Urlaub haben wir so viel Geld ausgegeben, so wenig unternommen und trotzdem ordentlich die Nerven strapaziert. Dennoch ist uns eines ganz klar geworden, wir haben zwar in den letzten Jahrzehnten oftmals auf unser Land geschimpft und kein gutes Haar an ihm gelassen, aber wir möchten trotzdem nirgends wo anders leben. Was das Auswärtige Amt und Frau Borgner mit dem Team der Deutschen Botschaft in Namibia geleistet haben, war ganz großes Kino. Trotz Flugverbot und Grenzschließungen ist es ihnen gelungen, Tausende von Urlaubern heil nach Hause zu holen.

CHAPEAU! und DANKE DEUTSCHLAND.

sagt Peter, der Rentner
ADVENTURE BEFORE DEMENTIA - noch etwas erleben im Leben
Letzte Änderung: 16 Dez 2020 20:39 von adkstr.
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15 Dez 2020 21:18 #601414
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  • BMW am 15 Dez 2020 21:18
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Guten Abend Peter 08,

Vielen Dank für Deinen Bericht über die Märztage 2020 in Namibia...

Die Schweiz hat ja keine Botschaft in Namibia.....wer war im Schweizer Konsulat Ansprechpartner? Du erwähnst

ebenso eine Dame, die Euch in Okahandia durchschleuste......Welches Hotel wurde in Windhoek angemietet?

Mag mich noch gut an Deine angespannte Situation damals in Windhoek errinnern ( via Namibia-Forum )..

Wir befanden uns ja auch in Windhoek und haben die Kurve Mitte März noch knapp gekriegt, bevor Alles

drunter und drüber ging.......

LG.............................BMW
Letzte Änderung: 16 Dez 2020 08:49 von BMW.
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