Tag 8 – 20. Juli 2019 – De Nossob erop
Polentswa – Rooiputs
Nachts hörten wir immer wieder Hyänen rufen. Es waren mindestens zwei, die abwechselnd ihren Singsang anstimmten. Nachdem um halb sieben der Wecker ging, standen wir auf und packten zusammen. Uwe trank noch die letzten Schlucke Kaffee, als Löwengebrüll einsetzte. Es hörte sich nicht allzu weit entfernt an, und so beeilten wir uns noch mehr mit dem Losfahren. Anstelle hinunter in die Pfanne zu starten, fuhren wir ein kleines Stück in Richtung der Polentswa-Lodge, weil man auf dieser Strecke eine bessere Aussicht auf die Pfanne hatte.
Und tatsächlich sahen wir dort in weiter Entfernung stecknadelkopfgroß zwei Löwinnen. Wir spekulierten auf das Wasserloch und fuhren nun doch hinunter. Obwohl wir einige Zeit warteten, ließ sich außer ein paar Vögeln nichts weiter blicken. Daher kehrten wir noch einmal um und schauten wieder von oben auf die Pfanne. Von den Löwinnen war nichts mehr zu sehen. Dafür waren drei Tüpfelhyänen und ein Dutzend Schakale unterwegs. Wir vermuteten, dass die Löwen nachts ganz in der Nähe ein Tier gerissen hatten, dessen Reste nun unter Tüpfeln und Schabracken aufgeteilt wurden. Mit dem Fernglas konnten wir erkennen, dass eine Hyäne den Lauf eines Tieres davonschleppte. Einige Schakale folgten ihr, die anderen schnüffelten oder fraßen an unterschiedlichen Stellen ein paar übrig gebliebene Reste.
Nachdem nichts mehr zu erwarten war, fuhren wir erneut an den Campsites vorbei hinunter Richtung Wasserloch. Ein junger Gaukler saß mit einem abgenagten Knochen auf der Erde und zupfte daran herum. Dieser Knochen war wohl mehr Spiel und Zeitvertreib als Mahlzeit. Er wurde als Balancierunterlage verwendet, erklommen, aufgestellt und kippte dann mitsamt dem Adler wieder um.
Wir blieben nur noch kurz bei Polentswa, dann machten wir uns auf den langen Rückweg nach Süden durch das Nossobtal. Bei Cubitje Quap blieben wir etwas länger und beobachteten einen Schakal bei seiner Jagd auf Flughühner. Er hatte sich in der Nähe der Wasserstelle niedergelassen und schaute unbeteiligt, während eine Hühnchenschar nach der anderen ihre Runden drehte.
Anders als vor ein paar Jahren, als wir hier gleich mehrere erfolgreiche Jagdszenen miterleben durften, war unser Schakal heute nicht sehr geschickt. Er schlich sich an, sprang so flink in das Hühnergetümmel, dass wir die Übersicht verloren und konnte letztendlich doch nur der davonfliegenden Beute nachsehen.
Wir waren uns nicht ganz einig, ob wir mit dem hungrigen Schakal Mitleid haben oder uns für die glücklichen Hühner freuen sollten. Die nächsten Versuche liefen ebenso erfolglos ab.
Als schließlich keine weiteren Flughühner mehr landeten, um ihren Durst zu stillen und sich auch der Schakal verzogen hatte, fuhren wir weiter nach Nossob. Unsere restlichen Tiersichtungen des Tages lassen sich schnell zusammenfassen: Oryx, Gnus, Springböcke und Strauße und auch nur sehr wenige davon.
Bei Nossob machten wir eine längere Pause mit Duschen, Frühstück, Tanken und Einkaufen.
Glanzstar
Nachdem wir noch ein paar Worte mit unseren Campnachbarn aus Polentswa gewechselt hatten, brachen wir wieder auf. Die meiste Zeit fuhren wir ohne anzuhalten unserem Tagesziel Rooiputs entgegen.
Weißbürzel-Singhabicht
Bei Dikbaardskolk gab es eine weitere Pause.
Eigentlich wollten wir eine Avocado zu einem leckeren Salat verarbeiten. Aber sie war noch zu hart, und so aßen wir die bereits geschnittenen Zwiebeln auf Leberwurstbroten. Glanzstare und Webervögel leisteten uns Gesellschaft. Außerdem hörten wir das laute Hupen eines Rotstirn-Bartvogels.
Im schönen Nachmittagslicht und mit kaum anderem Verkehr steuerten wir weiter nach Süden.
Mit der Zeit wurde es ganz schön frustrierend, kilometerlang keine Tiere zu sehen. Die eine oder andere Sichtung wäre schon nett gewesen. Vor lauter Verzweiflung hielten wir schon mit großer Begeisterung bei fast jedem Springböckchen.
wieder ein junger Gaukler
Gegen halb sechs erreichten wir Rooiputs und fanden unsere Campsite Nummer 2 frei. Alle anderen Stellplätze waren schon belegt. Wir stellten den Buschcamper auf, machten Feuer und bereiteten das Abendessen vor.
Heute gab es zur Abwechslung mal kein Fleisch, sondern Nudeln mit gemischter Tomaten-Chakalaka-Soße, die wir im Potije über dem Feuer kochten. Das schmeckte uns sehr gut, und Ruth rieb noch etwas Käse dazu.
Nach dem Essen kochten wir den Potije aus und spülten. Bevor der Mond aufging, machten wir wieder ein paar Sternenfotos. Von der Nachbarcampsite strahlte eine helle Lampe zu uns herüber und beleuchtete unser Foto. Daher gingen wir hinüber und baten die Südafrikaner, für ein paar Minuten ihre Lampe auszumachen. Den Gefallen wollten sie uns gerne tun, warnten uns aber gleichzeitig, dass es sehr leichtsinnig von uns sei, so weit durch die Dunkelheit zu laufen. Heute Morgen seien Löwen und Hyänen durch das Camp gelaufen, und schließlich gebe es ja keine Zäune. Wir versprachen ihnen, vorsichtig zu sein und machten uns auf den Rückweg. Unter uns fanden wir ihre Sorge ein wenig übertrieben. Wir waren ja schon an vielen Stellen ohne Zaun unterwegs gewesen. Solange sich ein Lichtschein bewegt, hatte uns mal ein Guide erzählt, würden Löwen nicht näher kommen. Außerdem waren wir doch gar nicht weit vom Auto entfernt. Wir befanden uns zwischen den beiden Sites etwa auf gleicher Höhe der Holzvorrichtung mit dem Plumpsklo. Frohen Mutes baute Uwe seine Kamera auf,
als plötzlich Löwengebrüll einsetzte. Und dieses klang nicht sehr weit entfernt. Uiuiui! Schnell das gesamte Fotogeraffel geschnappt und ins Auto geworfen und ab ins Zelt. Klarer Fall von Fehleinschätzung, die Südafrikaner sollten Recht behalten. Wir waren doch ein wenig leichtsinnig gewesen. Mittlerweile bewegen wir uns zwar aufmerksam, aber deutlich selbstverständlicher als bei unseren ersten nicht-umzäunten Campingübernachtungen im Dunkeln. Das nahe Löwengebrüll hat uns ein wenig die Augen geöffnet, doch wieder vorsichtiger unterwegs zu sein.
Als wir in unseren Schlafsäcken lagen, vernahmen wir das an- und abschwellende Rooooaaarrr, das uns durch Mark und Bein ging. Es war fantastisch. Die ganze Nacht über wachten wir immer wieder auf und lauschten dem Spektakel um uns herum.
Kilometer: 221